LJahrg. / Nr. 16
_ Seite 3
Stadt Heidelberg.
Das grüne Plakat,
das jetzt von allen Litfaßſaulen
* beweiſt, daß der Marrismus gei-
tig am Ende ift. Und wiel Schon die
arbe: ſo richtig gänſegrün, und man
Onftatiert mit Behagen, daß die rot-
Kurzakmigkeit bereits in grün-
illetnde Kolik übergegangen iff. Und
Loß. iſt das Ding — * beiläufig ein
Quadratmeter Flädhe. Hiel Bolks drän-
gell ſich davor und bequtachtet die
Mmühjamen Produkle der marxiſtiſchen
Klößedrücker mit würzigen Bemerkun-
gen.. Denn es iſt in der Tat unmöglich,
Angefichts ſolch plakatierter Beſchraͤnkt-
eit, den Ernſt zu bewahren. Die Natio-
nalfozialiſten hatten bei ihrem Auszug
AUuSs dem Reichstag am 10. Februar
‚Quf ihre künffigen Diaten verzich-
fef und fie den —* — geſchenkt.
Bie die Beamkengehältex, ſo werden auch
ie Diäten monatlich vorausbe-
zahlt, ſo daß der Verzicht mit dem
1. März praktijch in Kraft trat.
Jedem normalen Menſchen iſt die
Sachlage alfo vollkommen Kklar. Rück-
zahlung der Februarreftdiäten konnke
Niemand verlangen; denn erſtens war der
erzicht ein freiwilliger, zum
andern wäre es uͤnbillig geweſen, weil
diele Ausgaben von den Abgeordneten
auch ſchon auf den Monak vorausbezahlt
* werden pflegen; man denke nur an
ie teure Wohnungsmiete.
Wenn alſo die Marxiſten wutbeb-
bern krächzen: „Nazis betrügen die Er-
werbslojen!“ ſo quitiert jeder Arbeiter
und Erwernbsloſe, überhaupt jeder nicht
444 Zukurzgekommenen derarkigen
amiam mit würdigem Achſelzucken. pr.
Deutſcher Abend
des V. D. A.
Der geräumige Saal des Evangeliſchen DBer-
Anshauſes der Iohannisgemeinde Reuenheim
Adete am Samstag. den 28. Februat 1931 den
mmungsvollen Rahmen für den Deukſchen
Abend, den der Schulgruppenverband des Ber-
Ins für das Deutſchtum im Ausland (Heidel-
berg) unter Mitwirkung des Orcheſters und
der Volkskanzgruppe der Höheren Handelsſchule
zu Gunſten der Deutſchen Schule in Polen ver-
anſtaltete.
Herr Profeſſor Ot. Knüpfer begrühte die
Uhlreich erſchienen Freunde und Gäſte des
‚D.A., unter denen u. a. Herrn Geheimrat
Prof. Or. Hnas von Schuberf bemerkte, mit
Vrcpen Worten des Dankes für ihr Erſchei-
Das Orcheſter der Handelsſchule unter der
ſicheren Leitung von Herrn Ireiber eröffnete
nit den Weiſen eines Armeemarſches (Präfen-
liermarſch) den Reigen der Darbietungen, de-
den ſich alte deukſche Volkskänze, ausgeführt
don der Volkskanzgruppe der gleichen Anſtalt,
Mſchloſſen. Die ſchulende Hand von Fräulein
Taeforius zeigte ſich offenſichtlich. Mit
Eſchwingter Friſche brachten die Schülerinnen
ie ftammliche Eigenart eines jeden der ver-
iedenen Tänze zur Geltung.
Im Mittelpunkt des Abends ſtand die Auf-
brung des Grenzlandſtückes von E. PidH
Front im Frieden“, deſſen Handlung ſich
in einer Stadt Oberſchleſiens waͤhrend und nach
der Zeit der -großen Abffimmungen abſpielt.
Serr Bulpius, der das Spiel einſtudierke, hat
®S Derffanden, im Verein mik den jugendlichen
arſtellern des Realgymnaſiums undn der Ober-
Tealichule das Werk Pichs zu einem eindrucks-
Dollen, geſchloffenen und packenden Bild deut-
her Gtenzlandnot zu geſtalten.
Walter Hirjchel war den Schwierigkeiten
der Rolle des Oberffudiendirektors Wollfert
‘b“d)f immer gewachſen. Ingeborg Pychlau
Agegen fand ſich recht gut in ihre Frauenrolle.
Lorg Fiſcher als Günther Wöllfert, war ſo
Echt das Vorbild eines ketnigen deutſchen gun-
* der eher bricht als ſeinet Heimat treulos
ugendn und Leben dverſagt. Willi Hoff-
für nökigen Zumot, haudegenmäßiger Bärbeißig-
keit. Die Hexten Gauer, Schreiber, und
Bekfihe leifteten, hinſichtlich ihres ſchauſpieie
Wöorpihki des Hertn Zetſche war ſo echt, ſo
zolniſch. daß man ehrliche Zweifel an der
2eutſchhett des Rollenträgers hegen konnte!
Ganz Geheimrat Rolf Schreiber. Wuͤrde, Alter,
Auforität vom Scheitel bis zut Sohle, in jedem
Augenblick in Sprache, Geſte, Gang.
taillon ſchloß der in allen Teilen ſo ſchön ver-
laufene Abend, für den das nakionale Heidelberg
den ausführenden Damen und Herren, vorweg
den Herrn Or. Knüpfer, Vulpius und
Fräulein Praetortus, aufrichtigen Dank
weiß. Möge er ein neuer Anſporn ſein für
eine erfolgreiche Tätigkeit im V. O. A. haha.
Der Leſer ſchreibt *
Rohrbacher Verkehrswünſche.
Ca. 500 Einwohner des Stadkteilts Rohrbach
wandten ſich dieſer Tage mit einem gemeinſamen
Schreiben, in dem ſie die derzeitigen unhaltba-
ren Zuſtände, die ſeik der Einführung des neuen
Fahrplanes und des damit verbundenen Weg-
falles der Linie 9 im Straßenbahnbetrieb befte-
hen, eingehend darlegen ‚an den HZerrn Ober-
bürgermeiſter der Kreishauptſtadt Heidelberg mit
der Bitte um Abhilfe.
Bekannklich wurde vor ungefähr Zahresfriſt
auf wiederholkes Betreiben der Kohrbacher
Einwohnerſchaft die faſt unüberwindlich ſchei-
nende Schwierigkeit, die in der Schaffung einer
Ausweichſtelle zwiſchen Friedhof Heidelberg und
Rohrbach Kreuz beſtand, durch Einbau einer
Weiche an der Hohen Gaſſe behoben und damit
der 7 Minuten Verkehr zwiſchen Heidelberg
Rohrbach, der ſchon lange vorher als eine für
die weitere Entwicklung des Stadtteils Rohr-
bach abſolute Notwendigkeit erkannt worden
war, ermöglicht. Trotz der Schwierigkeiken, die
ſich durch die Ueberkreuzung des ſchienengleichen
Bahnüberganges und der damit bedingten häu-
figen Sperrzeiken ergaben, wurde allgemein an-
erkannt, daß die Wagen der Linie 9 doch ziem-
lich fahrplanmäßig verkehrken und eine weſenk-
liche Enklaſtung der nach dem Stadtteil Kirch-
heim und den Vororken Leimen und Wiesloch
verkehrenden Wagen darſtellten. Enkſprechend
der Benühungsziffer, die ſich für die Rohrbacher
Einwohnerſchaft ergibt, haffe Rohrbach auch ein
Anrecht darauf, eine eigene Linie zu beſitzen,
zumal die Vorortzüge ohnehin häufig überfüllt
waren und deshalb ſowohl im ntereſſe der
Fahrgäſte als auch des Wagenparkes nicht in
dem bekannken Ausmaß überlaſtet werden ſoll-
ten. Die Straßhenbahn⸗Oirekkion hat nun, was
ſich ja auch aus dem erſtmaligen Wegfall der
Dividende ergibt, erkannt, daß es nunmehr
zumal anſcheinend der Aukobusverkehr und die
Bergbahn keine allzugroßen Keinerträgniſſe
gehabt haben. — Die Einwohnerſchaft Rohrbachs
begrüßt dieſe Erkenntnis der Sparſamkeitsnot-
wendigkeit ſowohl bei den ſtädkiſchen Betrieben
als auch den Unternehmungen, an deren Be-
triebführung die Stadt inkereſſiert iſt; aber ſie
verwahrt ſich dagegen, wenn derartige Spar-
maßnahmen ſich einſeilig gegen das Intereſſe
einzelner Bevölkerungsteile und Wohnvierkel
auswirken. Sie verlangt deshalb von der Stra-
ßenbahnleitung, daß ſie nicht guf-frequentierfe
Linien aufhebt und dafür neue eröffnet wie bei
ſpielsweiſe die Linie 3, deren Wagen den ganzen
Tag über mit äußerſt ſchwacher Beſetzung durch
die Rohrbacherſtraße pendelt, und von der die
Straßenbahndirektion wohl ſicherlich nicht be-
haupten wird, daß ſie im Gegenſatz zur Linie 9
eine gut rentable Linie ſei. namentlich dann
nicht, wenn man berüchſichtigt, daß unter den
wenigen Faͤhrgäſten der Linie 3 ſich noch einige
Freiſcheinbeſiher befinden; alſo, wenn die Spar-
ſamkeit ſchon ſo dringend geworden iſt, dann
auch weg mit der Linie 3 und weg mit dem
3 bezw. 6-Minutenverkehr nach Neuenheim
und Handſchuhsheim. Die Haus- und Grundbe-
ſiher Rohrbachs, die in gleichem Maß zur
Steuerleiſtung herangezogen werden, haben eben-
ſogut wie die Neuenheimer und Haͤndſchuhshei-
mer ein nkereſſe daran, daß günſtige Verkehrs-
verhältniſſe für ihren Stadtteil beſtehen und ſie
betrachten die einſeikige Schlechterſtellung als
eine Entwertungsmaßnahme gegen den Rohr-
bacher Haus- und Grundbeſih, die ſich in der
geringeren Nachfrage nach Wohnungen und
Baugeländen äußert. Eine unparteiiſche Stadt-
verwaltung hat aber nicht nur an derartig ein-
ſeitigen Begünſtigungen kein Inkereſſe, ſondern
ſie hat darüber hinaus die Pflicht, ausgleichend
zu wirken, zumal wenn ſie infolge maßgeblichen
Durch die Aufhebung der Linie 9 iſt es einer
beruf-
lich in der Altſtadt tätig find, unmöglich ge-
machk worden, ihr Mittagsmahl mit ihren Fami-
lien einzunehmen, weil die Zeit jeBt einfach nicht
mehr dazu ausreicht. Daß damit für die Be-
troffenen eine Erhöhung ihrer Lebenshalkung
verbunden ift, die gerade in der heukigen Zeit
doppelt hart trifft, iſt doch wohl ſelbſtverſtändlich.
Angeſichks ſolcher Tatſachen kann es nicht dem
Guldlnken einer Stelle, der ſcheinbar das Ver-
ſtandnis für die Belange einzelner Einwohner-
kreife vollftändig fehlt, die aber für Wünſche,
die zwar von der Allgemeinheit nicht als vor-
dringlichſt gewertet werden können, beſſeres
Verſtändnis hat, überlaſſen bleiben, den Fahr-
plan zu regeln und die Einwohnerſchaft Rohr-
bachs bittet deshalb den Herın Oberbürger-
meifter, zu veranlaſſen, daß hier eine eingehende
Prüfung der Verhältniſſe vorgenommen wird.
Denn mit der Genehmigung für die Errichtung
eines Perſonenbefoͤrderungsmittels iſt ſchließlich
auch die Verpflichtung verbunden, dieſe Beför-
derung in geordneten Bahnen durchzuführen
und alle gefahrbringenden und ſtörenden Mo-
mente nach Möglichkeit auszuſchalken-
3 6 3
Um den nun bald vollendeten Schur-
mannbau, der ſeine Exiſtenz der freund-
ſchaftlichen Initiative ſeines Namenge-
bers und der wohlwollenden Geſte von
deſſen dollarſchwerem Lande verdankt,
um dieſen nun bald vollendeken Bau
herum hat der Sturm wilder Meinungs-
ſtreitigkeiten geweht. Zu allen mögli-
chen Etappen des Enkſtehens hat dieſer
Sturm Fetzen ſcharfer und billigender
Krikik, politiſchethiſcher und apolitijch-
wirkſchafklicher Belange wie dürres Laub
hochwirbelnd um die weißen, harken und
hohen Mauern gefegt. Er wird von
neuem erwachen, wenn ſich der Schluß-
akt feierlichſt vollzieht, um dann für im-
mer zu verfinken, ohne die weißen, har-
ten und hohen Mauern durch emporge-
wirbelte Theſen erſchültert oder gar um-
eblaſen zu haben. Alle guten oder be-
angloſen Anſichken; alle förderlichen
ändern können. Dieſer freundſchafflichſt
und wohlwollend exmöglichte Bau, der
von Gehäſſigen als „Elektrizitätswerk“
loſem Kopfwackeln oder gar nicht befrach-
tet und der von ſeinen Schöpfern mit
verteidigt
harte, ho
odet ſchlechte.
u ändern iſt hier nichts mehr. Da-
zu iſt es zu ſpät. Doch es gilt, beſtimmte
Zuſammenhänge innerhalb der monu-
menkalen Harmonie eines Skadkbildes zu
finden, wie ſie Aufbau, Entwicklung und
dann Tradition im Neobeneinander
äußern. Es gilt diejenigen Geſetze zu
läutern, die in dieſem Nebeneinander das
Kulturhafte bedingen. Dazu gibk dieſer
maſſige Bau eine guke Gelegenheit.
Häkten wir hier im Allgemeinen die
Auffaſſung eines 44 4 —
Bolſchewismus, ſo wäre das alles ver-
hältnismäßig einfach. Es iſt objektiv
falſch, wenn Berichte den Lebenswohl-
ſtand des neuen Rußland nach dem Ber-
fallen ehemaliger Petersburger Pracht-
avenuen meſſen. Das Leningrad von
heuke iſt desintereſſiert an der Konfer-
bierung ſolcher Straßenzüge, weil jene
Bauten im engeren Sinne nicht den Be-
dürfniſſen des neuen Staates entſprechen
und im weikeren Sinne der Geſamkideo-
logie der Weltanſchauung widerſpre-
und Verwitkterungsprozeß, der dem weft-
lichen Gemüt liefſinnige Betrachtungen
enflockt, gibt allen klaſſebewußten Dok-
trinären höchſtens die famoſe, ufilitari-
ſtiſche Einſicht, daz der Staat auf dieſe
Weiſe ſo und ſoviel Zentner Dynamit,
ur Beſeitigung jener „bourgeoiſen
leberbleibjel“, ſpart. Erledigt! — Da
pir uns jedoch nicht entſchließen können,
ßen Fülie von Kuliur zu enlſagen - man
kann keine Mauern zerkrümmern, ohne
den Geiff zu verleugnen, der ſie geſchaf-
fen hal — ſind wir gezwungen, uns Ge-
ſetzen zu beugen, die uns die Harmonie
innerhaͤlb der Tradition gewährleiſten.
Der Architekt der Gegenwart hak die
ſchwere Aufgabe, in eine kraditionelle,
typiſche Umgebung — unter Berüchſich
* des beſonderen Zwecks, der wirt-
44 ichen Möglichkeiten u. a. — etwas
eues 4 errichten. Er darf das alte
Stadtbild nicht ſtören und ſoll zugleich
ſeinem Zeitſtil gerecht werden. Harmo-
nie im Ausdruck der Epochen; beſchei-
dene Rückficht auf fie, neben ſchöpferi-
ſchem 54 eigenen Fortſchritts — alſo
Kultur! as an der Peripherie nicht
44 zum Sichhineinbilden in die Jahr-
underte, iſt im hiſtoriſchen, engen Ge-
mäuer der Allſtadt ſtrengſtes Gefeh: wo-
gegen keine Univerſitätsbauten, CElektri-
44 und Warenhäuſer verſtoßen
ürften.
Und ſo verſchieden die Chroniken der
deutſchen Gemarken eigene Geſchichte
xerzeichnen, ſo unterſcheiden, ſich die
Stadkbildex in ihrer ſteinernen Prägung
und lebendigem Hauch. Dasjenige von
Heidelberg iſt anders wie dasjenige We-
ſels, das von Bremen iſt nicht das von
Braudenz und Poksdam zeigk ein anderes
Ausſehen wie Weimar. Wenn wir nun
darangehen, an alter Stätte ein großes
Gebäude unſerer Zeit und zum eigenen
Rußen und Wohlgefallen zu errichken, ſo
ſollten wir uns an jene, ſchon angedeu-
teten Geſetze Lalten. deren Beachtung
zum Ligenen Rutzen und Wohlgefallen
gereicht. Dieſe Geſete lauten ihrem
genauen Sinn nach: primär iſt das,
was iſt alſo das Stadtbild in ſeiner
Eigentümlichkeit, in zweiker Linie
ommk erſt die Eigenart des neuen
Gebäudes. Es darf aber nicht ledig-
lich in imitierender Anlehnung an ſeine
überkommene« Umgebung erſtehen, ſon-
dern muß, nach Beachien jenes pri-
mären Gebotes Zeitformen und ſomit
dem Fortſchritt zu dienen ſuchen.
Das iſt gewiß nicht leicht. Und wenn
wir den nun bald vollendeten Bau am
Univerſitätsplah daraufhin betrachten.
ſo können wir im großen nur ſo viel ver-
merken, daß man dem kulturellen Ziel
mit ſchönen, blanken Klinkern näherge-
kommen wäre, als mit dieſen, weißen,
harten und hohen Mauern.
E. H. Aus dem Leben geſchieden.
Die auf Grund ihrer Stellung weiten
Kreiſen bekannte Sekretärin des hieſigen
Kunſtvereins, Fräulein Marianne
Lochner, ſchied am lehken Sonntag
freiwillig aus dem Leben. Weil ſie in
Auswirkiung der überall herrſchenden
Wirkſchaftsnot gekündigt bekommen hat-
te, alſo ihren Poſten beim Kunſtverein
aufgeben ſollte und nach Lage der Dinge
einer längeren Arbeitsloſigkeit entgegen
ſehen mußte, ſuchte und fand ſie den Tod
auf den — hinter Nek-
kargemünd. Sie, die vor wenigen Wo-
chen das 32. Lebensjahr vollendele und
deren Leben bis dahin * eine einzige
Kette ſchwerer Schickſalsſchläge geweſen
war — auch lang andauernde Arbeits-
loſigkeit befand ſich einmal unker dieſen
Schickſalsſchlägen —, fühlte ſich den
Strapazen der neuerlichen Arbeitsloſig-
keit nicht mehr gewachſen. Eine hochbe-
gabte, feinſinnige Künſtlerin iſt mit ihr
aus dem Leben gegangen. Zahlreiche ſehr
vollendete Zeichnungen und Gedichke hat
ſie hinkerlaſſen. Ein krefflicher Kamerad
war ſie geweſen denjenigen, die zu ihr
als Freund, bezw. Freundin den Weg
gefunden hatten. Ganz beſonders aher
war ſie ein trefflicher Kamerad geweſen
all denjenigen, die — jeder an ſeinem
Arbeitsplaß und jeder auf ſeine Weiſe —
im Kampf lagen für die Verwirklichung
des Guten, des Schönen, des Gerechten
und des Barmherzigen auf dieſer Erde.
Was irdiſch an ihr war, wurde am letzten
Mittwoch auf dem hiefigen Vergfrieoͤhof
den Flammen übergeben im Anſchluß an
eine würdige, ſchlichte Gedenkfeier.
* Ö } %
Ein beachllicher Erfolg der Flugſportvereinigung
e. B. und der akadem. Fliegergruppe.
Wie wir erfahren, hat kürzlich Dir. Stamer,
der bekannte Leiter der Rhön⸗Rofſitten⸗Geſell-
ſchaft den Baubetrieb der hieſigen Vereinigung
deſichtigk und bei dieſer Gelegenheit 2 Flug-
zeuge Cyp „Zögling“) zur Schulung freigegeben
jehr erfreut. Programmaßige Ausbildungskurſe
* Yelberger Beobachtfer“
* 2 — — erhälllich.
_ Seite 3
Stadt Heidelberg.
Das grüne Plakat,
das jetzt von allen Litfaßſaulen
* beweiſt, daß der Marrismus gei-
tig am Ende ift. Und wiel Schon die
arbe: ſo richtig gänſegrün, und man
Onftatiert mit Behagen, daß die rot-
Kurzakmigkeit bereits in grün-
illetnde Kolik übergegangen iff. Und
Loß. iſt das Ding — * beiläufig ein
Quadratmeter Flädhe. Hiel Bolks drän-
gell ſich davor und bequtachtet die
Mmühjamen Produkle der marxiſtiſchen
Klößedrücker mit würzigen Bemerkun-
gen.. Denn es iſt in der Tat unmöglich,
Angefichts ſolch plakatierter Beſchraͤnkt-
eit, den Ernſt zu bewahren. Die Natio-
nalfozialiſten hatten bei ihrem Auszug
AUuSs dem Reichstag am 10. Februar
‚Quf ihre künffigen Diaten verzich-
fef und fie den —* — geſchenkt.
Bie die Beamkengehältex, ſo werden auch
ie Diäten monatlich vorausbe-
zahlt, ſo daß der Verzicht mit dem
1. März praktijch in Kraft trat.
Jedem normalen Menſchen iſt die
Sachlage alfo vollkommen Kklar. Rück-
zahlung der Februarreftdiäten konnke
Niemand verlangen; denn erſtens war der
erzicht ein freiwilliger, zum
andern wäre es uͤnbillig geweſen, weil
diele Ausgaben von den Abgeordneten
auch ſchon auf den Monak vorausbezahlt
* werden pflegen; man denke nur an
ie teure Wohnungsmiete.
Wenn alſo die Marxiſten wutbeb-
bern krächzen: „Nazis betrügen die Er-
werbslojen!“ ſo quitiert jeder Arbeiter
und Erwernbsloſe, überhaupt jeder nicht
444 Zukurzgekommenen derarkigen
amiam mit würdigem Achſelzucken. pr.
Deutſcher Abend
des V. D. A.
Der geräumige Saal des Evangeliſchen DBer-
Anshauſes der Iohannisgemeinde Reuenheim
Adete am Samstag. den 28. Februat 1931 den
mmungsvollen Rahmen für den Deukſchen
Abend, den der Schulgruppenverband des Ber-
Ins für das Deutſchtum im Ausland (Heidel-
berg) unter Mitwirkung des Orcheſters und
der Volkskanzgruppe der Höheren Handelsſchule
zu Gunſten der Deutſchen Schule in Polen ver-
anſtaltete.
Herr Profeſſor Ot. Knüpfer begrühte die
Uhlreich erſchienen Freunde und Gäſte des
‚D.A., unter denen u. a. Herrn Geheimrat
Prof. Or. Hnas von Schuberf bemerkte, mit
Vrcpen Worten des Dankes für ihr Erſchei-
Das Orcheſter der Handelsſchule unter der
ſicheren Leitung von Herrn Ireiber eröffnete
nit den Weiſen eines Armeemarſches (Präfen-
liermarſch) den Reigen der Darbietungen, de-
den ſich alte deukſche Volkskänze, ausgeführt
don der Volkskanzgruppe der gleichen Anſtalt,
Mſchloſſen. Die ſchulende Hand von Fräulein
Taeforius zeigte ſich offenſichtlich. Mit
Eſchwingter Friſche brachten die Schülerinnen
ie ftammliche Eigenart eines jeden der ver-
iedenen Tänze zur Geltung.
Im Mittelpunkt des Abends ſtand die Auf-
brung des Grenzlandſtückes von E. PidH
Front im Frieden“, deſſen Handlung ſich
in einer Stadt Oberſchleſiens waͤhrend und nach
der Zeit der -großen Abffimmungen abſpielt.
Serr Bulpius, der das Spiel einſtudierke, hat
®S Derffanden, im Verein mik den jugendlichen
arſtellern des Realgymnaſiums undn der Ober-
Tealichule das Werk Pichs zu einem eindrucks-
Dollen, geſchloffenen und packenden Bild deut-
her Gtenzlandnot zu geſtalten.
Walter Hirjchel war den Schwierigkeiten
der Rolle des Oberffudiendirektors Wollfert
‘b“d)f immer gewachſen. Ingeborg Pychlau
Agegen fand ſich recht gut in ihre Frauenrolle.
Lorg Fiſcher als Günther Wöllfert, war ſo
Echt das Vorbild eines ketnigen deutſchen gun-
* der eher bricht als ſeinet Heimat treulos
ugendn und Leben dverſagt. Willi Hoff-
für nökigen Zumot, haudegenmäßiger Bärbeißig-
keit. Die Hexten Gauer, Schreiber, und
Bekfihe leifteten, hinſichtlich ihres ſchauſpieie
Wöorpihki des Hertn Zetſche war ſo echt, ſo
zolniſch. daß man ehrliche Zweifel an der
2eutſchhett des Rollenträgers hegen konnte!
Ganz Geheimrat Rolf Schreiber. Wuͤrde, Alter,
Auforität vom Scheitel bis zut Sohle, in jedem
Augenblick in Sprache, Geſte, Gang.
taillon ſchloß der in allen Teilen ſo ſchön ver-
laufene Abend, für den das nakionale Heidelberg
den ausführenden Damen und Herren, vorweg
den Herrn Or. Knüpfer, Vulpius und
Fräulein Praetortus, aufrichtigen Dank
weiß. Möge er ein neuer Anſporn ſein für
eine erfolgreiche Tätigkeit im V. O. A. haha.
Der Leſer ſchreibt *
Rohrbacher Verkehrswünſche.
Ca. 500 Einwohner des Stadkteilts Rohrbach
wandten ſich dieſer Tage mit einem gemeinſamen
Schreiben, in dem ſie die derzeitigen unhaltba-
ren Zuſtände, die ſeik der Einführung des neuen
Fahrplanes und des damit verbundenen Weg-
falles der Linie 9 im Straßenbahnbetrieb befte-
hen, eingehend darlegen ‚an den HZerrn Ober-
bürgermeiſter der Kreishauptſtadt Heidelberg mit
der Bitte um Abhilfe.
Bekannklich wurde vor ungefähr Zahresfriſt
auf wiederholkes Betreiben der Kohrbacher
Einwohnerſchaft die faſt unüberwindlich ſchei-
nende Schwierigkeit, die in der Schaffung einer
Ausweichſtelle zwiſchen Friedhof Heidelberg und
Rohrbach Kreuz beſtand, durch Einbau einer
Weiche an der Hohen Gaſſe behoben und damit
der 7 Minuten Verkehr zwiſchen Heidelberg
Rohrbach, der ſchon lange vorher als eine für
die weitere Entwicklung des Stadtteils Rohr-
bach abſolute Notwendigkeit erkannt worden
war, ermöglicht. Trotz der Schwierigkeiken, die
ſich durch die Ueberkreuzung des ſchienengleichen
Bahnüberganges und der damit bedingten häu-
figen Sperrzeiken ergaben, wurde allgemein an-
erkannt, daß die Wagen der Linie 9 doch ziem-
lich fahrplanmäßig verkehrken und eine weſenk-
liche Enklaſtung der nach dem Stadtteil Kirch-
heim und den Vororken Leimen und Wiesloch
verkehrenden Wagen darſtellten. Enkſprechend
der Benühungsziffer, die ſich für die Rohrbacher
Einwohnerſchaft ergibt, haffe Rohrbach auch ein
Anrecht darauf, eine eigene Linie zu beſitzen,
zumal die Vorortzüge ohnehin häufig überfüllt
waren und deshalb ſowohl im ntereſſe der
Fahrgäſte als auch des Wagenparkes nicht in
dem bekannken Ausmaß überlaſtet werden ſoll-
ten. Die Straßhenbahn⸗Oirekkion hat nun, was
ſich ja auch aus dem erſtmaligen Wegfall der
Dividende ergibt, erkannt, daß es nunmehr
zumal anſcheinend der Aukobusverkehr und die
Bergbahn keine allzugroßen Keinerträgniſſe
gehabt haben. — Die Einwohnerſchaft Rohrbachs
begrüßt dieſe Erkenntnis der Sparſamkeitsnot-
wendigkeit ſowohl bei den ſtädkiſchen Betrieben
als auch den Unternehmungen, an deren Be-
triebführung die Stadt inkereſſiert iſt; aber ſie
verwahrt ſich dagegen, wenn derartige Spar-
maßnahmen ſich einſeilig gegen das Intereſſe
einzelner Bevölkerungsteile und Wohnvierkel
auswirken. Sie verlangt deshalb von der Stra-
ßenbahnleitung, daß ſie nicht guf-frequentierfe
Linien aufhebt und dafür neue eröffnet wie bei
ſpielsweiſe die Linie 3, deren Wagen den ganzen
Tag über mit äußerſt ſchwacher Beſetzung durch
die Rohrbacherſtraße pendelt, und von der die
Straßenbahndirektion wohl ſicherlich nicht be-
haupten wird, daß ſie im Gegenſatz zur Linie 9
eine gut rentable Linie ſei. namentlich dann
nicht, wenn man berüchſichtigt, daß unter den
wenigen Faͤhrgäſten der Linie 3 ſich noch einige
Freiſcheinbeſiher befinden; alſo, wenn die Spar-
ſamkeit ſchon ſo dringend geworden iſt, dann
auch weg mit der Linie 3 und weg mit dem
3 bezw. 6-Minutenverkehr nach Neuenheim
und Handſchuhsheim. Die Haus- und Grundbe-
ſiher Rohrbachs, die in gleichem Maß zur
Steuerleiſtung herangezogen werden, haben eben-
ſogut wie die Neuenheimer und Haͤndſchuhshei-
mer ein nkereſſe daran, daß günſtige Verkehrs-
verhältniſſe für ihren Stadtteil beſtehen und ſie
betrachten die einſeikige Schlechterſtellung als
eine Entwertungsmaßnahme gegen den Rohr-
bacher Haus- und Grundbeſih, die ſich in der
geringeren Nachfrage nach Wohnungen und
Baugeländen äußert. Eine unparteiiſche Stadt-
verwaltung hat aber nicht nur an derartig ein-
ſeitigen Begünſtigungen kein Inkereſſe, ſondern
ſie hat darüber hinaus die Pflicht, ausgleichend
zu wirken, zumal wenn ſie infolge maßgeblichen
Durch die Aufhebung der Linie 9 iſt es einer
beruf-
lich in der Altſtadt tätig find, unmöglich ge-
machk worden, ihr Mittagsmahl mit ihren Fami-
lien einzunehmen, weil die Zeit jeBt einfach nicht
mehr dazu ausreicht. Daß damit für die Be-
troffenen eine Erhöhung ihrer Lebenshalkung
verbunden ift, die gerade in der heukigen Zeit
doppelt hart trifft, iſt doch wohl ſelbſtverſtändlich.
Angeſichks ſolcher Tatſachen kann es nicht dem
Guldlnken einer Stelle, der ſcheinbar das Ver-
ſtandnis für die Belange einzelner Einwohner-
kreife vollftändig fehlt, die aber für Wünſche,
die zwar von der Allgemeinheit nicht als vor-
dringlichſt gewertet werden können, beſſeres
Verſtändnis hat, überlaſſen bleiben, den Fahr-
plan zu regeln und die Einwohnerſchaft Rohr-
bachs bittet deshalb den Herın Oberbürger-
meifter, zu veranlaſſen, daß hier eine eingehende
Prüfung der Verhältniſſe vorgenommen wird.
Denn mit der Genehmigung für die Errichtung
eines Perſonenbefoͤrderungsmittels iſt ſchließlich
auch die Verpflichtung verbunden, dieſe Beför-
derung in geordneten Bahnen durchzuführen
und alle gefahrbringenden und ſtörenden Mo-
mente nach Möglichkeit auszuſchalken-
3 6 3
Um den nun bald vollendeten Schur-
mannbau, der ſeine Exiſtenz der freund-
ſchaftlichen Initiative ſeines Namenge-
bers und der wohlwollenden Geſte von
deſſen dollarſchwerem Lande verdankt,
um dieſen nun bald vollendeken Bau
herum hat der Sturm wilder Meinungs-
ſtreitigkeiten geweht. Zu allen mögli-
chen Etappen des Enkſtehens hat dieſer
Sturm Fetzen ſcharfer und billigender
Krikik, politiſchethiſcher und apolitijch-
wirkſchafklicher Belange wie dürres Laub
hochwirbelnd um die weißen, harken und
hohen Mauern gefegt. Er wird von
neuem erwachen, wenn ſich der Schluß-
akt feierlichſt vollzieht, um dann für im-
mer zu verfinken, ohne die weißen, har-
ten und hohen Mauern durch emporge-
wirbelte Theſen erſchültert oder gar um-
eblaſen zu haben. Alle guten oder be-
angloſen Anſichken; alle förderlichen
ändern können. Dieſer freundſchafflichſt
und wohlwollend exmöglichte Bau, der
von Gehäſſigen als „Elektrizitätswerk“
loſem Kopfwackeln oder gar nicht befrach-
tet und der von ſeinen Schöpfern mit
verteidigt
harte, ho
odet ſchlechte.
u ändern iſt hier nichts mehr. Da-
zu iſt es zu ſpät. Doch es gilt, beſtimmte
Zuſammenhänge innerhalb der monu-
menkalen Harmonie eines Skadkbildes zu
finden, wie ſie Aufbau, Entwicklung und
dann Tradition im Neobeneinander
äußern. Es gilt diejenigen Geſetze zu
läutern, die in dieſem Nebeneinander das
Kulturhafte bedingen. Dazu gibk dieſer
maſſige Bau eine guke Gelegenheit.
Häkten wir hier im Allgemeinen die
Auffaſſung eines 44 4 —
Bolſchewismus, ſo wäre das alles ver-
hältnismäßig einfach. Es iſt objektiv
falſch, wenn Berichte den Lebenswohl-
ſtand des neuen Rußland nach dem Ber-
fallen ehemaliger Petersburger Pracht-
avenuen meſſen. Das Leningrad von
heuke iſt desintereſſiert an der Konfer-
bierung ſolcher Straßenzüge, weil jene
Bauten im engeren Sinne nicht den Be-
dürfniſſen des neuen Staates entſprechen
und im weikeren Sinne der Geſamkideo-
logie der Weltanſchauung widerſpre-
und Verwitkterungsprozeß, der dem weft-
lichen Gemüt liefſinnige Betrachtungen
enflockt, gibt allen klaſſebewußten Dok-
trinären höchſtens die famoſe, ufilitari-
ſtiſche Einſicht, daz der Staat auf dieſe
Weiſe ſo und ſoviel Zentner Dynamit,
ur Beſeitigung jener „bourgeoiſen
leberbleibjel“, ſpart. Erledigt! — Da
pir uns jedoch nicht entſchließen können,
ßen Fülie von Kuliur zu enlſagen - man
kann keine Mauern zerkrümmern, ohne
den Geiff zu verleugnen, der ſie geſchaf-
fen hal — ſind wir gezwungen, uns Ge-
ſetzen zu beugen, die uns die Harmonie
innerhaͤlb der Tradition gewährleiſten.
Der Architekt der Gegenwart hak die
ſchwere Aufgabe, in eine kraditionelle,
typiſche Umgebung — unter Berüchſich
* des beſonderen Zwecks, der wirt-
44 ichen Möglichkeiten u. a. — etwas
eues 4 errichten. Er darf das alte
Stadtbild nicht ſtören und ſoll zugleich
ſeinem Zeitſtil gerecht werden. Harmo-
nie im Ausdruck der Epochen; beſchei-
dene Rückficht auf fie, neben ſchöpferi-
ſchem 54 eigenen Fortſchritts — alſo
Kultur! as an der Peripherie nicht
44 zum Sichhineinbilden in die Jahr-
underte, iſt im hiſtoriſchen, engen Ge-
mäuer der Allſtadt ſtrengſtes Gefeh: wo-
gegen keine Univerſitätsbauten, CElektri-
44 und Warenhäuſer verſtoßen
ürften.
Und ſo verſchieden die Chroniken der
deutſchen Gemarken eigene Geſchichte
xerzeichnen, ſo unterſcheiden, ſich die
Stadkbildex in ihrer ſteinernen Prägung
und lebendigem Hauch. Dasjenige von
Heidelberg iſt anders wie dasjenige We-
ſels, das von Bremen iſt nicht das von
Braudenz und Poksdam zeigk ein anderes
Ausſehen wie Weimar. Wenn wir nun
darangehen, an alter Stätte ein großes
Gebäude unſerer Zeit und zum eigenen
Rußen und Wohlgefallen zu errichken, ſo
ſollten wir uns an jene, ſchon angedeu-
teten Geſetze Lalten. deren Beachtung
zum Ligenen Rutzen und Wohlgefallen
gereicht. Dieſe Geſete lauten ihrem
genauen Sinn nach: primär iſt das,
was iſt alſo das Stadtbild in ſeiner
Eigentümlichkeit, in zweiker Linie
ommk erſt die Eigenart des neuen
Gebäudes. Es darf aber nicht ledig-
lich in imitierender Anlehnung an ſeine
überkommene« Umgebung erſtehen, ſon-
dern muß, nach Beachien jenes pri-
mären Gebotes Zeitformen und ſomit
dem Fortſchritt zu dienen ſuchen.
Das iſt gewiß nicht leicht. Und wenn
wir den nun bald vollendeten Bau am
Univerſitätsplah daraufhin betrachten.
ſo können wir im großen nur ſo viel ver-
merken, daß man dem kulturellen Ziel
mit ſchönen, blanken Klinkern näherge-
kommen wäre, als mit dieſen, weißen,
harten und hohen Mauern.
E. H. Aus dem Leben geſchieden.
Die auf Grund ihrer Stellung weiten
Kreiſen bekannte Sekretärin des hieſigen
Kunſtvereins, Fräulein Marianne
Lochner, ſchied am lehken Sonntag
freiwillig aus dem Leben. Weil ſie in
Auswirkiung der überall herrſchenden
Wirkſchaftsnot gekündigt bekommen hat-
te, alſo ihren Poſten beim Kunſtverein
aufgeben ſollte und nach Lage der Dinge
einer längeren Arbeitsloſigkeit entgegen
ſehen mußte, ſuchte und fand ſie den Tod
auf den — hinter Nek-
kargemünd. Sie, die vor wenigen Wo-
chen das 32. Lebensjahr vollendele und
deren Leben bis dahin * eine einzige
Kette ſchwerer Schickſalsſchläge geweſen
war — auch lang andauernde Arbeits-
loſigkeit befand ſich einmal unker dieſen
Schickſalsſchlägen —, fühlte ſich den
Strapazen der neuerlichen Arbeitsloſig-
keit nicht mehr gewachſen. Eine hochbe-
gabte, feinſinnige Künſtlerin iſt mit ihr
aus dem Leben gegangen. Zahlreiche ſehr
vollendete Zeichnungen und Gedichke hat
ſie hinkerlaſſen. Ein krefflicher Kamerad
war ſie geweſen denjenigen, die zu ihr
als Freund, bezw. Freundin den Weg
gefunden hatten. Ganz beſonders aher
war ſie ein trefflicher Kamerad geweſen
all denjenigen, die — jeder an ſeinem
Arbeitsplaß und jeder auf ſeine Weiſe —
im Kampf lagen für die Verwirklichung
des Guten, des Schönen, des Gerechten
und des Barmherzigen auf dieſer Erde.
Was irdiſch an ihr war, wurde am letzten
Mittwoch auf dem hiefigen Vergfrieoͤhof
den Flammen übergeben im Anſchluß an
eine würdige, ſchlichte Gedenkfeier.
* Ö } %
Ein beachllicher Erfolg der Flugſportvereinigung
e. B. und der akadem. Fliegergruppe.
Wie wir erfahren, hat kürzlich Dir. Stamer,
der bekannte Leiter der Rhön⸗Rofſitten⸗Geſell-
ſchaft den Baubetrieb der hieſigen Vereinigung
deſichtigk und bei dieſer Gelegenheit 2 Flug-
zeuge Cyp „Zögling“) zur Schulung freigegeben
jehr erfreut. Programmaßige Ausbildungskurſe
* Yelberger Beobachtfer“
* 2 — — erhälllich.