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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 23/24 - Nr. 31 (1. April - 29. April)
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Verlag: Heibelberger Beobachtet. Gerausgeber: Otto Wetzel.
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Fernruf 4048
Der Heibelberger Beobachter erſcheint 6 mal wöchentlich und
Tojtet monaflich 2.40 RM. Bei Poſtbezus zualiglih 36 Pfa.
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Sit die Zeitung am Erſcheinen (auch durch höhere Gemwalt)
verbindert, befteht tein Anfpruch auf Entſchädigung.

RNr. 31 / 1. Jahrgang

Kampfolatt der
in Geidelberg


Brot ——

Sationatrostaliften
und Nordbaden


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Anzeigen: die 8 gefpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. Bei Wieder-
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Minifterpräfident Braun
und die roten Fahnen.

In einer Verſammlung in Königs-
berg am leßten Samstag ließ ſich der fo-
Jialdemokratijhe preußifjche Miniſter
präſident Braun über die politiſche Lage
aus. Dieſe beſteht nach ſeiner Anſicht
in der unumgänglichen Notwendigkeit,
die Herrichaft ſeinet Partei in Preußen
* erhalten. Die Einberufer des Volks-

egehrens, die dieſe Notwendigkeit nicht
einfjeben wollten, ſind nakürlich unver-

ämft. Deswegen würde er beim
Volksentſcheid noch viel ſchaͤrfere Maß-
nahmen ergreifen.

Im Verſuch, ſein bisheriges Vor-
gehen als weije und voll ſtaatsmänni-
cher Einficht zu rechifertigen, erklärte er
a, er habe ſich richtig verhalten, als er
dei der ſozialdemokratiſchen Kundgebung
Im Berliner Sportpalaſt (der mit roten

ahnen geſchmüchk war) nicht das Auf-
Lehen der ſchwarz· tot goldenen Flagge
gefordert habe, da er als Privat-
Mann und nicht als Beamker gefpro-
en habe. -

w Wir müſſen lauk Notverordnung die
ſeiner Ausführungen ſelbſtoer-
Ändlih unterſtreichen Nur im Stillen
Mern wir uns, daß hunderte natkio-
Leſ preußijdhe Beamte, als
als Privatmänner für die NSDAV.
* dijziplinarijch gemaßregelt
d off aus dem Amt gejagt wurden. Die
Öuefltunbung hob in jedem Fall hervor,


Männer blieben. Wie wir an aͤnderer
felle melden, hat fich auch der Staats-
%%mbfäbof nicht bereit gefunden, die
* te der nalionalſozialiſtiſchen Beam-
8 3u wahren. Abet wie geſagt An
< Objektivität der preußiſchen Staats-
nner wagen wir nichk zu zweifeln.

2

Ii. N. Goebbels verhaftet.
die Immunität der Demokratie.

46 Berlin, 28. April. Pg. Or. Goeb-
5 wurde am Monkagabend um 10
als er beim Abendeſſen in einem
—E— Hokel ſaß, von der Polizei
24 Pa. Goebbels, der ſchon im
u %B einer Schlafwagenkarte war,
* um uhr in Begleitung von Poli-
* Lamten naͤch Berlin. Die Verhaf-
8 wurde angeordnet, weil Pg. Goeb-
* einen Termin in Berlin am Mon-
ei„etmd’f wahrgenommen, ſondern an
für Montag angefetzten Reichs-



Tu. Leipzig, 27. April. Der Staats-
erichlshof für das Deutſche Reich hat
aut einer am Monkag Mittag gegebe-
nen Verkündung in den Klagen der Na-
kionalſozialiſtiſchen Landtagsfraktion in
Baden gegen das Land Baden und in
den 7 der ſechs Abgeordneken der
Raͤtionalſozialiſtiſchen Gruppe des preu-
ßiſchen Landtages gegen das Land
Preußen die Anträge zutüchgewieſen, im


nis zur Klage für die einzelnen klagen-
den Gruppen verneint werden muß.
Es haͤndelt ſich um eine Klage der
Badifchen Landtagsfrakfion gegen das
Land Baden, in der geforderk wird, die
Verfaſſungswidrigkeit der Diſziplinie-
rung von Lehrern wegen ihrer Beteili-
gunz an der MNationaljozialijtijchen
Deuiſchen Arbeiter-Partei zu erklären.
Außerdem hatte die nationalſozialiſtiſche


gen das Land Preußen Klage an-

geſtrengt wegen des erlaſſenen Verbots,
woͤnach ſich Beamke an der Organiſakion
der NSDAP. nicht beteiligen dürfen.
Der Staaksgerichkshof ſchob dieſe beiden
Klagen ſofort auf ein kotes Geleiſe, als
er die Verhandlung auf die Sachbefug-
nis beſchränkke. Ein der Weimarer Ver-
faffung enkſprechenbes Urteil haͤtte der
ſozialdemoktatiſchen Praxis der Behand-
iung ihnen unliebſamer Beamter ins
Geficht geſchlagen. Durch die VBernei-
nung der Sachbefugnis und die Zurück-
weiſung der Klage liefert der Staatsge-
richtshof weiterhin jeden nationalſoziali-
ſtiſchen Beamken dem Terror amtlicher
Luterdrückung aus. Für jeden bleiht
diefe „Rechi ſprechung unverſtändlich.
Vielleicht entſinnk man ſich in dieſem
Zufammenhange, daß das Buch Gott-
ftied Zarnows „Geféſſelte Iuftiz“ aber-
mals von der Staͤaksanwaltſchaft be-
ſchlagnahmt wurde. \

tagsfrakkionsſitzkung der Nakionalſoziali
ſten in München keilgenommen hatte.

Die Notverordnung verbiekek es uns,
das Syſtem, in dem Reichskagsabgeord
nete, die lediglich die ihnen von 60 000
Wählern auferlegte Pflicht erfüllen, in
der ihm gebührenden Deuklichkeik zu
kennzeichnen.

duo Cind

Die Dauerkrankheit der Sozialdemo-
kratie, der Mitgliederfhwund hält kroß
aller verzweifellen Experimente an. Die
Parole nach dem zweiien Mann — der
zweiken Frau, die man ſeik Monaten
kläglich hinausſchreit, iſt kläglich ins
Waſſet gefallen. Nun hat ſich ſogar ein
getteuer Paladin der SPD.-Bonzen auf
den Pegaſus geſchwungen; „Tutt der
Wirker“ hak das Lied auf den 3weiken
Mann“ verzapft und ein 5. Marr hat

es in „Matſchiempo ſcharf im Ahyth-
mus“ vertont. Ein Vers dieſes neuen
Kampfliedes/, das nicht etwa dem

„Kladaradatjh“ oder einem andexen
Wihzblatt eninommen iſt, ſondern aus den
Parteizeitungen ſtamnit, iſt beſondexs
niedlich und wert Eingang in die „große
Geſchichte der SPO. zu finden. Man
fingt alfo jetzt nichi mehr die Inkernakio-

nale oder von den „Brüdern zur Sonne“,
ſondern Marſchtempo ſcharf im Rhyth-
mush Du mußt ihn ſuchen, ihn erken-
nen, denn er ſchreit nicht: „Hier“! Er
kommt nicht plötzlich ſo ganz allein! Und
ſtünde er auch räglich dicht bei dix, er
muß gefunden und gewonnen ſein!“
Wit ſchlagen der SPD. als Motto für
dies erbauliche Liedchen den krefflichen
Spruch vor: Wenn Du den zweilen
willſt finden, muß Du bei Tag ein Lichk
anzünden! Vielleicht hilft das.

Auaʒe Moeſixieſiten.

Ifalien gegen Kompromiſſe in der Flottenfrage.

IU. Rom, 28. April. Das „Giornale
d’3talia“ glaubt mitteilen zu können, daß_ die
italienifche Antwork auf die franzöſiſche Flot
fennofe erſt in einigen Tagen zu erwarken ſei.
Das Blaͤtt weiſt im übrigen die Stimmen zU-
tüäck, die von neuen möglichen Kompromiſſen
ſprechen

IU Leipzig. Wie die Kriminalpolizei mik-
keilt iff.in der Nacht zum 26. April aus dem
Mujeum am Auguftaplag der Original-Dürer-
Kupferftich „Rifter, Tod und Teufel“ geftohlen
worden. Bom Täter fehlt bisher jede Spur.

T. Berlin, 27. April. Der Aelteſtenrat des
Reichstages wird ſich, wie bereits gemeldet
vorausſichtlich Anfang der 4 Woche mit
dem kommuniftijhen Antrag auf ſoforkige Mie-
dereinberufung des Parlaments 24
Der genaue 2— iſt vom Reichstagspräfi-
denten Löbe noch nicht feſtgeſekzt worden


Die Lehre
von Thüringen.
Von Erich Koch, Königsberg (Pr.)

In der Sitzung des Thüringiſchen Landtags
vom 1. April wurde der ſozialdemokraliſche
Mißtrauensantrag gegen die nalionalſozialiſti-
ſchen Kabinettsmitglieder Or. Frick und Staats-
rat Marſchler mik einer Mehrheit von fie-
ben Stimmen, zuſammengeſetzt aus Kommuni-
ſten, Sozialdemokraten, Stkaatspartei und
Volkspartei angenommen. —

Damit war die Sprengung der bisherigen
Regierungskoalition vollzogen; unſere beiden
Kabinektsmitglieder erklärten ihren Aüchkritt

Dieſer Dolchſtoß der Deulſchen Volkspartei
bringk ein politiſches Kapitel zum Abſchluß, das
ſchon in jeinen Anfängen als Erperiment ge-
kennzeichnet wurde. Gerade Pg. Dr. Frick war
es, der dieſen Charakter ſtets bekonk haͤtte und
in den zahlreichen Kriſen der Zuſammenarbeit
mik den bürgerlichen Koalikionsparkeien ſteks
erklärt hatte, daß wir das Experimenk gern auf-
geben würden, wenn es nichk gelingt, wenigſtens
ein Minimum an naͤkionalpolttiſcher Leiſtung
durchzuführen

Es iſt kein Zweifel, daß es Pg. Frick ge-
lungen ift, dieſes Minimum durchzuführen.

Sein Kampf gegen die Erfüllungminiſter
Severing und Wirth hat zum erſten Mal
ſeit 1918 eine neue Noke in die deukſche Innen
politik gebracht. Nicht minder bedeutungsvoll
waͤren feine kulturpolitiſchen Leiftungen, die in
der Berufung des Aaſſenforſchets Günkher
einen vollen, in der Ausarbeitung der bekannken
Schulgebele wenigſtens einen halben Erfolg
hatten.

Daß allerdings in einer Koalitionsregierung,
an der die Deutſche Volkspartei, dieſe kypiſche
Vertreterin des Kapitalismus in Deutſchland,
maßgebend beteiligt iſt, auf fozialpolitiſchem
Gebiek keine Förderung des Nationalſozialis-
mus durchzuſehen war, war jedem Paͤrteigenoſ-
jen von vornherein klar: der daraus enlſtehende
agikakoriſche Nachteil wurde bewußt in Kauf
genommen, da es uns nie um die Partei ging
und geht, ſondern immer nur um Deutſchland

Alle dieſe pofitiven Leiſtungen des „Erperi-
ments Thüringen“ haben die Volksparkei nicht
davon abgehalten, aus Partei-Egoismus heraus
dieſe Zuſammenarbeit zu zerſchlagen. mmer
deutlicher erlebte nämlich die Volkspartei, daß
die gute Arbeit Fricks ihr immer ſtärker den
Boden entzog und auch jene Wähler, die ur-
ſprünglich nur „national” waren, bereit machte,
auch die ſozialen Forderungen des MNatkional-
ſozialismus anzunehmen. Das aber hätte für
den Kapitalismus und ſeinen Schildfräger, die
Deutſche Volkspartei, eine verlorene Schlacht
bedeutet, wahrſcheinlich ſogar das Ende. —

Deshalb löſte die Bolksparkei aus rein kapi-
 
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