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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 32 - Nr. 55 (1. Mai - 30. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44155#0431
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Berlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wetzel.

* Schriftleitung: Sutheritrake 55, Fernruf 4048

} er Heidelberger Beobachter erſcheint 6 mal woͤchentlich und

Oltet monatlich 2.40 RM. Bei Poftbezug zuzüglih 36 Pfg.
ellungen nehmen die Poſtämter und Briefträger entgegen.

I die Beitung am Erjheinen (aud durch höhere Gewalt)
verhindert, beſteht tein Auſpruch auf Gntjhädigung. .

} Nr.51 / 1. Zahrgang

Kampfolatt der
in heidelberg


ationatfosiatiften
und Nordbaden


AUnzeigen: die 8 geſpaltene Millimeterzeile 8 Pfg. Die
4-gefpaltene Millimeterzeile im Teptteil 25 Pfg. Für kleine
Anzeigen: die 8 geſpaltene Millimeterzeile 6 Pfg. Bei Wiedere
holungen und Zeilenabſchlüſſen Kabatt nach aufliegendem
Tarif. Schluß der Anzeigen Aunahme 8 Uhr. Zahlungs⸗ und
Erfuͤllungsort: Heidelberg. Ausſchließl. Gerichteſtand Heidelberg
Poſtſchecktonto: Richard Juhrmeiſter, Karlaruhe 21834.


10 Pfs. auswärts 15 Pfgi

Neichsiunenminifter

MNächtliche

ü 8 es noch gar nicht?
— der hohe Innenminifter unſerer ban-
i.effie“ Republik, (es ver ſteht ſich von
4 bit, daß hiernurin finanz3ziel-
* Sinficht bankerott \
Sei weilte am Samstag und Pfingſtſonntag in
Üelberas Mauern.

—r‚?“f%n‚ Kreis ahnte von der hohen Ehre, die
Qüg im Jahre des Heils 1931 wiederfahren!
‘d)cbf‚ Fahnen noch Ehrenjungfrauen
e?“ückfen die engen Gaͤſſen, wie weiland zu
«n‘gen_ des Kurfürſten Karl Theodor oder
——— hochmögender Herren Ganz ſchlicht
* friedlich, wie es dem „erffen Diener”
Wolbẽſtgates geziemt, ſo traf Zoſeph
h, unjer Landsmann, in Heidelberg ein.
dap Tochte es in grauen Zeiten vorkommen,
2 ſich der Kalif don Bagdad verkleidek un-
44 Bolk mifchte, um ſeine Sorgen und
5 werden aus erfter Quelle zu vernehmen.
* hak Joſeph Wirth nicht nötig. Offen
8 behäbig beſchloß er einen Rundgang zu
8 Und landete im „Perkeo“, zwar weniger
8 Bujen des Bolkes, denn an der Quelle
de chwarz braunen Saftes, der alle Sorgen
- Meiben {oll. —X .

* nd um ihn waren berſammelt unſer
64 Heinrich, der Höfler, vom Pfälzer
8 Aldmichel, Honnickel, des Zentrums Groß-
er lefen einer und ſo uns nicht Läufcht, auch
feiiiäetröieferer‚ Iugendbildhauer von Pro-

— iſt es kein Wunder, daß die An-
—— des hohen Gaſtes auch dem na-
— Geheimdienſt bekannk
2 * Die Aufmerkjamkeit der Gäſte des
4 war dann auch alsbald ziemlich offen-
} auf den miniſteriellen Tiſch konzen-
ün %‘eä‚—wmocbfe den alfo. Betroffenen nicht
! _il)tge“e!)m jein, jedenfalls zogen ſie e$ DOr,
ı Dr S %\erreiie in den Perkeo zu beenden und
7 '%ßl en duf. Spontan, wie nun einmal des
1 kes Stimme iſt, begann darauf der Ge-
* des hoch miniſtieriellen Liedes vom
1 Andern, ſo des Müllers Luſt iſt.“ —
—⏑ ereignete ſich der erſte ert-

T man SRliche 3wiſchenfalh denn,
1 * hoͤre und ſtaune, Heinrich der Höfler,
1 Toyıe Clite-Stühe des novemberlichen Sy-
l woge ng lauf und mif viel Inbruft mit. Wir
2 -©M ja nicht hetzen aber eigenklich wäre
4 dringlichẽ Aufgabe unſeres ſo viel
n Hdg ftigten. Kultusminiffers Dr. med. h.c.

Remmele, gegen Herrn Höfler vom
18 E Boͤten wegen Majeftätstbeleidigung
4 chtlich vorzugehen. — Mie dem nun
‚Sofeph, der große Wirth, und ſeine Tra-

i in Richtung


Exlebnisse in

Schwenkung nach links (man iſt dies ja bei
unjeren Miniſteriellen gewohnt), und unſere
zenkrümliche Bruderſchaft bog leicht ſchwan-


lange nicht an Land geweſen find, in die
Neugaſſe ein.

und nun kommt der zwoke erſchröckliche
Zwiſchenfall/ der, wäre ein Polizeimann des
Herrn Athenſtaedt in der Nähe geweſen, un-
bedingt mit einer Polizeiſtrafe wegen „Er-
regung öffentlichen Aergerniſſes? (ſo lauket


den wäre.

Mitten in der Neugaſſe, in unmitktelbarer
Nähe der St. Annakirche bleibt Joſeph
Witth, der Innenminiſter von 63 Millionen
Deukſchen ſtehen — und , ja wie ſoll ich es
euch erzählen — er prohk ab, ſo lautet glaube
ich der militärifche Ausdruck. Oder beſſer
gejagt er beſorgk ein Geſchäft, das ſelbſt, re-
publikaniſche Miniſter/ Kaijer und Könige
ſelbſt verrichten müſſen.

Wir ſind, obwohl Nazis, nicht boshaft ge-
nug, anzunehmen, der Herr Miniſter habe
die gerade vom Zenkrum allerchriſtlichſt behü-
fefen Sitten verlehen wollen, in dem er in
aͤller Deffentlidkeit- > Aein, ‘ uns
ſcheint, der Herr Wirth ſpürte im Hinblick
auf die kommende unſoziale Notverordnung
eine ſoziale Verpflichtung, und gedachte zur
Staubfreiheit der Heidelberger
beizutragen. —

Wir haben aber auch feſtſtellen können,
daß die kleinen „Nöfe“ des Volkes den hoch-
miniſteriellen Kreis bewegken, denn gar leb-
haft debattierend beſchäfligte man ſich mit
einem Kapalier und ſeiner Wallküre“, deren
Weg die “ nächtlihen Zenkrumswanderer
kreuzten. —

Am Srand-Hotel verzogen ſich die einzel-
nen Eckpfeiler des Zenkrumsturms in hei-
matlicher Richtung; nur Heinrich dem Höfler
wurde die Gnade zutkeil, den derzeitigen In-
nenminiſter der deukfchen Republik, der ſo-
eben auf der Skraße öffenkliches Aergernis
erregt hatte, ins ©rand-Hotel zu . hegleiten! —

Schon waren wir im Begriff, fortzugehen,
als der Pfälzer Botengänger, mit einer Son-
dermiſſion beauftragt, ſich zu uns geſellke!


fteidecbexg.

Es enkſpann ſich alſo folgendes erbauliches

Zwiegeſpräch:

Lenz, M.d. RA. „Outen Abend, Zert
Ehrenmann Höflet! Schau, {chay, wie Sie
doͤch friedlich ſein können. . Man ſollke gar
nichk glauben, daß in Ihrem Blättchen ſo viel
Gehäffigkeit verzapft wird.“ —

Höfier: Bitte ſchön, der Herr Miniſter
lädt die Herren zu einem Glas Wein ein!”

Lenz: „Sagen Sie dem Herrn Miniſter,
wir verzichten, wir ſind gewohnt, mit deuk-
4 Männern unſerer Art Wein zu frin-

en!“

So ging das Wortgeplänkel eine Weile
hin und her. Zum Schluß krennken wir uns
mif der Verſicherung von Heinrich dem Höf-
ler, daß wir zu gegebener Zeit mit dem Herrn
Wirth „Wein trinken würden.

Ausgerechnet eine Einladung von Joſeph
Wirth, der als kampfbegeiſterker Barde
jenes Lied „Der Feind ſtehl rechts“ ſang und
noch dazu unker Beiſein des Herrn Höfler,
der in einer ſtaaksparteilichen Verſammlung
im Hotel Schrieder, als der neue Reichstags-
abgeordneke Dr. Windſchuh, ſprach, die na-
fionale Oppoſition einen „Haufen Unraf“
nannke.

Wir haben herzhaft lachen müſſen über
dieſes mitternächtliche „miniſterielle Erleb-
nis“, während es Herrn Wirth als neueſtes
Beweismaterial für die ſtaatsfeindlichen, um-
ſtürzleriſchen Tendenzen der NSDAP. die-
nen wird!

Gönnen wir dem Herrn Miniſter Wirkh
die paar Tage, die er noch Gelegenheit haben
wird, als Miniſter des Innern unker ſeinem
Volk zu wandeln. Sar bald werden die ſchö
nen Tage vorüber ſein Deshalb zum Schluß
eine Bilte an Herrn Athenſtaedt er möge die
Skrenge des Geſehes diesmal nicht walten
laſſen er möge beide Augen zudrücken und
den Herrn Dr. Joſeph Wirth nicht „wegen
Erregung öffenllichen Aergerniſfes, beagan -
gen zu Heidelberg in der Mitte
der Neuqajje in der Nacht von
Samstag auf Pfingſtſonntagum
0-Uhr16 belangen, denn allzumal ſind wir
alle Sünder und mangeln des Ruhms! Und
wir gönnen dem Herrn. Jojeph Virth einen
friedlichen Abgang ohne Polizeiſtrafe!


Bei der Polizei und Perfonal Oebatte nn
Landtag kam man auch auf die Heidelberger


Es iſt nun bekannk, und den zuſtändigen
Stellen wiederholt durch Anfragen und Ar-
tikel in Erinnerung gebracht worden, daß
der Fall des Univerfitätshausmeiffers Bauſt
noch immer der Erledigung harrt.

Troß dieſer dunklen Angelegenheit er-
klärte der Herr Miniſter Wiltemann: „Der
badiſchen Polizei und Gendarmerie ſei Dank
und Anerkennung auszuſprechen für ihre
Pflichterfüllung! ; .

Der - derzeitige Miniſter Dr: Wittemann,
vom allerchriſtlichſten Zentrum ſcheint dem-
nach alſo der Auffaſſung zu ſein, daß die



viehiſche Niederknüppelung des Univerfitäts-
hausmeiſters Bauſt als „Pflichterfüllung“ der
Polizei zu werken iſt.

Man wird ſich die Auffaſſung merken für
ſpäkere Fälle.

Herrn Athenſtaedt aber erinnern wir
nochmals daran, daß er unbeſchadet der Stel-
lungnahme des ehrenwerken Herrn Miniſters
Wiltentann die Pflichk hal/ ſich endlich ein-
mal in aller Oeffenklichkeit darüber zu
äußern, ob jene Poͤliziſten, die Herrn Bauſt
ſo diehiſch behandelten der Beſtrafung zuge-
führk worden find, die das Gerechtigkeitsge-
fühl der überwiegenden Mehrheit der Heidel-
berger verlangt.

Voliliſches und 2—

der Fridericus N. 20 berichtet von
abſonderlichen Sitten und SGebräuchen“ der
Heidelberger Polizei. - Während. Pg. Prinz
Auguſt Wilhelm in. der überfüllken Stadt
halle ſprach zeigten die Jünger des Herın
Athenſtaedt ein. merkwürdiges Inkereſſe für
die auf dem Parkplah vor der Stadkhalle ſte-
henden Autos.. Mit Bleiſtiften und Notkiz-
büchern bewaffnet zogen Polizeibeamte die
Reihe der Auͤtos entlang und nokierten die
Erkennungsnummern ſämitlicher Wagen.

Auf die Anfrage eines Berjammlungsteil-
nehmets hin, wurde der Beſcheid erkeilt, daß
jedesmal, wenn die Nakionalſozialiſten, der
Skahlhelm oder ſonſtige nakionale Organiſa-
kionen eine Veraͤnſtallung hättken, die Num-
mern der Wagen notiert würden, hingegen
bei Veranſtaltungen des Zenkrums und der
übrigen L£inks- und Mittelparteien nicht

Es ſcheinen alſo bei Hertn Athenjtaedt
ſchwarze Aukoliſten geführk zu werden, ſchein-
bar um das Work des Herrn-Severing, „v o n
der Viege bis zum Srabe üunfker

Polizeiaufjicht“ wahr zu machen.
Muß die Heidelberger Polizei viel zu tun
haben! Beneidenswertk: —

*

Der Herr Paul Löbe, ſeines Zeichens
Reichskagspräſidenk ohne Beſchäfkigung leit-
artikelt-im Borwärts unter der Spitzmarke
„Eine neue Fronk der Partei?“ über den
kommenden Leipziger Parkeitag. Der ganze
Schmus haf keinen anderen Zweck, als auf
dem Umweg über die öffenkliche Memung!
einen ſanfken Magendruck auf Brüning aus-
zuüben, in der Richtung er möge der SPD.
bei-der. kommenden Rolveroroͤnung nicht
„zu“ viel zumuken. Ich weiß nicht, ob Herr
Löbe ſich für einen größen Diplomaten hält,


ſoll, muß ekwaͤs geſchickter angerührt werden.
Mit dem Fragezeichen, mit dem Löbe ſeine
ganzen Ausführuͤngen überſchreibt, fängt es
aͤn. Schon nimmk man ſeine gewichkigen
Sätze nicht mehr ernſtl Weder die Drohung,
die-SPD. werde Seren Brüning die kalte
Schulter zeigen, noch den Schlachtjchrei „Ab-
wehr gegen den Nationalfozialismus in der
 
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