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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

DOI Kapitel:
Nr. 32 - Nr. 55 (1. Mai - 30. Mai)
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Werlag: Heldelberger Beobachter. Herausgeber: Otto MWekel.
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Fernruf 4048
Der Heidelberger Beobachter erfcheint 6 mal woͤchentlich und
loſtet monatlich 2.40 RM. Bei Poſtbezug zuzüglih 38 Bfg.
ßefieuunam nehmen die Poſtämter und Briefträger entgegen
IM die Zeitung am Erſcheinen cauch durch hHöhere Gemwalt)
verhinbert, beſteht tein Anfpruch auf Gntihäbigung.

Nr. 50 / 1. Zahrgang

Kampfolatt der
in Getdelberg

(

S‘(aliunnl[namllmu
und Nordbaden


Anzeigen: Die 8 geſpaltene Miliimeterzeile 8 Pfg. Die
4 geſpaltene Millimeterzeile im Teptteil 25 Efg. Für kleine
Anzeigen: die 8 geſpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. Bei Wieder-
holungen und Zeilenabſchlüſſen Rabatt nach aufliegendem
Tarif. Schluß der Anzeigen⸗Annahme 8 Uhr. Zahlungs⸗ und
Erfullungsort: Heidelberg. Ausſchließl. Gerichtsſtand Heidelberg
ofiſchedlonto: Richard Yuhrmeijter, Karlsruhe 21934,

10 Pfa. auswärts 15 Pfg.





„Abrüſtung“

Die amerikaniſchen Luftmanöver.
672 Militärflugzeuge über Newyork.
* Newyork, 22. Mai. Am Samstag. nachmit-
wird Newnyork ein ungewöhnlichez Schau-
; Piel erleben. QAls Auftakt zu den großen ame-
| aniſchen Luftmandvern werden 672 Militär-
| m“fl?‚euge in Kampfformation über die Stadt hin-
} üegfliegen. Waͤhrend dieſer „Luftparade“ wer-
„°n zabhlreidhe ‘ Friedensgefellichaftfen, . Iugend-
8 und teligiöſe Verbände auf allen öffent
en Plätzen Kundgebungen veranſtalten und
x 8 diejfe „Berhöhnung des Geiſtes des Kel-
9g-Paktes“. proteftieren.

Zentrumsſorgen.

Der Vorſtand der Zentrumsfraktion
bielt im Reichstag eine Sitzung ab, in der
Jür poſitiſchen Lage Stellung genommen
. bürbe. Einen breiten Raum nahm auch
. er Ausgang der Oldenburger Wahlen
| jin. E ift das erfte Mal, daß der Zen-
} Amsvorftand ſich mit einem verhältnis-

Mäßig kleinen Slaat wie Oldenburg und
} Tinem Mahlergebnis befaßt. Nicht allein

Stimmenrückgang des Zenkrums,
ndern das ſtete Siegen der naͤtionalſoz.
Rraung fällt in führenden Zenirums-

teijen auf die Nerven. Die National-
idlijten ſehen dieſen Beklemmungen
} g‘äg.'Sentvrumä mit. größker Ruhe entge

gen!

*

deneſch will den deukſchöſterreichiſchen Zollplan
; „erweifern“,
‘ pr Prag, 22. Mai., Das „Prager Tagblatt“
Q“ngf eine Unterredung ſeines Genfer Bericht-
fäffflflexä mif Außenminijfter Beneſch. Beneſch
— aus, er begnüge ſich mit dem negativen
öuägqn der Berhandlungen über den deulſch
) * Dakt nicht, jondern habe die Ab-
/ 4 den Plan in größerem Rahmen zu erwei-
* und dadurch ſchöpferiſch zu machen Er ſei
} poer@eugf‚ daß die gefährliche wirkſchaftliche und
2* Untuhe die ganz Mitteleuropa, nicht
8 Deutfchland, ergriffen habe, einen Stillftand
| * Bemühungen zum. Zuſammenwirken nicht
— dr dulde, und daß es nun Aufgabe der zu
. europäijchen Kreife gehörigen Staaten
Qi‘r die Initiative zu ergreifen. Frankreich werde
| mner ſolchen Methode größerer Regionalzujam-
— er Ichlüffe, die fich nie gegen Deuffchland rich-
— &° dürffen vder richten würden, nicht bloß feine
„Dmvatbie‚ ſondern auch außerordentliche mate-
Ale Mittel zur Berfügung ftellen.


¶ Nadrid,, 22. Mai. Der Finanzminifter gibt
; m?“llufifeflun über das Bermögen des {pa-
(gnd)en Königshauſes nach dem. Stande vom
} * des Jahres 1929 bekannt. Darnach befrug
* Bermögen des Königs zu dieſen Zeitpunkt
Millionen Peſeten davon 24 Millionen in

} unetfpapieren. Von legieren liegen 14 QMilli-
darunter 9 Millionen ſpanuͤſcher Papiere,
4 Ausland. das Bermögen: der Königin wird
* 2 Millionen Pefeten, davon „zwei Drittel
* ländijcher . Werte, angegeben. Das des ‚Kron-
; ung‘äen_mif 13 Millionen. Die- übrigen Prinzen
* Prinzeſſinnen befiHen je 2,5 Millionen, da-
— das noch nicht aufgeteilte Vexrmögen

34 verftorbenen Königin-Mutkter..in Höhe: von

illionen Peſeken.

Unſer beſonderer Freund, Herr Höf-
ler vom Pfälzer Bolengänger entrüſtet
ſich in den lehlen Monaken recht häufig
über den „unchriſtlichen Antiſemitismus
der verfluchten Nationalſozialiſten. Dieſer


ken Sie doch als gewiſſenhafker und un-
fehlbarer Inkerpret.

Alſo paſſen Sie mal auf, Höfler!
Schenken Sie uns eine kleine Biertel-
ſtunde Aufmerkſamkeit für ein neftes
Geſchichtchen, das Ihnen zu erzählen uns
ein beſonderes Vergnügen ſein wird:

„Herr Hilpert ſteht ſeit über 6 Jahren am
Bismarckplah und verkauft Zeitungen; in
der leBien. Woche legte er ſich nun zu den
bisher verſchleißten Zeitungen, welche mei-
ſtens jüdiſche Zeitungen find, auch Blätter
völkiſcher und ankiſemikiſcher Tendenz zu.
Dieſe Zeikungen möchte das Judenkum gerne
verſchwinden laſſen; da ſich Hert . Hilpert
durch Beftechungen, Beleidigungen und Dro-
hungen nicht beirren läßt, ſo verfuchen. es
nun die Zuden mit der ihnen zur Verfügung
ſtehenden Macht zu erreichen daß Herr Hil-
perk vom Bismarckplatz verſchwindet Krei-
heik im neuen „Freijtaate“! Mit allen Mit
feln wird verfucht, die Diskuſſion der Inden-
frage zu verhindern Warum haͤk das Iuden-
kum ſo Angſt?

Oberamtmann Müller verbot bereits das
ganzſeitige Aushängen der betreffenden Zei-
fungen und neuerdings kam ein Schutzmann
und verfügke, baß die ankiſemitiſchen Blätter
nur viertelſeitig ausgehängt werden dürfen.

Ich bin Leſer diefer Blättker, (und neben-
bei bemerbt auch Mitglied des Windkhorſt-
bundes und habe noch aus keiner Zeile eine
Aufforderung zu Progromen oder ſonſtigen

Gewaltätfigkeiten gegen Juden gelejen, fon-
dern nur die Bekämpfung der Vorherrſchaft


Seit wann iſt das Judentum ſo fakrojankt,
daß über die Judenfrage eine Debakte nicht
zeſtattet wird?. Mir iſt keine derartige Be-
ſtimmung der Reichsverfaſſung bekannt. Wir
leben doch (wenigſtens angeblich) in einem
Fteiftaak, in dem jedem Staatsbürger das
Recht der freien Meinungsäußerung (zum
mindeſtens am Papier) gefehlich fichergeftellt
wird. Warum dürfen die „Rote Fahne“,
„Hreiheit“ und die anderen Blätker der Un-
abhängigen und Sparkabiſten kroktenhreit
ausgehängt werden? Warum ſchreiket Herr
Oberamimann Müller nicht dagegen ein, daß


meinſter Prieſterhetze, in einer Unzahl von
Eremplaren öffentlich ausgeſtellt wird? Oder
gilt die Freiheit nur für die Inden und das
Geſindel?

Ich möchte gegen derartige Willkür auf
das ſchärfſte proteſtieren und glaube mich
einig mit allen rechtlich denkenden Menſchen
Heidelbergs.

Na, Herr Höfler, was werden Sie nun
ſagen. Wahrſcheinlich denken Sie, dies
jei die hölliſche Ausgeburk eines Nazi-
blattes, ſelbſtverſtändlich eines unchrift-
lichen und katholikenfeindlichen!

Sie haben enkſchieden Pech. Dieſe
ſchöne Geſchichte ſtand im Pfälzer Boten
und wurde erzählt von einem Mitglied


Wir empfehlen Ihnen, die nette Ge-
ſchichte in einer der nächſten Nummern
des Pfälzer Waldmichel zu veröffentlt-
chen. Glauben Sie uns, das Volk hak für
hiſtoriſche Erinnerungen viel übrig.

u weiteren Dienſten hält ſich beſtens
empfohlen. „Hei—Beo“



„Sämtliche Theater Berlins ſtehen ſoviel wir
* unter jüdiſcher Leitung. Auf das Konto
diejer jüdiſchen Theaterdirektoren kommen in-
folaedeſfen auch all die Sudeleien, die jeht über
einzelne Berliner Bühnen gehen. Zu ihnen ge-
hört auch Direktor Altmann vom Kleinen
Theater, der die Pfarrhauskomödie aufgeführt
hat. Maßgebenden Einfluß in Theakerdingen
üben jüdiſche Kritiker, ſo Siephan Großmann in
der Voſſiſchen Zeitung und Frit Engel im Ber-
liner Tageblatt aus. Letzterer ſpricht (Berliner
Tageblaft Nr. 25) von den Proteſt der Berli-
ner Katholiken gegen die Pfarthauskomöbdie als
von einer Engſtirnigkeit! — wofür man in
Bayern Hornochſentun! fagt — und von einer
„Anpsbelung“ eines Werkes, das „ein Stück
ausgezeichnet beobachteter . Wirklichkeit“ *
verſchönt und gemildert (!) durch güliges Ver-

ſtehen“ Daß ein ſolches Werk heute auf-
geführt werden könne, erſcheint ihm als „ein
Gewinn der Zeit, nicht ein Krankheitszeichen“,
die Leitung des Kleinen Theakers möge fich nicht
einſchüchtern laſſen ſondern das Stück weiter
auf dem Spielplan laffen.

Da kann. ſich niemand wundern, wenn die
Tatſache daß es immer und immer wieder Iuden
find, die wir als Führer einer Hriffentkumsfeind-
lichen Kulturrichtung ſehen, bei den Kathoͤliken
nachgerade die gebührende Beachtung finden.“

„Zja! Berdammt noch . mal,'. wird . Heinrich
Höfler fjagen. Mieder dieſer lächerliche und un-
katholiſche Antijemitismus der Hakenkreuzler!
Sie baben, hente entſchieden einen ſchlechten
Tag liebwertet Botengänger, denn obiget Arti-
kel ijt ein Kalholiſcher Proteff“, ſtand zu leſen
in der Kölniſchen Volkszeilung! (1920) und

wurde auch vom Pfälzer Boten abgedruckt. —
Heute dürfen Sie ſo etwas natürlich nicht
mehr ſagen, nicht wahr? Wir verſtehen uns.
Jeht ſind die ehemals Kritiſierten Ihre Bundes
genoſſen und das Zentrum iſt zu ſtark paläfti-
nenſiſch durchſeßzt. ; ;

VE} z
Lurtius. f

S.- Kennen Sie dieſen geſchmeidigen Dip-
lomaten neudeutſcher . Schule? Haben Sie
ſchon einmal feſtgeſtelll daß er mehr auf
gutes Auftreten denn auf pofitive Erfolge
Wert zu legen ſcheint? Dieſe Tatſache
ſcheink nun auch die OAz das ſchwerindu-
ſtriell orientierfe Organ der Großinduſtrie
gemerkt zu haben, und aus dieſer Erkenntnis
wuchs das Vertrauen in den derzeikigen
Außenminiſter Curtius ſeilens der Spie

heruͤreiſe.

Sein Auftreten in Genf unker dem (Dolks-
parteij vorauszuſehenden Motto: Hier ſtehe
ich und kann auch anders“ hat den unein-
geſchränkten Beifall aller Paneuropäer ge-
funden. Wenn es auch nicht die Palmen-
blätter von Locarno waren, die ihn umfächel-
ten, ſo doch die Libanon Moſſe Blälker, deren
„ſafkiges Grün! ihm einiges Lob jpendete.
Wie weiland Luther, ſo nagelte er ſeine
„hefen“ an das ſchwarze Brett des VBöl-
kerbundſaales Aber das letzte AMittel der
europäiſchen Diplomaten iſt heute nicht mehr
das Schwert, ſondern der Radiergummi.
So verſchwand plötzlich eine „Zheje“ nach
der anderen, und ſchließlich blieb Herr Cur-
tius allein auf weitem Feld mik zwar reinem,
aber doch ſtark zerriſſenem Frackhemd. —
Parſtpal als reiner Thor iſt eine minimale
Angelegenheit gegen ihn.

Die Zollunion wurde abſerviert, von we-
gen der europäiſchen Belange, verſtehl ſich!
Die inkernationale Agrarkreditbank wurde
unker Pakenſchaft des Herrn Curtius gegrün-
det obwohl jeder Eſel merkt, daß fie von
Frankreich zur Verhinderung der Zollunion
ins Leben gerufen worden iſt. Der Haager
Gerichtshof wird über die Zuläſſigkeik! der
Zollunion enkſcheiden. Stramm, die Hände
an der Hoſennaht dankt der große Curkius.
Rechk hin, Recht her! SGleich, wie die Ent-
ſcheidung im Haag faͤllen wird, will man die
Zollunionsfrage im Völkerbund auch polikiſch
„begutachten“. —

Polikiſche Behandlung dieſes Zhemas ;
lehne ich ab“, jolautfeteesgqgeflern.-—
„An politiſchen Beratungen nehme ich nicht
feil,“ {0 klingtes heute;“ — und mor-
gen? ;

Morgen wird der Herr Curkius im
ſchönſten Kuhhandel mitken drin figen. —
Sie ſtaunen? Zja, hohe Politik! Sowas
verffeht nurder Curtkius! 2

Haben Sie ſchon einmal einen Hahn ge-
ſehen, der auf des Miſthaufens höchſter
Spitze figt, dabei bemübt, durch eigenen
Miſt zur Erhöhung des ſtinkenden Haufens
betzukragen?

wie ganz anders nimmt ſich doch
gegenüber diejem Hahn unjer Außenminiſter


Der ſäße, wenn er ein Hahn wäre, be-
 
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