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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 81 - Nr. 105 (1. August - 31. August)
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Verlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otio Wetzel
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Telephon 4048
Der Heideiberger Bevbachter erſcheint 6 mal wöchentlich und
Toftet monatlich 2.40 RM. Bei Poftbezug zuzüglidhh 36 Pfa.
Beitellungen nehmen die Poſtaͤmter und Briefträger entgegen,
Sit die Zeitung am Erſcheinen (auch durch hHöhere Gewalt
verhindert, beſteht kein Anſpruch auf Entſchaͤdigung.

Nr. 82 / 1. Jahrgang

„Illuſionen!“

Unter dieſer Ueberſchrift bringt geſtern —
USgerechnet der „Berliner Börſen-
üUrier“ ſeine Leitarkikel Bekrachkungen
} er die augenblickliche politiſche und wirt
éb“fflicbe Lage. Befonders feſtgehallen zu
rden verdienen folgende Sätze: }
9 Es bedarf nicht nur einer kleinen Geſte
Lulſchlands, um von Paris die Milliarden

erhalten, die wir brauchen. Vielmehr iſt
N S rein finanz- und kaͤpikalmäßigen Örün-

n auf abjehbare Zeit weder mit kurzfrifli-
8 noch mit langfriftigem Kapital aus dem
Vslanð zu rechnen. .. Die deutſche Wirt-
æ olllit muß zu weiteſtgreifenden und
4 Sanierungsmaßnahmen kom-
,fn‚obne ſich auf beträchtliche ausländiſche
— Dilfe zu verlaffen. Sodann muß die Illujion
4 der Oeffentlichkeit zerſtörk werden, daß
oe radikalen Maßnahmen unnoͤtig wur!
mit dem Augenblik des Nachgebens
Aegenüber franzöſiſchen politiſchen Forde-

nnent?

4 Vor Tiſch las man’s erheblich anders.
**— im Hinimel iſt mehr Freude über einen
nder, der Buße tut, als ...

Aumif zum Viltgentſhen.

— qn Serlin, 31. Iuli. Die MNationalliberale
orreſpondenz verbeitet folgenden Aufruf:
„An unfere Freunde!“
— e Am 9. Auguft 1931 findet in Preußen
| Volksentjcheid über die Frage der Auf-
4 des Landtages ſtalt. Die Deulſche
paxe die faſt ſieben Jahre gegen die
li der herrſchenden Parteigruͤppierung
* Preußiſchen Landtag gekämpft und des-
— %b von Anfang dem Bolksbegehren zuge-
Mmt hat, erwaͤrket von ihren Anhängern,
8 fie ihrer Ablehnung gegen die bisherige
%teußifcbe Koalitionspolitik durch ihke
— fa nmabgabe für die Auflöfung des Land-
848 Ausdruck geben. Wir Freten ein für
— 80 Tachlich und Kraftvoll regiertes Preußen,
8 eine feſte Stüße nafionaler Politik im
eiche fein muß.
Der Paͤrkeivorſtand der Deutſchen
Volkspartei.

Politiſche Geſpräthe.

Am Freitag fand eine Unkerredung zwiſchen
— — — in Nürnberg ſtatt
Vie aus Berlin gemeldet wird. hatteD ı.
\ flaä‘_flenberg eine längere Ausſprache mit dem
— "“Ospräfidenten.

— lanreber den Verlauf der Beſprechungen ver-
8 nichts Näheres! Die beteiligten Stellen
. N {chärfftes Stilſchweigen!

gglrt am 5. Auguſt nach Rom- wo er ſowohl

Helolini als au den Papft fprechen wird.

R 5 am 4 Auguft eine Rundfunkrede an-
gi.

Kampfotatt der
für Odenwald

STationatroztatiften
und Bauland


Anzeigen: Die 8 gejpaltene Millineterzeile 8 Pijg. Die
4 gejpaltene Millimeterzeile im Tertteil 25 Pfg. Sür HNeine
Unzeigen: Die 8 geſpaltene Millimeterzeile 5 Pfg. Bei Wieder-
Holung Rabatt nach aufliegendem Tarif. Schluk der Anzeigen-
Annahme 18 Uhr. Anzeigen - Annahme: Sutherftm_ße 55,
Tei 4048; Markiplatz 3, Tel. 86, Zahlungs- und Erfüllungs- ,
Ausfchließlicher Gerichtoͤſtand: Heidelberg.

art: Heidelberg.
eobachter, Karlsruhe 21834.

Poftſcheckkonto: Heidelberger


o
Köln:

Für den Volksenkſcheid ſprach Or. Ley,
M, d.RN. in einer Verſammlung der NS.-
DAP. in der Stadthalle. Die KPD., die in-
ziemlichen Mengen erſchienen war, ſchlug
plötzlich auf die Verſammlungsbeſucher ein.

15 Perſonen wurden verlehk und die Saal-
einrichtung ſchwer mikgenommen.

Halle:

Die Polizei wurde anläßlich kommuni-
ſtiſcher Ankikriegsdemonſtrationen mit Gei-
nen und Knüppeln angegriffen. Zahlreiche
Demonſtranten wurden ſchwer verletzt! Auch
die Polizei hakte einen Schhwer- und zwei
LeichtverleBie. Sie mußte ſchließlich von
der Schußwaffe Gebrauch machen.

®
Berlin:

In Berlin kam es über Samstag und
Sonntag zu ſchweren Zuſammenſtößen der
Kommune und Polizei.

Die von der Polizeidirektion erlaubken
(natürlich! O. Red). Ankikriegskundgebun-
gen führken zu ſchweren Tumulten. Zahl-
reiche Poliziſten wurden verprügelt, 12 leicht
und einer durch einen Rückenſchuß ſchwer
verletzl.

Hamburg:

In St. Pauli kam es zu ſchweren Zu-
ſammenſtößen zwiſchen Kommune und VPoli-
zei. Die Beamten wurden mißhandelt! Von
Schußwaffen wurde beiderfeits Gebrauch ge-
macht. Mehrere Schwerverlehte wurden
eingeliefert.


Mit überſchwenglicher Freude preiſt die
SPO die einzige populäre Nokverordnung
der Reichsregietung gegen die Kapitalſchie-
ber. Das war wieder endlich etwas, womit
die bekrübten Lohgerber ihre verräteriſche
Tolerierung der Regierung und auch ihre
Zuhälterdienſte für den Kapikalismus, mit
großem Redeaufwand beſchönigen konnken.
Endlich hatten die ſozialdemokratiſchen Zei-
tungen wieder ekwas zu ſchreiben und ſie tun
dies auch weidlich und ſchreiben faſt nur
noch von den unnachſichtlichen Maßnahmen
gegen landesverräteriſche Kapitaljchieber“,
die — natkürlich — einzig und allein ſozial
demokrakiſcher Inikiative zu danken ſeien.
Auf eine Lüge mehr oder weniger kommt es
ja nicht an und die Lüge iſt ja eine der häu-
figſten marriſtiſchen Tugend, Talent dazu.
Vorbedingung für einen verantwortungs-
bewußten ſozialdemokraliſchen Zournaliſten.
Wo wäre denn auch die SPD., wenn es
die Lüge nicht gäbe und — Dumme, die den
Erzgaunern noch Glauben ſchenken!

Es wundert uns alſo gar nicht weiter,
wenn marxiſtiſche Zeitungen ihren Leſern
verſchweigen daß einzig und allein die na-
lionalſozialiſtiſche Bewegung in der Deffent-
lichkeit und in den Parlamenken ſeit Jahren
die Steuerſchieber und Kapitkal Verbrecher
angeprangert und immer wieder geſehliche
Maßnahmen, ſtrengſte und unnachſichlige
Beſtrafung gefordert hat. Das iſt auf ein-
mal einziges Verdienſt der Marriffen, die
nun 13 Jahre Zeit gehabt hatten, dem wirt
ſchaftlichen Landesverrat eine Schranke zu
jegen. Warum ſie es nicht katen, liegt nahe
und wir haben es gar nicht nötig dies noch
weiker zu unkerſuchen Zetzt haben ſie aber
den „Stein der Weiſen und klauen frech
und dummdreiſt Forderungen der National-
ſozialiſten, die ſie bisher mit den ſchmuhzig-
ſten Verleumdungen und gehäſſiger „Iheore-

kiſcher! Widerlegung verfolgten. Ganz be-
ſonders dreiſt zeigt ſich darin wieder mal das
galiziſche Zenfralblatt, der „VBorwärts“, in
dem ein Steuerfachmann! (ſolche Fachmän-
ner haben ſozialdemokratiſche „Antikapita-
licben“ beſonders nötig) zur „Durchführung
der Nokverordnung gegen die Steuerflucht”
u. a. fchreibt:

„Endlich! Dieſen Aufruf der Erleich-
kerung konnke man überall hören, wo die
Verordnung gegen die Steuer und Ka-
pitalflucht beſprochen wurde. Zuchthaus
ſtrafe bis zu zehn Jahren, das iſt eine
Strafandrohung, die gegen Leute, die ihr
Vaterland und ihre Volksgenoſſen in der
ſchwerſten Not im Stiche laſſen, indem
ſie ihre Kapital- und Steuerkraft im
Auslande verbergen, völlig gerechkferligt
iſt. Dieſe Schädlinge, die nichk unker den
armen Proleten, ſondern in den Kreiſen
zu ſuchen ſind, die die Worte „nakional“
und „Baterland“ nicht häufig genug im
Munde führen können, ſollen und müſ-
ſen enflarvf und an den Pranger gegeflf
werden! Mit den hohen Stirafandrohun-
gen iſt es aber noch nicht gelan. Schon
na chden bisher geltenden Beffimmungen
nach den bisher geltenden Beſtimmungen
hinierzieher, zu denen die Kapitalflücht-
linge zu mindeſtens 90 Prozenk gehörten,
mil Gefängnis bis zu zwei Jahren und
Verluſt der *6 Ehrenrechte be-
ſtraft werden. Wußten ſie doch nur zu
guf, daß man an maßgeblichen Stellen
des Glaubens war, nicht durch Strafen,
ſondern durch möglichſt ſchonende Be-
ſteuerung des Kapitals im Inlande das
flüchlige Kapital zur Rückkehr anreizen
4 können. Die im Gegenſah zu der Be-
aſtung der ſchweren Schuſtern geradezu


in der Notverordnung vom 5. Juli de. Is,

Freiverkauf 15 Pfg.


war ſicherlich ein Ausfluß dieſer Hoff-
nung, die eifel war. Man verſpreche ſich
auch nicht allzuviel von der erlaſſenen
Amneſtie. Ieder, der ſeinerzeit die Zeit
des Erzbergerſchen Generalpardons mit-
erlebt haf, weiß, daß ſelten ſo viel Steuer
zu hinterziehen verſucht wurde, wie beim
Reichsnolopfer und bei der Kriegsge-
winnſteuer. Die Sozialdemokralie hal
ſchon längſt richtig erkannf, daß nur
energiſche Skrafdrohung die habſüchtigen
Triebe abſchrecken kann. Soll das
Rochkẽbewußtfein des deulſchen Volkes
nicht unbeilbaren Schaden erleiden und
der erwaͤrtele Erfolg erziell werden, ſo
muß mil der Durchführung der neuen
Nolverordnung auch wirlilich Ernſt ge-
macht werden.“ .

Es iſt das kraurige Verhängnis, daß die
Sozialdemokralie nie das durchführke, was
ſie ſchon längſt als richlig erkannt bhat!“
Dazu muß immer erſt ein anderer kommen,
den man nach echt marxiſtiſcher Art dann
nach allen Regeln der Kunſt beklauen will.
Allzuviel iſt aber auch für die einfältige
Marxiſtenſeele ungefund; der „Borwärts”
ſollte es darum nicht allzu bunt kreiben und
ſo ſtark aufſchneiden, daß jeder den Schwin-
del merkt. Das umſo mehr, als der deut-
ſche Arbeiter den marxiſtiſchen Volksbekrug
endlich durchſchaut hat und den Rattenfän-
gern auch dann nicht nachläuft, wenn ſie ſich
mil nalionalſozialiſtiſchen Federn ſchmücken!

Neue Notverordnung,

Der Herr Reichspräſidenk hak eine neue
Nokverordnung über den Handel mit Devijen er-
tajfen, die unerlaubten Devijenhandel mit ſchwe-
ren Strafen bedroht. In unſerer Dienstagaus-
gabe bringen wir hierüber Näheres.

Britilhe Fndultrie zurikſhejtlane

London, 31. Iuli. Die „Bereinigung der
britiſchen Induftrie“ beurteilt in ihrem am
Donnerstag veröffenklichten BVierteljahres-
bericht die wirkſchafklichen Ausſichlen für die
nächſte Zukunft folgendermaßen:

Der Zuſammenbruch in Deutſchland hat
den Prozeß der Preisberichkigung unkerbro-
chen, der in der erſten Haͤlfke des Jahres
ſich in den haupkſächlichſten Induſtrieländern
bemerkbar machte, wodurch der Zeitpunkt
für eine völlige wirkſchaftliche Erholung un-
— wieder weiker hinausgeſcho-

en iſt Oringend notwendig und ſelbſt wich-
liger als das Problem der Kriſis und Re-
paͤralionsſchulden iſt die Herabſetzung der
Zinsſähe für langfriſtige Kredite. Das Ver-
fagen der Sieben Mächte⸗Konferenz, befrie-
digende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung
des Vertrauens in Deukſchlands wirtjchaft-
lichem Kredik zu kreffen, haben eine Atmo-
ipbäre geſchaffen, die mit ernſter Gefahr für
die Stahilität Europas geladen iſt. Oet ein-
35 Hoffnungsſchmimer ſoweit die britiſche
nduſtrie in Frage kommt, iſt, daß hierdurch
eine Verminderung der deutſchen Konkur-
renz auf dem Weltmarkt zu erwarten iſt.“

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