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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 65 - Nr. 80 (1. Juli - 31. Juli)
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Leriag: Heidelberger Beobachter. GHerausgeber: Otto Wegel.
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Fernruf 4048

'" Heidelberger Beobachter erſcheint 6 mol wöchentlich und

— itet monatliq 2.40 RM. Bei Boftbezug zuzüglih 36 Bfg.

\ — nehmen die Poſtämter und Briefträger entgegen
die Beitung am Erſcheinen (auch durch hoͤhere Gewalt)

verhindert, beſteht tein Anfpruch auf Entſchaͤdigung.

Nr. 75 / 1. Jahrgang

uhein Haot gegen die bndildıe
Kegierung.

di Mannheim klagt beim Slaalsgerichtshof
gegen die badiſche Regierung.

8 Mannheim infolge des badiſchen Aot-

55 einen neuen Fehlbetrag von

— 0 Mark in jeiner Kaffe hat, wuröe vom

Mr trat bejchloffen, gegen die badifche Regie-

; — Verlehung der Verfaſſung zu

Gn Reinſall der „ißelt am Montag“.

1 Es ließ —
gewiſſe pazifiſtiſche Kreiſe nichk
4 ichlafen, daß das bekannte nationale
* sbuͤch Wir von der Infankerie?, von
8 riedrich Lehmann innerhalb 10 Wochen
Exſcheinen bereits in 3. Auflage vorlag.
— verfuchte der pazififtifche Fackel-
inf;t. erlag in Hamburg im Mege einer
Weiligen Verfuͤgung dem Verlag Leh-
** den Gebrauͤch des Titels„Wir von
8 fanterie“ verbieten zu laſſen, da dieſer
Woelit dem feines eigenen Verlagswerkes
er dtitont 1918. Bier von der Infan-
/ diej verwechſell werden könne. Nachdem
M Antrag in zwei Inſtanzen von Ham-
Lr Gerichten abgelehnt worden war, er-
/ Am © einige Wochen fpäter in der „Melt
4 — — eine Notkiz, die von neuem
14 Vorwurf erhob und behauptete, der
ir leger 3. F, Lehmann habe durch die
| ‘ä[tte‚!mubl einen „Mettbewerb unlauterer
| dn begangen. Weiter hieß es: „Wie wür-
Antijemiten toben, wenn ein jüdiſcher
8 Ag ſich eines ſo ſchäbigen Geſchäftstricks
te wie es hier der alldeutſche Edel-

8 Lehmann getan hat!“ *
Mar uf diefe Anwürfe ſtellte Verleger Leh-
I‚q)e jofort Klage und der verantwortk-
Aly,. Schriftleiter der „Welt am Montag“
üß[e“f BWeidner in Berlin wurde wegen
Nachrede und Beleidigung zu 500 Mk.
8 ſtrafe verurteilt. Die von ihm eingelegte
ung wurde verworfen In dem Ur-
MEnl drei Inftanzen iſt übereinftimmend
ergeffellf‚ daß der Borwurf, der Verleger
mfi"qm.qnn habe aus Konkurtenzgründen ab-
| 40 der zu Ver-
jeder

4

u65
b;_flh%t,
' o andpunkt ſtellte/ daß

der “ Gegner freiftehen müffe, den Berleger
| ‘l‘eue"aefefielfen Juftiz“, „Deutjchlands Er-
Dr tung“ und. der rajffekundlihen Bücher

Qßnr}fl)erä perſönlich zu beſchimpfen.
44 iſt die Abficht der pazifiſtiſchen
8 © ge{chheitert, das von ftarkem, nationa-
| gekraͤgene, dabei aber britiſche
¶Nenedo das ſchon zahlloſe Deukſche
unmöglich zu machen und ſeinen

8* chen
b“‘äuf%efiefifä einen unanſtändigen Menſchen

——— 24. Juli. Von der Be-
viLnbankin Bremen SG.m.b.$.
Y un mitgeteilt: Die finanzielle Erſchüt-
| ümtfl Deutſchlands hat auch die Be-
(l eg nbankin Bremenin Mit-
1 enihaft gezogen.
1 — — zunächſt ihre Schaͤlter zu
J }'QQQIBQ‚P‘ Die Eingänge, die ſonſt im
/ ° “Mäßigen Geſchaͤftsdaͤng die Auszah-


— Kampfolatt der
— 4n heidelberg



Sationalfostatiften
und Kordbaden



Die
brachte geffern eine Zuſchrift des Badijchen
Städteverbandes und Badiſchen Städte-
bundes über die Auswirkungen des neuen Not-
eſehes auf die Finanzwirtſchaft der Städke zum


Eine dreiviertel Seite opferte ſie für den
Artikel! Die Ueberſchrifken allein laſſen erken-
nen, daß man damik andeuten will: „Was hier
ſteht, iſt auch unſere Meinung!“

„Wie das Land auf Koſten der
Gemeinden ſeine Finanzeu ſa-
niert. — Die Gemeinden ſollen
4 wie ſie damit fertig wer-

en.“

So lauten die fetken Ueberſchriften! Eine
Feſtſtellung, die ſich als Schlagzeile quer über die

Heidelberger Volkz zeitung“


zeitung wohlweislich nicht:


verordnung erlaſſen hal?

Der Sozialdemokrat
Emil Maier.

Hören wir, was die „Bolkszeitung“
ihren Leſern vorſetzt:
„Ein Teil des Steuerausfalles des Landes
(foll) dadurch gedeckt werden, daß die Städke
größere Laſten übernehmen, wie wenn die
Städte von dem allgemeinen Rückgang der
Steuereinnahmen nicht ebenſo berührt würden
wie das Land und dadurch nicht Minder-
einnahmen in gleichem Ausmaße erleiden.“
Die ſozialde mohratiſche Preſſe hat über-
haupt keinen Anlaß, ſich über das badiſche Not-
eſetz zu beſchweren. Wozu iſt denn der Herr
mil Maier Miniſter, wozu die SPOd. Re-
gierungspartei?

Nach der Nokverordnung des Reiches vom
5. Juni 1931 ſollten die Gemeinden eine ge-
wiſſe finanzielie Erleichterung dadurch erfah-
ren, daß das Land ihnen ſeine Erſparniſſe
durch die Gehaltskürzung zuwendet. Dieſe
Reichshilfe wird nun durch das badiſche Aot-
E5 wieder gegenſtandzlos gemacht. Das

andD nimmf£t den Gemeinden mit der
einen Hand wieder, was es ihnen mit der

anderen z3u geben verpflichtet
wurde!“
Warum ſo ſchamhaft „Land“? Die

„Volkszeitung, ſoll doch ruhig ſchreiben:
„Die ſchwarz rot volksparkeiliche Regierung!“

Das wäre enkſchieden ehrlicher, aber das iſt
die Volkszeitung nicht gern.

Wenn der S 2 die Nokverordnung
nicht kehz ſoll ſie doch den SPD-Minifter
Emil aier und den SPD-Staats-
rat Rücert zum Rückiritt veranlaſſen!

68 ift
mit ſich bringt, zu
nehmen, im Bolke draußen aber gegen die
eigene Regierung zu agikieren!

Oder ſollle der Krach innerhalb der SPD.
ſchon ſo weit ſein, — man hörf ja aus in-
ternſten Kreiſen ergötzliche Dinge
daruber — daß die reformiſtiſche Richkung,
die den Parteiapparat beſeht hält, den radikalen


* Gumindeſt ſtimmungsgemäß) enkgegenhan-
delt? }
— * biſſel Angſt um die preußiſchen
Vielleicht Sorge um den Beſtand der Regie-
rung Brüning?
Wir wiſſen Beſcheid,
alte Partei⸗Leiche!

Solche Wwieſpältige Politik rächt ſich! de
länger die 8 ſie treibt, um ſo ell



Wie? Sie wiſſen es noch nicht,
Schreckliches zugeiragen hat?

Hören Sie zu, vor welchen ungeheuren Ge-
fahren uns die Wachſamkett der Schuhpolizei
bewahrt hat:

In Zweibrücken hatte die Polizei am Diens-
tag in Durchführung des Uniformverbofes Pro-
tokollierungen und vorübergehende Feſtnahmen
vorgenommen.

Da die dorkigen Parteigenoſſen ſich nicht wie-
der derartiglen Zufällen ausgeſeht ſehen woll-
fen, erſchienen ſie in der — Verſammlung
zum Teil in Gruppen, gekleidet wie Hochzeitet
in Gehrock, Zylinder und weißer Binde in der
Feſthalle. Fünf Zylindermänner wurden „wegen

was ſich


lung der Verbindlichkeiten der Genoſſen-
ſchaft gewährleiſteten, blieben infolge der
reſtrikliwen Maßnahmen der Reichsbank
aus. Die vorhandenen Werte der Bank
laſſen ſich nicht ſo ſchnell realiſieren, um
im Augenblick die nötigen Auszahlungen
zu ermöglichen und den gegenwärkigen

4 der Zahlungsſtocküng zu über-
winden.

Uebertretung des Uniformverbotes“ von der

Schuhpolizei feſtgenommen.

Als ſich die Menge über dieſen Eingriff der
Staatsgewalt in private Kleiderfragen mit Pfui-
rufen außerte, wurden die Straßen per Gummi-
knüppel geräumf, — Die Hochzeiter aber durf-
fen — „nac) Feſtſtellung der Perſonalien und
Vernehmung? — wieder nach Hauſe gehen.

Kommentar? Nolverordnung!

*

Verbol einer nalionalſozialiſtiſchen Wochen-
} ſchrift.

München, 24. Juli. Das wöchenklich zwei-
mal erſcheinende Kampfblatt des Gaues
München · Oberbayern der NSGDAP., „Die
Front“ wurde durch Beſchluß der Polizei-


verboken, die Nummer 9 vom 22, Iuli 1931
polizeilich beſchlagnahmk und eingezogen.

Anlaß zum Berbot und zur Bejchlag-
nahme gaͤben Arkikel, in denen der Reichs-
kanzler und der Reichsaußenminiſter, ſowie
die Polizei —74 verächklich gemacht
worden waren.

— — — —
— Hinein in die SU.



Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millimeterzeile 8 Pfg. Die
4 gefpaltene Millimeterzeile im Teptteil 25 Pfg. Für kleine
Anzeigen: die 8 gefpaltene Millimeterzeile .6 Pfg. Bei Wieder.
holungen und Zeilenabſchlüſſen Rabatt nach aufliegendem
Tarif. Schluß der Anzeigen⸗Annahme & Uhr. Zahlungs⸗ und
Erfüllungsort: Heidelberg. Ausfchließl. Gerichtoſtand Heidelberg
Poſtſchecktonto: Richatd Fuhrmeiſter, Karlsruhe 21834.

Freiverkauf 15 Pig.

Die Bilanz.

1. Schreckliches Erwachen

S. Wer in den beiden lehken Tagen die
Preſſe der Koalikionsparteien aufmerkſam gele-
ſen hat, dem konnke nicht die liefe Unruhe, eine
gewiſſe jüdiſche Haſt und Phrajenhaftigkeit ent-
ehen, die in den zahlreichen Leitartikeln zur
%onibon'er Konferenz zum Ausdruck
kam; der konnte, kroh aller nach außen zur
Schau geſtellten „beruhigenden SHaltung“ Ddie
Ausbrüche der Verzweiflung jener Parteien be,
merken, deren innen-, — — und außen-
poliliſches „Weltbild“ in dieſen Tagen ſeine
einwandfreie Widerlegung erfahren hat!

Unkernehmen wir einen kleinen Aundgang
durch die liberalen, zenkrümlichen und jüdiſchen
Zeikungsplantagen!

„Der Ausgang der Konferenz iſt ein ſehr
guter“ 3

ſo umſchreibt die „Germania“, das Zentral-
organ des Zentrums die Anfidht Brü-
nings über die Londoner Konferenz.

Dieje Stellungnahme, übrigens die einzige
unentwegt _ opfimiffijche aus dem Blätterwald
der Koalition, iſt — denn ſchließlich iſt
Brüning Zenkrumspolitiker und die Germanta!
wird daher nie zugeben daß er aus London mit
** vollen Mißerfolg naͤch Hauſe gekommen
iſt!
Weniger roſig ſehen die übrigen Blätkter die


„Die deulſchen Unkerhändler haben ſich
dann in den Zug geſeht mit der Gewißheit,
daß von Frankreich kein Centime für eine
langfriſtige Anleihe zu haben ſei. aber mit
der Hoffnung, daß in London wenigſtens eine
kurzfriſtige zu erreichen ſein würde, mit oder
ohne franzöſiſche Beteiligung.

Heute hat man es ſchwarz auf weiß, da
auch dieſe Hoffnung ſich nicht. erfüllt hat
Brüning hak ſich mit leerem Portemonaie auf
die Neife gemacht, um es in London zu fül-
len, und bringt es leer wieder zurück.“

Erheblich aus der Faſſung geraten und
mik der biſſigen Schärfe, die zuweilen alken
Jungfern eigen ſein ſoll, die ein halbes Jahr-

— —

— Franlcreich wünscht:

1. Auilösung des Stablbelm.
2. Verbot der N.S. D.AP.

3. Ausweisung Adolt Hitlers aus
dem deutschen Reichsgebiet!

hunderk unbefriedigten Lebens am Bein herum-
ſchleifen, erklärt das Frankfurker „In-
felligenzblatf“:

„Das fincmäe[(e Reſultal, über das ein
abſchließendes Urteil bisher allein möglich iff,
iſt zweifellos unbefriedigend . . . Man hal
zunaͤchſt die Taſchen zugeknopft. Das iſt das
weſenlliche Ergebnis, und alles andere iſt un-
weſenklich!

Es hal nach alledem keinen Zwech ſich

welter Illufionen hinzugeben. Frank-
reich will uns vor Erfüllung feiner polifi-
ſchen Forderungen nicht helfen!“

Gänzlich erledigt iſt der Mannheimer
„Blaue Affe“, die „Neue Badiſche Landeszei-
fung“. Sie befindet ſich geradezu in einer
Weltunkergangsſtimmung. In dem
Augenblick, da ihr alle * weg{hwimmen,
kommt ihr plötzlich — {ozujagen über Nacht —
eine Fülle bliBarkiger Erkenntniſſe:

„Politik wird nun einmal nicht mit Ge-
fühlen gemacht: die Geſehe der Skaalen und
der Wirkſchafl ſind hart, ja grauſam.

Auf ſolchen Konferenzen wird gefeifcht
und gehandelt, wie auf — Börfen.

Die deukſche Wirkjehaftskrife iſt eine durch
die Reparalionen und die unklare VBer-
 
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