Seite 2
„Drimula \
Wochenschau“.
Nr. 2.
Am 28. April iſt in Baden das
Braunhemdenverbok gefallen. — Die
Maßnaͤhme wird ſicherlich zu einer ge-
waltigen Belebung der Tertilinduſtrie
führen. Man braucht alſo, wenn man
Hemden und Hoſen anzuſchaffen gedenkt,
ſich nicht mehr hei der zuftändigen Poli-
4 nach einer erlaublen Hem-
enfarbe erkundigen, es ſind wieder
alle, gleichgültig in welchem Hemoͤchen ſie
auffrefen, vor dem Geſetze gleich; un-
zweifelhaft ein heroiſches Bekennknis zur
Demokratie.
Die Verfügung iſt aber auch in ande-
rer Hinſicht hochbedeutſam, denn ein
_ weiteres Verbot der braunen Farbe im
Hemd hätke jeht nach dem durchgegange-
nen Volksbegehren möglicherweife Kreiſe
betroffen, die innerlich alles andere als
Braunhemden ſind. —
Jedenfalls hat man nunmehr die Ch-
renpflicht richtig zu ſtellen, daß es ſich
bei dem bisherigen Braunhemdenverbot
keineswegs um eine Terroriſierung der
NSDAVP. gehandelt haben kann; der Er-
laß ging wie mir erzählt wurde, lediglich
von höheren, volksgeſundheiklichen Er-
wägungen aus: man wollte offenbar
während der unwirklichen Winkermonake
fürſorgeriſch vermeiden, daß Heißſporne
nur mif dem Braunhemd bekleidet auf
die Skraße kommen und ſich ſo der Ge-
fahr einer Erkälkungskrankheik aus-
ſehen; daß aber dieſe fürſorgende Maß-
nahme Iroßdem paradoxerweiſe viele
„verſchnupft hat, zeigt lediglich, wie
ſchwer es die Veraͤntworklichen haben,
jedem gerechk zu werden.
MMit der braunen 4 iſt auch aus
der weißen wieder die Farbe der Unſchuld
geworden, ſie iſt gleichermaßen nicht
mehr ſtaaksgefährlich; prominenke Ver-
irefer der SPO. nebſt Bettgenoſſen ha-
ben alſo nicht mehr das Recht, das Feh-
len ihrer weißen Weſte durch Hinweis
auf das Verbot und ihre daraus reſultie-
renden Staatsbürgerpflichten zu erklären.
Die alte Voß brachte nach dem Er-
folg des Volksbegehrens in Preußen die
4 4 „6 Millionen Preußen gegen
20 Millionen Preußen für den alten
Landtag!“
Wir ſtehen erſchütkert vor ſolch ge-
nialer Deutung des Volkswillens und
empfehlen dieſem Inkelligenzblatt ſolch
geiftreiche Art der Auslegung auch auf
andere Gebiete anzuwenden. Wir ſchla-
gen beiſpielsweiſe folgende Ueberſchrif-
ten vor: „4,7 Millionen Deutſcher ſuchen
Arbeik, 55,3 Millionen haben für Arbeit
kein — oder „20000 Daitſche
ieſen die Voff 59980000 Deutiche
— daß ſie ihr Erſcheinen ein-
ellt!“
Die nakionale Preſſe hat ſich darüber
enkrüſtet, daß der Berliner Polizeipräſi-
dent in den Zeiten des durch Nofverord-
nung erlaſſenen Aufmarſchverbots der
SPD. die Genehmigung zur Verſamm-
lung und Aufmarſch im Luſtgarken er-
teilt hak.
U. E. hat Herr Grzeſinshi ganz recht,
— nicht nur weil wir infolge der Not-
verordnung keine Kritik üben dürfen —
ſondern wir nach dem kläglichen Auf-
marſch des Reichsbanners im Luſtgarken
am 22. Februar unbedingt anerkennen
müſſen, daß Aufmärſche der SPD. nie
mehr verkehrsſtörend wirken können.
Der preußiſche Miniſterpräſidenk
Braun wurde angegriffen, weil er als
höchſter Beamker entgegen ſeinem eige-
nen Erlaß in einer SPO. Verſammlung,
die nur rote und keine Reichsflaggen
aufwies, geſprochen halte.
Jeht zeigi ſich, daß die Vorwürfe un-
berechtigt waren; nicht der große Mini-
ſter Braͤun, —**— der SPD.-Mann
Braun, der offenbar im Begriffe iſt, ſich
an das Leben eines nicht durch Notver-
ordnung geſchützten, gewöhnlichen Bür-
gers zu gewöhnen, hat geſprochen.
— Jebt wird es uns auch klar, warum
die 1930 von Miniſtern am Rundfunk
— Verſprechungen über die durch
en Voungplan möglichen Erleichterun-
en, ſich als falſch erwieſen; da haben
4 nicht, wie man damal glaubke,
Verkrag brechen nicht ab. Sie rücken viel-
mehr ſtärker in den Vordergrund als bisher,
da bekannt geworden iſt, daß die Firma
Schenker der Reichsbahn ca. S0 Millionen
ſchüldek und daß auch die Schenker Organi-
ſation außerhalb Deutſchland ſchon ſeit Jah-
ren in Geldberlegenheil war. Die Vermu-
kung hak Fuß gefaßt, daß der Verkrag der
Firma Schenket und Co. mit der Reichs-
dahn zu einer Sanierung der Geſamkfirma
Schenker ausgenüht werden ſoll.
Die Unkernehmungen der Firma in Lon-
don ſowie die in Paris haben im letzten
Jahre eine außerordenkli chgroße Unkerbilanz
gezeigt. Man fragt ſich dort, ob es die
Deutiche Reichsbahn zulaſſen will, daß der
Kredit, den Schenker bei der Reichsbahn ge-
nießt, verwendet wird, um die Verluſte in
England und Frankreich zu decken. In Ju-
goſlawien hat Schenker einen Zollprozeß, der
ihm 6 Millionen Dinar, das ſind etwa
440 000 Mark, koſteke, verloren Diejen Be-
trag hak Schenker, der überall Schulden hat,
bar hinterlegt. Ein weiterer Prozeß mit den
rumäniſchen Behörden wegen eines Bekra-
ges von 97 Milliarden Lei, das ſind etwa
250 Millionen Reichsmark, wurde verali-
chen. € iſt nicht bekannt, mit welchem Be-
ktag, jedoch kann angenommen werden, daß
die Bergleichsfjumme mindeſtens die Hälfte
der Prozeß-Summe beträgt. Man fragt ſich
in Rumänien, ob auch dieſes Geld durch den
freundlichen Kredit der Reichsbahn flüſſig
gemacht werden konnke.
Alie Balkan-Staaten führen darüber
Klage, daß die Firma Schenker ſeik Inkraft-
frefen des Schenker Verkrages in zunehmen-
dem Maße die einheimiſchen Spediteure in
einer Form unkerbieket, daß die Angeboke
unter allen Umiſtänden verlüſtbringend ſind.
Man iſt durchweg der Meinung, daß dieſe
Verluſte nur auf Grund der Kredite gefra-
gen werde können, die die Deulſche Reichs-
dahn der Firma Schenker gibk und man
fordert in der Oeffentlichkeit, daß dieſem
haarſträubenden Treiben endlich Einhalt ge-
boken wird.
ſondern nur die Privatleute Wirth uſw.
ihre unmaßgebliche Meinung auf Aether-
wellen in die blaue Luft hinaus geradio-
delt. — Man hüte ſich 4 Mini-
ſterreden allzu ernſt zu nehmen, man
weiß ja nie, ob nichk der Privakmann
aus ihm ſpricht. —
Großbritannien.
tu. London, Das Unkerhaus krat am
Donnerstag in die letzten Verhandlungen
über den Haushalt ein. Schahkanzler
Snowden brachte eine Enlſchließung ein,
nach der die neuen Vorſchläge hinſichtlich
der Beſteuerung des Grundbeſitzes durch
den engliſchen Staat in das Finanzgeſetz
hineingenommen werden ſollen, auch
wenn dies den bisherigen Gepflogenhei-
ken widerſprechen ſollle. Durch dieſe
Entſchließung will die Regierung die Re-
form der Beſteuerung des Grund- und
Bodenbeſihes dem Oberhauſes entziehen,
da dieſes kein Recht hat, ſich in Geſehe
rein finanziellen Charakters einzumiſchen.
Dieſe Auffaſſung iſt an ſich ſchon anfecht-
bar. Trotzdem
noch einen Schrikt weiker gegangen als
üblich iſt. Ex verlangt, daß die vorlie-
gende geſetzgeberiſche Maßnahme in das
diesjährige Finanzgeſetz mit hineinge-
nommen wird, obwohl die neue Steuer
nicht vor dem Jahre 1933 in Kraft treten
kann. Bisher war es nur üblich, in das
Finanzgeſeh diejenigen Maßnahmen
hineinzunehmen, die für das laufende
die Regierung einen neuen Weg zur Be-
ſchneidung der Rechte des Oberhauſes
betreken, was im Verlaufe der weiteren
Entwickiung von großer Bedeutung für
das engliſche paͤrlamentariſche Leben
werden kann.
Die von Schahkanzler Snowden for-
mell eingebrachte Eniſchließung wurde
vom Unkerhaus angenommen. Sie bildet
die Unkerlage für die Ausſprache am
Montag, in der Snowden die Einzelhei-
ten ſeines neuen Bodenreformplanes ent-
wickeln will.
Wahlniederlage der engliſchen Arbeiler-
parkeĩ. ;
ku. Berlin, 1. Mai. Bei den Erſatz-
wahlen in Afhkon Under Lyne erhielk
nach einer Meldung des „Vorwärks aus
London, der konſervakive Kandidat 12420,
der Kandidak der Arbeiterpartei 11 005
und der Kandidal der Mosley Gruppe
4472 Stimmen. Damit iſt der 2*
valive Kandidat gewählt. Bei den allge-
meinen Wahlen 1929 hakke der Kandidat
der Arbeiterpartei mit 13 170 Stimmen
das Mandak erhalten
Frankreich.
tu. Paris. Wie von amklicher Seite
verlautet, ſind die Gerüchte über eine
angeblich bereits aufgeſtellke Kandidatur
Briands für die Staatspräſidenkſchaft
vollkommen aus der Luft gegriffen. Die-
ſes Dementi bedeutek ſelbſtverſtändlich
keine Feſtlegung für die Zukunft.
7
Achtung! m
5.5. Verbe⸗Abend
S.S.-Sturm 3 1/32 Baden
Sonntag, den 3. Mai, im großen Sanl der Stadthalle, abends 759 ſ
Pg. Karl Lenz, M. d. R. B
“ ſpricht über das Thema: M
| m
v v C « M
der Freiheit eineGalie‘
Eintritt 60 pfo. Erwerbsloſe und Studenten 30 pfg.
Militärfonzgert — Baterländijde Bilder =
— — — — 4
1. Jahrg. / Nr 3}
Angeſichts dieſer Takſachen ſollte d}
Berkrag der Reichsbahn mit der Firm®
Schenker und Co. nochmals von Reichswegel
gründlich durchgeprüft werden.
€ iſt doch geradezu unerhörf, daß
Reichsbahn einen Monopolvertrag über da
geſamke deukſche Speditionswejen mit eind
Firmo abfchließt, die den beiden Juden Ör |
brüder Karpele, Wien, und dem Iuden H*
zer, geboren in Graz, jeßf in Hamburg wo
nend gehörl. Es handell ſich hier alſo ich
nur um eine hunderkprozenkig jüdiſche, {oW
dern gar zu zwei Oritteln auslandiſchel
Firma. Hunderte von deukſchen Spedikeurel
die ſeik Geeralionen das Spedikeurgewer
betreiben, verlieren ihr Brot oder ſie köll
nen gemäß dem Reichsbahnverkrag von de
Firma Schenker angekauft werden Um de
Firma Schenker die Verhandlunge zu el
Teichtern, fiellt die Reichsbahn den Schenkel
Juden ſogar einen Reichsbahnkommiſſar zu
Berfügung, der den Beſprechungen den nof
wendigen Nachdruck zu verleihen in der Lag
ſein joll.
Ganz abgefehen von dieſen Punkken o
Vertrages garantiert die Reichsbahn de
Firma Schenker auch noch indirekt einel
Reingewinn von 10 bis 15 Prozent un
krägt, falls Scheker die bisher gültigen SPC
ditions- und Transportgebühren unterbieiel
muß, zum großte Teil die Differenz. !
Engliſch⸗italieniſche
Flottenverſtändigung
tu. London, 1. Mai. Das Foreign
hat don der iialieniſchen Regierung eine Miffe
iung erhalten, daß ſich die italieniſche Antw 4
auf die lehten fraͤnzöſiſchen Flottenforderung
auf denſelben Grundlinien bewegen würde, wl
die engliſchen Gegenporſchlage. Eine Jieich!
Mitteilung fei, wie die „Times“ meldet 4
Quai d’Orfjay erfolgt, die itfalienifche Untwok!
mwürde aber erft in 1 bis 2 Tagen in London ul
Paris eintreffen.
Die engliſche Regierung habe in ihrer Denß
ſchrifk ein Kompromiß vorgeſchlagen nach be";
Frankreich Neubauten ſchon nach der im *
1935 ſtaltfindenden Flottenkonferenz, anfta”
wie bisher geforderf, erft nach Ablauf des Lol
doner Vertraͤges alfo im Jahre 1936, auf Stab“|
legen dürfe. Die Einzelheiten über die EO"“‚
nage ſollken aber vorher auf der kommeub‘d‚f
Flöttenkonferenz feſtgelegt werden. Sollte au |
hier keine Einigung erzielt werden, ſolle Fraͤnh!
leich verpflichtet jein, nur ſo viel Erfaßbaufok|
nage in Angriff zu nehmen, wie im Artikel 1
des Londoner Floffenabkommens vorgefehen (&}
Hiermit * jich Ifalien einderftanden erklärk |
Der franzöſiſche Flottenſachverſtändige 5
figli verläßt London am heufigen Freitag Q‘a.
ifalienijdhe Berfrefer Rojlo wird vorausfichtl® \
noch einige Tage in London bleihen. In Inel
Leifarfikel erklärtf die „Times“, daß das Ang
bof die äußerfte Grenze darftelle, bis zu 0°
England und Stalien gehen könnten. }
—
—
Natriſtiſcher Niibetun.
Da der „zweike Mann“ kroh heftigſte!
Bemühungen nicht daran denkt, zu den
zialdemokraten zu gehen, verſucht man ©!
es nun auf andere Ark. 1
Man beſetzte einen Wahlausſchuß bei d&
lehten Reichstagswahl lediglich mit ⏑
ſchen Wahlauffichtsmännern, die famuͤich
der Sozialdemokrakie angehörten.
Einer dieſer feinen Herren ſchmuggell!!
unrechtmäßig Stimmzeffel in die Urne, d
alle bei SPD. angekreuzt waren. — ;
Nun iſt dieſer faubere Schwindel herau-
gekommen! Wer ſolche Mittel der 4
ſchung ergreift, um den muß es ſchon fal|
ſtehen!
Letzte Drahtmeldungel-
Drei franzöſiſche Milikärflugzeuge abgeſtürzt
Tu. Paris, 1. Mai. Die franzöſiſche 2
tärfliegerei wurde am Donnerstag von drei, 4
Teil ſchweren Unglücksfällen heimgeſucht. 4
Bombenflugzeug, das in der Nähe von
Elimar einen Uebungsflug ausführte, ftürzte 4
einer Söhe von etfwa 200 Metern 3zu Bodı }
und ging vollkommen in Irümmer. Die beid“!
Jniaf?en waren auf der Stelle fof. Ein zweiß !
Unglück ereignete ſich wenige Stunden 7*
unmitfelbarer Nähe von Pontoije. Bei der ea
dung eines Gasflugzeuges überſchlug fih ,
Apparat und ging in Irümmer. Die beiden *
ſaſſen wurden lebensgefäͤhrlich verleht. Ein 7
fe3 Unglück ereignete ſich in der Nähe des ‘17‘;'
rineflughafens Hyeres. Ein Wajfferflugzeug, 0%
von einem Marineoffizier gefteuerf wur f
aus etwa 100 Wietern ins Meer. 4
erbeigerufene Fiſcherbooten gelang es, 4
Führer mif einigen jhweren Verleßungen }
*
Wie ſich aus dem 72— der 2
ſchen Reichsbahn ergibt, der mit der Bilanz 5
einer Sigung des Verwaltungerate? am 4 |
April ds. Is. genehmigt wurde, wurde die %g„
ſchüttung einer 7prozenfigen Vorzugsdivide 4
(Borzugs(aktien Ser. * beſchloſſen —
innahmen von 4
. geaenüber dem ‘Dori“"}{
Aufſtieg der Wirkfchaft“.
Millionen R
„Drimula \
Wochenschau“.
Nr. 2.
Am 28. April iſt in Baden das
Braunhemdenverbok gefallen. — Die
Maßnaͤhme wird ſicherlich zu einer ge-
waltigen Belebung der Tertilinduſtrie
führen. Man braucht alſo, wenn man
Hemden und Hoſen anzuſchaffen gedenkt,
ſich nicht mehr hei der zuftändigen Poli-
4 nach einer erlaublen Hem-
enfarbe erkundigen, es ſind wieder
alle, gleichgültig in welchem Hemoͤchen ſie
auffrefen, vor dem Geſetze gleich; un-
zweifelhaft ein heroiſches Bekennknis zur
Demokratie.
Die Verfügung iſt aber auch in ande-
rer Hinſicht hochbedeutſam, denn ein
_ weiteres Verbot der braunen Farbe im
Hemd hätke jeht nach dem durchgegange-
nen Volksbegehren möglicherweife Kreiſe
betroffen, die innerlich alles andere als
Braunhemden ſind. —
Jedenfalls hat man nunmehr die Ch-
renpflicht richtig zu ſtellen, daß es ſich
bei dem bisherigen Braunhemdenverbot
keineswegs um eine Terroriſierung der
NSDAVP. gehandelt haben kann; der Er-
laß ging wie mir erzählt wurde, lediglich
von höheren, volksgeſundheiklichen Er-
wägungen aus: man wollte offenbar
während der unwirklichen Winkermonake
fürſorgeriſch vermeiden, daß Heißſporne
nur mif dem Braunhemd bekleidet auf
die Skraße kommen und ſich ſo der Ge-
fahr einer Erkälkungskrankheik aus-
ſehen; daß aber dieſe fürſorgende Maß-
nahme Iroßdem paradoxerweiſe viele
„verſchnupft hat, zeigt lediglich, wie
ſchwer es die Veraͤntworklichen haben,
jedem gerechk zu werden.
MMit der braunen 4 iſt auch aus
der weißen wieder die Farbe der Unſchuld
geworden, ſie iſt gleichermaßen nicht
mehr ſtaaksgefährlich; prominenke Ver-
irefer der SPO. nebſt Bettgenoſſen ha-
ben alſo nicht mehr das Recht, das Feh-
len ihrer weißen Weſte durch Hinweis
auf das Verbot und ihre daraus reſultie-
renden Staatsbürgerpflichten zu erklären.
Die alte Voß brachte nach dem Er-
folg des Volksbegehrens in Preußen die
4 4 „6 Millionen Preußen gegen
20 Millionen Preußen für den alten
Landtag!“
Wir ſtehen erſchütkert vor ſolch ge-
nialer Deutung des Volkswillens und
empfehlen dieſem Inkelligenzblatt ſolch
geiftreiche Art der Auslegung auch auf
andere Gebiete anzuwenden. Wir ſchla-
gen beiſpielsweiſe folgende Ueberſchrif-
ten vor: „4,7 Millionen Deutſcher ſuchen
Arbeik, 55,3 Millionen haben für Arbeit
kein — oder „20000 Daitſche
ieſen die Voff 59980000 Deutiche
— daß ſie ihr Erſcheinen ein-
ellt!“
Die nakionale Preſſe hat ſich darüber
enkrüſtet, daß der Berliner Polizeipräſi-
dent in den Zeiten des durch Nofverord-
nung erlaſſenen Aufmarſchverbots der
SPD. die Genehmigung zur Verſamm-
lung und Aufmarſch im Luſtgarken er-
teilt hak.
U. E. hat Herr Grzeſinshi ganz recht,
— nicht nur weil wir infolge der Not-
verordnung keine Kritik üben dürfen —
ſondern wir nach dem kläglichen Auf-
marſch des Reichsbanners im Luſtgarken
am 22. Februar unbedingt anerkennen
müſſen, daß Aufmärſche der SPD. nie
mehr verkehrsſtörend wirken können.
Der preußiſche Miniſterpräſidenk
Braun wurde angegriffen, weil er als
höchſter Beamker entgegen ſeinem eige-
nen Erlaß in einer SPO. Verſammlung,
die nur rote und keine Reichsflaggen
aufwies, geſprochen halte.
Jeht zeigi ſich, daß die Vorwürfe un-
berechtigt waren; nicht der große Mini-
ſter Braͤun, —**— der SPD.-Mann
Braun, der offenbar im Begriffe iſt, ſich
an das Leben eines nicht durch Notver-
ordnung geſchützten, gewöhnlichen Bür-
gers zu gewöhnen, hat geſprochen.
— Jebt wird es uns auch klar, warum
die 1930 von Miniſtern am Rundfunk
— Verſprechungen über die durch
en Voungplan möglichen Erleichterun-
en, ſich als falſch erwieſen; da haben
4 nicht, wie man damal glaubke,
Verkrag brechen nicht ab. Sie rücken viel-
mehr ſtärker in den Vordergrund als bisher,
da bekannt geworden iſt, daß die Firma
Schenker der Reichsbahn ca. S0 Millionen
ſchüldek und daß auch die Schenker Organi-
ſation außerhalb Deutſchland ſchon ſeit Jah-
ren in Geldberlegenheil war. Die Vermu-
kung hak Fuß gefaßt, daß der Verkrag der
Firma Schenket und Co. mit der Reichs-
dahn zu einer Sanierung der Geſamkfirma
Schenker ausgenüht werden ſoll.
Die Unkernehmungen der Firma in Lon-
don ſowie die in Paris haben im letzten
Jahre eine außerordenkli chgroße Unkerbilanz
gezeigt. Man fragt ſich dort, ob es die
Deutiche Reichsbahn zulaſſen will, daß der
Kredit, den Schenker bei der Reichsbahn ge-
nießt, verwendet wird, um die Verluſte in
England und Frankreich zu decken. In Ju-
goſlawien hat Schenker einen Zollprozeß, der
ihm 6 Millionen Dinar, das ſind etwa
440 000 Mark, koſteke, verloren Diejen Be-
trag hak Schenker, der überall Schulden hat,
bar hinterlegt. Ein weiterer Prozeß mit den
rumäniſchen Behörden wegen eines Bekra-
ges von 97 Milliarden Lei, das ſind etwa
250 Millionen Reichsmark, wurde verali-
chen. € iſt nicht bekannt, mit welchem Be-
ktag, jedoch kann angenommen werden, daß
die Bergleichsfjumme mindeſtens die Hälfte
der Prozeß-Summe beträgt. Man fragt ſich
in Rumänien, ob auch dieſes Geld durch den
freundlichen Kredit der Reichsbahn flüſſig
gemacht werden konnke.
Alie Balkan-Staaten führen darüber
Klage, daß die Firma Schenker ſeik Inkraft-
frefen des Schenker Verkrages in zunehmen-
dem Maße die einheimiſchen Spediteure in
einer Form unkerbieket, daß die Angeboke
unter allen Umiſtänden verlüſtbringend ſind.
Man iſt durchweg der Meinung, daß dieſe
Verluſte nur auf Grund der Kredite gefra-
gen werde können, die die Deulſche Reichs-
dahn der Firma Schenker gibk und man
fordert in der Oeffentlichkeit, daß dieſem
haarſträubenden Treiben endlich Einhalt ge-
boken wird.
ſondern nur die Privatleute Wirth uſw.
ihre unmaßgebliche Meinung auf Aether-
wellen in die blaue Luft hinaus geradio-
delt. — Man hüte ſich 4 Mini-
ſterreden allzu ernſt zu nehmen, man
weiß ja nie, ob nichk der Privakmann
aus ihm ſpricht. —
Großbritannien.
tu. London, Das Unkerhaus krat am
Donnerstag in die letzten Verhandlungen
über den Haushalt ein. Schahkanzler
Snowden brachte eine Enlſchließung ein,
nach der die neuen Vorſchläge hinſichtlich
der Beſteuerung des Grundbeſitzes durch
den engliſchen Staat in das Finanzgeſetz
hineingenommen werden ſollen, auch
wenn dies den bisherigen Gepflogenhei-
ken widerſprechen ſollle. Durch dieſe
Entſchließung will die Regierung die Re-
form der Beſteuerung des Grund- und
Bodenbeſihes dem Oberhauſes entziehen,
da dieſes kein Recht hat, ſich in Geſehe
rein finanziellen Charakters einzumiſchen.
Dieſe Auffaſſung iſt an ſich ſchon anfecht-
bar. Trotzdem
noch einen Schrikt weiker gegangen als
üblich iſt. Ex verlangt, daß die vorlie-
gende geſetzgeberiſche Maßnahme in das
diesjährige Finanzgeſetz mit hineinge-
nommen wird, obwohl die neue Steuer
nicht vor dem Jahre 1933 in Kraft treten
kann. Bisher war es nur üblich, in das
Finanzgeſeh diejenigen Maßnahmen
hineinzunehmen, die für das laufende
die Regierung einen neuen Weg zur Be-
ſchneidung der Rechte des Oberhauſes
betreken, was im Verlaufe der weiteren
Entwickiung von großer Bedeutung für
das engliſche paͤrlamentariſche Leben
werden kann.
Die von Schahkanzler Snowden for-
mell eingebrachte Eniſchließung wurde
vom Unkerhaus angenommen. Sie bildet
die Unkerlage für die Ausſprache am
Montag, in der Snowden die Einzelhei-
ten ſeines neuen Bodenreformplanes ent-
wickeln will.
Wahlniederlage der engliſchen Arbeiler-
parkeĩ. ;
ku. Berlin, 1. Mai. Bei den Erſatz-
wahlen in Afhkon Under Lyne erhielk
nach einer Meldung des „Vorwärks aus
London, der konſervakive Kandidat 12420,
der Kandidak der Arbeiterpartei 11 005
und der Kandidal der Mosley Gruppe
4472 Stimmen. Damit iſt der 2*
valive Kandidat gewählt. Bei den allge-
meinen Wahlen 1929 hakke der Kandidat
der Arbeiterpartei mit 13 170 Stimmen
das Mandak erhalten
Frankreich.
tu. Paris. Wie von amklicher Seite
verlautet, ſind die Gerüchte über eine
angeblich bereits aufgeſtellke Kandidatur
Briands für die Staatspräſidenkſchaft
vollkommen aus der Luft gegriffen. Die-
ſes Dementi bedeutek ſelbſtverſtändlich
keine Feſtlegung für die Zukunft.
7
Achtung! m
5.5. Verbe⸗Abend
S.S.-Sturm 3 1/32 Baden
Sonntag, den 3. Mai, im großen Sanl der Stadthalle, abends 759 ſ
Pg. Karl Lenz, M. d. R. B
“ ſpricht über das Thema: M
| m
v v C « M
der Freiheit eineGalie‘
Eintritt 60 pfo. Erwerbsloſe und Studenten 30 pfg.
Militärfonzgert — Baterländijde Bilder =
— — — — 4
1. Jahrg. / Nr 3}
Angeſichts dieſer Takſachen ſollte d}
Berkrag der Reichsbahn mit der Firm®
Schenker und Co. nochmals von Reichswegel
gründlich durchgeprüft werden.
€ iſt doch geradezu unerhörf, daß
Reichsbahn einen Monopolvertrag über da
geſamke deukſche Speditionswejen mit eind
Firmo abfchließt, die den beiden Juden Ör |
brüder Karpele, Wien, und dem Iuden H*
zer, geboren in Graz, jeßf in Hamburg wo
nend gehörl. Es handell ſich hier alſo ich
nur um eine hunderkprozenkig jüdiſche, {oW
dern gar zu zwei Oritteln auslandiſchel
Firma. Hunderte von deukſchen Spedikeurel
die ſeik Geeralionen das Spedikeurgewer
betreiben, verlieren ihr Brot oder ſie köll
nen gemäß dem Reichsbahnverkrag von de
Firma Schenker angekauft werden Um de
Firma Schenker die Verhandlunge zu el
Teichtern, fiellt die Reichsbahn den Schenkel
Juden ſogar einen Reichsbahnkommiſſar zu
Berfügung, der den Beſprechungen den nof
wendigen Nachdruck zu verleihen in der Lag
ſein joll.
Ganz abgefehen von dieſen Punkken o
Vertrages garantiert die Reichsbahn de
Firma Schenker auch noch indirekt einel
Reingewinn von 10 bis 15 Prozent un
krägt, falls Scheker die bisher gültigen SPC
ditions- und Transportgebühren unterbieiel
muß, zum großte Teil die Differenz. !
Engliſch⸗italieniſche
Flottenverſtändigung
tu. London, 1. Mai. Das Foreign
hat don der iialieniſchen Regierung eine Miffe
iung erhalten, daß ſich die italieniſche Antw 4
auf die lehten fraͤnzöſiſchen Flottenforderung
auf denſelben Grundlinien bewegen würde, wl
die engliſchen Gegenporſchlage. Eine Jieich!
Mitteilung fei, wie die „Times“ meldet 4
Quai d’Orfjay erfolgt, die itfalienifche Untwok!
mwürde aber erft in 1 bis 2 Tagen in London ul
Paris eintreffen.
Die engliſche Regierung habe in ihrer Denß
ſchrifk ein Kompromiß vorgeſchlagen nach be";
Frankreich Neubauten ſchon nach der im *
1935 ſtaltfindenden Flottenkonferenz, anfta”
wie bisher geforderf, erft nach Ablauf des Lol
doner Vertraͤges alfo im Jahre 1936, auf Stab“|
legen dürfe. Die Einzelheiten über die EO"“‚
nage ſollken aber vorher auf der kommeub‘d‚f
Flöttenkonferenz feſtgelegt werden. Sollte au |
hier keine Einigung erzielt werden, ſolle Fraͤnh!
leich verpflichtet jein, nur ſo viel Erfaßbaufok|
nage in Angriff zu nehmen, wie im Artikel 1
des Londoner Floffenabkommens vorgefehen (&}
Hiermit * jich Ifalien einderftanden erklärk |
Der franzöſiſche Flottenſachverſtändige 5
figli verläßt London am heufigen Freitag Q‘a.
ifalienijdhe Berfrefer Rojlo wird vorausfichtl® \
noch einige Tage in London bleihen. In Inel
Leifarfikel erklärtf die „Times“, daß das Ang
bof die äußerfte Grenze darftelle, bis zu 0°
England und Stalien gehen könnten. }
—
—
Natriſtiſcher Niibetun.
Da der „zweike Mann“ kroh heftigſte!
Bemühungen nicht daran denkt, zu den
zialdemokraten zu gehen, verſucht man ©!
es nun auf andere Ark. 1
Man beſetzte einen Wahlausſchuß bei d&
lehten Reichstagswahl lediglich mit ⏑
ſchen Wahlauffichtsmännern, die famuͤich
der Sozialdemokrakie angehörten.
Einer dieſer feinen Herren ſchmuggell!!
unrechtmäßig Stimmzeffel in die Urne, d
alle bei SPD. angekreuzt waren. — ;
Nun iſt dieſer faubere Schwindel herau-
gekommen! Wer ſolche Mittel der 4
ſchung ergreift, um den muß es ſchon fal|
ſtehen!
Letzte Drahtmeldungel-
Drei franzöſiſche Milikärflugzeuge abgeſtürzt
Tu. Paris, 1. Mai. Die franzöſiſche 2
tärfliegerei wurde am Donnerstag von drei, 4
Teil ſchweren Unglücksfällen heimgeſucht. 4
Bombenflugzeug, das in der Nähe von
Elimar einen Uebungsflug ausführte, ftürzte 4
einer Söhe von etfwa 200 Metern 3zu Bodı }
und ging vollkommen in Irümmer. Die beid“!
Jniaf?en waren auf der Stelle fof. Ein zweiß !
Unglück ereignete ſich wenige Stunden 7*
unmitfelbarer Nähe von Pontoije. Bei der ea
dung eines Gasflugzeuges überſchlug fih ,
Apparat und ging in Irümmer. Die beiden *
ſaſſen wurden lebensgefäͤhrlich verleht. Ein 7
fe3 Unglück ereignete ſich in der Nähe des ‘17‘;'
rineflughafens Hyeres. Ein Wajfferflugzeug, 0%
von einem Marineoffizier gefteuerf wur f
aus etwa 100 Wietern ins Meer. 4
erbeigerufene Fiſcherbooten gelang es, 4
Führer mif einigen jhweren Verleßungen }
*
Wie ſich aus dem 72— der 2
ſchen Reichsbahn ergibt, der mit der Bilanz 5
einer Sigung des Verwaltungerate? am 4 |
April ds. Is. genehmigt wurde, wurde die %g„
ſchüttung einer 7prozenfigen Vorzugsdivide 4
(Borzugs(aktien Ser. * beſchloſſen —
innahmen von 4
. geaenüber dem ‘Dori“"}{
Aufſtieg der Wirkfchaft“.
Millionen R