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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 32 - Nr. 55 (1. Mai - 30. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44155#0455
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Werlag: Gelbelberger Benbadhter. Geraudgeber: Otis Mesel,
| Der Schriffleitung: Lutherftraße 55, Fernruf 4048
*34 veideiberger Beobachter erſcheint 6 mal wöchentlich und
— 2.40 NM. Bei Roftbezug zualiglih 38 Bfg.
„{ 8 ngen nehmen die Poſtämter und Briefträger entgegen.
die Beitung am Erfcheinen (aud) durch hHöhere Gewalt)
verhinderi, befteht. tein Anſpruch auf Gnt{chäbigung.

Nr. 54 / 1. Jahrgang

Nitzbrauch der Neligion

R katholijchen, Tat-Berlag, Köln, Neumarkt
erjchienen, das fich „Natio-

au R.übet die Stellung des Nationalfozialismus

Rr
Dn Neufralem Deckmantel die hehre Künderin

——

etwas Heiliges! deshalb führen wir ſie
r Mdauernd im Munde, wie eine gewiffe ſich
nennende Partei, die ſich gebärdet als
; ' die Religion in Erbpacht genommen.
’{\)‘e“feber zweile Sag in dieſem heuchleriſchen
Tümsflugblatf beginnt mit den Worten:
9 „Chriſtus fjagt“:
%} Ir Nationaljozialiften wenden uns mit Ekel
Aem M diejem Mipbrauch des Heiligften in ei-
cDPDIIfifd)en Iugblatt.
. pft Leo XM dat gefagt:
_Smg&er Mißbrauch der Religion zu politiſchen
©n ift die größte Sünde!”
ftume diefe Günde begeht die verlogene Zen-
* — tagtäglich, denn tagkäglich mißbraucht
8 Religion 3zu ihren {chmierigen parteipo-
@ien Sejchäften.
A * eradezu unerhörke Heuchelei gehörk da-
w CN Namen Chrifti über eine fauftdicke Lüge
Dl)lei;tien.
*

E

In dieſem widerlichen Zenkrumspam-

Dn Chrifius fagt:

gk:

OE nicht Köten!“ (Mt. 5.21.)
fn So. Nationalfogialiften befürworfen die X-
‘%%e Er Kranken...“ Und nun folgt die ſchon
4 als Lüge und Unkerſtellung öffenklich
* —— Behauptung von dem „National-
Yl „‘ften" Ernft Mann und ſeinem Buch „Mo-

( die NSDAP. wiederholt im
, Alchen Beobachter“ parfeiamtlich erklärt


} m
1 1 en il i ieDd-
—ibgße“ des Heilands zu feBen, alſo in der nied

8 —
ch

* Apoͤltiſchen Zwecke zu Ireiben. —

Kampfolatt der
in helbelberg

Sationatroztaliften
and Hordbaden




Die Ortsgruppe Heidelberg der NSDAVP.
hatte ſeiner Zeit ordnungsgemäß bei der
olizeidirektion die Genehmigung eines


nachgeſucht. Die Veranſtaltung wurde
ebenſo ordnungsgemäß von der Polizeidirek-
fion genehmigt. Soͤweit war die Sache
in Ordnung und die RNSOAP. Heidelberg
begann mif. den Vorbereitungen.

Eines Tages krat die Polizeibehörde an
die Orksgruppenleitung mit dem Wunſche
heran, ſie ſolle den SA. Aufmarſch um eine
Woche verſchieben. Nach dem Grund ge-
fragt erklärte dieſe, am 13. und 14 Iuni
ſeien von der Einweihung der Aniverſikät
noch zu viel Ausländer in Heidelberg.

Da Ausländer ja ſchließlich wenigſtens
heuke noch in Deutſchland Gäſte ſind, wäh-
rend wir das Heimakrechk genießen, weigerle
ſich die NSDAP., den Aufmarſch nach der
einmal erteillen Genehmigung zu verſchieben.

Inzwiſchen begann das unterirdiſche

Treiben gegen den SA Aufmarſch Herr
G. der Befiher eines bekannten Heidelber
ger Hotels, (nebenbei natürlich Freimaurer)
erklärte im Verkehrsausſchuß man ſolle den
Aufmarſch wegen der Ausländer unkerlaſſen.
Auch andere Herren und Vereinigungen,
deren wir uns demnächſt mit beſonderer
Liebe annehmen werden, bemühken ſich in
gleicher Richkung.
Geſtern erfolgle nun das Verbot des Auf-
marſches für den 13. und 14. Juni mit der
Begründung, die Buchdrucher hiel-
ten in Heidelberg eine Tagung
ab, diegehörfken einer anderen
politiſchen Richtung an, und das
könne zu Schwierigkeiten führen. Man
ſtellte der NSDADP. eine Verſchiebung des
Aufmarſches anheim.

Zu dieſem unerhörten Vorfall iſt einiges
zu fagen. Die Buchdrucker ſtellen einen
wirtſchafklichen Verband, nicht eine politiſche
Vereinigung dar. Die Polizeidirektion Hei-
delberg hat ſich alſo geniert, den eigent-
lichen Grund des Berbotkes, näm-
lich die Anweſenheit zahlreicher
Ausländer in Heidelberg, offen
anzugeben. Sie ſchiebk anſtattdeſſen Ddie
Buchdruckertagung vor. Dabei iſt zu be-
merken, daß dieſe Tagung ſchon ſeik Wochen
bekannt war.

Anzeigen: Die 8 geſpaltene Millimeterzeile 8 Rfg. Die
4 gefpaltene Millumeterzeile im Teptteil 25 Pfg. Für Heine
Anzeigen: die 8 gefpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. Bei Wiedere
holungen und Zeilenabſchlüſſen Rabatt nach aufliegendem
Zarif. Schluß der Andeigen Aunahme & Uhr. Zahlungs: und
Erfüllungsort: Heidelberg Ausſchließl Gerichtsitand Heidelberg

Poſtſchecklonto: Richard Fuhrmeiſter, Karlsruhe 21834. „

10 ꝓfs. auswarts 15 Pfgi

Wir haben es aljo in Heidelberg ſchon
ergöhlich weit gebracht.. Den Auslän-
dern darf die Stärke dernakio-
Kalfozialifijhen
nicht klar werden, denn {jonff
könnfen f{ie inihre Seimat be-
TidheN, auf welch jämmerlich
ſchwachen Füßen die Regierung
Brüning ſteht.

Den Juden, die außer einigen wirk-
lichen Idealiſten, von ihrem Gold, in dem ſie
erſticken, einen Bruchkeil für den Univerfi-
kätsbau hingegeben haben, darf das Ha-
kenkreuzbanner nidt vor die
Augen kommen, denn es könnke ja
ſonſt „diplomatildhe“ Verwicklun-
gen geben

Nein, es ſoll alles fein liberal, pazifiſtiſch
und internationaliſtiſch aufgepußt wer-
den, damit das Ausland weiter-
hin den Lügen ‚einer gewiſſen
Preſſe über den „Rück gang” des
Natkionalfozialismus glaubt!
Damit ſich die Herren, die Ddiejes Verbot
erwirkten, keinen Täuſchungen hingeben:
Wir werden den in Heidelberg zwiſchen dem
8. und 14. Iuni anweſenden Ausländern
ſtreng legal zeigen, daß der Nationalſozialis-
mus im geſamlen Reich bald die politifchen
Geſchicke beſſimimen wird, gleich, ob das dem
Auslande paßl, oder nicht.

Wir hakten zuerſt nichk die Abſicht, uns
mit der Univerſttätseinweihung über das
gebührliche Maß hinaus zu befaſſen. Da
man nun den S A. Aufmarſch — ob-
wohl man es nicht offen zugibk, mit Rüchk-
ſicht auf das Ausland verboten
hat, werden auch wir uns bewogen fühlen,
zur Ausgeſtaltung dieſes Feſttages der Stadt
und Univerſikät Heidelberg durch die Heraus-
gabe einer

Feſtausgabe
des „Heidelberger Beobachter“

gebührend beizutragen. Im übrigen
wird das Ausland trog aller Lü-
gen (toB allen Terrers tros
des verbofenen Heidelberger
SA.-Aufmarfches langjam mer-
ken, woher in Denmtihland der
Wind weht!


det Flug in die Siratolyhüre.

S.- Spaltenlang find die deutſchen Zei-


ßungen und Berechnungen über den Stra-
foſphärenflug des Profeſſors Piccard.
Sonderberichte werden in den Aushänge-

käſten der Zeikungen angeſchlagen. Kurz,
man hak den Einoͤruck, als ob es für

uns Deutſche im Augenblick
nichts wichtigeres qäbe, als das
Schick ſal Piccards.

Gewiß: Jeder Forſcher der unter vollem
perſönlichem Einſaz der Wiſſenſchaft dient,
wird die Achkung jedes Menſchen für ſich
haben, aber uns ſcheink doch, als werde das
Inkereſſe des deukſchen Volkes etwas zu
ſtark auf diejen Flug in die Skratoſphäre
gerichket und als vergefje man darüber einige
deutſche Lebensnotwendigkeiken, die ſich in
Folge der bewunderungoͤwürdigen Tätigkeit
der derzeitigen Reichstegierung auf einem
„Flug in die Stratoſphäre? befinden deren
Wiederbeibringung und ſorgſame Wartung
zum mindeſten mehr Zeit und Mühe bean-
ſpruchen dürfte, als die des Profeſſors
Piecard und ſeines Ballons.

Die Kunſt des Regierens iſt in
Deutſchland auf einem Nivequ gelandet, daß
ſich die großen Politiker aller Zeiten wie
Flettner· Roͤtoren in ihren Gräbern herum-
Frehen würden, könnken ſie heuke ihre Be-
8 in unſerem Vaterland anſtel-
en.

Wie fieht dieſe Kunſt heuke in Deulſch-
land aus? Zunächſt hat ſie jene Wandlung
durchgemacht, die fich etwa ausdrücken läßt
in der ſehr unerfreulichen Enkwicklung von
der handgeformken Schale deutſcher Hand-
werksmeifter zur uniformen Tonſchüſſel des
modernen Fabrikbekriebes, von der Schön-
heit und edlen Form eines venekianiſchen
Glaſes zu der ſeelenloſen Maſſenprodußkion
im Ehape Geſchmack.! Selbſtverſtändlich hat
bei dieſer Entwicklung auch die Qualität des
Gebotenen erheblich gelikten

Früher waren wenige Köpfe vorhanden,
die die Verantworkung trugen. Heute ſind
es mehr geworden und dieſe wechſeln, wie
man das Hemd wechſell. Die Berantk-
worfung? Ach ſo, fie wußten das
noch nicht, — die befindel ſich auf dem
Dauerflug in die Stratoſphäre. Keiner will
 
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