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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 81 - Nr. 105 (1. August - 31. August)
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Verlag: Heidelberger Beobachter, Gerausgeber: Otto Webel.
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Telephon 4048
Der Heidelberger SBeobachter erſcheint 6 mal wöchentlich und
koſtet monatlich 2.40 RM. Bei Poſtbezug zuzüglih 36 Pfa.
Beſtellungen nehmen die Poſtämter und Briefträger entgegen.
SIſt die Zeitung am Erſcheinen (auch durch höhere Gewalt
verhindert, beſteht kein Anſvruch auf Entſchadigung.

%

Nr. 83 / 1. Jahrgang

Drojelloren treiben Bolitik.

, „gudem werden Univerſikätsprofeſſoren
IM ganzen übethaupt viel zu hoch gebhalten.
} 2 der deukſchen IJugend, die in gegen-
Wärfiger Zeit ihre Führung am meiften
Außerhalb der Univerfität ſuchen mug."
enard.

Ql Ob wir zurückgehen auf die 48er Natio-
u tfammlung in der Paulskirhe zu Frank-
* Dder ob wir die politiſierenden Proféſſoren
* Meimarer Zeit ins Auge * immer be-
„?.“en wir der Tatjache, daß Profeſſoren als
Wilche ‘ Führer {Olechthin unkauglih {find.
| di, Senige Ausnahmen dürften hier wie ſtets
Regel beſtäligen
Ciner der Profelforen, die ſich am längſten
/ deStijh in der Dolitik zu betaͤtigen fuchten,
x unglückliche Liebe die Politik ijt, Profefjor
‘ W. Sellpach, gibt uns durch ſeinen Artikel
Tagik der Zaktik“ in der Keuen Zü-
r 3Zeitung“ vom 2. Iuli 1931 Nr. 1365 er-
Anlaß, uns mit dem Problem Profefforen
4 Politik“ zu befaffen, denn der Hellpach ſche
it fchlechtbin £ypifch für die Ark, wie
Ofefforen Polikik freiben.
e &s foll hier nicht die Rede davon jein, da
ie Seanfpruchung durch die Lehrtätigkeit un
imgleichzeitige polifijche Betäfigung ſchon rein
fie ein Problem aufwirft, das wohl alle poli-
Erenden Profeſſoren als eine gewiſſe Tragik
| mig ybandeln Wollen“, aber aus Zeifmangel
DE handeln Können“ empfunden haben.
ſoll vielmehr davon 17 werden,
* N die kontemplative Politik der Profeſſoren,
; , Sorfichtige Abwägen jenen Schwung, jene
‘ Yarcilhe Aktivität vermiffen 1äßk, Ddie große
z_‘uud)iflher auszeichnel! Gewiß Profeſſoren, 10
ya Dellpach, empfinden die Schwierigkeifen un-
/ Rg ‚Sage, erkennen ganz klar die Unmöglich-
/ %g die Politik der „Taktik des Augenblicks“,
fq„){»‘Bon der Hand in den Mund Lebens“ wei-
8 zu betreiben!

f
———
en

{ „Heute iſt es ſo weit * ohne dieſe Re-
Stmen (Wabhl-,, Reichs-, . Parlaments- und
8°iaialneriid)erungärefotm) die wirkjchaftliche
. bithilfe unmöglich wird, auf die Oeutſch
i‘ä‘‚? von feiten der Welt angewiejen worden

4 * 7* 4
„Wir hoffen ernfthaft das kolporkierte
** des 4 — er
** ſich von diefem Kabinett als Ganzem
* frennen, fei eine Fama. Denn es geht
bi wirklich nicht darum, zu demonffkrieren,

4r beiter! Gewerkschaftler

gebt Euern Bonzen, die
Euch jahrelang betrogen,
die gebührende Antwort:

erdet Nationalsozialisten!

ein Kabinett ſich halten Iäßt, ſondern nur
arum. daß an jedem wirkenden Plah
erg S ite Mann ffehe, um das Bewahrungs-

am deutſchen Staate mifzutun!“
le erfte Theſe Hellpachs, pofitiv wenig-

Kampfblatt der
— für Odenwald

Sationatfoziatiften
und Bauland



Magdeburg, 3. Auguſt. Der hieſige ſtädliſche
Preſſedienſt keilt mit, daß ſich die Stadk Magde-
burg mif Rückficht auf die völlig ungeklärfe Lage
der Zahlungsmitfel der deukfchen Städke, an der
die kommunale Berwaltungen ſchuldlos ſind, ver-
anlaßt geſehen habe, enigegen der 7
beabſichligten Auszahlung der Gehälier und
Löhne für den Zeitraum von 14 Tagen zunächſt
nur für acht Tage zu zahlen. Zurzeit ſei die
Skadl noch nichk in der Lage, zu überſehen, wann
die reſtliche Gehaltazahlung für die erſte Hälfte
des Monals Auguſt erfolgen kann.

Das Neichskabinett tagt.

Verlin, 3. Auguſt. Das Reichskabinett ſehke
am Montag 24 — bereits am Frei-
fag voriger Woche in Angriff genommenen Be-
rafungen mit führenden Perſoͤnlichkeiten der
Wirtſchaft fortf.. An wven. Bejprechungen, die
mehrere Stunden dauerken, nahmen außer jämt-
lichen Kabinetfsmitgliedern und dem Reichsbank-
präſidenten Dr. Luther noch Geheimrat Schmih
von der IG. Farbeninduftrie ASG., Geheimrat
Bücher vom Reichsverband der Deukſchen Indu-
ſtrie, Staafsjekretär Dr. Dernberg als Präſident
der Akzepf- und SGarantiebank, der frühere
Aeichsfinanzminiſter Dr. Hilferding, ſowie Prof.
Warmbold als landwirkſchafklicher Sachverftändi-
feil. Die Beſprechungen dienken im wejent- -
ichen der Unkerrichtung des Reichskabinetks
über die Auffaſſung der genannten Wirkjchafts-
perſoͤnlichkeiten ſodaß es zu irgendwelchen Be-
ſchlüſſen nicht kam. Die Berakungen, die in den
nächſten Tagen vom wirkſchaftspolitiſchen Aus-
chuß des Kaäͤbinetts zuſammen mit den Sachver-
tändigen der in Bekracht kommenden Wirk-
aftskreiſe forkgeſebt werden ſollen, gelten der
Vorbereitung des wirtſchaftlichen Seloͤſthilfepla-
nes, über den Reichskanzler Dr. Brüning vor-
ausſichklich am Dienstag abend in einer angekün-
digten Rundfunkrede programmakifche Ausfüh-
rungen machen dürfte.

Ein Bomben⸗Attentat.
Bombenanſchläge im D-Zug München-


verlehte.

Verlin, 3. Auguſt. Nach einer Meldung
der Berliner Abendblätter aus Belgrad ſind
in der Nacht zum Monkag im D-Zug Mün-
chen Agram Belgrad in drei Eijenbahnwa-


gen Bomben erplodiert, durch die zwei Per-
ſonen getötet und 16 ſchwer verleht wurden.
Von den Schwerverleßzten iſt die Frau des
Belgrader Univerfitätsprofejjors Brunati im
Belgrader Krankenhaus geſtorben. Außer-
dem kam noch von der Familie Brunati ein
elfjähriges Kind ums Leben. Die Perfön-
lichkeif des dritken Toten, eines Hertn mit-
leren Alters, konnte bisher nicht feſtgeſtellt
werden. %

Vom bayriſchen Stahlhelm.

München, 31. Iuli. Wie die Landesfüh-
rung Bayern des Stahlhelm mitteilt, wurde
der Arbeitsloſenſportkurs des bayeriſchen
Stahlhelm auf dem Lechfeld auf Grund der
Abhilfebeſchwerde des Stahlhelm nun vom
Innenminifterium freigegeben und findet im
Auguſt ftatt. Wegen einer Reihe von Maß-
nahmen örtlicher Poltzeibehörden hat die
Landesführung des bayeriſchen . Stahlhelm
Verfaſſungsbeſchwerde eingelegt.

Die Nomreiſe.

Berlin, 3. Auguſt Wie bereits gemeldet,
reiſen Reichskanzler Dr. Brüning und Außen-
miniſter Curtius am Miktwoch abend nach Rom
ab. Dr. Brüning wird von Oberregierungsrat
Planck von der Reichskanzlei und Dr. Curtius
von Legationrat Thomſen, vom Auswärkigen
QAmt begleitef fein. Die Miniſter werden vor-
ausfichtlih am Montag vormittag wieder nach
Berlin zurückkehren.

Das amerikaniſche Kreditangebot und der
Baumwollhandel.

Bremen, 3. Auguſt. Der Plan der ame-
rikaniſchen Regierung, größere Mengen
Baumwolle aus der Hand des Farmamtes
gegen einen zweijährigen Kredit an Deutſch-
land zu liefern, wird in hieſigen Baumwoll-
kreiſen mit außerordenklicher Skepfis auf-
genommen. Man iſt der Anficht, daß die
beſonderen Bedingungen, die an den Plan
geknüpft ſein ſollen, gefahrbringend ſind und
ſich letzten Endes gegen die Inkereſſen der
7 Volkswirkſchaft auswirken wer-

en.


5 in der Sinſicht auf das, was nach ſeiner
nſicht zu geſchehen hat. Wie er ſich die
Durchführung denkt, mil wem er ſich die Durch-
führung als möglich vorſtellt, bleibt 4 — 9b
er den parlamenkariſch und verfaſſungsmäßig
vofigefd)riebenen Weg bei dieſen Reformen gehen
will, oder aber — man liebäugelt heute in ffaats-
parteilich iberalen Kreiſen gern damit — an
einen kleinen, die Verfaſſung ſtürzenden Staats
greicg denkt, darüber gibt Hellpach keine Aus-
un

ije zweite Theſe will offenſichklich feftftellen,
daß im Kabinett Brüning u. a. Männer ſitzen
von denen Hallpach meint, fie ſeien nicht „die
beſten Männer“ am rechken Rein nega-
fiv, diefe Kritik, denn Hellpach nennt keine Na-
men, er macht keine Borjchläge, durch wen er
die Kritiſierken erſehen willl

Ein „Konzentrationskabinett“ verlangt Sell

ach Konzentralion beſter ſchöpferiſcher Führer-
— u einer regierenden Körperfchaft“, nicht
aber Konzenkration von Parteien und Partkei-
chen, die eine imaginäre Exiſtenz führen oder
imaginären Loſungen nachhängen.“

er geſpannte Lejer erwartel nun einen
Borfchlag zu hören, etwa in dem Sinne: Dieſe
und dieje Männer haben aus dem Kabinell zu
verſchwinden, jene ſind beffer, darum macht fie

zu Miniſtern.
man arbeifen, denn jene ſind imaginär oder
imaginären Loſungen nach.

ichts von alledem ift bei Hellpach zu leſen.
Je nach dem polikiſchen Standork darf ſich der
Lejer efwas Erfreuliches darunter denken.

Mit diejen Theſen Hellpachs kann man we-
nig oder nichks anfangen. Sie erinnern an jenen
berühmten piftorifjchen Orakelſpruch: Du wirſt
ein großes Reich zerſtören, wenn du jenen Flu
über?d)teiteff. — Der Feldherr hatte die Mahl,
die Zerſtörung des eigenen oder des fremden
Reiches „vdraus zu wifjffen.“ Sicher war
er nach jenem Orahelſpruch nicht klüger als vor-
her! Genau ſo politijdhe Photia, zeigt ſich Pro-
feſſor Hellpach in ſeinem Arkikel.

Warum nennt er keine Namen, keine Par-
keien? Gerade bei ihm möchten wir nicht an-
nehmen, daß er verſchleierk ſpricht, weil er ſich
nicht feſtlegen will, denn jein Buch „Politifjche
Prognoſe Deutfchlands“ zeigt im Gegenſah zu
einem Artikel in der „Neuen Züricher Zeitung“

lare Schau und offenes Bekenntnis.

Oder ſollte ſein Rückzug aus der praktijhen
Politik ſo radikal * jein, daß er, nur
noch am SGrundfäglichen intereſſiert, darauf ver-
zichtet ſeinen Leſern zu ſagen von wem und auf
welche Art ermöglicht er dieſe Politik erwartet?


Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millinieterzeile S Pjg. Die‘
4 geipaltene Millimeterzeile im Tertteil 25 Pig. Für kleine
Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millimeterzeile 5 Rfg. Bei Wieder-
holung Rabatt nach aufliegendem Tarif. Schluß der Anzeigen-
Annahme 18 Uhr. Unzeigen « Annahme: Luͤtherſtraße 55,
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art: Heidelberg. Ausfohließlidher Serichtsjtand: Heidelberg.
Poftſchecktonto: Heidelberger Beobachter, Rgflötube 21834

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Hirlſiefer merkt alles!



In Eſſen hielt der preußiſche Wohlfahrts-
miniſter Hirtſiefer eine Rede gegen den Volks-
entſcheid. Wer Preußen habe, habe
das Reicdh. Aoch ſei es aber nichk fjo weif.
Voch ſei die preußiſche Regierung die ſtärkfte
Stühe Brünings.

Alſo diesmal von berufenſter Seite die Feft-
ftellung, daß die SPD. die ſtärkſte Stühe des
Herrn Brüning iſt. — ;

Aber bald wird's anders! Der Herr Hirt
Jiefer hat ſehr richtig erkannt, daß wir über
Preußen die Herrſchaft im Reich erlangen wer-
den, auch wenn es ihm nicht paßt! .

; Anſchlag
auf deutſche Kunſtſchäßze.

Pariſer Bilderkorſaren ſind zu einem feinen
Unternehmen 3zufammengetreten. Sie wollen,
wie Havas meldek, dem Reiche 160 Millionen
RM. leihen, wenn als Pfand für dieſen Riefen-
befrag die erleſenſten Schähe der deutſchen ſtaat
liden Kunſtſammlungen nach Daris wandern!
Die Pfänder würde der Sachverftändige der
S, m. b. 5 ſelbſt auswählen. .

Der „befondere Hintergedanke“ diefer faube-
n Geſellſchaft iſt felbſtverſtändlich der, für ein
Butterbrot in den bleibenden Beſitz der größten
Koſtbarkeiten aus den deutfchen Kunfimujeen zu
gelangen. Wer bezweifelt, daß, 4 die Schäßze
erft in Paris, Mittel und Wege ſich finden wür-
den, um die Herausgabe zu verweigern? Und
wir bahen keine Ausſicht, daß ſie uns jemand zu-
rückhelt wie einſt Biücher den Siegeswaͤgen auf
dem Brandenburger Toͤrl *

Kommuniſtiſche
Lausbubereien.

Der auf Befehl Moskaus auf Samskag,
den Auguſt 1931 angeſehte Meltkampfta
Weltkrampftag) iſt in Heidelberg 44
ruhig verlaufen. Man hat ſich wiedet ein-
mal, ſo gut es eben ging, blamiert. Um aber
doch nicht ſo ganz fang- und klanglos den
Tag zu beenden, erſannen dieſe Moskauet
Judenknechke eine Lausbuberei. In Stärke
von efwa 20 Mann, darunker Radfahrer,

zogen dieſe Helden abends gegen 12 Ubhr
vor die Wohnung unſeres Standartenfüh-
rers, klingelten ſeine Frau heraus und
ſchrien aus Leibeskräften: „Heil Moskau!“
Vach dieſer Heldenkat zogen dieſe „kapferen
Kämpen“ gegen die Bergheimerſtraße zu ab.
Polizei war nicht anweſend. Wir derftehen
dieſe Demonſtration, die man unferem Stan-
dartenführer brachie. Wir ſind auch ge-
naueſtens von den geplanten Ueberfällen auf
die Wohnungen von SA.- und SS.-Führern
unterrichtet. Wir warnen jedoch die Hin-
kermänner ſolcher Aktionen (Stadkral Franz
Böning?) Der Schuß könnte leicht nach
hinken losgehen!

Noch eine Partei.

Fraͤntzfurt a. M., Auguſt. Die neugegrün-
dete radikale Mittelſtandspaͤrtei hat an das 8
dium des Preußiſchen Landtags folgendes Te-
egramm gerichtef: „Hiedurch fkeilen wir mit, daß
wir nicht mehr Mitglieder der Reichspartei des
deulſchen Mittelſtandes ſind und auch der Frak-
kion nnicht mehr angehöten. Wir find der neu-
gegründeten Parfei „Radikaler Mittelftand“ bei-
gefrefen und biffen, uns im als Mit-
glieder dieſer Partei zu führen. ihe bitten
wir uns rechts von der Reichsparkei des deut
chen Mittelſtandes (Wirtſchaftsparkeij ——
en. gez. Dr. Rhode und voͤn Detten. itglie-
er des Preußiſchen Landtags.“
 
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