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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 81 - Nr. 105 (1. August - 31. August)
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*

!

— — —

8*

— —













Schriftleitung: Lutherftiraße 55, Telephon 4048

verhindert, beſteht tein Unfpruch auf Entſchädigung.



Innenpolitit.

S— Der preuhiſche Volksenkfcheid. wenn
nicht erfolgreich hak das pofifive Ergebnis
ifigt, daß 9,8 Millionen politijch entfchloffe
Menſchen fowohl gegen die Regierung
Ann, als auch gegen die Regierung Brüning
haben. Demgegenüber ſtellen wir feſt

®
*


noch 8,8 Millionen Wähler ſtanden und

y° Dieje Zabhl, berückfichtigt man die Ergebniffe


ganz erheblich indeſſen zuſanimen-
rumpft iſt.

ſyſtemtreue Preſſe nun behauptet, die
nale


ppoſition und Kommuniſten häften


baın diejer beiden Öruppen am 14. Sepfember
nur 9,8 Millionen ihre


aDl

|en, Ir, daß die Gegner des Voltzentſcheides
— die Parole „Nichtkbefeiligung“ ausgeben,
| Mal jeder als Gegner des Regimes kenntlich ge-

i;ed)f‚ der zum Volksenkſcheid ging. Bei der
SGejinnungs{O nüffelei
iss dadurch die Beteiligung aller von der Re-
| ng abhängigen Menſchen von vornherein
zä„„‘?agna) emachtf, Aber auch miele Gejhäfts-
| 56 und Gewerbefreibende, die auf ihre Kund-

N


en jind, wurden dadurch g»e3\mun‘gen‚ ihrer
der Abſtimmung
_ ubleiben. ;

ehben wir ab von einer ausführlichen Be-


14 Maßnahmen. Daß der Abftimmungstag
°n in die Ferienzeif, mitten in die Haupk-

es preußijchen derzeitigen Regimes. Daß
alle Berjammlungs- und Fingblakkpropa-
* verboten wurde daß mit Hilfe der Preife-
8 ordnungen rückfichtslos jede Aufklärung
IN Bolkes verhindert wurde, fügk ſich den erft-
— “ Annten Maßnahmen harmonifch ein.

jefer Geſamtlage iſt die Betei-
Ö %non 9,8 Millionen Stimmen recht erfreu-
Im den Fortſchritt in der Klärung der po-

halfen, daß beim Young-

* 7 Sepfember.
. wuchs die
45%%9?@. und

In einem dreiwiertel
abl der nafionalen. Oppofitidn
RVP) von 3,5 auf beinahe


?@eiggf 9 Millionen im Reich. Dieje Tatſache
[a Daß die Stimmen bei Volksenkſcheid und
jg Neiner Mahl niemals gleich zu werken find,
un 28 Millionen des Bolksentkjcheids vom 8.
f‘\o‚g“ff laſſen mindeſtens 13,5 Miilionen bei den
üg Nenden Landiagswahlen in preußen als
ı Ö richeinen,
* <r DBolksentjcheid war eine Etappe. Land-
* * und Reichspräfidentenwahl im Früh-
8* 7 der

werden die Enkfcheidung, werden den
nationalſozialiſtiſchen Bewegung
; 8 * haben kürzlich geſchrieben der unnatür-
Aufe Jubel über den „Sieqg” des Zerrn
werde bald abflauen. Wie fehr wir

n,
* hatten zeigen ſchon die Preifeäußerungen


* Auguft

j „Frankfurker Zeitung“ gibt am
) „Innerpolitifches
©lraten“ offen zu, daß die Forkeriftenz der


N
/ gruge geffellt‘ fjein wird,

/ 4 alfo! .
*l\h‚ai?qenbä iſt mehr von „Sieg“ die Rede. Die
} 8 44 hat einem grauen Kahenjammer

er deuklichen Ansſt der derzeikigen Koali-



Kampfblatt die
für Odenwald

Kallollalſdꝛiulſſen
und Bauland -




Lippſtadt 17. Auguſt. In der Nachk zum
Sonntag führten Kommuniften in der Nähe des
Ausflugslokals „Tannenbaum“ einen planvoll
vorbereiteken Feuerüberfall auf einen Trupp
Rationalſozialiſten aus, die von einer Verſamm-
lung in dem henachbarken lippeſchen Dorf Lippe-
rode nach hier zurückkehrten. Außer zwei
ſchwerverletzten Nakionalſozialiſten, die ins
Krankenhaus gebracht werden mußfen, gab es
noch ſieben Leichkverlezte. Die Zaͤhl det Ber-
leßten * Seiten der Kommuniften iſt nicht be-
kannf. Die Polizei verhaftete acht Kommuni-
ſten. Bei dem Feuergefecht. wurden insgefamt
gegen 100 Schüffe abgegeben.

Wieder ein National-
ſozialiſt ermordet.

Limbach, 15. Auguſt. Wie die Polizei mit-
feilf, wurde in der Nacht zum Samstag gegen
1 Uhr der 22 Jahre alte Rationalſoziaſiſt Her-
hert Grobe in der Hohenſteiner Straße von hin-
ten angeſchoſſen. Er iſt kurz nach der Einliefe-
rung in das Krankenhaus gzgeftot*ben. Die Täter
find flüchtig. Unweit der Wordſtelle wurde dann
nochmals über die Skraße nach anderen Natkio-

nalſozialiſten gejchoffen. Man iſt der Auffaſ-
Jung, daß die Täter Kommuniſten ſind. r
blulige Zwiſchenfall ereignete ſich nach Schluß
einer ſtürmiſch verlaufenen Skadkverordneken-
ſizung. Die Tumulte ſetzten ſich auf der Straße
fort und zogen ſich bis in die frühen Morgen-
kunden hin. Auch an verſchiedenen anderen
Stellen der Stadt kam es zu Zuſammenſtößen,
bei denen mehrere Perſonen durch Meſſerſtiche
verletzt wurden. Die Poltzei nahm eine Anzahl
Verhaftungen vor. Die Ortsgruppe der NGDAVP.
Limbach haf auf die Ergreifung der Täter ein
Belohnung von 300 Mark ausgeſeßzt.
*

Vorunterſuchung gegen Scheringer
; Hochderrats.

Sieftin, 17. Auguſt. Wie aus Gellnow be-
richtel wird, iſt gegen den früheren Leutnant
Scheringer, der |. 3Zk. wegen nationalſozialiſti-
ſchet etätigung 3u Feſtungshaft verurteilt
worden war und ſpäter zur Kommuniſtiſchen
Parkei übertrat, vom Oberreichsanwalt die
Vorunkerſuchung zu einem Hochverraksperfahren
eingeleitet worden. Scheringer, der ſich jeht in
Sellnow in Haft befindet, wird beſchuldigt,
durch Briefe an Angehörige der Reichswehr
kommuniſtiſche Agitation verſucht zu haben.


Kufel, 15. Auguſt Die nakionalſozialiſtiſche
Verſamnilung in Kufel, in der Reichstagsabge-
ardneter Dr. Decke ſprechen ſollle, wurde vom
Bezirksamt Kuſel wegen Gefährdung der öf-
fenilichen Ruhe und Sichetheit verboten.

Am Morgen des Verfaſſungstages war in
Herchweiler auf der Synagoge eine Hitlerfahne
angebracht worden

Was ſagt das
Zentrum dazu?

Wellkongreß der Gollloſen in Berlin.

Vom 5. bis 7, September 1931 ſoll in
Berlin ein Meltkongreß der Freidenker
abgehalken werden, der von der „Interna-

kionsparteien vor der kommenden innenpoliti-
ſchen Enkwicklung Platz gemacht.

Wir halten Herrn Brüning nicht für ſo
kurzfichtig, daß er dieſe Situation nicht klar
überblickf. Noch kreibt er ſeine Politik mit der
SPD. gegen das erwachende Deukſchland.

3m Jahre 1932 fpäteftens wird dieſe Politik
ihr Ende gefunden haben. Für Brüning werden
dann nur zwei Möglichkeiten bleiben:

LStaalsſtreich mit Schleicher und der Reichs-
wehr im Sintergrund.

2. Aütchtritt und Uebergabe der Regierung
an die nationale Oppoſikion. ;


wahrſcheinlich ausſchalten. Zwar kennen wir die
gehbeimen Kräfte,
der Regierung mik einer Stiaafsffreichidee ſpielen,
aber wir hallen uns an die Tatjache, daß Herr
Brüning als Katholik und verantworflicher
Kaͤnzler ſeinen Eid auf die 4 geleiſtet
hat· Zwar war dieſer Eid einer jehr 3zwei-
felhbaften Ausdehnung des Not-
verordnungsrechtes Nicht hinderlich,
aber — bis zum Veweis des Gegenkeils möch-
ten wir einen flagranken Verfaſſungsbruch des
Kanzlers für ausgeſchloſſen hallen. Abgẽſehen
von dieſer perſönlichen Auffaſſung wäre der



tionale proletariſcher Freidenker! einberu-
ben iſt. Der Kongreß wird in ſeiner Ta-
gesordnung zu folgenden brennenden Tages-
fragen Stellung noͤhmen! Das Problem der
Jugenderziehung/ die Kolonialpolitik der
Kirche, Klerikalismus und Faſchis-
mus, Wiſſenſchaft, Technik, Mekaphyſik.
Der Kongreßtagung voraus geht am 4. 9.
eine Freidenkerkundgebung in der „Neuen
Welt“ in Berlin. Auf dieſer Kundgebung
werden Redner aus allen größeren Ländern
Europas zu Work kommen.

Was fagt der Zenkrumsminiſter Or.
Wirkh dazu, der vor einigen Monaken
im Reichsiag ſo gegen die Goltloſen, Propa-
ganda gewelterk hat? Ueberhaupt: Wird ſich
das Zenfrum dieſen Kongreß gefallen
laſſen? Wir ſind geſpannk darauf.

Tag des Staaksſtreiches gleichzeikig der Tag des
beginnenden Bürgerkrieges. Deſſen dürfte ſich
auch Brüning bewußt ſein. ; \

Die zweite Möglichkeit wird deshalb die
größte Gewißheit für ſich haben. Die Macht-
übernahme Ddurch die nakionale Oppofition iſt
nicht mehr aufzuhallen und wird ſpäteſtens im
Frühjahr 1932 zur Tatſache werden. Die For-

men, unfer denen das ?e*id)‘eben wird, ſind in
dieſem Zuſammenhang gleichgültig.

Berffändlich, daß die SPD., vor allem
deren Hauptſtühe, Die preußiſche Regierung,

mif aller Kraft bemüht iff, 8 Konjequenz
einer dreizehnjährigen verfehlten Politik aufzu-
halten oder abzubiegen. \

So allein ſind zewiſſe Reichsreform-
pläne zu bewerfen, die vor allen Dingen von
preußiſcher Regierungsſeite propagierf, neuer-
dings eine Art Fuſton der Verwaltungsapparate
des Reiches und Preußens in den Vordergrund
ſtellen. Abgejehen davon, daß jehr umfang-
die außer parteipolitiſchen
Vorteilen auch den finanziellen Belangen der
Staatshaushalte enkſprechen, ohne Verfaſſungs
änderung nicht möglich ſind, bezweckk diejer Plan
lediglich die Ueberführung des von der SPD
beſetzten Beamkenapparates in die Reichsver-

% Y *

Die 8 geſpaltene Millinıcterzeile S Pig. Die”
ertteil 25 Big. Hür kleine
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Anzeigen:
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holung Mabatt nach auffiegendem Tarif. Schluß der Anzeigen»
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Moitichedkonto: Heidelberger Beobachter, Karlsrıuhe 21834,

Freivertauf 15 Pfg ·

walkung. Auf dieſe Weiſe hofft man wenigſtens,
noch einige Poſtkionen der SPO. retten zu
können

Auf den erſten Blick ſcheint dieſe Rechnung
garnicht dumm. Tatſächlich iſt ſie aber ſehr
kurzfichfig, denn auch die Regietung Brüning iſt
nicht für ewig im Amk und in Ihrer jehigen

uſammenſehung kaum noch lange haltbar.

as kommende Jahr machk ihr auf jeden Fall
ein Ende, und bringt die nationale Oppoſifion in
Preußen zur Macht.

Herr Brüning dürfke ſich bewußk ſein, daß
eine Politik gegen die Regierung Preußens
dann zur Unmöglichkeil wird, denn neben dem
Reichstag fällt dann auch noch der Reichs-
raf, daͤs jett noch der Begierung Brüning
„getreue Gremium aus. Abgeſehen davon iſt
es klar, das haben wir zur Geüge erlebt, daß es
eine Kieinigkeil iſt, von der preußiſchen Machk-
poſikion aus jede Reichspolitit, die einem nicht
paßt, zu ſabotieren. ;

Es ift im Augenblick nicht abzufehen, ob
Brüning eine Umbildung ſeines Kabinekts vor
den Preußenwahlen vornehmen wird, oder aber
ob er bis dahin den Verſuch macht, ſo wie bis-
her weiter zu regieren.

Die neuerdings venkilterte Burgfrieden-
Parole iſt eine fromme Atopie. Die Sozial-
demokratie wird eine Regierungsbeteiligung
Dr. Hugenbergs keinesfalls mit weiterer Dul-
dung der Regierung Brüning beantworten ganz
abgeſehen dadon, daß gerade in lehter Zeit ſehr
Deuflich ausgeſprochen wurde, daß die DNBP.
lediglich gemeinſam mik der nakionalſozialiſtiſchen
Bewegung die Führung im Reich übernimmt.
Sollte hier ein Geſinnungswandel einkreken, wie
er von manchen Mittelparteien erwartet wird,
der aber nach unſerer Kennknis als ausgeſchloſ
ſen zu gellten hat, ſo würde auch das Herrn
Brüning nichts nühen.

Bliebe alſo eine Hereinnahme der SPD, in
die Reichsregierung, d. h. die öffentliche Mit-
beſtimmung der Reichspolitik durch die SPD.,
die bisher nur hinker den Kuliſſen, krotzdem al-
len ſichkbar, ſtattfindet. Durch eine ſolche „Re-
gie rungserweiterung würden die preußi-
ſchen Reformpläne eine Reffung der zerfallen-
den SPD. bis zum Frühjahr 1932 bedeuten.

Wit haben es vor den preußiſchen Land-
kagswahlen nicht in der Hand, hier einen Ein-
fluͤß auf die Pläne Brünings zu gewinnen. Ab-
geſehen davon ſind wir an der Geſtaltung der
polikiſchen Situation bis dahin nur inſofern in-
tereſſiert, als wir mik Bedauern feſtſtellen müſ-
ſen daß mit den bisherigen Methoden ſich nichts,
aber auch gaͤrnichks an der wirklichen Lage in
Deulſchland ändern wird. Gegen die nakionale
Oppofition iſt eine Aenderung der poliliſchen.
wirlſchaftlichen und finanziellen Situation
Deulſchlands nicht möglich.

Durch das Binausſchieben einer grundſäßz
lichen Wandlung der deukſchen Politik. die doch
kommen wird, muß das deukſche Volk jedenfalls
noch ſehr viel ſchlimmere Zeiten durchmaͤchen als
bisher. Stellte doch Serr Brüning, in ſchöner
Affenheit ſelbſt feflt, daß der „Tiefpunkt der
Kriſe noch nicht erreicht jei“

Inzwijchen iſt bei weiterer Berfolgung des
hisherigen Kurſes lediglich eine Politik mög-
lich die von Tag zu Tag, von der Hand in den
Mund lebt!

Wir —74 — wiſſen, daß nur
grundſätlicher Mandel den Beginn
des Wiederaͤufſtiegs bedeuten kann. Wir haben
weder einen Anlaß dazu, noch erlaubk es unſere
Verantworkung vor der Nation, eine zerfallende
Welt morſcher Parteien reffen zu helfen oder
ſtillſchweigend zu dulden. Deshalb waͤrken wir,
denn wir haben die härkeren Nerven und den
ſtärkeren und zielbewußferen Willen. Rettun
oder Untergang Deutſchlands iſt die Frage uni
das bedeutet alles oder nichts für die nakional-
ſozialiſtiſche Bewegung. Wollen die bisherigen
Koalitionsparteien die Macht nicht abgeben, ob-
gleich es das Voltz fordert, ſo mögen fie das
Reich völlig zum Zerfall treiben Die Reftung
Qeulſchlandz i in jedem Falle nur durch den
MNakionalfozialismus möglich!

(Nachdem wir verfuchten, in vorſtehendem
Artikel die innenpolitiſche Situalton aufzu-
zeigen, bringen wir am Dienstag in einer
Fortſetzung einen Ueberblick über die finan-
zielle Lage. —) ; 2
 
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