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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 81 - Nr. 105 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44155#0801
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| illens zu arfeigener Geſeßlichkeit, er,
— KRurz gefagt, fittlid: dann hat es um das
ewijjen des Beamten keine Not. Dann










Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Telephon 4048


Sf die Zeitung am Erſcheinen (auch durch höhere Gewalt
> werbinbert, befteht tein Anivruch auf Entſchaͤdiguns



X . und Bauland-


Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millinreterzeile 8 Pig Die

gejpaltene Millimeterzeile im Tertteil 25 Pfg. SFür MNeine


Holung Rabatt nach aufliegendem Tarif. Schluß der Unzeigen»
AUnnahme 18 Uhr. Unzeigen » Annahme: Lutherſtraße 55,
Tel. 4048; Marktplay 3, Tel. 86, Zahlungs- und Crfüllungse
Ausſchließlicher Gerichtoſtand; Heidelberg.

art: Heidelberg;
eobachter, Karlsruhe 21834

RLoitichedkonto: Geidelberger

Nr. 97 / I. Jahrgang


Freivertauf 15 Pfg.

Der Schandfilm
kommt nach Heidelberg!

„Im Weſten nichts Neues der Film
des Herrn Remarque,
ſoll Ende
uguſt in Heidelberg in den Odeon Licht-

Bekanntlich wurde dieſer Schundfilm auf
nakionalſozialiſtiſchen Proteſt hin zuerſt ver-
erfolgie die Freigabe;

die die SPD. als Dank für die Unter-
ſtützung der derzeitigen Koalitionsparteien

Ber Remarquefilm iſt fowohl in Ztalten

Es iſt empörend, daß es keine geſebliche
Möglichkeit gibt, diejen Schundfilm von
Wir proteſtieren
choͤn heuie in aller Oeffentlichkeit gegen
da Dder

orführung“ eine reine Farce iff,

el "

_ Im „Reichswarf“” des Grafen Revenklow,
M, d. R., {chreibt 5. Reimnik: ;
Der Sinn eines guken Beamtentums iß

in jeder Bevölkerungsſchicht,

‘ jedem
Stande und Berufszweig feine Macht aus-

in

Wäre der Beamte eine Maſchine, dann
Er iſt

len dieſes feines VBolkes mit jedem Puls- .
chlag in ſich hämmern, drängen und for-
ern. Er durchdenkt ſeiner Brüder Röte

eiken.
Iſt er ein Menſch norxdiſcher Ar-
ung, dann lebt in ihm das Beſtreben, ſich

ſein
Tun ſich fjelbft zum Pfande zu ſehen. Von
in ihm das unbedingte
üſſen erwachen: ſich dem Volke hinzuge-
Zwang freiwillig.

Iſt der Staat der vollendete Ausdruck
jeines Bolkes, iſt er die ‘Berhörpetutti% des

ebt wie er, und gern fügt er ſich mit Seele
Denn das, was da von
Ibm gefordert wird, iſt ja dasfelbe, was fein

ewiſſen von ihm fordert Er haͤt ſich nur
deshalb verbunden, um daduͤrch die Mög-
u Der-

itfliche
Abſt gebunden.
Wehe ihm aber, wenn er erkennen muß,

ille ſeines Volbes zur Selbſtvollendung




Nachdem es ſeik Monaten in den kümmer-
lichen Reſten der Wirkſchafkspartei kriſelte iſt
nun der offene Krach da. Der bisherige „Par-
leiführer? Drewig hat auf die Führung der
Parteige[häfte „verzichtet“.
Parteichens wurde Profeſſor Bredt
kragen.

Bekanntlich wurden gegen Orewitz in aller

über-


der Verwaltung und Verwendung von Partei-
geldern nicht immer nach Moral und Pflicht
66 Der Reichstagsahgeordnete € o -
ojjer erklärf, er wolle Drewih zur Privak-
klage zwingen. Durch die gerichkliche Verhand-
lung würde dann all das, was man jehk verheim-
lichẽn wolle, ans Tageslicht kommen. Außerdem
werde eine Broſchüre noch in dieſen Tagen er-
ſcheinen die „den ganzen Sumpf mit all ſeinen
44 in bengaͤliſcher Beleuchtung“. zeigen
werde. \

An ſich iſt dieſe Hausrevolte eines unbeden
kenden Grüppchens nicht von Belang. Bliebe

nd der Stant.

und zur Selbſterhaltung ift. Wenn er da
nur eine „Klafje“, eine „Infereffengruppe“,
vielleicht gar nur eine Gruppe von VBolks-
ſchädlingen, von Fremdlingen und Fremd-
hörigen fieht, die da aufgeſtanden iſt und
fagt? „Der Staat, das bin ich!”

Einen Teil der Beamten wird es wohl
auch da geben, der wird frohlocken. Das
können nur ſolche ſein, die keine andere
Art der Berbundenheit kennen als die
Geldverbundenheil. Blut, Volbk, fittliche
Tat, innere Freiheit, Opfer? Das läßt ſich
nicht in Zahlen umrechnen. .

Aber der andere, der nicht leben kann,
wenn das Leben feiner Würde enkbleidet


ket, weil er ſich dem Volke verpflichken
wollte. Er hat es deshalb aufgegeben die
Scholle zu bebauen, die ſeine Väter ſeit
Jahrhunderten bebaut haben, weil er wußte,
daß ihm hier eine größere Scholle gebofen
cr ſeine Wurzeln ſenken
konnte: die Scholle ſeines Volkes. Aicht
abgelöſt: verbunden und gebunden wollte er
ſein Leben ſehen.

Und nun führk man jenen verruchten
Streich gegen den Sinn des Daſeins. Nun
löſte man ihn heraus aus dem Bluksverband
und ſehte ihn ſeinem Volke enkgegen als
ein Zweites, als Fremdes, Feindliches. Da
durchſchnitt man uralte Bahnen; da ent-
purzelte man ihn. Da nahm man ihm
ſein Gewiſſen und machte ihn zum Knecht,
der gegen Bezahlung feine Arbeit gibt wie
eine Ware, gleichgültig, wem und zu wel-

hem Zweck. „Du ſollft dich dem fügen, der
* bezahlt! Das bekam er täglich zu
ören.

Törichter Staat! Der du glaubt, daß der
Mann, den du aus dem Volke nahmit, in
einem ſolchen Zuſtand gedeihen kann und
daß du dabei gedeihen wirft! Er wird täg
lich bin- und hergeriſſen zwiſchen deinem
Foͤrdern und ſeinem Müſſen. Wenn ſein
Sewiſſen ihm ſagen wird: „Siehe da, ſo
leidet dein Bruder!


höchſtens zu erwähnen, daß Prof. Bredt dem
\ Reichskanzler Brüning politijh nicht fern ſteht
und daß er ſ. Z nur unter dem Zwang der
wirtſchaflaparteilichen Reichstagsfraktion von
jeinem Poften als Reichsjuſtizminiſter zurück-
fraf., Mie man hörk, ſeßen ſchon jetzt wieder
Berfuche ein, die paar Wirkſchaftsparteiler vor
den Brüningſchen Wagen zu jpannen. Im gan-
zen eine bedeufungsloje Angelegenheit, da ſſich
dieſe Splitfergruppe ſowieſo in völliger Auf-
löſung befindet.

}
{

KXurze Nachrichten.

Der Kommandeur der Danziger Schuhpolizei

ſeines Amkes enthoben.

Danzig, 20. Auguſt. Amtlich wird mitge-
feilf: Der Kommandeur der Danziger Schuß-
polizei. Oberft von Heidebhreck. iſt vom Senat
vorläufig. ‚feines Amtes enkhoben! An ſeiner
Stelle iſt vertretungsweiſe mit dem Kommando
der Schuhpoltzei Bberleutnant Schwahn beauf-
kragt worden. :

Der Grund für die Amksenthebung von Hei-
debreck durch den Danziger. Senat iff, wie ver-
auf — Vorgänge zurückzu-
ühren. |

Freiſpruch Goebbels

Berlin, 20. Auguſt. Der nakionalſozialiſtiſche
Reichstagsabgeordnete Dr. Goebbels ?mtte ſich
am Donnerstag in zwei Strafſachen vor der
zweiten Ferienſtrafkammer beim Landgericht 1
zu verantworten. Im erſten 5* handelt es
ſich um einen Arbikel von Dr. Goebbels im
4 vom 15. Iuni, der ſich gegen das Uni-
formverbof des preußziſchen Innenminiſters
wandte. Dr. Goebbels, der in erſter Inſtanz zu
200 Mark @el»bcgmfe verurteilt worden war,
wurde mit der Begründung freigeſprochen, daß
der Erlaß des preußiſchen Innenminiſters nach
allgemeinem Landrecht als unguͤltig auszulegen
mwäre. Im zweiken Fall handelte es ſich um
eine Aeußerung von Dr. Goehbels, die er am
5. Dezember 1929 in der nvationalivog‚‘hali{fiid)en
„Bolksbühne“ gegenüber zwei Kriminalbeamten
gemacht hatte: „Hier ſihen die Spitzel der IA,
die im Siucke-Prozeß einen Meineid gegen mich
lg‘—eleiff-eft haben.“ Hier wurde von der Straf-
kammer die urſprungliche Geldſtrafe von 1000
Mark auf 500 Mark ermäßigt, da eine üble
Nachrede nicht als erwieſen aͤngeſehen wurde.

— da wirſt du kommen und ſagen: „Nein,
nein, tu das nicht!“ Ein flammender Haß
wird in ihm aufſteigen gegen ſeine Peiniger,
die es verſtanden haben, ihm um dreißig
Silberlinge mit Hilfe eines Taſchenſpieler
ſtückes ſeine ſikkliche Freiheik zu ſtehlen und
die ihn noch höhnen können: „Da ſiehe du

3u!” Er wird ſchlimmer werden als der
offene Gegner des Staates. Er wird ein
Verſchwörer.

Aber wenn das ſo fortdauerk und keine
Aenderung einkritt: dann wird er im In-
nerſten ſchlecht werden. Dann wird er ein
Lump. Denn noch iſt er es nicht. Noch
brennt in ihm die Hoffnung auf ein Ende
dieſes Gefangenſeins. Jeder Menſch aber,
dem man die Möglichkeik endgülkig zerſtört,
ſitklich zu handeln, wird ein Lump und muß
es werden.

Man wird ſich dann nicht wundern,
wenn dabei der Staak nicht gedeiht und das



ſchlechter wird. ©

Brofelloren an die Frout!

Wir haben kürzlich von der „Beftrafung“
des Heidelberger. Ehrendoktors Prof. Or.
Krieck berichiek und im Anſchluß daran eine
Anfrage an die Profeſfſorenſchaft
Heidelbergs gerichket! Es iſt bezeichnend,
daß bisher kein Profeſſor der Heidelberger Uni-
verſität offen für den Mann eintrat, den die
phiioſophiſche Fakultät der Unwerſikät Heidel-
berg für würdig hielt, auf Grund ſeiner wiffen- *
ſchafklichen Arbeiten (nicht etwa als Dank für
eine Geldſpende) den Chrenkitel eines Dr. h. c.

zu kragen.
Da wir annehmen, daß die Heidelberger
FProfeſſorenſchaft, die ſich ja mehr als einmal

durch einzelne ihrer Glieder politiſch erponierke,
nur deshalb bisher jegliche Stellungnahme
vermied, weil ſie vielleicht den genauen Wort
laut jener Anſprache, die Prof. Krieck zum
Opfer des Marriſten Or Grimme machte, nicht
kanntfe.

Wir ſind nun heuke in der Lage, den Text.
den wir der Zeitfchrift „Bündijche Weltt
entnehmen, wiederzugeben und hoffen, damit
die lehten Hindernifje für die bisherige profeſſo-
rale Zurückhallung befeitigt zu haben:

„Sonnwendfener in der Mikkſommernacht.
Uraite Symbole erhalken immer neuen Gehalt
aus dem wechſelnden Leben und bewahren doch
ihren Sinn durch die Kette der Geſchlechter Ge-
burt des Lichks aus der Wellnacht, Geburt des
Lebens aus der Multer Erde, Geburt des Got-
tes in der menſchlichen Seele. Ob an Veih-
nachten die Lichter aufbrennen, ob in der Früh-
lings oder Mitkſommernacht die Holzſtöße flam-
men: ſie künden neues Leben, neuen Tag, neues
Licht. Auch wir kommen aus nokvoller Nacht,
und das Zohannisfeuer iſt uns Frohbokſchaft
eines kommenden Welkentkages.

Zu allen Zeiten hat die Jugend ſich um die
Brauche und Symbole des aufſteigenden Lebens
geſchart: neues Leben zu ſein und zu geſtalten iſt
ja der ureigene Sinn der Zugend! Und ſteks
hat ſie dabei ihre Lehensform gefunden in den
Bünden: in Kameradſchaften und Bruderſchaf
ten. So die Jugend der Bauerndörfer wie des
zünftigen Handwerks oder der hohen Schulen.
So die Jugend der primitiven Völter wie die
der höheren Kulturen. Sie haben allefamt ihre
Erziehung vollendek in den Bünden. Bund und
Brauch aber gehören zuſammen.

Bei uns iſt indeſſen ein Zeitalter des reinen
Verſtandestums, des Zweckdenkens und des
Jagens nach dem größfen wirkſchafklichen Bor-
feil gekommen. Da wurden die Bünde der Ju-
8 geſprengt, die Bräuche vergeſſen, die Sym-

ole um ihren lebendigen Sinn gebracht.

Unſer Leben läßt ſich aber nicht von Wur-
zeln und Mutterboden abſcheiden, wenn es nicht
verdorren ſoll. Es iſt nun gerade ein Wenſchen-
alter her, ſeit die JZugend begann, die Schule zu
verlaſſen und die heimatliche Erde zu ſuchen. Sie
jeßfe der bürgerlichen Lebensform die bündiſche
Belt mit ihren Liedern. Tänzen, Symbolen und
Bräuchen enkgegen. Eine Zeitwende kündigke
4 an, als fie in den Nächlen des Jahreslaufs
Die Holzſtöße enkzündeke, die dem kommenden
Tag des Beulſchen voraufleuchten ſollten.

Man hat die Jugend darob romantiſche ge-
ſcholten, als habe ſie ihren Blick nur rückwärts
auf eine tote Vergangenheit gerichtet Die Sym-
bole aber ſind Wahtzeichen des Ewigen und
Unvergänglichen: ſie weiſen hin auf den Born
alles Lebens, aller Geburt. — — der
Zukunft ſollten die Brauche des Jahreslaufes
Berden. Wie mit dem Frühling das Machstum
wieder geboren wird, ſo mit jedem neuen Ge-
ſchlecht das Volk in 8* Geſchichte

Falſche Romankik mochte es ſcheinen ſo-
langẽ die Bünde der Zungen abſeits vom Sffenk-
lichen Leben ihre ſtilen F feierten und ſonſt
den Dingen ihren Lauf ließen. Dann hat die
* Schickſalszeit der Bünde in den Strom
es Gejchehens mitten hineingeriffen, und ihr
Weg in die Geſchichte wurde ein Opfergang.
Damif wurde allenthalben erkennbar: Volksnof
iſt zutiefſt zugendnot. Das war das erſte Zei-

en, als die ſtudentiſche Jugend vor Ypern ſich

mit dem Deutſchlandlied in den eifernen Zod
 
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