1, Jahrg. / Nr. 44
Seite 5
Aus Nah
* )* Mannheim, 14. Mai. Ein Balkon bricht
Hr Ein Frau lödlich verunglückt) Ein eigenar-
ger Unglücksfall, der auch ein Menſchenleben
— ereignefe ſich am Mittwoch abend im
— Zaufe Waldhofftr. 74. Das im 5.
» D wohnende Ehepaar Knaus weilte mit zwei
eiferen Perfonen auf dem Balkon. Plößlih
xa der Balkon ab und ſtürzte in die Tiefe.
Bp< Chefrau Knaus fiel im Hofe auf Zemenft-
und war fofork kot, während die anderen
* Perfonen auf den Balkon im 4. Stock fie-
** Immerbin trug der Chemann Kngus erheb-
* Verletzongen davon, während die beiden
Lꝛrtu leicht verleßt wurden. Der Balkon war
ne Schienen angebracht worden.
S Mannheim, 14. Mai. (Schlägerei in den
b”löengärfen.) Vergangene Nacht kam es in
m““ Spelzengärten 3mi?d)en verſchiedenen Be-
hß_bnem der Baracken zu Streit, der in Tätlich-
eelfen ausarfete. Eine 25 Jahre alte Taglöhners-
Befruu erhiell eine eiwa 3 Zentimeter lange
hwunde in die linke Hand, ein lediger 60
gte alter Fuhrmann eine Stichwunde am
* fen Daumen und rechten ‘miife[fin?er, und
2 verheiratefer 66 Zahte alter Müller zwei
beiid)e in die Bruft. Eine der Baracken wurde
* der Keilerei demoliert. Einer der Verlehten
ußte ins Krankenhaus verbracht werden.
Wozu die Boungpolitik lreibl:
%mnbftifmng vor der Zwangsverſteigerung.
( )* Donauejchingen, 13. Mai. In Döggingen
iem Donauejchingen) ſehke die 20jährige Zocdh-
* Marie des MekHgermeifters Franz Heizmann
bgd)ffi das von ihren Eltern bisher pachtweife
— Wohn- und DOekonomiegebäude des
büqfllübneré Qld. Haufer in Brand. Der Grund
tite wohl darin zu ſuchen 4 daß das Häus
* hätte zwangsweife verfteigert werden {ol-
* Das Mädchen wurde verhaftet und hat be-
IS ein SGeftändnis abgelegt. Außer demQMäd-
* wurden zwei ilc verhaflet. Die Frage
— des Hajtbefehls dieſer zwei Per-
N 5 E
6000 ** noch geprüff. Der Schaden beträgk
Bammenkal. Nach ſchneidigem Propaganga
* des Sturm 29 konnte am Saͤniskagabend
He %ut befuchte Berfammlung mit Pg. Reichs-
geordneter Lenz eröf?net werden. Pa.
rechnete ſcharf mit den heutigen regieren-
4 axteien ab. Die Verſammlung wurde mit
— Begeiſterung der Teilnehmer mit dem
8 Wefjel-Lied und die S.A. rückte
%) loffen in ir Quartier, das bereitwillig von
mg- Karl Ziegler zur Verfügung geftellt
buftbe' ab. Frühmorgens herrfchte wieder leb-
tfeg Treiben der Braunhemden auf der
8— und nach Empfang des Kaffees konnte
m S.Ql. zum Kirchgang nach SGauangelloch ab-
arſchieten
() Frankenthal, 13. Mai. (Sprngſtofflager in
* Wohnung.) In der Barackkenwohnung des
* * Culer ingßambfäbfefilm wurde durch
n endarmerie ein Sprengſtofflager zukage ge-
[ördert. Enler und 3zwei weitere —
erſoͤnen wür-
den in Haft genommen. ı
‚m‚%ronnbad‚ (bei Mertheim), 13. Mai. (T8d-
r Motorradunfall.) Am Sonntag gegen
wurde der Traktorführer des hiefigen
* lautes QAlfons Fiſcher, als er etwa 200 Meter
Vob Bronndachs, in der Nähe der alten
* einem Auto auf faljhe Meife aus-
— wollte, gegen einen Baum qgefchleu-
« Der Fahrer und eine im hiefigen Schloffe
und Fern.
bedienſtete Hausangeſtellte, die auf dem Sozius-
fih faß blieben in ſchwerverletztem Zuſtande be-
wußtlos liegen. Fiſcher iſt am Monkag früh be-
reits geſtorben.
e:) Neichardtshauſen. Zu dem am lehzten
fahren wir noch nad)träiglid)‚ daß die anweſende
SA. und HI. von der Bevoͤlkeruͤng in enkgegen-
kommender Weiſe aufgenommen worden ſind.
An dieſer Gaͤſtfreundſchaft beteiligken ſich auch
diejenigen Kreife, die nicht zu uns gehören. Man
ab den einquartierfen Braunhemden ſchon vom
— an koftenloje Verpflegung. Der Er-
folg des Oeutſchen Tages” in Reichardtshau-
5 wirkt umfo größer, da hier die Bevölkerung
ehr ſchwer zugänglich ift. Auch Reichardkshau
jen wird werden.
Sandhauſen. durch die ausgebrochene
Maul- und Klauenſeuche verlor der Landwirt
David Schneider II 2 Stück Vieh. Angeſichts
der großen Gefahr hat die Orkspolizei eine
Berfügung erlaffen, wonach jedem Zugtier
käglich die Hufe mit Chlor zu desinfizieren
Auch die Hunde und Katzen müſſen eingeſperrk
werden. Zuwiderhandlungen gegen dieſe Ver-
ordnung ſind ſtrafbar.
Das / Mosbacher VBolksblatt” wendet ſich
ab und zu (des öfteren) an * 8* oder
befjer: Bezieherinnen, mik dem anaſtgeborenen
Schrei: „An der Frau liegt’s, ob eine katholiſche
Zeitung im Haus ift!“ Liebe Tante, wir wollen
einmal fjagen: „Zentrumszeitung“, dann ſtimmtk
es! Wir ſagen ja immer, das Zentrum Äfiit
ſich auf die als Wählerinnen. Deshalb,
„Bolksblatt“, auf, ſtimme die Harfe zum Lob
der Zenkrumsfrau. Denn wenn die nicht wäre!
Ja, dann gäbe es bald keine Zenkrumswähler
mehr! —
Auch in Nr. 105 vom 7. Mai iſt eine Angſt-
geburt zu finden. Da ſteht in einem Berichk
über die Verſammlung des AuguſtinusVereins
in Würzburg (der Berein pflegt die katholiſche,
beſſer: — 4 — „Die politiſche Verkre-
kung des deutſchen Katholizismus (aljo das
744 muß inimer Acht haben auf die leiſen
chwingungen der VBolksjeele, die mit Recht
die enoͤliche Inangriffnahme des Reparations-
problems und eine vermehrie Aktivität in der
Außenpolitik fordert.“ -— Das ift fehr guf£,
leiſe Schwingungen der Volksſeelel! GSie ſind
aljo bereits ſo {tark geworden, daß das
enkrum auf ſie „immer Achk haben“ muß. Es
reuf uns, daß wir auch hier einen Erfolg un-
erer Werbe
können. — ;
Die Bürgerausſchuß Situng vom 7. Mai be-
ſchäftigle ſich mit dem Holzabfuhrweg am Iu-
belsberg, Grundſtücksvexkäufen und Ankäufen,
Satzungsänderungen betr. %uiammenießung der
Schulkommiſſion und Handelsſchule ünd Til-
gungsplänen * Darlehen.
Ber Holzabfuhrweg am Zubelsberg wurde in
und Aufklärungsarbeit buchen
Angriff genommen, und nun wurde der Bür-
gerausichuß um Zuſtimmung erſucht — kurz vor
der Volleudung! Die Gemeindeverordneten des
Rechtsblocks und des Evangeliſchen Volksdien
ſtes gaben ihrer Mihbilligung Ausdruck und
ſtelllen feſt, daß wichligere Arbeiten Elzbach-
regulierungh liegen bleiben. Der Bürgermeifter
braͤchte lendenlahme Gründe für die ſo ſpät er-
folgle Vorlage vor.
Einige Grundſtücksverkäufe wurden geneh-
migt, ebenjo der Erwerb von Grundſtücken in
Nuͤſtenbach und Weisbach.
Die Sahungsänderungen betr. Schulkomij- .
ſion und Haͤndelsſchule werden angenommen.
Ein Darlehen des Bodenwexkes von 130 000
raten von je 12100 RAM., ein zweites Dar-
lehen wird mit 8 Prozent in ein langfriſtiges
(35 Jahre) umgewandelt. Diejes Darlehen be-
frägt 180000 RM. und wurde 1928 bei der
Kommunalen Landbank aufgenommen.
Die nächſte Sihung findet am Monkag, den
18. Mai ſtatt. Tagesordnung: Einführung der
Gemeindebierfieuer! —
Am lehken Sonntag erhielt Nüſtenbach recht
unliebſamen Beſuch von einigen Mosbacher
Tagedieben, die von einer Maiwanderung in
Sie randalierten auf den
Gaͤſſen riſſen in den Gärken Blumen ab, be-
ſchimpften den Beſiher, warfen ihm die Fenſter
ein und zerſchlugen die Haustür. Hof-
enklich erfolgt eine ganz exemplariſche Strafe. —
Die Gemeinde Veckarzimmern baut einen
Veg für 20000 RM. als Notftandsarbeif.
Durch die Stillegung des 3I.G.-Farbenbetriebes
ſind die Einwohner beſonders hart geſchädigt. —
Selten hat der Mannheimer Nibelungen-
ſaal eine derartige Fülle erlebt. Schon lange
vor Beginn drängten ſich die erſten DBer-
ſammilungsbeſuchet vor den Toren und harr-
ten auf Einlaß. Dichte Poltzeikekten ſperrken
die Skraßen. Die ſchwarzen Plakate an
den Anſchlagſäulen halken Mannheim auf
die Beine gebracht. Als der Saal geöffnet
wurde, war er in kurzer Zeit bis unter die
Galerie gefülll. Die Heidelberger SYA.-Ka-
pelle ſpielte vor Beginn alte, preußiſche Mili-
tärmärſche! Noch nach 8 Uhr ſtroͤmten fork-
während neue Maſſen in den Saal, die zum
Teil direkt von ihrer Arbeiksſtätte kamen.
Ungeheure Begeiſterung, als die SS. und die
SA. einmarjchierfen. Die Fahnen poſtierken
ſich zu beiden Seiten der Bühne. Dann er-
ſchien der Berliner Gauleiter. Ungeheurer
Beifallsſturm brach los. Pg. Lenz eröffnete
die Kundgebung mit einem herzlichen Will-
8 empfehlenswerke Phyſiognomie.
wot. In ſeinem Amt iſt er zuver-
mg‘@ Wenigſtens für die drei Worke
9i ſſen Sie Plag nehmen, Fräulein Dokkor
— bitte DBielleicht bekomme ich
— auch noch ein päar hausfrauliche
* für meine Einrichtung, in der leider
{ H der ganze fchreckliche Tapeziergeſchmack
QQICM. Dies hier iſt zugleich mein Wohn-
Qır l und mein Büro, ift Frühftückszimmer,
h'blwfl)ek und Empfangshalle, gelegentlich
GQr Laboratorium.“
Letra haͤtte fich umgeſehen. Sie würde
* öbel freilich ganz anders aufgeſtellk
4* Was ihr am meiſten mißfiel, war das
eidenen Kiſſen ausgeſtattele Ruhelager,
* ſich am Seitenfenſter befand. Sie er-
8* auch zufällig ein großes rundes Dau-
4 wieder, das * ge-
* enbar hatte ſies ihm zum Einzu
— ffenbar hatte { 3 3ug
kr «Das gute Gewiffen, das Ddiefe jchöne
fi““ffgemerblid)e Arbeit erſehen könnte, be-
—mßf deren frühere Veſitzerin kaum,“
etra trocken
— Zeck war ihrem Blick gefolgt.
f einem rajfchen Griff {chleuderte er das
aunkſeidene Gefchenk von Frau von Lolli in
ſagke
den Papierkorb, der dabei polternd umfiel.
* bin Ihnen für jeden Fingerzeig dank-
„Aber er darf nicht jedesmal ſolche Ge-
walimaßregeln zur Foͤlge haben,“ erwiderke
Petra „Sie wiſſen nämlich noch gar nicht,
wie behutſam Sie zu Werke gehen müſſen.
Alſo ganz kurz. Ihre Freundin ſteht im
Dienſt det Mainzer Surete, iſt vermutlich
die Hauptagenkin, die von der Zenkralſpio-
nageſtelle auf die Induſtrie im unbeſehken
Teil Deutſchlands losgelaſſen wird.“
Zeck preßke die Lippen zuſammen und
Er war ſehr blaß geworden.
Auf dem Schreibkiſch lag der Durchſchlag
einer Karte vom Reichsbahnneh, in die der
Lieferungsverkehr von Bombje u. Co. ein-
gezeichnet war. Petra zeigte auf dem Plan
mit dem Zeigefinger die Linienan, die von
Paris aus gezogen waren, um durch die
Nachrichtenftelle der Rheinarmee alles
wiſſenswerte Matkerial aus Deutſchland an
den Pariſex Generalſtab zu befördern. Skraß
burg und Wainz bildefen die Haupkausfall-
fore. Von Straßburg aus liefen die Fäden
nach Ludwigshafen, von Mainz aus nach
Worms und Koblenz.
„Im Dienſt der ‚Surete’!“ wiederholke
Zeck dann konlos. Vakürlich war ihm dieſe
Zentralſpionageſtelle Frankreichs vom Hören-
ſagen längſt bekannt. Verkreter der Firma
Bombje u. Co. hatken von ihren Reiſen aus
immer einmal über ihre Wahrnehmungen be-
richtet. Es hieß, daß auf deutſchem Boden
rund ſiebenhunderk Beamte dieſe Spionage-
fätigkeit ausüten. Die Oberleitung in Mainz
wurde auf achkzig Köpfe geſchähk. Ein ganzes
Heer von Agenten, ſo hieß es, werde von
diefen berufsmäßigen Spionen unkerhalken.
Benjamin Zeck halte bisher angenommen,
daß die „Suͤrete“ ihre Tätigkeit auf das be-
ſehte Gebiet beſchränkke, wo ihr die Handels-
ſpionage durch die verſchiedenen Kommſſionen
aufs denkbarſte erleichtert wurde! Wie
Schupen fiel es ihm von den Augen: er war
dieſer raffmierten Meiſterſpionin blind in die
Faile gegangen! Ihre oft kindiſch körichten
Fragen waren Maske geweſen, um ihn in
Sicherheik zu wiegen! Das bißchen Flirk halte
dazu herhalten müſſen, um eine gewiſſe
Familiarität des Umzugs herbeiführen: wie
oft war ſie drüben in der Penſion Urbach un-
erwartet, nach nur flüchtigem Klopfen, bei
ihm eingekreken, wenn er inmikten ſeiner
wichkigen Arbeiten ſaß die ſie auszuſpio-
nieren kommandiert war! „Wenn das wahr
iſt — wenn das wahr iſt —!” Er machte
Fäuſte und ſchüttelte ſie.
„Es iſt wahr, Herr Doktor Zeck. Aber
krohdem darf Sie jeBt nichk der furor keuko-
nicus überwältigen. Ganz verkehrk wäre
das. Daß Sie ſich über Ihre Leichkgläubigkeit
ärgern, iſt verſtaͤndlich. Sie wollen ſich ir-
gendwie rächen. Das können Sie aber nur,
wenn Sie der Dame noch eine Zeiklang eben-
ſolche Komödie vorſpielen, wie ſie ſie Ihnen
gegenüber durchgeführt hat.“
„Ich bringe das nichk über mich, Fräulein
Aſtern! Ich muß und werde Frau von Lolli
zur Rechenſchaft ziehen.“
„Später. Zunächſt müſſen Sie doch den
klaren Beweis dafür in die Hand bekommen,
daß ſie im Dienſt der Sureke ſteht. Be-
ſprechen Sie jeden Ihrer Schritte mit Köh
ſchau Sie darf nicht Verdacht ſchöpfen, ſonſt
entwiſchk ſie Ihnen. Bedenken Sie, daß nicht
Sie allein bekrogen ſind, und damik die
Firma, für die Sie arbeiten, ſondern darüber
hinaus die ganze deutſche Induſtrie. Man
muß aufs gründlichſte ſtudieren, um daraus
für die Zeit zu lernen.“
Nun lächelte er, „Ich ſehe, Mummi hat
kommengruß an Or. Goebbels, der kroß fei-
ner vielen Berliner Arbeit hierhergeeilt war.
Er verwies auf das Zeitalter der Notverord-
nung und kündeke allen Störenfrieden an,
ſie ſofort aus dem Saal zu bringen.
Dann ergriff Pg. Or. Goebbels unker ju-
belndem Beifall das Work. Er ſchilderte das
deukſche Volk, das in ſeiner Nakur
unpolitiſches Volk ſei, das vor dem 24
zu einem großen Teil auch noch keine Liebe
zu poltkiſchen Dingen beſeſſen habe. Wenn
vor dem Kriege keine Veranlaſſung für die
Politik des Einzelnen geweſen waͤr, weil
damals die Nation draußen Ehrfurcht und
Achkung genoß, dann iſt das heute, dank
einer unfähigen Polikik, ſchon lange unmög
lich gemacht worden. Or. Goebbels gab
eine grundlegende Schilderung der ſo diel
mißbrauchken Begriffe der Revolukion. Wenn
das deukſche Volk am 1. Auguſt im Drange
ſeiner blulkmäßigen Erkenntnis zu den Waf-
fen griff, ſo iſt damals der deukſche Geiſt
zum erſten Male revolutioniert worden. Doch
als das Blut 1918 ſeine Kraft verlor, verlor
das Volk ſeine Energie, weil es nicht die
Notwendigkeit der derſtandesmäßigen Er-
kennknis, der revolukionären Notwendigkeit
erkannke.
1918 erklärte. man das deukſche Volk
mündig. Dieſe Mündigkeikserklärung iſt der
erſte Fehler der Demokratie geweſen. Das
Volk hat in den 12 Jahren an eine Politik
der Phraſen geglaubt und hak überſehen, *
mik den Realitäten ſchändlich Mißbrau
getrieben wurde. Wir haben uns um eine
Staaksform und um die Farben der Republik
die Kraft heißgeſtrikken und während dieſer
Zeik ging das Schickſal ſeinen unerbitklichen
Weg. Als der Nakionalſozialismus in das
deulſche Schickſal eingriff, hat er gleich auf
die Popularität der Lüge verzichket Er ging
von der Grunderkennknis aus, daß das Sy-
ſtem an ſich falſch war. Während die par-
lamenkariſchen Parkeien ihren Parlamenta-
rismus zum Selbſtzweck erklären, forderk der
Nationalſozialismus die völkiſche VBerantk-
workung. In 4 Phaſen verfucht man die
neue geiftige Bewegung niederzuringen.
Man halk uns kotgeſchwiegen, man hat Ddie
Lüge der Zournaille auf uns geheBt, man
verſuchke uns durch Verordnungen zu kne-
beln und auf der Skraße niederzuſchießen.
Wir erkennen die Weimarer Verfaſſung
an, da ſie letzten Endes nur ein Weg 3zu
einem von uns beſtimmken Ziel iſt. Das A
und O dieſer Verfaſſung iſt der Wille des
Volkes. Wenn dieſes Volk einmal einſieht,
daß diejenigen, die heute die Macht haben,
dieſe Machk mißbrauchen, dann könne nur
dieſe Gewalt einmal uns überkragen werden u.
wir haben dann das Recht, mit derſelben
Macht, mit der man gegen uns regiert, dann
gegen diejenigen, die uns heuke unkerdrücken,
zur regieren. Wir wollen bewußt die Machtk,
da unſere Staaksauffaſſung enkgegengeſeht
der heutigen iſt.
Die Verſammlung wurde mik dem Horſt
Weſſel Lied geſchloſſen. Zum Schluß brachte
Unker dem Jubel der Maſſe verlies Or. Goeb-
bels den Nibelungenſaal. Die Mannheimer
Polizei hatke die Straßen abgeſperrt.
Ihre eimnenken Fähigheiken, als Porzia auf- .
zukreken, doch ganz richkig eingeſchäktzt. Gut,
ich will alles hinunkerſchlucken und will mich
zum Schein von Frau von Lolli noch weiter -
an der Naſe herumführen laſſen. Aber die
Stunde wird ja kommen, und dann ... Dar-
auf freue ich mich grenzenlos!“
Auf dem Anwaltbüro hörte ich, daß KöG-
ſchau morgen früh mik nach Baden Baden
muß?“
„Ja, wir fahren alle zuſammen zur Kon-
ferenz. Kommerzienrat Bombje erwartet
uns. — Zerr von Inſch hak ja ſchon immer -
alle möglichen Vorſichksmaßregeln ange-
wendet, um einer Werkſpionage vorzubeugen..
Ich lächelte früher über ſeine Aengftlichkeit,
aber jeßt ſehe ich, man kann nicht ängſtlich
genug jein. Beſonders den ausländiſchen
Studienkommifjfionen gegenüber hat er eine
beſtimmke Technik anwenden lafjen, denn
darunker befinden ſich ofk ganz geriſſene
Fachleule — und wohl auch gewerbsmäßige
Induſtrieſpione. Das Aufſichksperſonal ſorgt
natürlich dafür, daß die Beſucher bei uns die
Maſchinen und Werbkzeuge nichk photogra-
phieren können, auch nichk mit geheim ange-
brachten Apparaten. Aber wenn die Kom-.
miſſion aus der Fabrik hinausgeleitek wird,
ſo läßt man ſie ſteks durch einen Raum gehen, _
in dem durch Radium jede lichkempfindliche
Platte zerſtört wird. Kößſchau wird Au-
gen machen, wenn er erfährt, welches Juwel
von Referendar bei ihm kätig iſt. Sie haben
mich durch Ihre Feſtſtellungen zwar bis auf
die Knochen blamierk — aber für die Sache
ſelbſt iſt Ihre Täkigkeik von größtem Nuhen.
Alſo haben Sie Dank, Fräulein Doktor
Aſtern. — Und zu dem kleinen Infirukkfions-
kurfus über Innendekoration kommt es heute
nichk mehr?“
* Goͤrtfehung folgt)
Seite 5
Aus Nah
* )* Mannheim, 14. Mai. Ein Balkon bricht
Hr Ein Frau lödlich verunglückt) Ein eigenar-
ger Unglücksfall, der auch ein Menſchenleben
— ereignefe ſich am Mittwoch abend im
— Zaufe Waldhofftr. 74. Das im 5.
» D wohnende Ehepaar Knaus weilte mit zwei
eiferen Perfonen auf dem Balkon. Plößlih
xa der Balkon ab und ſtürzte in die Tiefe.
Bp< Chefrau Knaus fiel im Hofe auf Zemenft-
und war fofork kot, während die anderen
* Perfonen auf den Balkon im 4. Stock fie-
** Immerbin trug der Chemann Kngus erheb-
* Verletzongen davon, während die beiden
Lꝛrtu leicht verleßt wurden. Der Balkon war
ne Schienen angebracht worden.
S Mannheim, 14. Mai. (Schlägerei in den
b”löengärfen.) Vergangene Nacht kam es in
m““ Spelzengärten 3mi?d)en verſchiedenen Be-
hß_bnem der Baracken zu Streit, der in Tätlich-
eelfen ausarfete. Eine 25 Jahre alte Taglöhners-
Befruu erhiell eine eiwa 3 Zentimeter lange
hwunde in die linke Hand, ein lediger 60
gte alter Fuhrmann eine Stichwunde am
* fen Daumen und rechten ‘miife[fin?er, und
2 verheiratefer 66 Zahte alter Müller zwei
beiid)e in die Bruft. Eine der Baracken wurde
* der Keilerei demoliert. Einer der Verlehten
ußte ins Krankenhaus verbracht werden.
Wozu die Boungpolitik lreibl:
%mnbftifmng vor der Zwangsverſteigerung.
( )* Donauejchingen, 13. Mai. In Döggingen
iem Donauejchingen) ſehke die 20jährige Zocdh-
* Marie des MekHgermeifters Franz Heizmann
bgd)ffi das von ihren Eltern bisher pachtweife
— Wohn- und DOekonomiegebäude des
büqfllübneré Qld. Haufer in Brand. Der Grund
tite wohl darin zu ſuchen 4 daß das Häus
* hätte zwangsweife verfteigert werden {ol-
* Das Mädchen wurde verhaftet und hat be-
IS ein SGeftändnis abgelegt. Außer demQMäd-
* wurden zwei ilc verhaflet. Die Frage
— des Hajtbefehls dieſer zwei Per-
N 5 E
6000 ** noch geprüff. Der Schaden beträgk
Bammenkal. Nach ſchneidigem Propaganga
* des Sturm 29 konnte am Saͤniskagabend
He %ut befuchte Berfammlung mit Pg. Reichs-
geordneter Lenz eröf?net werden. Pa.
rechnete ſcharf mit den heutigen regieren-
4 axteien ab. Die Verſammlung wurde mit
— Begeiſterung der Teilnehmer mit dem
8 Wefjel-Lied und die S.A. rückte
%) loffen in ir Quartier, das bereitwillig von
mg- Karl Ziegler zur Verfügung geftellt
buftbe' ab. Frühmorgens herrfchte wieder leb-
tfeg Treiben der Braunhemden auf der
8— und nach Empfang des Kaffees konnte
m S.Ql. zum Kirchgang nach SGauangelloch ab-
arſchieten
() Frankenthal, 13. Mai. (Sprngſtofflager in
* Wohnung.) In der Barackkenwohnung des
* * Culer ingßambfäbfefilm wurde durch
n endarmerie ein Sprengſtofflager zukage ge-
[ördert. Enler und 3zwei weitere —
erſoͤnen wür-
den in Haft genommen. ı
‚m‚%ronnbad‚ (bei Mertheim), 13. Mai. (T8d-
r Motorradunfall.) Am Sonntag gegen
wurde der Traktorführer des hiefigen
* lautes QAlfons Fiſcher, als er etwa 200 Meter
Vob Bronndachs, in der Nähe der alten
* einem Auto auf faljhe Meife aus-
— wollte, gegen einen Baum qgefchleu-
« Der Fahrer und eine im hiefigen Schloffe
und Fern.
bedienſtete Hausangeſtellte, die auf dem Sozius-
fih faß blieben in ſchwerverletztem Zuſtande be-
wußtlos liegen. Fiſcher iſt am Monkag früh be-
reits geſtorben.
e:) Neichardtshauſen. Zu dem am lehzten
fahren wir noch nad)träiglid)‚ daß die anweſende
SA. und HI. von der Bevoͤlkeruͤng in enkgegen-
kommender Weiſe aufgenommen worden ſind.
An dieſer Gaͤſtfreundſchaft beteiligken ſich auch
diejenigen Kreife, die nicht zu uns gehören. Man
ab den einquartierfen Braunhemden ſchon vom
— an koftenloje Verpflegung. Der Er-
folg des Oeutſchen Tages” in Reichardtshau-
5 wirkt umfo größer, da hier die Bevölkerung
ehr ſchwer zugänglich ift. Auch Reichardkshau
jen wird werden.
Sandhauſen. durch die ausgebrochene
Maul- und Klauenſeuche verlor der Landwirt
David Schneider II 2 Stück Vieh. Angeſichts
der großen Gefahr hat die Orkspolizei eine
Berfügung erlaffen, wonach jedem Zugtier
käglich die Hufe mit Chlor zu desinfizieren
Auch die Hunde und Katzen müſſen eingeſperrk
werden. Zuwiderhandlungen gegen dieſe Ver-
ordnung ſind ſtrafbar.
Das / Mosbacher VBolksblatt” wendet ſich
ab und zu (des öfteren) an * 8* oder
befjer: Bezieherinnen, mik dem anaſtgeborenen
Schrei: „An der Frau liegt’s, ob eine katholiſche
Zeitung im Haus ift!“ Liebe Tante, wir wollen
einmal fjagen: „Zentrumszeitung“, dann ſtimmtk
es! Wir ſagen ja immer, das Zentrum Äfiit
ſich auf die als Wählerinnen. Deshalb,
„Bolksblatt“, auf, ſtimme die Harfe zum Lob
der Zenkrumsfrau. Denn wenn die nicht wäre!
Ja, dann gäbe es bald keine Zenkrumswähler
mehr! —
Auch in Nr. 105 vom 7. Mai iſt eine Angſt-
geburt zu finden. Da ſteht in einem Berichk
über die Verſammlung des AuguſtinusVereins
in Würzburg (der Berein pflegt die katholiſche,
beſſer: — 4 — „Die politiſche Verkre-
kung des deutſchen Katholizismus (aljo das
744 muß inimer Acht haben auf die leiſen
chwingungen der VBolksjeele, die mit Recht
die enoͤliche Inangriffnahme des Reparations-
problems und eine vermehrie Aktivität in der
Außenpolitik fordert.“ -— Das ift fehr guf£,
leiſe Schwingungen der Volksſeelel! GSie ſind
aljo bereits ſo {tark geworden, daß das
enkrum auf ſie „immer Achk haben“ muß. Es
reuf uns, daß wir auch hier einen Erfolg un-
erer Werbe
können. — ;
Die Bürgerausſchuß Situng vom 7. Mai be-
ſchäftigle ſich mit dem Holzabfuhrweg am Iu-
belsberg, Grundſtücksvexkäufen und Ankäufen,
Satzungsänderungen betr. %uiammenießung der
Schulkommiſſion und Handelsſchule ünd Til-
gungsplänen * Darlehen.
Ber Holzabfuhrweg am Zubelsberg wurde in
und Aufklärungsarbeit buchen
Angriff genommen, und nun wurde der Bür-
gerausichuß um Zuſtimmung erſucht — kurz vor
der Volleudung! Die Gemeindeverordneten des
Rechtsblocks und des Evangeliſchen Volksdien
ſtes gaben ihrer Mihbilligung Ausdruck und
ſtelllen feſt, daß wichligere Arbeiten Elzbach-
regulierungh liegen bleiben. Der Bürgermeifter
braͤchte lendenlahme Gründe für die ſo ſpät er-
folgle Vorlage vor.
Einige Grundſtücksverkäufe wurden geneh-
migt, ebenjo der Erwerb von Grundſtücken in
Nuͤſtenbach und Weisbach.
Die Sahungsänderungen betr. Schulkomij- .
ſion und Haͤndelsſchule werden angenommen.
Ein Darlehen des Bodenwexkes von 130 000
raten von je 12100 RAM., ein zweites Dar-
lehen wird mit 8 Prozent in ein langfriſtiges
(35 Jahre) umgewandelt. Diejes Darlehen be-
frägt 180000 RM. und wurde 1928 bei der
Kommunalen Landbank aufgenommen.
Die nächſte Sihung findet am Monkag, den
18. Mai ſtatt. Tagesordnung: Einführung der
Gemeindebierfieuer! —
Am lehken Sonntag erhielt Nüſtenbach recht
unliebſamen Beſuch von einigen Mosbacher
Tagedieben, die von einer Maiwanderung in
Sie randalierten auf den
Gaͤſſen riſſen in den Gärken Blumen ab, be-
ſchimpften den Beſiher, warfen ihm die Fenſter
ein und zerſchlugen die Haustür. Hof-
enklich erfolgt eine ganz exemplariſche Strafe. —
Die Gemeinde Veckarzimmern baut einen
Veg für 20000 RM. als Notftandsarbeif.
Durch die Stillegung des 3I.G.-Farbenbetriebes
ſind die Einwohner beſonders hart geſchädigt. —
Selten hat der Mannheimer Nibelungen-
ſaal eine derartige Fülle erlebt. Schon lange
vor Beginn drängten ſich die erſten DBer-
ſammilungsbeſuchet vor den Toren und harr-
ten auf Einlaß. Dichte Poltzeikekten ſperrken
die Skraßen. Die ſchwarzen Plakate an
den Anſchlagſäulen halken Mannheim auf
die Beine gebracht. Als der Saal geöffnet
wurde, war er in kurzer Zeit bis unter die
Galerie gefülll. Die Heidelberger SYA.-Ka-
pelle ſpielte vor Beginn alte, preußiſche Mili-
tärmärſche! Noch nach 8 Uhr ſtroͤmten fork-
während neue Maſſen in den Saal, die zum
Teil direkt von ihrer Arbeiksſtätte kamen.
Ungeheure Begeiſterung, als die SS. und die
SA. einmarjchierfen. Die Fahnen poſtierken
ſich zu beiden Seiten der Bühne. Dann er-
ſchien der Berliner Gauleiter. Ungeheurer
Beifallsſturm brach los. Pg. Lenz eröffnete
die Kundgebung mit einem herzlichen Will-
8 empfehlenswerke Phyſiognomie.
wot. In ſeinem Amt iſt er zuver-
mg‘@ Wenigſtens für die drei Worke
9i ſſen Sie Plag nehmen, Fräulein Dokkor
— bitte DBielleicht bekomme ich
— auch noch ein päar hausfrauliche
* für meine Einrichtung, in der leider
{ H der ganze fchreckliche Tapeziergeſchmack
QQICM. Dies hier iſt zugleich mein Wohn-
Qır l und mein Büro, ift Frühftückszimmer,
h'blwfl)ek und Empfangshalle, gelegentlich
GQr Laboratorium.“
Letra haͤtte fich umgeſehen. Sie würde
* öbel freilich ganz anders aufgeſtellk
4* Was ihr am meiſten mißfiel, war das
eidenen Kiſſen ausgeſtattele Ruhelager,
* ſich am Seitenfenſter befand. Sie er-
8* auch zufällig ein großes rundes Dau-
4 wieder, das * ge-
* enbar hatte ſies ihm zum Einzu
— ffenbar hatte { 3 3ug
kr «Das gute Gewiffen, das Ddiefe jchöne
fi““ffgemerblid)e Arbeit erſehen könnte, be-
—mßf deren frühere Veſitzerin kaum,“
etra trocken
— Zeck war ihrem Blick gefolgt.
f einem rajfchen Griff {chleuderte er das
aunkſeidene Gefchenk von Frau von Lolli in
ſagke
den Papierkorb, der dabei polternd umfiel.
* bin Ihnen für jeden Fingerzeig dank-
„Aber er darf nicht jedesmal ſolche Ge-
walimaßregeln zur Foͤlge haben,“ erwiderke
Petra „Sie wiſſen nämlich noch gar nicht,
wie behutſam Sie zu Werke gehen müſſen.
Alſo ganz kurz. Ihre Freundin ſteht im
Dienſt det Mainzer Surete, iſt vermutlich
die Hauptagenkin, die von der Zenkralſpio-
nageſtelle auf die Induſtrie im unbeſehken
Teil Deutſchlands losgelaſſen wird.“
Zeck preßke die Lippen zuſammen und
Er war ſehr blaß geworden.
Auf dem Schreibkiſch lag der Durchſchlag
einer Karte vom Reichsbahnneh, in die der
Lieferungsverkehr von Bombje u. Co. ein-
gezeichnet war. Petra zeigte auf dem Plan
mit dem Zeigefinger die Linienan, die von
Paris aus gezogen waren, um durch die
Nachrichtenftelle der Rheinarmee alles
wiſſenswerte Matkerial aus Deutſchland an
den Pariſex Generalſtab zu befördern. Skraß
burg und Wainz bildefen die Haupkausfall-
fore. Von Straßburg aus liefen die Fäden
nach Ludwigshafen, von Mainz aus nach
Worms und Koblenz.
„Im Dienſt der ‚Surete’!“ wiederholke
Zeck dann konlos. Vakürlich war ihm dieſe
Zentralſpionageſtelle Frankreichs vom Hören-
ſagen längſt bekannt. Verkreter der Firma
Bombje u. Co. hatken von ihren Reiſen aus
immer einmal über ihre Wahrnehmungen be-
richtet. Es hieß, daß auf deutſchem Boden
rund ſiebenhunderk Beamte dieſe Spionage-
fätigkeit ausüten. Die Oberleitung in Mainz
wurde auf achkzig Köpfe geſchähk. Ein ganzes
Heer von Agenten, ſo hieß es, werde von
diefen berufsmäßigen Spionen unkerhalken.
Benjamin Zeck halte bisher angenommen,
daß die „Suͤrete“ ihre Tätigkeit auf das be-
ſehte Gebiet beſchränkke, wo ihr die Handels-
ſpionage durch die verſchiedenen Kommſſionen
aufs denkbarſte erleichtert wurde! Wie
Schupen fiel es ihm von den Augen: er war
dieſer raffmierten Meiſterſpionin blind in die
Faile gegangen! Ihre oft kindiſch körichten
Fragen waren Maske geweſen, um ihn in
Sicherheik zu wiegen! Das bißchen Flirk halte
dazu herhalten müſſen, um eine gewiſſe
Familiarität des Umzugs herbeiführen: wie
oft war ſie drüben in der Penſion Urbach un-
erwartet, nach nur flüchtigem Klopfen, bei
ihm eingekreken, wenn er inmikten ſeiner
wichkigen Arbeiten ſaß die ſie auszuſpio-
nieren kommandiert war! „Wenn das wahr
iſt — wenn das wahr iſt —!” Er machte
Fäuſte und ſchüttelte ſie.
„Es iſt wahr, Herr Doktor Zeck. Aber
krohdem darf Sie jeBt nichk der furor keuko-
nicus überwältigen. Ganz verkehrk wäre
das. Daß Sie ſich über Ihre Leichkgläubigkeit
ärgern, iſt verſtaͤndlich. Sie wollen ſich ir-
gendwie rächen. Das können Sie aber nur,
wenn Sie der Dame noch eine Zeiklang eben-
ſolche Komödie vorſpielen, wie ſie ſie Ihnen
gegenüber durchgeführt hat.“
„Ich bringe das nichk über mich, Fräulein
Aſtern! Ich muß und werde Frau von Lolli
zur Rechenſchaft ziehen.“
„Später. Zunächſt müſſen Sie doch den
klaren Beweis dafür in die Hand bekommen,
daß ſie im Dienſt der Sureke ſteht. Be-
ſprechen Sie jeden Ihrer Schritte mit Köh
ſchau Sie darf nicht Verdacht ſchöpfen, ſonſt
entwiſchk ſie Ihnen. Bedenken Sie, daß nicht
Sie allein bekrogen ſind, und damik die
Firma, für die Sie arbeiten, ſondern darüber
hinaus die ganze deutſche Induſtrie. Man
muß aufs gründlichſte ſtudieren, um daraus
für die Zeit zu lernen.“
Nun lächelte er, „Ich ſehe, Mummi hat
kommengruß an Or. Goebbels, der kroß fei-
ner vielen Berliner Arbeit hierhergeeilt war.
Er verwies auf das Zeitalter der Notverord-
nung und kündeke allen Störenfrieden an,
ſie ſofort aus dem Saal zu bringen.
Dann ergriff Pg. Or. Goebbels unker ju-
belndem Beifall das Work. Er ſchilderte das
deukſche Volk, das in ſeiner Nakur
unpolitiſches Volk ſei, das vor dem 24
zu einem großen Teil auch noch keine Liebe
zu poltkiſchen Dingen beſeſſen habe. Wenn
vor dem Kriege keine Veranlaſſung für die
Politik des Einzelnen geweſen waͤr, weil
damals die Nation draußen Ehrfurcht und
Achkung genoß, dann iſt das heute, dank
einer unfähigen Polikik, ſchon lange unmög
lich gemacht worden. Or. Goebbels gab
eine grundlegende Schilderung der ſo diel
mißbrauchken Begriffe der Revolukion. Wenn
das deukſche Volk am 1. Auguſt im Drange
ſeiner blulkmäßigen Erkenntnis zu den Waf-
fen griff, ſo iſt damals der deukſche Geiſt
zum erſten Male revolutioniert worden. Doch
als das Blut 1918 ſeine Kraft verlor, verlor
das Volk ſeine Energie, weil es nicht die
Notwendigkeit der derſtandesmäßigen Er-
kennknis, der revolukionären Notwendigkeit
erkannke.
1918 erklärte. man das deukſche Volk
mündig. Dieſe Mündigkeikserklärung iſt der
erſte Fehler der Demokratie geweſen. Das
Volk hat in den 12 Jahren an eine Politik
der Phraſen geglaubt und hak überſehen, *
mik den Realitäten ſchändlich Mißbrau
getrieben wurde. Wir haben uns um eine
Staaksform und um die Farben der Republik
die Kraft heißgeſtrikken und während dieſer
Zeik ging das Schickſal ſeinen unerbitklichen
Weg. Als der Nakionalſozialismus in das
deulſche Schickſal eingriff, hat er gleich auf
die Popularität der Lüge verzichket Er ging
von der Grunderkennknis aus, daß das Sy-
ſtem an ſich falſch war. Während die par-
lamenkariſchen Parkeien ihren Parlamenta-
rismus zum Selbſtzweck erklären, forderk der
Nationalſozialismus die völkiſche VBerantk-
workung. In 4 Phaſen verfucht man die
neue geiftige Bewegung niederzuringen.
Man halk uns kotgeſchwiegen, man hat Ddie
Lüge der Zournaille auf uns geheBt, man
verſuchke uns durch Verordnungen zu kne-
beln und auf der Skraße niederzuſchießen.
Wir erkennen die Weimarer Verfaſſung
an, da ſie letzten Endes nur ein Weg 3zu
einem von uns beſtimmken Ziel iſt. Das A
und O dieſer Verfaſſung iſt der Wille des
Volkes. Wenn dieſes Volk einmal einſieht,
daß diejenigen, die heute die Macht haben,
dieſe Machk mißbrauchen, dann könne nur
dieſe Gewalt einmal uns überkragen werden u.
wir haben dann das Recht, mit derſelben
Macht, mit der man gegen uns regiert, dann
gegen diejenigen, die uns heuke unkerdrücken,
zur regieren. Wir wollen bewußt die Machtk,
da unſere Staaksauffaſſung enkgegengeſeht
der heutigen iſt.
Die Verſammlung wurde mik dem Horſt
Weſſel Lied geſchloſſen. Zum Schluß brachte
Unker dem Jubel der Maſſe verlies Or. Goeb-
bels den Nibelungenſaal. Die Mannheimer
Polizei hatke die Straßen abgeſperrt.
Ihre eimnenken Fähigheiken, als Porzia auf- .
zukreken, doch ganz richkig eingeſchäktzt. Gut,
ich will alles hinunkerſchlucken und will mich
zum Schein von Frau von Lolli noch weiter -
an der Naſe herumführen laſſen. Aber die
Stunde wird ja kommen, und dann ... Dar-
auf freue ich mich grenzenlos!“
Auf dem Anwaltbüro hörte ich, daß KöG-
ſchau morgen früh mik nach Baden Baden
muß?“
„Ja, wir fahren alle zuſammen zur Kon-
ferenz. Kommerzienrat Bombje erwartet
uns. — Zerr von Inſch hak ja ſchon immer -
alle möglichen Vorſichksmaßregeln ange-
wendet, um einer Werkſpionage vorzubeugen..
Ich lächelte früher über ſeine Aengftlichkeit,
aber jeßt ſehe ich, man kann nicht ängſtlich
genug jein. Beſonders den ausländiſchen
Studienkommifjfionen gegenüber hat er eine
beſtimmke Technik anwenden lafjen, denn
darunker befinden ſich ofk ganz geriſſene
Fachleule — und wohl auch gewerbsmäßige
Induſtrieſpione. Das Aufſichksperſonal ſorgt
natürlich dafür, daß die Beſucher bei uns die
Maſchinen und Werbkzeuge nichk photogra-
phieren können, auch nichk mit geheim ange-
brachten Apparaten. Aber wenn die Kom-.
miſſion aus der Fabrik hinausgeleitek wird,
ſo läßt man ſie ſteks durch einen Raum gehen, _
in dem durch Radium jede lichkempfindliche
Platte zerſtört wird. Kößſchau wird Au-
gen machen, wenn er erfährt, welches Juwel
von Referendar bei ihm kätig iſt. Sie haben
mich durch Ihre Feſtſtellungen zwar bis auf
die Knochen blamierk — aber für die Sache
ſelbſt iſt Ihre Täkigkeik von größtem Nuhen.
Alſo haben Sie Dank, Fräulein Doktor
Aſtern. — Und zu dem kleinen Infirukkfions-
kurfus über Innendekoration kommt es heute
nichk mehr?“
* Goͤrtfehung folgt)