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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 81 - Nr. 105 (1. August - 31. August)
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Berlag: Heidelberger Benbachter. Gerauzgeber: Otte Mehel,
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Telephon 4048


toſtet monatlich 2.40 RM. Bei Poftbezug zuzüglid 36 Pfg.

Beſtellungen nehmen die Voſtämter und Briefträger entgegen,

Iſt die Zeitung am Erſcheinen cauch durch höhere Gewalt
verhindert, beſteht tein Anſpruch auf Entſchaͤdiguns.

Nr. 100 / 1. Jahrgang

Kampfblatt der
für Odenwald

STationatfoztaliften



und Bauland



Unzeigen: Die 8 gefpaltene Millinzeterzeile S Pig. Die”
4 geſpallene Millimeterzeile im Tertteil 25 Pfg. Für kleine
Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millimeterzeile 5 Pfg. Bei Wieder»
Holung Rabatt nach aufliegendem Tarif. Schluß der Anzeigen»
Unnahme 18 Uhr. Unzeigen « Annahme:. Luͤtherſtraße 55,
Tel. 4048; Marktplatz 3, Tel. 86, ZahHlung3= und Erfüllungs-
art: Heidelberg. Ausfchließlicher Serichtsjtand: GHeidelberg.
Voſtſchecklonto: Heidelberget Beobachter, Karläruhe 21834

Freiverkauf 15 Pfg.



Neiſende in Politit.

Für gewiſſe Reiſende in Politik, die fih
gerne „Führer“ nennen, iſt das „Gefchäft“
Nicht ganz einfach, um ſo mehr, wenn den Füh-
tern Ddie Gefolgſchaft fehlt. In ſolcher Kalami-
‚ fät befindet ſich die fogenannte „Nationalfoziali-
tiſche Kampfgemeinjchaft“, deren zahlreiche legi-
fime und illegitime Bäter ihr Embryo mal hier
und mal dahin ſchaukeln, je nachdem die Geld-
quellen fließen. Vergangene Woche hat man
wieder einmal eine Führertagung“ abgehalten,
uUm die durch die verſchiedenartigen Finanzquel-
len der Stennes und Skraßer bedingten Unter-
Ichiede der gemeinfamen Politik 3u über-
brücken. Auf diefer „Zagung“ mußte der große
NRevolufkiondr Waͤlter Maria Stennes zugeben,
daß er 3. ZE. nicht in der Lage fei, feinem
Monkagsblatff eine andere redakfionelle Rich-
tung 3u geben, Bat etwa der Geldgeber die
SGefinnung des Herrn Stennes auf die nächſten
Wochen gepachtel? Erft zum 1. Oktober Yoll
eine Aenderung der Politik durch Berufung eines
neuen Redaktkionsfiabes erfolgen. Es iſt eben
nicht leicht, „Führer“ zu fein.

Eine würdige Berfalhlungsfeier.

Ueber den Verlauf einer „denkwürdigen Ber-
faffungsfeier wird der „Diktatur“ aus Stolz be-
üchtet! Dort wurde die Verfaſſung durch eine
Forde Reichsbanner von etwa 100 Mann, die
freien Gewerkſchaften mit 180 Mann und 80—90

rauen und Kinder auf würdige Ark „gefeiert”.
in Knäuel ſchwer befrunkener Reichabanner-
leufe und Gewerkfjchaftler wälzte jich durch die
Stiraßen. In ihrem Suff jchlugen die Teilneh-
mer mif brennenden Fackeln auf die Bevölke-
tung ein. Ein Iungftürmer, dem ein Auge da-
durch verleht wurde, wandfe ſich vergeblidh an
einen Poliziſten, um den Täter feftftellen zu
I‘“‚fien. Der Beamte erklärfe, das ginge ihn
nichts an (!), er ſolle zur Polizeiwache gehen.

Nach der Kundgebung auf dem Marbktkplatz,
bei der der Siantsparfeiler Lemmer ſprach {hlu-
* die Poliziſten wahllos mit dem SGummi-
d nüppel auf die Vorübergehenden, auch Frauen
und kleine Kinder, ein. Der Höhepunkt wurde
erreicht, als ſelbſt des Weges koͤmmende Reichs-
wehrſoldaten mit dem Gummiknüppel geſchia-
gen wurden. Als einer der Soldaten in der
Notwehr die Waffe zog, wurde er von den Po-
liziften überwälfigt. und zur Wache geſchleßpt.

Sanierung in Angarn.

Budapeſt, 24. Auguſt. Graf Karolyi hat
nunmehr doch die Regierung gebildet und
zugleich die Grundzüge ſeines Programms
bekannt gegeben. Ueber das Programm det
neuen Regierung wird bekannt, daß die Be-
amkengehälter vermindert und die Steuern
erhöht werden ſollen. Den neuen Maßnah-
men wird ein Sanierungsplan des früheren
Finanzminiſters Johann Teleszah zugrunde
liegen. Dieſer Plan hat in höherem Makße
As derjenige des Grafen Bethlen die Zu-
ſimmung des 33. Konkrollausfchuffes ge-
funden. Diefer Umſtand und nicht die an-
gebliche außenpolikiſche Neuorjentierung war
der eigentliche Grund, weshalb Graf Beth-
en, der in der Sparſamkeit nicht ſo weit
gehen wollte, zurückkrat. Teleszky hak zu-

Das engliſche Kabineft zurückgelreten.
London, 24. Auguſt. Die Kahinettsſitung
dauerte nur bis 12,30 Uhr. Als mehrere Mini-
ſter beim Verlaſſen der Amtswohnung Mac
Donald über den Skand der Dinge befragt
wurden, ankworteten ſie nur: „eS iſt alles vor-
über; wir ſind zurückgefrefen!“
Es ſteht nunmehr ſ gut wie feſt, daß Mac
Donald eine Nationalregierung bilden wird.

Die ausſcheidenden engliſchen Miniſter.

London, 25. Auguſt. Es gilt als ſicher, daß
die folgenden 44 kein 244 in dem
nen 3zu bildenden Kabinetk übernehmen werden:
Außenminifter Henderfon, Handelsminiſter Gra-
ham, Geſundheiksminiſter Arkur Greenwood, der
* Lord der Admiralität, Alexander, der Mi-
niſter für öffenkliche Arbeiten, Lord Lansboury
und der Unkerſtaatsſekretär für Schotkland, Tom
Johnſton. Es heißf, daß im ganzen zehn Mini-
ſter aus dem Kabinett ausſcheden werden Der
Miniſter für die Dominien, Thomas, erklärte,
daß er im Kabinett verbleiben würde.

*


Amtliche Mitteiluxg über die Kabineltsneubildung
“in England.

London, 25. Auguſt. Um 21,15 Uhr wurde
von der Bowning Skreet 10 eine amtliche Mit
feilung herausgegeben, in der es u a. heißt:
Nach ſeiner Audienz beim König am Montag
nachmiktag hat der Miniſterpräſident mik Bald-


die Kandidakenlifte für das Kabinetk beraten,
die dem König zur Beftätigung vorgelegt wer-
den ſoll. In dieſer Frage ſind beträchtliche Fort-
ſchritte erzielt worden. Das Hauptkziel bei der
Bildung der neuen Regierung iſt die Beſeiti-
ung der gegenwärkig 4 enden nationalen
oflage. Sie wird nicht @ine Koalikionsregie-
rung im Sinne des Wortes ſein ſondern eine
Regierung der Zuſammenarbeit für dieſen be-
ſonoeren Zweck.“ Fernexr heißt es in der amk-
daß das Parlament am 8.

Seplember zuſammentreken werde. Dem Par-


an den Ausgaben unkerbreitet werden, um den
Haushalt auszugleichen. Auch werde die Regie-
rung alle notwendigen Schritte ergreifen, um
Verkrauen in das Pfund Sterling zu er-
alken.


So ſchrieb die geſamte Koalilionspreſſe, als
der engliſche Premier Macdonald einige Ber-
ſuche ünternahm, die Oppoſiktionsparkeien vor
ſeinen Wagen zu ſpannen, nachdem die Politik
der reinen Labour· Regierung nicht gerade große
Erfolge gezeikigt hattẽ.

Die Nakionalſozialiſten ſollten die Brüning-
Regierung unkerſtützen! weil die engliſche Oppo-
ſition ſcheinbar das Kabinett Macdonald nicht
Yoforf ſtürzte. Hier ſehk ihr ſtaalspoliliſche Ein-
ſicht, ſchrieben „Berliner Tageblatk“, Tanke
Boß“, „Borwärts“ und „Germania“ in trauter
Gemeinſchaft.

3Ja, man ſoll vorſichtig ſein mit ſolchen
Empfehlungen. Es hat ſich nämlich heraus-
geftellf, daß die engliſche Oppoſiktion garnichk

daran denkt, dem Kabinett Maedonald ihre Un-
terſtützung zu leihen. Im Gegenkeil, ſie verlangt
eindeutig den Rüchtritt des jeBigen Kabinekts.

Wenn alſo die engliſche Oppoſition von der
ſchwarz roten deutſchẽn Koalitoin ihre ſtaaks-
politiſche Klugheit beſcheinigt bekommt, ſo iſt das
eine geradezu glänzende Rechkferkigung und

Billigung des nakionalſozialiſtiſchen Verhaltens
in der Reichspolitik, noch dazu feikens ünſerer
Gegner!

Der einzige Unterſchied: das Kabrnett
Macdonal Ffritf zurück, wie es Parlamenta-
rismus und Demokratie verlangen und zeigk da-
mif. ftaatspolitifche _‘D.?eiä‘beit und faire Haͤltung.
* 2 Brüning aber will nicht zurüch-
reken

— — — — —
geſtimmk, die Leitung des Fünferausſchuſſes

zu übernehmen, der ſämkliche Haushaͤlts
poſten überprüfen und die oben erwähnken


Poliliſche Ruheſtörungen in Ulm.

Ulm, 24. Auguſt. Am Sonnkag Abend
kam es anläßlich der Ausführung des Re-
marque-Films „Jm Weſten nichts Neues“
zu ſchweren Ruheſtörungen. Die Polizei
mußte wiederholt gegen Nationalſozialiſten
mit dem Gummiknüppel vorgehen und die
Straßen räumen. Auf Seiken der Demon-
ſtranten gab es mehrere Verlehte, während
ein 2—— — bewußtlos geſchlagen
wurde.

„Im Weſten nichts Neues.“

Wie wir hören, wird in Heidelberg der
Schundfilm „Im Weſten nichts Neues“ nicht

Die Leikung der Odeon Lichkſpiele hat ſich
ſcheinbar durch zahlreiche Zuſchriften davon
überzeugt, daß es, ſagen wir einmal — weder
dem Ooeon, noch Heidelberg zum Vorteil ge-
reicht wäre, wenn dieſer Schandfilm hier ge-
laufen wäre.

Wir ſind neugierig, wohin der A. Q G. B.
ſein Unkernehmen verlegen wird. Die Heidel-
* Kinos werden ſich bedanken, alſo warken



Die übliche Hetze.

Ein Herr von Reck läßt in einem Münchenet
Blatt eine Erklärung los in der er in un-
geheuerlichſter Weiſe die Mitglieder der Reichs-
leitung der NEDAP. herabzuwürdigen verfucht,

Herr von Reck war in der Qieicgäleitun-g als
Hilfsreferenf der Rechtzabteilung einige geit
fäfig. Vermutlich veranlaßzten ihn Wut über
ſeine Kündigung, und der Umftand, daß er un-

längſt eine gegen die — angeſtrengte
Klage wegen Gehaltserhöhung beim Arbeits-
gericht zurückziehen mußfe, zu ſeinen Ausfällen.

In der Reichsleitung der NSDAP. befindet
ſich niemand, der jemals Eisner häkte hochleben
laſſen. Insbeſondere ſtellen wir feſt, daß der in
Muünchener Zeikungen vom November 1918 er-
wähnte „Stiudent Frank! oder „Dr. Frank”,
von dem berichtet wird, daß er Eisner anläßlich
einer Feier hätke hochleben laſſen, nicht perſo
nengleich iſt mit Rechtsanwalt Dr. Frank JIl

s handelt ſich hierbei offenbar um einen
Marriſten namens Frank, der ſpäter zu mehre-
ren Monaten Gefängnis verurkeill wurde und
ſeitdem aus München verſchwand.

Im übrigen lohnt es ſich nicht, auf den Brief
des Herın von Beck einzugehen. Er gehörk in
die Reihe der käglichen Herabwürdigungen der
Bewegung und ihrer Führer, deren ſich die
gegneriſche Preſſe zu durchfichtigen Zwecken be-
Dienf. Serr von Reck kam jeinem ſchon vor
Veröffenklichung ſeines Briefes gegebenen Aus-
ſchluß aus der Partei durch ſeinen Austritt le-
diglich zuvor.

Kaſſen frank ...
Mitglieder geſund.

Die Krankenkaſſenſkandale nehmen in letzter
Zeit ein Ausmaß an, gegen das einnıal ener-
giſche Maßnahmen ergriffen werden müffen. E3
zeht nichf an, daß die dem kärglihen Verdienft
der Mitglieder abgezogenen Beiträge weiker

; fur„@;penmente ‚(um es vorfichfig auszudrücken)
unfähiger Parteibuchbeſiher vergendetf werden
Jn den Reigen der Kafjenjkandale fchließt fich
nun auch die Amtsverbandskaffe Oldenburg
an, Dderen „verdienftvolle“ Geſchäftsführer ſich
nur durch Ddas ſozialdemokratiſche Parteibuch
„auszeichnen“. Bei einer dort kürglich vorgenom-
menen Kajffen- und Buchprüfung ftellte es fich
heraus, daß der Kaſſe durch Berunkreuungen
des Kaſſierers. des „OGenofjen“ Henning 13000
RM. Schaden entſtanden find. Die eigentlichen
Berantkworflidhen der Mifwirtjchaft, das Bor-
ifandsmifglied der Kaffe, Örager, foz3. Stadt-
rafsmifglied und Landesarbeiferraf und der Ge-
ſchäftzfuͤhrer, der foz. Sfadirak Heitmann, . fchie-
ben nun die ganze Verankworkung . auf ihren
verfforbenen Genoffen Kajfierer Henning. Da-
mif glauben ſich die Herren von aller Berank-
wortung rein gewajchen: Den Schaden ſoilen
dann die —77444 — kragen, entweder durch
Beikragserhö ung oder Einſchränkung der Kaf-
enleiſtungen. Das ganze nennt man dann „So-
3ial”-Berficherung. Es iſt höchfte Zeit, daß
mif den wirklihen Schuldigen rückfichtslos YAbh-
rechnung gehalten wird.

*

Eine neue Berordnung über die Skeuer-
amneſtie.

Berlin, 24. Auguſt. Wie die Telegra-
phen Union erfährf, wird die neue Berord-
nung über die Steueramneſtie, die am
Sanistag Nachmiffag im Reichskabinett be-

raten werden wird, den Titel „Verordnung

über {feuerlihe Erfaſſung bisher nicht ver-
ſteuerter Werte und über Sieueranineſtie“
fühten In der Verordnung wird voraus-
ſichklich feſtgeſtellt merden, daß die Termine
zur Abgabe der Vermögensiteuererklärun-
gen und für die Steueramneſtie bis Mitte
Seplember verlängert werden.
 
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