Verlag: Heidelberger Beobachter. Gerausgeber: Otto Weyel.
Schriffleitung: Lutherſtraße 55, Fernruf 4048
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Poltſchecktonto: Richarb Fuhrmeijter, Karlaruhe 21834,
Nr. 29 / 1. Jahrgang
Einzelnummer 20 Pfg.
An Adolf Hitler.
Mein Führer!
Am 20. April feierfeft Du Deinen
Seburtstag, und wir wijjen, daß diefe
Feier Stunden doppelter Arbeit gewe-
fen find im Dienſte unſeres Volkes und
aterlandes.
Wir kennen Dich zu gut, als daß wir
Dir zu diefen Tage ' ein Geſchenk im
üblichen Sinne fenden könnten.
Unſere feſte Verſicherung, daß wir
Ar Treue hallen, und bis zum Endſieg
mif Dir kämpfen werden, fei unſer Ge!
ſchenui
Mit doppelter Kraft wollen wir uns
einfeHen für Dich und die nakionaljoziali-
ſche Bewegung, bis jener Tag kommen
Dird. der in der Zukunftk als Geburtstag
des Driiten Deulſchen Reiches gefeieri
werden wird!
Ein unbekannter SA. Mann.
(Unjer Führer Adolf Sitter wurde am 20.
April 42 Jahre alt. Er wurde 1889 in Brau-
nau (Defterreich) geboren, ift deutjch-Sfterreichi-
If%e‘ Staatsangehöriqreif, kämpftfe während des
elfkrieges im Ddeutffjchen Heer. Bis heute hat
* ibm als Führer der glößten deutſchen Par-
X die deutſ e GStaatangehörigkeit verweiger£,
$ jeder oftaaliziſche Iude ohne weiteres erhält.
t bringen in der naͤchſten Ausgabe einen bio-
Vhiſchen Abriß des — Lebens unſeres
Übhrers, ie Schriftleitung).
$ * Anbetracht der heute durch die Notver-
4* Nung geſchaffenen Rechtsunficherheit und un-
mi‘ Berüäckfichtiqung der Tatkfache, daß nicht nur
* ſondern auch Seutſche Volkspartei, Wirk-
gar die Soʒialdemokraliſche Partei gegen die
— Anwendung der ‘Rotvgngrbnung
%)mfeffe erhoben haben, ſcheink es nofwendig, an
m““Ö_eineä krafjen Falles unſere Stellungnahme
T die Zukunft feftzulegen!
* CEine Zeitung wurde verboten, weil fie vom
Kampf des ſterbenden Syftems“ qge-
°ti°ben haffe! In der Begründung des DBer-
* gegen das ſelbftverſtandůch Bejhwerde ein-
Keet wurde, ſetzte der Oberpräfident der Pro-
ma Sachfen, „Syftem“ gleich „verfaffungs-
ig fefägeffeflte Staafsform“.
len ziele Öleichfeßung iff nafürlich einer der vie-
ba Kleinen „Irrfümer“, die in lehker Zeit immer
“cf;ger vorkommen!
* **
2 em 8 ſtenit“ ſch joͤ
tendn » reihen,
* * niemals Ddie
em Wort „Syftem“ bezeichnen wir die
agffge""“fiwiffiöat’t‚ die heutfe in Deutfchland
d
igägllmfälid)ung der Verfaſſung, die heute fei-
3u ben"e‘ ‘Parteien von den Marriften bis
8 wirffchaft der Kotruͤption Tür und Tor ge-
eufe vo
gemrum geübttäg?fgeife vom allerchriſtlichſten
heutiger Parteimißz
SG
Y | — der Einfachheit halber —
nter dem Begriff Syſtem zufammengefaßt,
Seit Monaten erzählen es die Gegner
des Nationalſozialismus im Lande her-
um, wie die geſchwähigen Tanten beim
Kaffeeklatſch: Haͤbt ihr ſchon gehört, der
Aationalſozialismus ift eine abſterbende
Bewegung Die übereifrigen Soziſpie-
Her rüfteten ſchon die Kränze, um ünfere
ken Bonzenbruſt mitzufeiern.
Kaiſerslautern haf ihnen einen böſen
Stoß verſetzt. Bei der Reichstagswahl
1930 gab es 8569 nalionalſozialiſtiſche
Stimmen. Der von unſeren Pfälzer
Parteigenoſſen veranſtaltete Bolksent-
Hitler vor
Vorverkauf:
Stimmen gegen die Auflöſung des Stadt-
rates. Die drei Fünfkel Mehrheit iſt
zwar nicht erreicht worden, aber die
Nationalfozialiſtiſche Bewegung hat un-
geahnt zugenommen. Die Natibnalſozia-
liſten Kaiferslauterns können ſtolz ſein,
auf ihren Erfolg. Setzt man die ſtändig
abnehmende Slimmenzahl von Volks!
parkei und Wirtſchaftspartei in Rech-
4** o haben die Nationalſozialiſten
mindeſtens um 50 Prozent zugenommen
ſeit dem 14. September,
So ficht der „Rückgang“ einer ſter-
benden Parkei aus.
!
den Toren
Gegneriſche Parteien ſtehen ja bisher, wenig-
ſtens fheoretijh noch nicht, unter Yotverord-
nungsſchuß weshalb wir uns — vorläufig we-
niaſtens, bis wir die nächſte Notverorönung vor-
liegen haben — geſtatten werden den Ausdruck
„Syftem“ im angedeuteten Sinne zu gebrauchen!
Wahrſcheinlich wird nun die naͤchfte Notverord-
auch die Parteien — verfteht fich, nur die
Regierungsparkeien — unter „Schuß ftellen. —
ohl bekomm’s ihnen!
Die Wahrheit iſt peinlich.
Die pteußiſche Regietung behauptet neuer-
dings wieder, der vom Stahlhelm als Propa-
ganda für das Volksbegehren verwandte „Auf-
ruf der Volksbeauftragken“ von 1918 ſei eine
Fälſchung.
Dazu teilt uns das Bundesamt des Stahl-
helm mit: Sowohl dem Fridericus⸗ Verlag, wie
anderen heule zwechmäßigerweiſe wohl beſſer
noch ungenannt bleibenden Perſönlichkeiten
ſtünden außer dem heute beſchlagnahmten und
neuerdings wieder als falſch bezeichneten Flug-
blatt hinreichend weilere Beweiſe für eine ge-
richkliche Unterſuchung dafür zur Verfügung, daß
der Inhalt des Flugblattes im November 1918
zwar das Volk irre geführk habe, daß aber das
Flugblatt tatfächlich verbreitek worden fei:
Das Finanzaenie.
S.— Als gecl)egeätreue Notverord-
nungsobjekte machen wir zuvor die Feſt-
ſtellung:
Herr Dietrich iſt der größte Finanz-
miniffer, Diefrichs Steuern ſind die
beſten, Dietrichs Erfolge find.....!
Nein, wir wollen ihm nicht zuviel Lob
ſpenden. Sowas tat man im verruchten
alten Staat. Heute iſt das freie Wort
Trumpf, ſoweil es die Interefjen der
Parteibonzen zulaſſen und ſoweit es noch
nicht gänzlich wegberordnet iſt! Von
wegen der Not — verſteht ſich!
Alſo Herr Dietrich, auf Schloß Horn-
egg, oder ſollten Sie inzwiſchen zu einem
krauten Teeſtündchen bei den Kollegen
Brüning, Curkius, Luther in Baden-Ba-
den weilen:
Das deutſche Volk hat bisher die Er-
folge Ihrer Finanzpolitik mit gebühren-
der Verwunderung hingenommen. Wir
erinnern uns noch, als Sie vor den Wah-
len vom 14. Sepkember in Heidelberg
verſicherken, die Reichskaſſe ſei bis zum
Ende des Jahres gegen alle Zu- und An-
fälle geſichert. Wir erinnern uns noch,
wie dann wenige Wochen nach der
Wahl ein bunter Strauß neuer Sieuern,
leichſam wie vom „Mädchen aus der
— dem geduldig hungernden Volk
von Ihnen dargeboten wurde. Darun-
ler war auch die Zigareltenſteuer! Dieſe
Steuer führte zu dem bis dahin uner-
reichten Zuſtand der „Würde und
Schönheit“, daß der Raucher in einer
Zehnerpackung nur noch 9 Zigaretken, in
einer 30 er-Packung nur noch 27 vor-
fand. Damals enkfland in Raucherkrei-
ſen — der wahrſcheinlich Ihrer Anſichk
nach ſtaaksgefährliche Spruch: „Die
Zehnte raucht Boung.“ — Daneben halte
dieſes Steuergeſeh noch die für das
jehige Kabinelt typiſche ſoziale Neben-
wirkung, daß der Einzelverkauf von
Zigaretten unterſagt wurde. Das heißt:
der deukſche Arbeiter, der nicht mehr in
der Lage iſt, ſich auf einmal zehn Zigar-
retten (9) zu kaufen, hak überhaupf dar-
auf zu verzichten!
Man ſollte nun meinen, dieſe Steuer
habe wenigſtens zu dem von Ihnen ge-
wünſchten Erfolg, nämlich höheten
Steuereingängen geführt! Weit ge-
fehlt: Der Rauchet begann zu ſtreiken.
Der Zigarettenkonſum ging im lehten
— um 55, 56 Prozent v. H. zU-
rück.
Steuerlich heiht das: Sie haben nicht
nur keine Mebhreinnahmen für die
Reichskaſſe, ſondern fogar einen Ein-
144 aus * Zigaretten-
teuer.
Wie man ſich in Berlin erzählt, be-
findet ſich ſchon heute wieder ein Defizit