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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

DOI Kapitel:
Nr. 10 - Nr. 14 (4. Februar - 18. Februar)
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14. Febrüuar 1931°
— 1 / Ng 13

„ Postscheckkonte: Karlsruhe







®



Bezugspreis ..
monetuen RM. 1.20°

Einzeinummer 20 Pig. .



Nun ſind ſie alſo unter ſich, die
Houngbetrüger, in dem Hauſe am
Platze der Republit. Wie eine Ironie
wirken die Worte über dem Haupt-
portal des Reichstages „Dem deutſchen
Volke“. Seit zwölf Jahren wird das
deutſche Volk in demſelben Hauſe von
ſeinen Volksvertretern verraten und
ſeines letzten beraubt. Seit zwölf
Jahren hat man dort geſchwätzt und
gelogen und nachher behauptet, es ſei
der Wille des Volkes geweſen.

Als die Nationalſozialiſten am letz-


ließen, gefolgt von den Deutſchnatio-
nalen und einem Teile der Landvolk-
* hatte dieſes Parlament die

erechtigung, auch noch eine Sekunde


die bankerotten Erfüllungsparteien
wußten, daß ſie ſchon lange nicht mehr

„Gefeſſelte Zuſtiz“
( Ausgabe) freigegeben.

Gottfried Zarnows Buch „Gefeſſelte
Juftiz“ hat diè Oeffentlichkeit in einem
— erregt, wie ſelten ein politiſches

*


ſtürzten „SGenofjen“ 8 Wochen nach Er-
ſheinen des Buches aufgerafft und durch
Ane Klage des Herrn Kuttner das Buch
Wegen einiger nebenſächlichen Stellen
befchlagnahmen laffen. Die inzwiſchen
erfig gedruckte. vierte durchgeſehene
QIUQQQbe‘‚ in der die von Kuktner bean-
fandeten wenigen Skellen weggelaſſen


und mußte ſchon am 7. Februat vom

eneralftaalsanwalt I in Berlin wieder
Tei gegeben werden. Alle Ablen-
Rungsmanödver der vinken alles Gift,
das fie gegen. Zarnow auszugießen . fich
deeilen, alle Dementis ihrer Preife, daß
©3 fich.um langft widerlegte „olle Kamel-
handle werden nichts nutzen. Der
Ein iſt ins Rollen gebraͤcht. Das Volk
äßt fich nicht langer gefallen, von Leuten
Tegiert zu werden die auf die ſchwerſten
Inklagen keine andere . Antwort als


— Yuch zeigk, wie reif zum Ab-
‚Trelen 808 SBn HE



die Mehrheit des deutſchen Volkes
waren, deshalb ſabotierten ſie eine
Neuwahl. Mit Geſchäftsordnungs-
ſchiebungen wollte man die nationale
Oppoſition mundtot machen, mit Auf-
hebung der Immunität die national-
ſozialiſtiſchen Abgeordneten der roten
Parteijuſtiz ausliefern. Jeder Ver-
faſſungsbruch war ihnen recht, wenn
es gegen Nationalſozialiſten ging.

diejenigen, die jetzt noch als Rumpf-
parlament im Reichstage ſitzen, ſind
jene diätenſchlucker und politiſchen
Hochſtapler, die immerfort angeben,
die Republit ſchützen zu müſſen und
dabei die Republik mit ihren perſön-
lichen Vorteilen identifizieren. Wäh-
rend ſie lächelnd ihre Tagegelder ein-
ſtecken, liefern ſie zur gleichen Zeit
Nillionen Volksgenoſſen dem Hunger
aus. Die nationalſozialiſtiſche Reichs-

ßere Waffenmenge beſchlagnahmen. Es
handelte ſich um zwei Maſchinengewehre
und etwa 15 Infanteriegewehre mit eini-
gen kauſend Schuß Munition. Dieſelben
Waffen hatte man vorher — wie der
„Führer meldet — der RSOAP. ange-
boten. Es wäte zu ſchön geweſen wie-
der einmal ein „natkionalfozialiftijches
Waffenlager „zu entdecken”.

*


mannsz a. D. Riefter von der Füh-
rung der SA. in München drang am
Montag die Polizei ein, erbrach mit
Stemmeifen die Schreibliſche. um


Pa. Riefter wurde verhaftet, mußte aber
'"am. nächſten Tage wieder frei
werden. Zu dem Polizeibericht der Mün-
chener Polizeidirektion, der von der Auf-
deckung einer Spionagezentrale der SA.
bei den Behorden ſpricht ſchreibt der
Völkiſche Beobachter”, daß derſelbe
objekfiv unwahtre Dinge enthält
und ſomit die Oeffentlichkeit abjolu f
falſch unferrichtef. ;
Man möchte zu gerne wieder ein
Hochberratsverfahten honſtruieten. Lei-
der will das erſchnuffelte Material immer

noch nicht ansreichen. -W.

*
_ Der „Borwärks“ bringt in —
4 angeblichen Bericht

über den



tagsfrattion ſtellte den Antrag, ihre
eingeſparten Aufwandsentſchãdigun-
gen und Diäten reſtlos den Bedürftig-
ſten der Erwerbsloſen zur Verfügung
zu ſtellen. Sie haben auf das un-
würdige Gelderſchlucken verzichtet.

Nögen nun noch die Vertreter
einer ſchwarzen und roten Minder-
heit weiterſchwatzen und weiterbetrü-
gen, ſo tun ſie es eben unter Ausſchluß
der Offentlichkeit. Mag das Kabinett
Brüning die Hungerpeitſche über die
deutſchen Proleten ſchwingen, um wei-
ter erfüllen zu können; die Entſchei-
dung iſt nunmehr aus dem Parlament
in das Volk verlegt worden. Das
deutſche Volk wird ſein Schiaͤſal ſelber
in die Hand nehmen und die Götzen
der demokratie zum Teufel jagen. w.

tions· Sitzungen. In dieſer Sitzung ſoll
in der Hauptſache über den Dg. Feder
ein Scherbengericht abgehalten worden
ſein. Wir ſtellen feſt, daß dieſe ganze
Geſchichle von A bis 3 frei erfunden iſt.

S5RD redivioa -

Von Kurt Bauer.

Mitunter mutet es ſchon grotesk an,
mit welcher Verbiſſenheit man auf Sei-
ten republikaniſchen Gemüts warnt, er-
mahnt, ziktert und wieder protzig gehar-
niſchten Mut donnert vor „faſchiſtiſchen
Handlangern und Zuhältern des reaktio-
nären Großkapitals“, vor blutdürſtenden,
arbeilerniedermetzelnden Sturmtrupps
patriotiſcher Landsknechte“. Es könnte
höchſt komiſch anmuten
all jener ehemaligen Streikführer, Ar-
beiter- und Soldafenräte und revolutio-
nären Vertrauensleute über „illegale”
Wühlarbeit von Nazizellen in Staats-
und Wirtſchaftsorganismen, von Bürger-


komiſch anmuten, — wenn dieſes Wech-


wäre. .
Man hatte es 1918 geſchafft: Repu-


Freiheit und Öleichheit ausgerufen und







der weiterverkündet. Man hatte die
Straße frei; f ür {ich: Wehe, wer nicht
ſo wollte! Gnade dem, der nicht ganz
laubte an Brotberge klaſſenbewußtet
— — Der hakte nichts zu
ſuchen auf dieſer freien Straße, krotz
Freiheit und Gleichheil, troh freudeträ
nender Brüderlichkeit. Man hatte ſo
vieles glimpflich überſtanden. Spartakus
— mit Hilfe begeiſterter Brigaden, alſo
„patriotiſcher Landsknechte, die man
ſich ſpäter dank ihrer perſönlichen Un-
einigkeit, nicht nur vom Halſe halten,
ſondern die man auch noch verulken und
einbuchten konnte. Patriotiſch, das 45
dabei allmählich ſo viel wie idioliſch. Auı

Hungerrevolten im Herbſt 1923 hatten
nur ekliche Proletarierknochen gekoftet,


Gewerkſchaften hervorgerufen, aber ſonſt
keine ſtarken Ueberläufe nach Rotfront
gebracht.

So mußte es ſchon ſehr früh auffal-
len, daß es immerhin noch einige gab,
die nicht nur zweifelten an klaſſenkämp
feriſchen Evangelien, ſondern die ſich
einfach wehrten, ihre Verfammlungen
nicht ſptengen ließen, die kämpften,
wuchſen und ſich vermehrten, unheimlich
4 und zäh — unter völkiſcher Idee.

m Anfang ging das alles noch an. Man
konnfe einzeln auf ſie Jagd machen, wo
ſie ſich nut zeigten mit ihren provozie-
renden Armbinden. Aber ſie bildeken
jebr bald Kadres und biſſen um ſich,
wenn man ſie anfaſſen wollte, um ihnen
die prolekariſche Abreibung und Beleh-
rung zu geben. Die Ruhe der Republik
war hin.

Der 14. Sepkember zeigte eine böſe
zwang 3u felbftzerknirjhender
Erkenntnis und zu Maßnahmen: neue
Radikalifierung, das ging an die unſicher
werdenden Proleten; dicke Freundſchaft
mit Prälaten, das paſſierte aus Anaſt.
In plöglich wieder Mode gewordenen
Maſſeukundgebungen konnten ehemalige
Er-Erpropriatente,. . Streikführer, Arbei-
ter- und Soldatenräte nur immer wieder
beteuern, daß dieſe Nazis. geiſtig nicht
zu fürchten wären; aber man müſſe ugneb

man ſei gewappnet! — ;

Es iff gewiß was Inferefjantes um
dieje Reichsbannermeetings, die ihrer-
feits geiftig wenig bringen, aber umfo
wehr Kampfftimmung auf die lauſchende
Menge fuggerieren. Stetz ſind ſie gleich
in der Dispofition, häufig dem Inhalt
nach. Im erſten BViertel der Rede er-
folgt ein Fazit erkämpffer, {ozialiffijcher
Errungen{chaften. Wenn das erfte „GSehr
richtig!“ "und jonft kein Miderfpruch
bier3zu ertönf, dann iſt ſo eine Rede meiff
gerettef. Dann kann gefroft zum zweiten
ınd. größifen. Teil, zur Interprefation von
 
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