Werlag: Heidelberger Beobachter. Gerausgeber: Otto Wetzel
} Schriffleitung: Lutherſtraße 55, Fernruf 4048
Der Heidelberger Beobachter erſcheint 6 mal wöchentlidh und
Softet monatlich 2.40 RM. Bei Voſtbezug zuzüglich 38 Pfg.
Beftelungen nehmen die Poſtaͤmter und Briefträger entgegen.
IM die BZeitung am Erſcheinen cauch durch hHöhere Gewalt)
verhindert, belieht tem Anſpruch auf Gntſchaͤdigung
der. 72 / 1. Jahrgang
Kampfblatt der
Stationalfoziatifen
und Koröbaden
Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millinteterzeile S Pfg. Die
4 gefpaltene Millinzeterzeitfe im Teptteil 25 Pfg. Für Heine
Anzeigen: die 8 geſpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. ‚ Bei Wieder»
holungen und Zeilenabfchlüffen Rabatt nach aufliegendem
Xarif. Schluß der Anzeigen-Annahme & Uhr. Zaͤhtunaͤs! und
GErfüllungsort: Geidelberg. Aus{chließl. Gerichtsitand eidelberg
Voſtſchecklonto: Richard Fuhrmeifter, Karlsruhe 21834.
| Sreivertauf 15 Pfg.
Scheidemünzen!
Aus zuverläſſiger Quelle erfahren wir,
daß rheinifch-weftfälijche Firmen ſchon ſeit
wa einem Monat die Lohnzahlungen nur
noch in Hartgeld begleichen.
Bedenblich ſtimmt zu dieſer Nachricht eine
Mtliche Mitteilung wonach das Prägerecht
4 Scheidemünzen am 18. Iuli von 20 auf
0 Mark pro Kopf der Bevölkerung erhöht
vorden ift.
Ende 1927 waren 43 Millionen Münz-
4 im Umlauf Ende 1930 waren es 102
} illionen und 137 Millionen bei der Reichs-
ank, zuſammen 239 Millionen Mark.
Am 15. zuli 1931 betrug der Umlauf 1069
ängflionen Mark und 79 Millionen bei der
c„%ld)äbank‚ zujammen 1148 Millionen
ark.
9 Zamit war das Prägerecht, das ſich bei
Aort auf 1200—1300 Millionen Mark
lief, beinahe erfchöpft. ;
© Per Notverordnung hat nuͤn die Reichs-
‚ äefllerung geſtattet daß weitere 10 Mark pro
* der Bevölkerung geprägt werden Das
4* annähernd 650 AMilionen Reichs-
ugfaͤhia
*
N Die Reichsregierung hat per Notver-
ttbnung verkündet, 4 Beamtengebhäl-
5 Penſionen etc. künftighin in Raten-
b‘i‘blungen erfolgen können. Beamte ete,
© dadurch bei Zahlung der Mohnungs-
Jefe oder ſonſtigen übernommenen DBer-
INdlichkeiten behindert find, können
£ 3zur ſofortigen Zahlung gezwungen
erden.
8 ſcheint demnach in den öffenklichen
4 en nicht genügend Geld vorhanden
lein, um eine — Auszaͤhlung der
älter zu ermöglichen.
Nachdem annähernd 50 nakionalſozialiſtiſche
Zeitungen in den lehten 14 Tagen verboten
worden ſind, damit die Pariſer und Londoner
Konferenz unter dem Ausſchluß der national-
ſozialiſtiſchen Oeffentlichkeilk Deulſchlands von-
ſtatten gehen konnte, hielk Miniſterialdirekkor
Dr. Klauſener im Berliner Rundfunk
einen Vortras über die neue Nokfverorönung, die
die verfaſſungsmäßig garankierfe Preſſefretheit
zum alten Eifen wirft.
Klaufener betonte, die Nolverordnung werde
„mit Taͤkt und politiſchem Fingerſpihengefühl
aͤngewendet werden.
Inzwiſchen ſind verboten worden:
Die nak.-joz3. Zeitung . „Natkionalpof”
Berlin 6 Tage), die naͤk ſoz. ‘?reußiid)e
3Zeitung Königsberg (4 Mochen), die deutſch-
BZeitung „Frankfurter Poeſt (14
age).
42 wenigen Ausnahmen iſt die geſamte
nakionalſozialiſtiſche Preſſe durch Berbot am
Erſcheinen gehindert. Auch die wenigen Blät-
ter die jeßt noch gedruckt werden, wird man
bald verbieten.
Der Nationalſozialismus aber wächſt, kroh
Zeitungs und Verſammlungsverboten!
*
Die neue Prejje-Aokverordnung.
Die neue Preſſe⸗ Notverordnung zwingt
die geſamte Preſſe zur Aufnahme von
Aeußerungen der Reichsregierung und
von Berichtigungen und gibt außerdem
die Möglichkeit, jede Druckſchrift zu ver-
bieten, „wenn ſie die öffenkliche Ordnung
und Sicherheit gefährdet“.
Dieſe letzte Beſtimmung iſt ſo kauf-
ſchukartig, daß man damit jede Zeitung,
verfteht ſich von ſelbſt, daß der „Hei-
delberger Beobachfer“ bemüht
iſt, ſtreng legales Verhalten ein neues
Verhot zu vermeiden. Gegen das lebte
Verbot iſt ſofork Beſchwerde eingelegt
worden, die aber bisher noch nicht beant-
workel iſt.
*
Etahlhelm⸗ Arbeilsloſen · Sporieranſtaltung
verboten.
München, 21. Iuli.: Auf dem Lechfeld
hatte der Stahlhelm für ſeine arbeiksloſen
Kameraden einen Sporkkurſus veranſtaltet,
der am 15. IJuli begonnen hatte. Wie die
„Münchener Zeitung“ mitkteilt, wurde dem
Leiter des Kurſes durch den zuſtändigen Be-
zirksamkmann plötzlich eröffnet, der Kurs ſei
abzubrechen, da durch eine Verfügung des
baheriſchen Innenminiſteriums vom 15. Iuli
jede ſportliche Betätigung von politkiſchen
Verbänden unker freiem Himmel zu verbie-
fen jei. Der Landesleitung des Stahlhelms
ſei von dieſem Verbot keinerlei Kenninis ge-
geben worden.
21. Iuli. Auf Grund eines Volksent
ſcheids am Sonntag in Neuſtadt a. d. Aiſch
durchgeführten Stadiratswahlen brachken
einen überwälkigenden natkionalſozialiſtiſchen
Sieg: Aalionaiſozialiſten 11 Sihe, Sozial-
lehnt
— — 21. Juli. Die nalionale Oppo-
* hat an Reichskanzler Brüning nach
on folgendes Telegramm gerichtet:
8 m urſprünglich als Erleichterung
de chten Plan des amerikaniſchen Präſi-
* Hoover wird die unverhüllte Abſicht
* Nkreichs enigegengefeßt, das deukſche
in auf die Dauer unker ſein Dikkat zu
8 Gen. So ſoll aus der Erleichterung
Verſchlimmerung werden.
8 wird den verantworllichen Kreiſen in
8 gequälten Volke, insbeſondere in der
8 nd, die Verzweiflung derark gewachſen
if AB allerorts gefährlichite Gedankengänge
"Reimen. ;
Das deutſche Volk, das ſich von der
Schuld am Kriege frei fühlt, will und kann
die ihm aufgezwungenen ungerechten Laſten
nicht länger fragen. Erſt recht aber iſt eine
weitere Schmälerung der deukſchen Staats-
hoheik unerkräglich und nicht zu verankwor-
len.
Die geſamke nationale Oppoſition macht
daher in aller Form darauf aufmerkſam, daß
ſie gemäß ihrer Grundeinſtellung neue Be-
dingungen, die gegenüber Frankreich einge-
gangen werden, als für ſich rechksverbindlich
nicht anſehen wird.
Graf von der Golh, Hitler, Hugen-
berg, Graf Kalckreulh, Belhge, Lind,
Seldke, Dueſterberg.
2— — 3 Sitze, Wirtfchaftsblock
2 Sitze.
Wir haben alſo 11 von 20 Sihen.
Im „Berliner Zageblatt“ wird man mor-
gen von einer nationalfozialiftijdhen „Nie -
derlage“ ſchreiben weil wir nicht ſofort
ſämkliche Sihe erobern konnten!
Moſſe hetzt!
Das Zeruſalemer Spät-Abend-⸗Blatt
fühlt ſich genötigt, als „bezeichnend für
die Zuſammenhaͤnge zwiſchen der Hitler-
Parkei und den Brüdern Lahuſen die
Takſache, daß die nakionalſozialiſtiſchen
Blätter in Bremen und Oldenburg bis-
her noch keine einzige Silbe zum Lahu-
ſen⸗Skandal zu veroͤffentlichen gewagt
haben, zu behaupfen. Moſſe verſchweigt
bewußt, daß beide Zeitungen verboten
ſind. Ein Kommentar erübrigt ſich.
Rolllurs über Rordwolle evöfinet.
Bremen, 21. Zuli. Die Verwaltung der
Norddeutſchen Wollkämmerei in Bremen
hat heute vormittag um 11.22 Uhr ſelbſt
Konkursankrag geſtellt. Dieſem Ankrag ift
ſtattgegeben und damit das Konkursverfah-
ren über die Nordwolle eröffnek worden.
Rechtsanwalt Heinemann iſt zum Konkurs-
verwalter ernannt. Die vier Vorſtandsmit-
glieder der Nordwolle erſchienen mit Rechts-
anwalt Dr. Lippſchüz beim Konkursrichker
4* daß die Geſellſchaft zahlungsun-
ähig ſei.
Nückblick.
S. Die vierzehntägige Verbokszeit macht es
uns zur Pflicht unſeren Leſern einen gedräng
ken Leberblich der ſich täglich überſtuͤrzenden
politiſchen und finanziellen Ereigniſſe zu biefen.
Ziehen wir das Endergebnis einer Politik, die
ſeik 13 Jahren getrieben worden iſt, und die uns
wangsläufig den herrlichen, heuͤtigen Zeiten
zuführen mußke.
1. Die Politit des kleineren
Lebels.
Verzichten wir darauf, die Schuldigen dieſet
Politik, die alle kennen, in jedem Einzel-
fall feſtzunageln.
Die „Politik des kleineren Uebels? ift da-
durch gekennzeichnef, daß fie anſtatt einmal den
feindlichen Forderungen ein
ein entſchiedenes Nein
enfgegenzufeßen, von zwei uns zur Wahl ge-
jtellfen. unerfälduren Bedingungen, das kleinere
Uebel unterjchrieb, dabei vö[liäa vergeffend, daß
eine Erfüllung auch dieſer edingungen von
vornherein unmöglich war.
Das geſchah in Verſailles, in London, in Lo-
7
[r
ch
Was Frankreich wünscht:
carno, beim Abſchluß des Dawespaktes, in
Thoiry, bei den Verhandlungen in Paris und
im Haag, die zum Voungplan führken, und das-
jelbe droht heute wiederum zu gefchehen, wenn
man Ddie politiſche Entwicklung der lekten ſechs
Vochen ſeit der Bekanntgabe des Hoovervor- '
ſchlages ins Auge faßt. *
Um den ‘ma%fen des deulſchen Volkes krüge-
geriſche Hoffnungen vorzugaukeln, haͤt man
ſtets ein kreffliches Schlagwork bei der Hand, das
kroß ſeiner intimen Beziehungen zum „G eiff”,
nichts von ſeiner
inneren Geiſtloſigkeit
einbüßtke.
In Verſailles war es der „Geift“ der Selbff-
beſtimmung der Bölker“, in London war es der
Geiſt europäiſcher Verſtändigung und in bun-
ker Reihe folgken dann der „SGeift“ von Locarno
in Begleitung des berüchkigten Silberſtreifens,
der trduliche „SGeift“ des Kaffeeplauderftündchens
von Thoirh der „Geift“ wirtſchaftlicher Ber-
tändigung in Paris und im Haag und ſchließlich
der „Geift“ von Cheequers und ſein Nebenpro-
dukt, Hoovers „Öroßherzigkeit“.
Troß dieſer Anhäufung von „Geift“ iſt es
mit Deutſchland immer mehr bergab gegangen,
bis zulegtf das allen bekannte SHöllentempo den
völligen Zujammenbruch der deutſchen
Finanzwirtſchaft
herbeiführte.
Soweit der rein äußere Ablauf der letzten
13 Jahre!
2. Die deutſche Finanz⸗ und
Währungspolitit.
Wie die deutſche Außenpolitik von einer
völligen Verkennung der poͤlitiſchen Sikuakion
ausging, wie aus dieſer Verkennung alle Fehler
dieſer Dolitik reſultieren, ſo wurde auch die
} Schriffleitung: Lutherſtraße 55, Fernruf 4048
Der Heidelberger Beobachter erſcheint 6 mal wöchentlidh und
Softet monatlich 2.40 RM. Bei Voſtbezug zuzüglich 38 Pfg.
Beftelungen nehmen die Poſtaͤmter und Briefträger entgegen.
IM die BZeitung am Erſcheinen cauch durch hHöhere Gewalt)
verhindert, belieht tem Anſpruch auf Gntſchaͤdigung
der. 72 / 1. Jahrgang
Kampfblatt der
Stationalfoziatifen
und Koröbaden
Anzeigen: Die 8 gefpaltene Millinteterzeile S Pfg. Die
4 gefpaltene Millinzeterzeitfe im Teptteil 25 Pfg. Für Heine
Anzeigen: die 8 geſpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. ‚ Bei Wieder»
holungen und Zeilenabfchlüffen Rabatt nach aufliegendem
Xarif. Schluß der Anzeigen-Annahme & Uhr. Zaͤhtunaͤs! und
GErfüllungsort: Geidelberg. Aus{chließl. Gerichtsitand eidelberg
Voſtſchecklonto: Richard Fuhrmeifter, Karlsruhe 21834.
| Sreivertauf 15 Pfg.
Scheidemünzen!
Aus zuverläſſiger Quelle erfahren wir,
daß rheinifch-weftfälijche Firmen ſchon ſeit
wa einem Monat die Lohnzahlungen nur
noch in Hartgeld begleichen.
Bedenblich ſtimmt zu dieſer Nachricht eine
Mtliche Mitteilung wonach das Prägerecht
4 Scheidemünzen am 18. Iuli von 20 auf
0 Mark pro Kopf der Bevölkerung erhöht
vorden ift.
Ende 1927 waren 43 Millionen Münz-
4 im Umlauf Ende 1930 waren es 102
} illionen und 137 Millionen bei der Reichs-
ank, zuſammen 239 Millionen Mark.
Am 15. zuli 1931 betrug der Umlauf 1069
ängflionen Mark und 79 Millionen bei der
c„%ld)äbank‚ zujammen 1148 Millionen
ark.
9 Zamit war das Prägerecht, das ſich bei
Aort auf 1200—1300 Millionen Mark
lief, beinahe erfchöpft. ;
© Per Notverordnung hat nuͤn die Reichs-
‚ äefllerung geſtattet daß weitere 10 Mark pro
* der Bevölkerung geprägt werden Das
4* annähernd 650 AMilionen Reichs-
ugfaͤhia
*
N Die Reichsregierung hat per Notver-
ttbnung verkündet, 4 Beamtengebhäl-
5 Penſionen etc. künftighin in Raten-
b‘i‘blungen erfolgen können. Beamte ete,
© dadurch bei Zahlung der Mohnungs-
Jefe oder ſonſtigen übernommenen DBer-
INdlichkeiten behindert find, können
£ 3zur ſofortigen Zahlung gezwungen
erden.
8 ſcheint demnach in den öffenklichen
4 en nicht genügend Geld vorhanden
lein, um eine — Auszaͤhlung der
älter zu ermöglichen.
Nachdem annähernd 50 nakionalſozialiſtiſche
Zeitungen in den lehten 14 Tagen verboten
worden ſind, damit die Pariſer und Londoner
Konferenz unter dem Ausſchluß der national-
ſozialiſtiſchen Oeffentlichkeilk Deulſchlands von-
ſtatten gehen konnte, hielk Miniſterialdirekkor
Dr. Klauſener im Berliner Rundfunk
einen Vortras über die neue Nokfverorönung, die
die verfaſſungsmäßig garankierfe Preſſefretheit
zum alten Eifen wirft.
Klaufener betonte, die Nolverordnung werde
„mit Taͤkt und politiſchem Fingerſpihengefühl
aͤngewendet werden.
Inzwiſchen ſind verboten worden:
Die nak.-joz3. Zeitung . „Natkionalpof”
Berlin 6 Tage), die naͤk ſoz. ‘?reußiid)e
3Zeitung Königsberg (4 Mochen), die deutſch-
BZeitung „Frankfurter Poeſt (14
age).
42 wenigen Ausnahmen iſt die geſamte
nakionalſozialiſtiſche Preſſe durch Berbot am
Erſcheinen gehindert. Auch die wenigen Blät-
ter die jeßt noch gedruckt werden, wird man
bald verbieten.
Der Nationalſozialismus aber wächſt, kroh
Zeitungs und Verſammlungsverboten!
*
Die neue Prejje-Aokverordnung.
Die neue Preſſe⸗ Notverordnung zwingt
die geſamte Preſſe zur Aufnahme von
Aeußerungen der Reichsregierung und
von Berichtigungen und gibt außerdem
die Möglichkeit, jede Druckſchrift zu ver-
bieten, „wenn ſie die öffenkliche Ordnung
und Sicherheit gefährdet“.
Dieſe letzte Beſtimmung iſt ſo kauf-
ſchukartig, daß man damit jede Zeitung,
verfteht ſich von ſelbſt, daß der „Hei-
delberger Beobachfer“ bemüht
iſt, ſtreng legales Verhalten ein neues
Verhot zu vermeiden. Gegen das lebte
Verbot iſt ſofork Beſchwerde eingelegt
worden, die aber bisher noch nicht beant-
workel iſt.
*
Etahlhelm⸗ Arbeilsloſen · Sporieranſtaltung
verboten.
München, 21. Iuli.: Auf dem Lechfeld
hatte der Stahlhelm für ſeine arbeiksloſen
Kameraden einen Sporkkurſus veranſtaltet,
der am 15. IJuli begonnen hatte. Wie die
„Münchener Zeitung“ mitkteilt, wurde dem
Leiter des Kurſes durch den zuſtändigen Be-
zirksamkmann plötzlich eröffnet, der Kurs ſei
abzubrechen, da durch eine Verfügung des
baheriſchen Innenminiſteriums vom 15. Iuli
jede ſportliche Betätigung von politkiſchen
Verbänden unker freiem Himmel zu verbie-
fen jei. Der Landesleitung des Stahlhelms
ſei von dieſem Verbot keinerlei Kenninis ge-
geben worden.
21. Iuli. Auf Grund eines Volksent
ſcheids am Sonntag in Neuſtadt a. d. Aiſch
durchgeführten Stadiratswahlen brachken
einen überwälkigenden natkionalſozialiſtiſchen
Sieg: Aalionaiſozialiſten 11 Sihe, Sozial-
lehnt
— — 21. Juli. Die nalionale Oppo-
* hat an Reichskanzler Brüning nach
on folgendes Telegramm gerichtet:
8 m urſprünglich als Erleichterung
de chten Plan des amerikaniſchen Präſi-
* Hoover wird die unverhüllte Abſicht
* Nkreichs enigegengefeßt, das deukſche
in auf die Dauer unker ſein Dikkat zu
8 Gen. So ſoll aus der Erleichterung
Verſchlimmerung werden.
8 wird den verantworllichen Kreiſen in
8 gequälten Volke, insbeſondere in der
8 nd, die Verzweiflung derark gewachſen
if AB allerorts gefährlichite Gedankengänge
"Reimen. ;
Das deutſche Volk, das ſich von der
Schuld am Kriege frei fühlt, will und kann
die ihm aufgezwungenen ungerechten Laſten
nicht länger fragen. Erſt recht aber iſt eine
weitere Schmälerung der deukſchen Staats-
hoheik unerkräglich und nicht zu verankwor-
len.
Die geſamke nationale Oppoſition macht
daher in aller Form darauf aufmerkſam, daß
ſie gemäß ihrer Grundeinſtellung neue Be-
dingungen, die gegenüber Frankreich einge-
gangen werden, als für ſich rechksverbindlich
nicht anſehen wird.
Graf von der Golh, Hitler, Hugen-
berg, Graf Kalckreulh, Belhge, Lind,
Seldke, Dueſterberg.
2— — 3 Sitze, Wirtfchaftsblock
2 Sitze.
Wir haben alſo 11 von 20 Sihen.
Im „Berliner Zageblatt“ wird man mor-
gen von einer nationalfozialiftijdhen „Nie -
derlage“ ſchreiben weil wir nicht ſofort
ſämkliche Sihe erobern konnten!
Moſſe hetzt!
Das Zeruſalemer Spät-Abend-⸗Blatt
fühlt ſich genötigt, als „bezeichnend für
die Zuſammenhaͤnge zwiſchen der Hitler-
Parkei und den Brüdern Lahuſen die
Takſache, daß die nakionalſozialiſtiſchen
Blätter in Bremen und Oldenburg bis-
her noch keine einzige Silbe zum Lahu-
ſen⸗Skandal zu veroͤffentlichen gewagt
haben, zu behaupfen. Moſſe verſchweigt
bewußt, daß beide Zeitungen verboten
ſind. Ein Kommentar erübrigt ſich.
Rolllurs über Rordwolle evöfinet.
Bremen, 21. Zuli. Die Verwaltung der
Norddeutſchen Wollkämmerei in Bremen
hat heute vormittag um 11.22 Uhr ſelbſt
Konkursankrag geſtellt. Dieſem Ankrag ift
ſtattgegeben und damit das Konkursverfah-
ren über die Nordwolle eröffnek worden.
Rechtsanwalt Heinemann iſt zum Konkurs-
verwalter ernannt. Die vier Vorſtandsmit-
glieder der Nordwolle erſchienen mit Rechts-
anwalt Dr. Lippſchüz beim Konkursrichker
4* daß die Geſellſchaft zahlungsun-
ähig ſei.
Nückblick.
S. Die vierzehntägige Verbokszeit macht es
uns zur Pflicht unſeren Leſern einen gedräng
ken Leberblich der ſich täglich überſtuͤrzenden
politiſchen und finanziellen Ereigniſſe zu biefen.
Ziehen wir das Endergebnis einer Politik, die
ſeik 13 Jahren getrieben worden iſt, und die uns
wangsläufig den herrlichen, heuͤtigen Zeiten
zuführen mußke.
1. Die Politit des kleineren
Lebels.
Verzichten wir darauf, die Schuldigen dieſet
Politik, die alle kennen, in jedem Einzel-
fall feſtzunageln.
Die „Politik des kleineren Uebels? ift da-
durch gekennzeichnef, daß fie anſtatt einmal den
feindlichen Forderungen ein
ein entſchiedenes Nein
enfgegenzufeßen, von zwei uns zur Wahl ge-
jtellfen. unerfälduren Bedingungen, das kleinere
Uebel unterjchrieb, dabei vö[liäa vergeffend, daß
eine Erfüllung auch dieſer edingungen von
vornherein unmöglich war.
Das geſchah in Verſailles, in London, in Lo-
7
[r
ch
Was Frankreich wünscht:
carno, beim Abſchluß des Dawespaktes, in
Thoiry, bei den Verhandlungen in Paris und
im Haag, die zum Voungplan führken, und das-
jelbe droht heute wiederum zu gefchehen, wenn
man Ddie politiſche Entwicklung der lekten ſechs
Vochen ſeit der Bekanntgabe des Hoovervor- '
ſchlages ins Auge faßt. *
Um den ‘ma%fen des deulſchen Volkes krüge-
geriſche Hoffnungen vorzugaukeln, haͤt man
ſtets ein kreffliches Schlagwork bei der Hand, das
kroß ſeiner intimen Beziehungen zum „G eiff”,
nichts von ſeiner
inneren Geiſtloſigkeit
einbüßtke.
In Verſailles war es der „Geift“ der Selbff-
beſtimmung der Bölker“, in London war es der
Geiſt europäiſcher Verſtändigung und in bun-
ker Reihe folgken dann der „SGeift“ von Locarno
in Begleitung des berüchkigten Silberſtreifens,
der trduliche „SGeift“ des Kaffeeplauderftündchens
von Thoirh der „Geift“ wirtſchaftlicher Ber-
tändigung in Paris und im Haag und ſchließlich
der „Geift“ von Cheequers und ſein Nebenpro-
dukt, Hoovers „Öroßherzigkeit“.
Troß dieſer Anhäufung von „Geift“ iſt es
mit Deutſchland immer mehr bergab gegangen,
bis zulegtf das allen bekannte SHöllentempo den
völligen Zujammenbruch der deutſchen
Finanzwirtſchaft
herbeiführte.
Soweit der rein äußere Ablauf der letzten
13 Jahre!
2. Die deutſche Finanz⸗ und
Währungspolitit.
Wie die deutſche Außenpolitik von einer
völligen Verkennung der poͤlitiſchen Sikuakion
ausging, wie aus dieſer Verkennung alle Fehler
dieſer Dolitik reſultieren, ſo wurde auch die