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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

DOI Kapitel:
Nr. 56 - Nr. 64 (1. Juni - 30. Juni)
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Nr. 58 / 1. Jahrgang

Wir fordorn:

Rampfolatt dr
in haliun

und Yordbaden



Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millimeterzeile 8 Pfg. Die
4 gefpaltene Millimeterzeile im Teptteil 25 Pfg. Für Heine
Anzeigen: die 8 geſpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. Bei Wieder ·
Holungen und Zeilenabſchlüſſen Rabatt nach aufliegendem
Zarif. Schluß der Anzeigen Aunahme 8 Uhr. Zahlungs und
Erfüllungsort: Heidelberg Ausichließl. Gexichtoſtand Heidelberg
oſtſchectonto: Richard Fuhrmeijter, Karlaruhe 21834.



10 Pfg. auswärts 15 ꝓfg.



Tu Newyork, 22. Juni (Funkſpruch).
Die immer wieder geſtellte Frage, was
den Präſidenten der Vereinigten Staa-
ten bewogen hat, in völliger Abkehr von
der bisher eingehaltenen Linie ſo ent-

ccheidend in den Gang der Ereigniſſe ein-

Ligreifen, hat durch eine Erklärung des

taatsfekretärs Stimſon eine ſenſatio-
nelle Beantwortung erfahren.

Stimfon teilte am Sonntagabend mit,
i Hoover, als die erſten Meldungen
er die kataſtrophale Finanzlage
Deutfchlauds einkiefen, die Reidhsregie-
ng aufforderie, einen Bericht über die
age einzureichen. Der Präſident fügte
Hu Sal er Wert darauf lege, die er-
Cicne Ünterridhtung von /höchſter Stelle?
Ö erhalten, Wie Stimſon weiter mit-
Üeilt, antwortete Reidhspräfident von
Dindenkurg perſönlich in einem langen,
rrautichen Schreiben an Präſident
ver.. Der Inhalkt. des Briefes wird
ugehalten, doch erklärte Stimſon,
'r Berteht Hindenburgs, der bezeich-
”töcy Weiſe am Sonntiagvormittag ein-

-° Die voransgegaugene Information
Yücy ben Ernſt der Lage in vollem Um-
(äR® beſtätigt habe.
. Die „Herald Tribune“ verſichert, daß
oner drauf und dran geweſen ſei, die
Na der Zujammenkunit in Chequers
Cifeßende MNRevilionsprovaganda mit
er unumtpverftändlichen Erklärung im
* der bisherigen offtziellen Auffaſ-
4ig zu beantworten.
der umſchwung ſei erfolgt, als der
UDr ſeiner Curopareife zurückgekehrte
Zenator Morrow dem Präſidenten
witgeteilt habe, daß nach Meinung
Müßgebender Perſbulichkeiten der
eichsregierung die revolutivnäre
wegung kaum mehr aufzuhalten
let, wenn nicht ſchnellſtens eine Beſ-
ſerung der Wirtſchaftslage eintrete.
— Zuſammenbruch der Heſterreichi-
*— Creditanſtalt jowie die Berichte
So ons hätten dann die Befürchtungen
Vers verſtärkt. Den Ausſchlag aber
der Brief Hindenburgs gegeben, der

DEr veranlaßt habe, unverzüglich ein-

nuſchreich
* Preſſe des ganzen Landes ſpendet
8 ktion Hoovers uneingeſchränktes

leichzeitig aber wird betont, daß
niht — nach wie vor

— 13 R

Deutlicher kann nicht mehr zum Aus-
druck gebracht werden, daß der Vorſchlag
des amerikaniſchen Präſidenten darauf
zurückzuführen iſt, daß die Amerikaner
vor einer kommenden nattonalſogialiſti-
ſchen Regierung in Deutſchland eine Hei-
denangſt haben und infolgedeſſen etnen
Zahlungsaufſchub gewährten, um den
zahlungsbereiten Brüning weiterleben
zu laſſen.

„Der Umſchwung“ in Hoovers Einſtel-
lung trat dann ein, als Brüning und
Hindenburg erklärten man ſtände in
Deutſchland vor der Revolution und „die
revoliitionäre Bewegung ſei nicht mehr
aufzuhalten, wenn nicht ſchnellſtens eine
Beſſerung“ einträte.

Man hat in Berlin den Amerikanern
alſo mit Hitler gedroht und da fanden
ſie ſich plötzlich bereit, die Zahlungen auf
ein Jahr zu ſtunden Es gibt nur eine
„revolutionäre Bewegung“, die gegen
den Younaplan kämpft in Deutſchland,
und das iſt die nationalſozialiſtiſche Be-
wegung. Man nennt ſie abſichtlich „re-
volutionär“, damit man ſelbſt als „ver-
faſſungstreu erſcheint. Dabet hat in
Wirklichkeit der Nattonalſozitalismus we-
der die Abſicht noch den Wunſch, Deutſch-
land in eine neue Revolution hineinzu-
hetzen. Aber die immer wieder geſtellte
und unermüdlich wiederholte Forderung
der nationalſozialiſtiſchen Redner und


artigen Druck ausgeübt, daß die Ameri-
kaner auf den Hilferuf Hindenburgs und
Brünings ſich zu einem einjährigen Zah-
lungsaufſchub berett erklärten.

Vyrſichtigerweife aber fügen de Ame-
rikaner hartnäckig hinzu, daß eine Schul-
denſtreichung nicht in Frage käme, fon-
dern nur ein Zahlungsaufſchub.

Deutſche aller Stände! Proteſttert da-
her mit uns gegen einen kümmerlichen
Zahlungsaufſchub, der den Zuſammen-
bruch Deutſchlands nur um einige Mo-
nate verzögert und nur dazu dienen
mwird, dem gegenwärtigen Kabinett zur
Ausbalanzierung ſeines durchlöcherten
Hau8SYalts zu verhelfen der aber dieſelbe
Notlage aller deutſchen Stände grundſätz-
lich weiterbeſtehen läßt und nach einer
kurzen Atempauſe mit den Drangſalte-
rungen wetterfährt.

Unſere ehemaligen Gegner haben durch
diefe Erklärung bewieſen, daß ſie nur auf
gewartſamen Druck reagieren und nicht
auf Iniefälliges Bitten. Streſemaun und
ſeiner Erfüllungspolitit wurde kein Zah-
lungsaufſchub gewährt, aber die Augſt
vor einer nationalſozialiſtiſchen, Revolu-
tion“ briugt die Feinde zur Raiſon und
beſtimutt ſte, das Erfüllungskabiuett
Brüning mit Erleichterungen zu verſe-
hen, damit nicht die gefährlichen Natio-

nalſozialiſten eines Tages in Berltu
ſitzen und erklären:

„So, jetzt iſt überhaupt Schluß!“

Der Amerikaner iſt Geſchäftomaun und
denkt in dieſem Falle zugunſten ſeines
Geldjad“, wenr ‚er den zahlungsbeget-
iterteit Bruuing ſchutzt, um wenigltens
nach einem Jahre weiter fMröpfen zu
fönnen,

Im übrigen werden diejenigen Deut-
ſchen ſich gewaltig täuſchen, die uun glau-
ben, daß dieſe Erleichterung ſofort oder
im Laufe dieſes Jahres noch fühlbar
werde. Die Regierung Brüniug hat ein
derartiges Defizit in der Kaſſe, daß der
Zahluugsaufſchub, vorausgeſetzt, daß
Fraukreich zuſtimmt, knapp reicheu wird,
dieſes bereits vorhandene Defizit abzu-
decken, ſo daß wir alſo nicht die geringſte
Veränderung ſpüren werden und nach ei-
nem Jahre wieder mit Defiziteu weiter-
wurſteln miiſſen

Darum treten wir Nationalſozialiſten
erneut vor das deutſche Volk mit der For-
derung:

Nicht Zahlungsaufſchub, nein, jetzt ver-
langen wir Zahlungseinſtellung.

Schon hat der Feind nachgegeben! Man
muß das Eiſen ſchmieden, ſolange es
warm iſt

Wir verlangen Zahlungseinſtelluug,
wenn das Moratoriumsjahr abgelaufen
ſein wird. brr.


Pirmaſens, 22 Zuni (Junkſpruch).
In der Nacht auf Montag gegen 11.30
Uhr, erplodierte im Garten des Auwe-
ſens des prattiſchen Arztes, Stadtrat
Dr. Ramm, eines Führers der Pirmaſen-
ſer Nationalſozialiſten, eine Bombe, die
jedoch ſo ungeſchickt gelegt war, daß fie
keinen nennenswerten Schaden anrich-
tete. Die Nachforſchungen nach den Tã-
tern haben bisher noch kein greifbares
Ergebnis gehabt. Es beſteht jedoch kein
Zweifel, daß der Auſchlag politiſche Hin-
tergründe hat und von Kommuniſten ge-
plant war.

— ß — —⏑:t
deder gutgeleĩtete Zeitungsstand hat den
Heide!bergerBeobachter'

die deutſchen riegoribute '
auf Grund des Houngplanes

Um einen neberblick über die Geſamtheit
der deutſchen Zahlungsverpflihtungen auf
Grund des Younaplanes und. jeiner Neben-
abfommen zu gewinnen, find folgende 3if-
fern 3zu vermerfen: Im Finangjahr 19831
bis 1932 belaufen ſich die reinen Geldzahlun-
gen auf 1618,9 Mill. RM. Hinzu kommen
$ie BZahlungen, die von Deutfhland auf
Srund eines Zuſatzabkommens zwiſchen dem
Reich und den YBereinigten Staaten dirett
an Washington in Höhe von 66,1 Mill. RM
zu leiſten find. Das deutſch belgiſche Zujaß-
abfommen, durch das der Streit um die in
Belgien lagernden Beträge in Paptermart
beigelegt werden ſollte, belaftet die Reichs-
falle für das Iaufende RednungsSjahr um
21,5 Mill. RM. Als letzter Belraͤg ift die
Summe zur VBerzinfung und Amortifatton
der Dawes-Anleihe zu erwähnen, die im lau-

fenden

S. Stadtral

Nil. RM. ausmacht. Die Geſamtheit der
deutſchen ‚Zahlungsverpflidtungen belauft
ſich demnach für das RechnungsSjahr 1931 bis
1932 auf 1793,2 Mil RM. Zn dieſem Be-
traa iſt auch die Summe zur Berziniung der
erſten Younagplananleihe enthalten, die etwa
auf der gleidhen Höhe wie.die Zahlungen der
Dawesanleihe Kegt.. Sie wird aus dem un-
geſchützten Teil der RKReparationszahlungen
:bef%;tten‚ der jährlich 660 Mill. RY, aus8-
macht.

5

Ein einjähriges Voratortm bedeutet alſo
jelbit bei einer Erleichterung von 15
Milliarden für die Dauer eines Jahre8 in
Feiner Weife_eine Erleidterung, da das ge-
genwärtige Defigit der —
Jahreswende noch groͤßer fein wird und die
Zinſen für die Eriegstvibute weiter laufen.

Das Noratortum iſt alfo nichts weiter, als
ein Tropfen auf einen heißen Stein,

Dazu fordern wir reſtloſe —
 
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