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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 23/24 - Nr. 31 (1. April - 29. April)
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Veriag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wedel.
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Fernruf 4048
Der Heidelberger Beobachter erſcheint 6 mal woͤchentlich und
toſtet monatlich 2.40 RM. Bei Poſtbezus zuzuͤßlich 36 Pfa.
Beftelungen nehmen die Poſtämter und Briefträger entgegen.
Yit die Zeitung am Erſcheinen cauch durch hoͤhere Gewalt)
verhindert, beſteht tein Anfpruch auf Entſchädigung

Nr. 30 / 1. Jahrgang


Kampfblatt der

Sationatfoztatiften
und Noröbaden



Anzeigen: Die 8 geſpaltene Millimeterzeile 8 Pfg. Die
4 gefpaltene Millimeterzeile in Teptteil 25 Pfg, Für Heine
Anzeigen: die 8 geſpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. Bei Vieder-
Hokungen und Zeilenabſchlüſſen Rabatt nach aufliegendem
Tarif. Schluß der Anzeigen Annahme 8 Uhr. Zahlungs: und
Erfüllungsort: Heidelberg. Ausſchließl. Gerichtsitand Heidelberg
Poſtſchedtonto: Richard Fuhrmeiſter, Kartsruhe 21834.

Einzelnummer 20 Pfg.




Reyublil das iſ licht viel. ..

Gdz. Die Sozialdemokratie iſt durch
den offenen Verrat am Parkeiprogramm,
die Stützung der Brüning · Dilitatur, vor
ihren Auhängern in eine mißliche Lage
verſetzt Man verſucht dieſem Uebel da-
zurch abzuhelfen, daß nach Außen hin,
im öffenklichen Aufkreken ein gezwunge-
ner „revolutionärter“ Anſtrich erſcheint,
der aber in den Parlamenten eben ſo
chnell wieder abgeftreift wird. Es geht
den Marrzijften heute ähnlich, wie dem

imikry in der Natur, nur das die Ber-
Wandlung noch zu wünſchen übrig läßt.

ewundernswert iſt allerdings der affen-
artig· geſchwinde Wechſel der Flaggen-
in der Oeffentlichkeit ſieht man nämlich
heute bei {ozialdemokratkifchen Verſamm-
ungen anftelle der ſonſt heiß umkämpf-
fen und verteidigten Reichsfarben nur
die rote Fahne. Beſonders augenfällig
war dieſe Erſcheinung in einer kürzlich
abgehaltenen öffenklichen Verſammlung
det SPD. im Berliner Sporkpalaſt, in
der Herr Braun, weiland preußijcher

iniſterpräſidenk, verzweifelt die Preu-
Benpolitik zu verteidigen juchte. In die-
er Verſammlung, die mit dem Geſang
er Internakionale endete, wurden aus
Nahmslos nur rote Fahnen gezeigt. Herr

raun, als oberſter Beamte des Stagkes

reußen, der ſeinen Beamken die. Teil-
Nnahme an detartigen Verſammlungen
Nur geſtattet, wenn an hervorragenden


— hat ſich von dieſem roken Sar-
enſchmuch nicht ftören laͤſfen. Die Ver-
Muıfung liegt nahe, daß auch dieſer Er-
Ponent der SPD. mit ſeinen Wählern
auf dem Standpunkte ſteht, den die ro-
en Iransparente der vorjährigen Ver-
Taffungsfeier. zum Ausdruck brachten:
Repuͤblik, das iſt nicht viel. . .“

d 2
Faule Zeiten heute! Sie gehen ſelbſt
an den Marrijten nicht ſpurlos vorüber!
54 hurzer Zeit noch ſtanden prominente
—— der Soͤziaidemokrakifchen
arlei 4 dem Standpunbt:
2 Ich kenne kein Vakerland, das
eulſchland heißt“!

ti Durch die nattonaſozieli-
45 — iſt aber das ge-
4 nafionale Empfinden, die Liebe
3um deutſchen Baterland in den breiten
viee des Bolkes wiedererweckt wor-
| * ſo daß ſich diefem Nafionalismus
* Sozialdemokrafen und Kommu-

©n nicht enkziehen können. —
nut.cneuetbingä drapieren ſich dieſe Intfer-
6 mit einem nationalen Män-
jen, damit ihre Anhänger nicht zu

ujenden austrefen!

o ift auch das Auftreten des Herrn


VBerlin, 23. April.

Das Rechnungsjahr vom 1. April 1930
bis zum 31. März 1931 weiſt eine Minder-
einnahme von 1 Milliarde 240,7 Millionen
RM. gegenüber dem Dietrichſchen Voran-
ſchlag auf. Sämkliche Skeuereingänge blie-
ben gegenüber den erhofften Summen zurück.

Belrächtliche Mindeteinnahmen ergaben:
Einkommenſteuer minus 365,4 Millionen.
Körperſchaftsſteuer minus 50,1 Millionen,
Umſaßzſteuer minus 168,8 Millionen,
Kraftfahrzeugſteuer minus 30,2 Millionen,
Beförderungsſteuer minus 44,8 Millionen,

Zölle minus 183, Millionen,
Tabachkſteuer minus 56,9 Millionen,
Bierſteuer minus 76,8 Millionen,
Spiritusmonopol minus 83,4 Milltonen,

Mineralwaſſerſteuer minus 20, Millionen.

So ſehen die „vorſichligen Schätungen“
des Herrn Dietrich aus! Kann ſich Or.
Bruning aͤngeſichts dieſer Tatſachen noch
wundern, wenn ſein Kabinett kein Ver-
krauen im Volk genießt? Mit Verſprechun-
gen vertröſtet man das deukſche Volk, aber
man hälk ſie nicht, ſondern ſteuerk hemmungs
los dem Abgrund zu.


*84 bei der Skein⸗Erinnerungsfeier
auf Schioß Cappenberg zu bewerten.
Seine Rede gipfelte in dem Wunſche,
es möge Steins Ausſpruch zur Wahrheit
werden:
„Ich kenne nur ein Valerland, und
das heißt Deulſchland.“ ohal!
Wir warten nun nur noch auf eine
Entſchliezung des ſozialdemokraliſchen
Parkeivorſtandes, die ſämtliche Mitglie
oder Pazi-
fiſten ſind, aus der Pattei hinauswirft.
Was tuf man nicht alles um einige
Pöſtchen. —
Eine fabelhafte Erziehungskur für die
Herren Marxiſten! Aicht lange mehr,
und es wird auf dieſe Weiſe nur noch
„Nationaliffen“ in Deulſchland geben.

Neichsbanner. —

Maſſenmörder Kürten.

Wie die Verleſung der Prokokolle im
Mordprozeß Kürten zu aller YNeberra-
ſchung ergab, war Kürten, Ddiefe
„Beftie in Menſchengeſtalll, Mit-
glied des Reichsbanners in Al-
fenburg.

Es liegt uns völlig fern, nunmehr das
Reichsbanner mit den Mordkaken dieſer
Beſtie belaſten zu wollen. Aber wir wol-
len doch einmal die Frage aufwerfen,
was geſchehen wäre, wenn Kürten zufäl-
lig Miigſied der NSDAP. geweſen
wäre, oder ihr nur nahegeſtanden hätte.

Die NSDAP. als Maſſenmörder
VParfei“. — „Der Nazi Blulmörder Kür-
fen“. — Der Nalionalſozialismus als
Weltanſchauung von Maſſenmördern.
— Die Nalionalſozialiſten ſtellen ſich
ſchühend vor einen vielfachen Mörder” |
ufw. Das wären nur einige Ueberſchrif-
ten geweſen in der „Voſſiſchen Zeitung“,
dem Berliner Tageblatt, dem „Bor-

wärts“, der „Welt am Abend“, und nicht

uleht im „8 Uhr-Abendblatt”. Das wäre
?üt die ganze jüdiſche Journaille ein ge-
jundes Frefjen geweſen und auch Blätter
der Milte hätten ſich vor Wonne über-
ſchlagen. Aun iſt das nichts damit, da-
für iſt Kürten aber Reichsbannermitglied!
Glücklicher Kürten, nun wirſt Du raſch
eine „qufe Preffe“ haben! Wärſt Qu auch
noch Jude, wie der 21 fache Mörder
Schleſinget oder der Bruder- und Freun-
desmörder Friedländer, dann führke dich
der Weg über die Irrenanſtalt in die

Freiheit.

Auaʒe Nachrichten.

Berlin, 23. April. In Oſtpreußen


ben. Das Ergebnis kann ſich noch um
einige Tauſend erhöhen, da aus verſchie-
denen Kreiſen noch Orlſchaften aus-
ſtehen.

Breslau, 23. April. In Schleſien
wurden bisher aus 34 Kreiſen insgefamt
411 403 Eintragungen für das Volksbe
gehren gemeldei. Das ſind von 1624 271
Slimmberechliglen 25 v. H.

ID
*

Balle a. d. S., 23. April. Das ÖGe-
amfergebnis des Bolksbegehrens hält
ich im Mahlkreis 11 Halle-Merfjeburg
auf 37,23 v. 5. Von 953 490 Wahlbe-
rechligien zeichnelen ſich 354983 ein.
Voung · Plan · Volksbegehren 175 039.

*

Amerika erkennt die Republik Spanien
: an.

Newyork, 23. April Celun).

aus Waſhington gemeldel wird, hal das


nien anerkannl.

„Kampfziele“

S. Freude und Zufriedenheit herrſcht bei der
gejamten Brüningkoalition. — Der Zentralvor-
jtand der — Bolkspartei (er hat bald
mehr Mitglieder, als dieje Partei bei den
nächſten Mahlen Stimmenaufbringen wird) hat
neue „Kampfziele“ aufgeftellt. Zieht man die zu
nichks verpflichtenden —444 ab, ſo bedeuken
die Beichlüfje der DVP. bedingungsloje „Un-
ferwerfung unter die fchwarz-rofe Brüning-
Koalition! Keiner der „‘Drote%fe" des Herın
Dingeldey gegen marxiſtiſche Erperimente, gegen
Polizeiwillkür u. . f. kann darüber hinweg-
fäufchen. Kathinkus IV., Aſpirant ‚auf den
Reichsptäſidentenpoſten, Sert von Kardorf,
jpielt die qroße Geige. . Dingelden, der von der
Schwerindujtrie Geduldete, hat ſich den Plänen
des — Salons“ der Kardorf Oheimb
unterworfen.

Noch vor nicht langer * konnte man in
allen Zeitungen lefen: „Die Bolksparkei wei-
gerf fich, an einer Regierung feilzunehmen,
die von Sozialdemokraten auch nur gedul-
det wird.“

Die DBP. fiel inzwiſchen, wie ühlich auf der
ganzen Linie um. Damit die geduldigen äh-
fer nicht rebelliich werden, ſtreuk man ihnen
nun Sand in die Augen, — die neuen
„Kampfziele“. —

Ein paar Koſtpraben gefällig? Bitte:

Unſer ganzes Denken, 4 heiße Sehn

jucht und unjer Kämpfen gilt der Groͤße und

ä’geibeif des Vaterlandes.

Ein Bolk, deſſen
irf{chaftskraft durch ein Syſtem maßlofjer
Tribuktverpflichtungen gelähmt iſt, kann ſich
nur emporringen burd% die Stärke des va-
terländiſchen Gefühls und der nakionalen

Geſchloſſenheit.“

Ja, wer haf denn dieſe maßloſen Tributver-
pflichtungen anerkannt? Wer hatf denn das
Bolksbegehren gegen den Youngplan als „fri-
voles Spiel“ bezeichnet? Das war die Qenf{&)e
Bolksparfkei, Sie {timmte im Reichstag für diefe
maßlojen Tribukverpflichtungen! GSie forderte
am 30. September 1929 ihre. Wähler auf, ſich
nicht am Bolksbegehren 3zu beteiligen!

_ Sie hat ein.kurzes Gedächtnis, dieſe Bolks-
partei ohne Volk!

„Der Matrrismus hat in langen Jahren, an-
ſtaͤtt entfchloͤſfenen vaterländifchen Billens
eine ſchwächliche inkernationale Romankik
gezüchtef. In der Hingabe ans Baterland,
in der Leidenſchaft ihres nationalen Willens
die Deutfche Volkspartei ſtets in vor-
erſtet Front.“

Diejenige. Partei, die in erfter Linie die
Schuld daran frägt, daß der Marrismus ‚enk-
ſchioffenen vaterländijchen Willen nach außen
und innen fabolieten konnfe, das . war die
Deulſche Volkspartei. Sie ſtüht noch heute
eine überwiegend marziffifch beeinflußte Reichs-
regierung, ſtürzte in Zhüringen den na-
kionalſozlaliſtiſchen iniſter Frick im krauten
vetein mit Kommune und Sozis! Aber das iff
„Leidenjchaft des nationalen Willens deutſch-
bolksparteilicher Prägung!

„Nächſtes 3 der Deukſchen Außenpolitik

iſt deshalb die 7 von den wirtſchaft

lihen Ketten, in die unjer Volk geſchlagen

Lieſt man dieſen Sah, ſo. muß man ſich 7
chwer. beherrichen, um ob dieſet abgrundfiefen
erlogenheit nicht mif der Fauft auf den Zi{
zu ſchlagen! Wir erinnern uns no recht 14
der . volkspartkeilihen . Parole: „Bon roten el-



Mie dieſe „Befreiung“ ausgeſehen haf, das
wifjen wir heufe. Bolksparkei und Sozial-
ch zufammen in eine Re-
Ninifter- und fonftige Poſten
und damit genug. . Die rofen Keffen aber wurr-
den von Tag zu Tag feffer geſchlofſen und für

gierung, verteiſten
 
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