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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 32 - Nr. 55 (1. Mai - 30. Mai)
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ö

Veriag: Hewelwerger Beobachter. - Gerausgeber: Otts Wepyel.
Schriftleitung: Lutherſtrabe 55, Fernruf 4048
Der Heidelberger Beobackter erfheint 6 mal möchentlid und
— monatlid) 2.40 RM. Bei Roftbezug zuaüglih 36 Bfg.
“‘Beflungm nehmen die Poſtaͤmter und Briefträger entgegen.
die Zeitung am Erſcheinen (auch durch höhere Gewalh
verhindert/ beſteht lein Anſpruch auf Entſchuͤdigung.

Nr. 42 / 1. Jahrgang


Bampfolatt der
in Betdelberg


Kationatfoztaliften
and Mordbaden

Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millimeterzeile 8 Pfg. Die
4 geſpaltene Millimeterzeile inı Teptteil 25 Pfg. Jür kleine
Anzeigen: die 8 gefpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. Bei Wieder.
holungen und Zeilenabſchlüſſen Rabatt nach aufliegendem
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Poſtſchecktonto: Richard Juhrmeiſter, Karlsruhe 21834.


10 Pfg. auswärts 15 Pfg.



Remmele maßregelt.

d Adam Remmele hat mit einem Erlaß
n M 7, Mai erneut die Strafverfolgung des
q tionaljogialiftifchen Saupklehrers Gärfner
* Freiffett b. Kehl angeordnet. Sein ein-
35 Berbrechen iff, daf er als Redner für

© NSDAP. auftrat. Im Iuli 1930 wurde
ürtner ſchoͤn einmal aus demſelben Grunde


8 doppelt ſchwer. Was eben dem jozial-
eretiſchen Kultusminifter Dr. h. c. Adam
Mmele erlaubt iſt, im Lande umherziehen
politiſche Reden zu halten, darf ein
8* nationalfozialiftijcher Lehrer noch
ericht Herr Remmele verwaltet näm-
* außerdem das Amt des Inftizminifferiums,
0S heißt das Amt des Rechtes.

*

Briand fährk auf alle Fälle nach Genf.

i Berlin, 12. Mai. In der Umgebung Briands
%, nach einer. Meldung- Berliner Blätter aus
micciS, erklärf, daß der Bejchluß des Außen-
fuͤr die Prafident{haftswahl zu kan-
* eren, ſeine Abficht, ſich am 15. Mai nach
uul 3u begeben, in keiner Meije ändere.
Briand am Mittwoch in Verſailles ge-
8 t merde, haltfe er es- für einen Akt der
ſich von ſeinen Kollegen des Orga-
unflü‚näauäicbufieä für die Europdijche Union
t.“?tubid)ieben und fie zu biffen, einen neuen
qngifli{enten zu ernennen. Der Aufenthalt Bri-
anä in Genf würde dann ſehr kurz jein. Bri-
die würde weder an den Arbeiten des Stiu-
an ausfchuffes für die Europäijhe Union, noch
denen des Bölkerbundsrates teilnehmen.

Sauerwein il inſinnig geworden.

Qtn;bmg‚ 11. Mai. Unter der Ueberfchrift „Sau-
iſt irrfinnig geworden“, vetzeichnet die
reffe mif großem Befremden die Nach-
daß diefex bekannte franzoͤſiſche Journalift,
depfacıt man bisher einen freuen Freund und
flotgßl}cben Berfeidiger der oͤffiziöfen Yoecho-
„M akijchen %u%enpolitik geſehen babe, im
‘mü“fm” als olmetjcher Dder ungariſchen
On“Td)e aufgefrefen ſei und für die ungariſche
ün Archiftijche. Propaganda, die eine Erneue-
c})egfi—beä oͤfterreich ungariſchen Habsburger Rei-
anſtrebe, eine Lanze gebrochen habe.

*

or der Verhaftung eines weltbekannken
engliſchen Finanzmannes?

endon, 12. Mai. Der „Daily Herald“ mel-
dur. in großer Aufmachung, daß eine Senſalion
nqnd) die Verhaͤftung eines „weltbekannien Fi-
enämmmes” bevorffehe. Obwohl kein Name
e;‘g‘“f werde, werde {o viel angedeutet, daß
8 ILII eines Konzerns bekanntfer
en lihaften den Haftbefehl veranlaßt haben.
tera SOnzern verfüge über ein Kapifal von meh-
etn“ illionen Pfund Sterling. Diefjer Kon-
?d)äf tbube in der leßfen Zeit durch erhebliche ge-
— Rückfchläge Don fih rteden gemadht.
* 4 ſeit längerer Zeit hätien die Vehörden
8* Nger Fühlungnahme mit der Regierung die
zer i Saktionen des in Frage kommenden Kon-
5 verfolgf.

Wien, den 12. Mai.

Die öſterreichiſche Kreditauſtalt für Handel
und Gewerbe iſt mit einem Verluſtabſchluß von
85 Millionen Mark für das Geſchäftsjahr
1930 / zuſammengebrochen.

Der öſterreichiſchen Regierung iſt es ge-
lungen dieſe 4 drei Tage geheimzuhal-
fen. Inzwijchen jind einige infernationale Fi-
nanzgrößen in Wien eingetroffen.

Die — “— Gelder wird Oeſterreich wit


Zollunion dürfte von diejer Seite aus ihren leß-
den Stoß erhalten haben.

Es erſcheint nicht ausgeſchloſſen, daß gewiſſe

franzöſiſche 4 an dem Zuſammenhruch
nicht unſchuldig find, denn es iſt mmerhin eigen-
arfig, daß er gerade kurz vor der Genfer Kon-
ferenz einfritf, vor der Konferenz, die bekannk-
lich die Zollunion „erledigen“ ſoll.

Der Wiener Bankkrach erinnerk durchaus
an die franzöſiſchen Finanzpreſſionen
Deutſchland während der Paͤriſer Konferenz.
Richt nur auf die öſterreichiſchen ſondern auch
auf die deuffhen Börſen hat der Fall Defter-
reichiſche Kredilanſtalt ſehr negativ gewirkt. Faſt
durchaehend erfolgten ſtaͤrke Kurseinbrüche und
es ift nicht abzujeben, welche weitexen Folge-
erfcheinungen ſchlimmiſter Art ſich in Deutſchland
noch zeigen werden .. .



Unter den üblichen Schwindelmeldungen
gegen die NSDAP. ſteht immer wieder die
Staatsgefährlichkeit der Nakionalſozialiſten
an herborragender Skelle. Die Heidelberger
Zoutnaille überfchlägt ſich, ihren anſpruchs-
loſen Leſern in ſtekiger Folge zu verſichern,
daß die Aufhebung der Berfaſſung, die Aus-
nahmebeftimmungen, die käglichen Rechts-
brüche die Häupler ihrer Bäter nur glorifi-
zieren, da fie lediglich gegen eine /ſtaats.
gefährliche“ Bewegung gerichtet ſind. Und
mit gulgeſpielter Neberzeugung ſtellt man die
fem „wilden Mann“ daͤs ach ſo harmloſe und
ftaaiserhaltende Reichsbanner als Muſter-
etemplar gegenüher.

ir haͤben ſchon oft genug an Hand von
markanten Beiſpielen dieſe Behaupkungen als
das gekennzeichnet, was ſie in Wirklichkeit
ſind: als bodenloſe Lügen. Wir verweiſen auf
die Brandreden Hörſings und die Ehronik
der zahlreichen Ueberfälle von Reichshanner
leuten auf andersdenkende polikiſche Gegner.
Wir ſind nun in der Lage, heute einige Ein
zelheiten aus dem „friedfertigen! Bundes-
leben der Mannheimer Reichsbannergruppe
zu ſchildern

Seit dem 30. November 1930 trifft ſich die
Schuhformation wöchenklich an einigen Aben-
den auf der Sellweide, dem Sporkplatz
der freien Zurnerfchaft und wird dort

ſyſtemaliſch zum Straßenkampf
ausgebildet.
Augenblicklich finden dieſe Uebungen je-
weils am Montag Donnerstag und Sonn-
abend in den Abendſtunden ſtatt. Der harm-
loſe Zeitgenoſſe wird ſich fragen, wie dieſe
offenſichklichen Bürgerkriegsdorbereitungen
nun {chon monatelang unter den Augen
der doch gerade in Baden beſonders ver-
ſtärkten politiſchen Polizei möglich waren.
Es iſt aber nicht mehr weiter verwunderlich,
wenn man weiß, daß zahlreiche Schuhpolizei-
beamte ſelbſt daran teilnehmen und daß die
Straßenkampfausbildung von einem M an n-
heimer Polizetoberlentnant vor-
genommen wird. Dieſer Herr, der der eigent-

liche Führer der Schufo iſt — Genoſſe 31a
hat die Führung nur nach außen hin über-
nommen — wurde dem Reichsbanner als
Polizeioberleutnant Hönſing (warum nicht
gleich Hörſing) vorgeſtellt. Hinfer dieſem
Decknamen verbirgt ſich ein bis heuke noch
im Mannheimer Polizeidienſt tätiger Polizei-
oberleuknant
. erı „Hönfing“, der auch in der Heidel-
berger Ortsgruppe verſchiedene Kurſe abhält,
legt in ſeinen lebungen beſonderen Werk
auf den Straßenkampf. Eingehende
Uebungsſtunden im Sperren und Räu-
men einer Siraße, in der Sirafenverfei-
digung, im Schuß angegriffener Wagen
bilden die Grundlagen, um im Falle eines
marxiſtiſchen Bürgerkrieges einſatzbereite
Truppen zu haben. Den Leuten wurde auch
mitgeteilt, daß in dem Falle, daß die Dienſt-
anweiſung den Kennbuchſtaben „D“ Irägt, die
Geſchäftsſtelle des Reichsbanners in B 6 ſo-
fort aufgehoben iſt und
in das Bezirksamt oder in die Kaſerne
verlegk wird.
Der Hilfsformakion Gilfo) iſt dann die Auf-
gabe überwieſen, umgehend die wichkigſten
verkehrspunkke (Bahnhöfe) zu beſehen,
während der (unpolitijche) Arbeiterradfahrer-
bund „Solidarität“ eine Bereitſchaft von un-
gefähr 250 Motorradfahrern zu ſtellen hat
Derark ſieht die wahre Täligkeit des
Reichsbannets aus. Wenn ein nationalſozia-
liſtiſcher Sturm nur einen Teil dieſer Lebun-
gen. ausführfe, würde das badiſchen Innen-
minifferiums die gefamke S. A. verbiefen. Ob
den Miniſtern Remmele und Wittemann
noch gar keine Nachricht von dieſen Qingen
zu Ohren gekommen iſt? Vor einigen Tagen
wurde ein Lehrer gemaßregelt, weil er eine
nationalſozialiftiſche Rede gehalten hat Was
gedenkk das Miniſterium wit dem Polizei-
oberleufnant zu tun? Wir warken und
werden das Gerechtigkeitsgefühl der Mini-
ſter ſprechen laſſen die doch in ihren Amts-
handlungen weik über der Parteipolikik
ſtehen. —.

2 2

Miniſlueunbun.

S. de hoffnungsloſer ſich die politiſche
und wirtſchaftiiche Lage Qeukſchlands geſtal-
ket, je ſchlimmer ſich die Finanz⸗Miſere der
Reichsbaſſe käglich von neuem enkhüllt, umſo
hefkiger verſpüren die derzeitigen preußiſchen
und deutſchen Miniſter das Bedürfnis, von
den lichten Höhen des Regierungshimmels
hinab ins Bolk zu ſteigen u. hier durch Reden
zu erſehen, was ſie an Talen nicht vollbracht
haben. Es lohnt ſich kaum noch, jeweils ein-
zeln auf die lehten Reden der Firma Brü-
ning, Eurtius Dietrich, Severing und Eo.
einzugehen. Dieſe Reden ſind ſo billig, wie
Kartoffeln im Herbſt, ſie ſind ſo zahlreich wie
die Schwalben im Frühling und ihr „Inhalt“
zeigt eine ſo welkerſchütternde Gleichformig-
keii, daß die exakle Arbeit am laufenden
Band in einer Automobilfabrik dagegen von
bunker Vielgeſtaltigkeit zu ſein ſcheint! Nein,
ſie können uns wirklich nichts neues mehr
ſagen, denn ſie ſind am Ende mit ihrem Re-
gierungslatein, das noch nie zu beſonders
zuken Noten Anlaß gab, ſondern ſchon bis-
her zumeiſt mit det Zenſur „völlig ungenü-
gend“ verſehen werden mußte.

Warum gebk ihr euch ſo viel Mühe mit
euren Reden? Wir ſind ernſtlich beſorgt, ihr
verbrauchk zu viel Zeik mit Reden, dieweil es
doch viel nötiger wäre, dieſe koſtbare Zeit
für die Anfertigung der nächſten zwei bis
drei Dutzend „ÖOutachten“ zu verwenden
Denn ſchließlich will ja das Volk wenigſtens
äußerlich ſehen, daß für ſein Geld etwas
„gefan“ wird. Auf wirkliche Beſſerung des
deutſchen Elends durch die Regierung Brü-
ning zu hoffen, hak es ja ſchon längſt auf-
gegeben.

Um alſo dieſe Zeit zu erſparen, empfeh-
len wir foͤlgende Einheitsrede auf Grammo-
phonplakien zu übertragen und dei den diver-
jen Zuſammienkünften den Regierungsan-
hängern. vorzuſpielen.

„Sottloje, katholiſche und üdiſche
Zentrümlet, marxiſtiſche Bonzen, daitſch
ſtaatsparteiliche Inteliektuelle und Bör-
fenbeherrſcher, volksparteiliche Orehſchei
benpolitiket und konſervative Maſſen!

Der Nakionalſozialismus iſt ſeit dem
14. September in ſtändigem Rückgang.
Das beweifen die Wahlen in Bremen,
Braunfchweig u. Lippe, bei denen er nur
40—50 Prozentk ſeit dem 14. Sepkember
zugenommen hal.

Die wirkſchafkliche Lage Deutſchlands
läßt ſich hoffnungsvoll nennen, denn die
Zaͤhl der Arbeitsloſen hat noch nichl ein-
mal um ſo viel abgenommen, wie es ei-
gentlich uͤnker Berückfichtigung der Sal-
ſonbelebung hälle ſein müſfen. Das iſt ein
enormer. Erfolg der Regierung, die ſtelig
ihten Weg weifer geht und dann das
Bolk und die Parteien vor die Verant-
worfung und Entjcheidung ſtellen witd.

Seitdem wir die Regierung übernom-
men haben, gelang e$ uns fchon drei Mal,
 
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