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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

DOI Kapitel:
Nr. 15 - Nr. 22 (4. März - 28. März)
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Sämstagausgabe
14. März 1931
Jahrg. 1 / Nr. 18






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monatlich RM. 1.20
Einzelaummer 20 Pfg,

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Der Intereſf entenhaufen

Gdz. Ein Wirtſchaftsminiſter dieſes
Syftems haͤt die Parteien einmal als In-
tereffenteuͤhaufen bezeichnet; man mußte
eigentlich dies ganze Syſtem als Intereſ-
entenhauſen bezeichnen denn es wird ja
praktiſch von den Erfüllungsparteien
nichts anderes als {Hmukiger Kuhhandel
getrieben. Man laviert ſich durch, indem
Man immer die Intereſſen der einen
Öruppe gegen die anderen ausſpielt. Das
beißt man . dann „Staatspolitik“! Ein
draftiſches 77— dieſer Politik hat ſich
jeßt im RNumpfparlamenl ereignet Det
Tapeziererobermeiſter Frib Holzmann,
44— vereidigter Sachverſtaͤndiger
ür das Tapezierergewerbe, insbeſondere
holſterarbeiten, Dekorationen und Ein-
richiungen — ſo betitelt er ſich jelbft —
leichzeitig Abgeordneter det Wirt
DHaftspartei, hat zum Baushalt des
Reichstages mit Unkerſtützung ſeiner po-
itijden. Freunde einen Anftag einge-
bracht, wonach die Ausgaben für Ueber-
olung und Neubeziehung der Seſſel im
Sigungsjaal des Reichsrates von 8000
auf 10000 Mark erhöht werden ſollen.
Der Mehrbettag ſoil den Summen enf-
Nommen werden, die durch Abweſenheit
der nationalen Oppoſition geſpark wer-
den! Die Schlußfolgerung iſi * ein-
ach: Man verwendet alſo lieber das
Eſharte Geld für bequeme Sihgelegen-

_ peilen der Herren Parlamentarier, als
ür die Unterftüßung det hungernden
Solksmajjen, zumal pielleicht auch der
Wirtichaftsparfeilihe Poljtermeifter dann
o im Stillen hofft, hoͤchſt pergönud)
mit dieſem Auftrag bedacht zu werden!

Xceiner Zeitspiegel.

Am 12. März 1930, alſo vor einem
Yahr wurden im Reichstag die von der
ozialdemokratie mit allen Mitteln ver-

Lrrlichten Bounggeſetze angenommen.
* SPD.-Prejje dezeichnete dieſe Tat
* größten Erfolg deukſcher Politik.
ünf Millionen Arbeitslofe und hunder-
Aufende vernichtete Eriftenzen ſind auf
Wege des erften Jahres die Meilen.
eine dieſes „Erfolges“.

*
* Die Naſſenklage, die die 3 Eiſenhah-
— — egen die deutſche
Aeidsbahngefellichaft wegen der Feier-
Wen . dom Arbeitsgericht abgewie
worden. Alles wird 4 ”

bne und Arbeitszeit.

teuern werden aufgebaut.

*

en
D Arbeit,
ur die Voung

Einige 2 eordnete des Zenttums
8 auf ihre Art Politik 4
Sie erſcheinen alg Sendboten 8 „Bet:



die Sozialdemokratie hat es uun
doch im Haushaltungsausſchuß des
Reichstages durch Stimmenthaltung
ermöglicht, daß die erſte Rate für den
Bau des Panzerkreuzers B mit den
Stimmen aller übrigen Parteien — mit
Ausuahme der Rekruten Noskaus —
angenommen wurde. Zu Beginn der
Sißzung gab der Genoſſe Hühnlich im
Namen der ſozialdemokrat. Fraktion
eine lendenlahme Ertlärung ab, daß
die SPD. im Hinblick auf den Panzer-
kreuzer A, den ſie abgelehnt hat, gegen-
über dem Panzerkreuzer B zwar keine
Veranlaſſung habe, eine andere Stel-
lung einzunehmen, daß ſie ſich aber
troßdem der Stimme enthalten werde.

Die Sozialdemokratie hat alfo —
wie vorausoͤgeſagt — ihre Anſchauun-
gen zugunſten der Erhaltung der preu-
ßiſchen Pfründe über Bord geworfen.
Es wird ihr ſchwer fallen, dieſen offe-
nen Verrat — der im übrigen kein Ein-
zelereignis iſt — in ihrer Preſſe den
mißtrauiſchen Wählern mit „allge-
meinpolitiſchen Erwägungen“ zu be-
gründen. Beſonders bedauert die gali-
ziſche „Frantfurter Zeitung“ die pein-
liche 3wangslage dieſer jederzeit das

Börſenkapital ſchützenden Partei und
bangend ſieht ſie voraus, daß die


politiſche Einſicht ein äußerſt ſchwe-
res ja vielleicht folgenſchmeres —
Opfer bringen muß!.

Schon regen ſich Wortführer im
marxiſtiſchen Lager, die dem politiſchen
Kurs der Fraktion ſeit dem 14, Septem-
ber ihre zuſtimmung verſagen. Beſon-


ſition hatte die Gelegenheit eröffuet,
daß die Sozialdemokratie, die zuſam-
men mit den Kommuniſten im Reichs-
tag die Mehrheit bildet, endlich einmal
die Erfüllung ihrer pazifiſtiſchen und
ſozialiſtiſchen Verſprechungen beweiſe.
Statt deſſen kuhhandelt ſie mit den ver-
haͤßten kapitaliſtiſchen Parteien und
verzichtet auf ihr Parteiprogramm.
und die bange Frage: „Wie ſage
ichs nieinem Kinde? wird ſie dahin-
gehend beantworten, daß ſie die Lügen-
welle gegen den Nationalſozialismus
verdoppelt und verdreifacht, um ihre
eigene Charatterloſigkeit dahinter zu
verbergen. Wir werden mit beſonderem
Verguiigen dieſen, ihren Augſtkrämp-
fen beiwohnen. a Al

{tändigung“ in Paris, betteln dort um
SGleichberechtigung und bekennen gleich-
äitig ihren Willen, den Faſchismus in

eulſchland (gemeint iſt das in der As.
DAP, wiedererwachte Nationalgefühl
7 Deutſchen) rückſichtslos zu bekämp-
en.

Dieſe Anbiederungsverſuche endeten
mit einer küchkigen Abfuhr des Zentrums-
abgeordneken Joos, der ſich von den Ver-
tretern der franzöſiſchen Katholiken ſa-
gen laſſen mußte, daß ihre Grundtendenz
der Patriotismus ſei und daß ſie einen
„blöckenden Pazifismus ablehnen. Wo-
4 Herr Zoos betroffen nach Hauſe
uhr. w.

Noue loidosꝰ...
Gdz. Man kann die ——
Verſuche der Berwaltungsapparate ge-
die nationalſozialiſtiſche Bewegung
eim * Willen ſchon nicht 14
etuſt nehmen. Oieſes Syſtem reizt n
men Blüten das Volk zut Mihachtung,
i bilft auch &in Republik}


rorakten gehören auch die Uniformver-
bote, die erſt nach langen . juriftijchen
Belehrungen und grandiojen Reinfällen
der einzelnen Polizeiorgane, rechtswirk-
ſam erlafjen wurden. Man glaubt Dda-
mit eine Volksbewegung zu bekämpfen
und hat ſich doch nur laͤcherlich gemacht.
Das deulſche Volk kann dieje „Stiaats-
ewaltigen“ nur bemikleiden, der Gegen-
tand iſt einer höheren Regung, etwa des
Haſſes, gat nicht wert.

Die Volksſtimme hat dieſer Empfin-
dung auch wiederholt Ausdruck gegeben.
So jollen ja bei der Berliner politiſchen
Polizei beaͤchtliche Pakete mit Motten-
kugeln eingegangen fein, die ordnungs-
liebende SA.-Leuie zur Konſervierung
ihtet beſchlagnahmten braunen Haſen
einſandten. Ein anderer amüſanter Fall
hat ſich kürzlich in Stettin ereignet. wo
ein Nationalfozialift in aller Hoͤflichkeit
das Polizei 28 um Auskunft bat,
welche Farbe für Hemden erlaubt ſei, da
er im Sommet gewöhnlich keine Jacke
frage und nicht ( laufen wolle, mit
* jolizei in Konflikt zu kommen. Ob
er


Tage vorher in Stettin mehrere NRatio-
nalfozialiſten verhaftet, weil ſie weiße
Hemden trugen. Die Polizeibehörde
hatte wie ſich denken läht — für Hu-
mor kein Verſtändnis, antworket aber
ſachgemäß, daß ein polizeiliches Inkereſſe
am Einfärben des Henidenſtoffes nicht
beſtehe. Es heißt dann wörklich: Auf
Wunſch wird Ihnen aber gern die Poli-
zei· Verordnung des Herrn Regierungs-
präſidenken, gegen die Jhre am 4. d. Mis.
ſiſtierten Parteigenoſſen verſtoßen ha-
ben, mündlich erläutett. In dieſem Falle
ſtelle ich anheim, in den Renſtſtunden
auf Zimmer 55 des Polizeidienſtgebäu-
des vor zuſprechen.“

Wenn Lächerlichkeit köten Kkönnte,
wo wäre dann dieſe „Staatsgewalt“?

oln

8 “ 2

*

Or. W. G. Hand in Hand mit det
Politik iſt das wiſſenſchaftliche und
künſtleriſche Frankreich eifrig bemübht,
die Hegenioniälbeſtrebungen det Grande-
Nakion, welche ſoeben durch den glän-
zenden diploniatiſchen Erfolg des Flot-


ben worden ſind, durch eine gtoßarkige
Kulturpropaganda in der ganzen Welt
pſychologiſch zu unterbauen. Der uner-
fäitliche galliſche Imperialismus ſoll
dutch „Ziviliſation kokett verbrämi
werden. ;
Frankreich arbeitet aufs neue an
unjerer Iſolierung, denn nur zu gut wij-
ſen die führenden Köpfe am Quai dD’Or-
ſay, daß es lehklich die Freunde der fran-
zöfiſchen Kultur geweſen waren, die
ſchließlich die ganze Welt zut Rektung
rankreidhs aufgeboten hatten. Es be-
ſiht einen guken Klang dort drühen, das
Wort: „Les amis de Ia France“. Die
Deukſchen ausgenommen findet jeder
Ausländer in Frankreich guten Empfang;
beſonders in Paris gewähren die Fami-
lien der oberen Geſellſchafksſchichten den
Studierenden aller Nationen eine gera-
dezu verſchwenderiſche Gaſtfreundſchaft.
Der Franzoſe kann liebenswürdig ſein,
und er iſt es auch ſeinen Freunden und
Klienten gegenüber, ſo daß die meiſten
dieſer jungen Menſchen nach Beendi
ung ihrer Studien als dankbar ergebene,
44 ——2 — in ihre Hei-
mat zutückkehren. rt aber erwartel
jie ſchon der Franzoͤſiſche Club“, oder
jonſt eine wiffenſchafkliche oder ge ellige
Bereinigung zur Förderung franzöjijher

——
ht das von deutſchen Triputen

Nun * ——
überfättigte Frankreich : daran, überall


— ——
‚Mit den _ „Reparattonsgeldern”
Deutfchlands werden Infiitute und Schu-
 
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