Seile 6 Dienstag, den 4. Auguft 1931. 1. Jahrg, / Nr. 83 |
Vann heim, 28. Zuli. Anläßlich
des Vortrags von Pater Muckermann
im Ballhaus in Mannheim am 27, ds.
vor den katholiſchen Akademikern führte
Muckermann über die Nationalſoziali-
ſten folgendes wörtlich aus:
„Dieſe Millionen Nationalſoziali-
ſten laufen Hitler blind nach, wie ein
Schwarm Schwalben bei einem Gewit-
ter. Wir können uns mit ihrem Na-
tionalismus nicht identifigieren, da
uns weltanſchauliche Gegenſätze tren-
nen, doch ſind dieſe Millionen die
Menſchen, die den Eintritt des Bol-
ſchewismus in Deutſchland das große
Halt zurufen.“
Wie Schwalben einem Gewitter nach-
laufen kann ſicher nur ein Zentrums-
mann ſehen, der nicht ſo blind iſt, wie
die Nationalſozialiſten. Der große
Dienſt, den uns P. Muckermann gelei-
ſtet hat, iſt aber ſein notgedrungenes
Zugeſtändnis, daß wir Nationalſoziali-
ſten es ſind, die dem Bolſchewismus ei-
nen unüberwindlichen Damm entgegen-
ſtellen. Damit ſind wir es aber auch,
Herr %. Muckermaun, welche dte chriſtli-
chen Kirchen und unſere deutſche Kultur
ſchützen und retten. Wir ſehen, daß Sie
im Begriff ſind, aus einem Saulus zu
einem Paulus zu werden. Das Zentrum
wird Sie wohl bald wegen Häreſie ver-
dammen.
— — — — — An
Doch mit des Geſchickes
Mächten...
Notverordnung gegen Zeutrum in Au-
wendung.
Lan dau, 29. Juli. Der Bezirksvor-
ſitzende der Zentrumspartei für den Be-
zirk Landau⸗Edenkoben, Hauptlehrer Gu-
ſtav Wolff aus Laudau wurde vom Ein-
zelrichter wegen eines Vergehens gegen
die Notverordnung vom 28. März 1931
zur Mindeſtſtrafe on drei Monaten Ge-
fängnis verurteilt. Das Schöffengericht
gewährte ihm heute für dieſe Strafe Be-
währungsfriſt bis 31. Dezember 1936
unter der Bedingung, daß er bis 1, No-
veniber 1931 an die pfälziſchen Kriegs-
blinden eine Buße von 100 RM. eutrich-
tet.
herzlich gelacht, wie über dieſes herein-
gefallene Zentrumsſchaf. Möge er noch
viele Nachfolger finden. 4—
—
Kappelrodeck. Unſeren Stadtvätern kann
man nicht den Varwurf übertriebener Soar-
ſamkeit machen So wurde letzter Tage einem
jungen Mann, gegen die Stimmen der Na-
tionaljozialiiten, 25 RM bemwilligt. Und
zwar für Herunterholen einer Ha-
„Ffenfkreuzflagge von einem Baum.
Dies hätte man billiger machen konnen.
Wir haben hier verſchiedene Herren, fiir die
ſolch eine Kletterpartie wegen übermäßigem
Jettanſatz von großem geſundheitlichem Nut-
zen wäre, Es hätte ſich doch ſicher einer be-
reit erflärt, überhaupt da man nicht weiß,
wie ſolch ein rundes Bäuchlein bei unſerer
etwas ſchmalen Hauptverkehrsſtraße zu
einem Verkehrshindernis auswachſen kann.
Etwas Abwechflung in die Flut der Not-
verordnungen brachte der letzte Sonntag mit
ciner Sigung des Birgeranusfjchuf-
es, zwecks Genehmigung des Voranſchlags.
Unjer Gemeindeoberhaupt begrüßte die Au-
wefenden und ſetzte ihnen in ſalbungsvoller
Rede auseinander, daß es durch Sparſamkeit
gelungen fei, die Umlage zu ſenken.
Daß dafür die Cinführung der Bier-
ſte uer geſchah, verſchwieg er natürlich ſei-
nen andächtig, zuhörenden Schäflein Daß
wir im Laufe des Jahres, wenn die badiſche
Notverordnung mit dem Lehrerbeitras durch-
geführt wird, auch noch die ver doppelte
— BÜLGELNMCNEL bekom-
men werden, iſt jetzt ſchon ſicher.
In der anſchließenden Diskuſſion erkläxte
unjer Pg. Mater, daß von ſeiten der Na-
tionalſozialiſten der Boranſchhag ab⸗—
gelehnt mürde; da der Antrag der Par-
tet auf Streichung der Wohnungs und der
Kindexzulage für Beamte und Angeſtellte,
die über 2500 RM. Grundgehalt bheziehen,
nicht angenommen worden jei. Es geht bei
der heutigen Volksnot einfach nicht daß Ge-
hälter bezahlt werden, die trotz Abbau zum
Teil noch das Vierfadhe der Vorx-
friegSzeit betragen. Man ſucht aus un-
ſern Anträgen eine Beamtenhetze zu kon-
ſtruieren; aber wo iſt der untere Staats-
oder Landesbeamte wo iſt der Handarbeiter,
Bauer oder Handwerker, der das Vierfache
gegenüber 1914 verdient?
Der Ex-Bezirksrat, ausrangierte Land-
bündler und doͤurchgerutſchte Landtagskandi-
dat, Gemeinderat Zeferer, mit ſeinem
Wahlſpruch: „Wer nicht mit den großen Her-
ren geht, der bringt's zu nichts“, ließ auch
wieder ſeine auswendig gelernte Zammer-
tirade los, die bei uns Nationalſozialiſten
nır ein mitleidiges Lächeln auslöſte Seine
warme Stellungnahme für die oberen Be-
amten muß man dem ſogenannten Bauern-
vertreter ſeine AnhHänger aus der Land-
wirtſchaft fann er auf einen Schubkarren
laden — verzeihen, €3 gelang ihm ja nur
mit GHilfe einiger BZentrumsweiber beider
GejchlechtS, einen Gemeinderatspofjten zu er-
gattern. Auf ſein Gefafel näher einzugehen,
erübrigt ſich.
Gemeindexat B ogel glaubte, den Natio-
nalſozialiſten den Borwurf macdhen zıu dür-
fen, ſie würden in der Beamtenfrage nicht
einheitlid) vorgehen. Von einem Vertreter
der Banzerkreuzgerpartei, die in einer Woche
‘mindeitens 14mal den Kurs wechfeit, kann
man gefcheitere Reden nicht erwarten,
Gemeinderat Walch, als Vertreter einer
Bürgerbreigruppe, wollte nun ſeine Suppe
— — *
— —
auch noch an dem entfachten Feuer wärmen
und erklärte mit großem Pathos, daß er
bei der letzten Bürgermeiſterwahl bereit ge-
weſen wäre, das Amt für 3000 NM, zu über-
nehmen; und gerade die Kreiſe, die heute die
hohen Gehälter bekämpfen, hätten ihn nicht
gewählt. War's ſo gemeint?
_ Po. Gemeinderat Sutterer erwiderte
ihm dann auch prompt, daß es bei einem
Büxgermeiſter nicht bloß auf den Gehalt,
ſondern auch auf die Kenntniffe an-
fomme, Diejer Hieb faß. Wir ſind der Au-
ſicht, daß Walchs großes Mundwerk minde-
ſtens das doppelte Gehalt gebraucht hätte.
Den Kenutniſſen entſprechend wären aber
1000 RM. ſchon zu viel.
Da die Natianalſostaliſten auch von dem
Gemeindezuſchuß für die Mufikkaypelle
etwas geſtrichen haben wollten, war auch
Srund für dieſen Herrn, über uns Io3Szıt-
ziehen Wir achten eine gut geſchulte Muſik,
aber in heutiger Not muß eingeſchräukt wer-
den. Auch bei dem jh öniten Kon-
zert wird fein CEriwerhslojer
Jatt, und Hauptjache iſt, zunächſt, für ſeine
Mitmenſchen zıu forgen, Als Balch den
abſurden Vorſchlag madte, die Gemeinde-
peryiwnen zu fürzen, die übrigens von der
Sürforgekalfe bezahlt werden, alfo
die Gemeinde gar nicht3 angegen, entfyann
ſich ein lebhaftes Wourtgefecht, in das fich
vollkommen unnötigerweiſe auch der Bür?
germeiſter miſchte Dieſer Herr glaubt
ſich rein waſchen zu können indem er dem
ſchon ſeit Jahren toten Bürgermeifter Hund
vormwarf, jener hätte gerade ſoviel Lohn ge:
habt wie er. Auf einen Zmwifhenruf, vb er
in den letzten ſechs Jahren nicht gerade
10viel verdient hHätte, wie fein Vorgänager
in 20 Jahren, blieb er die Antmwort {Hıfl-
big_. Das wäre ja noch ſchöner wenn ein
Bitrgermeiſter nicht auch foviel verdienen
jollte, wie ein Grundbuchbeamter Einen
Toten verleumden der ſich nicht zuchr ver-
teidigen kann iſt eine Chaxakterlöfigkeit.
Von einem Herrn, der mit RKvmm un i=
ſten pakftiert, um ſeine Stellung zu hal⸗—
fen, der ſich erſt wieder an ſeine Chriften-
pflicht erinnert, nachdem er Bürgermeifter
wurde kann man nicht mehr verlangen. So
was NHennt man in der Zenirums-:
ſprache Patentchriſtentumrſit
Wirklich nobel zeigte ſich die KDoͤiein
allen Spraͤchen ſchwieg und nur Ja und
Amen fagte. Dabei ſchluckte fie die in dem
Qßoranflb[ag enthaltene Bierfteuner, Ddie
ſie vor einigen Wochen ablehnte! Alles um
um einen buntbefrackten Varteifreund auf
dem RKRathaus zu halten! Wenn der betref-
fende Herr aber alaubt, mährend des Dien-
ſtes Propaganda für die KRD. machen, Heil
Moskau rufen zu diürfen, ſo werden wir ihm
auf die Finger klopfen. Oder ſollen wir
vtelleicht mal die dunklen Schwarzwaldtan-
nen reden laſſen?
Dem Nazi⸗Farrenwärter wurde ja auch
das Politifieren im Farrenſtall verboten.
Hat man vielleicht Angſt, die Polttik würde
fich auf die Farren übertragen, daß dieſelben
ſchließlich vor den Zentrumskühen kehrt
machen?
Der Voranſchlag wurde, wie nicht anders
zu erwarten, mit 26 Stimmen der KPD. bis
einſchlienlich Burgerbret gegen Stimmen
der NSDAP, und drei ſonſtiger aufrichtiger
Männer angenommen.
Wir wünſchen gute Verdauung!
Wenn man auf dem Rathaus glaubt, uns
durch kleinliche Schikanen und Paktieren von
der KPD. bis hinüber zu den Bürgerbrei-
gruppen tot zu machen, ſo wird uns dies zu
noch ſchärferem Kampf anſpornen.
Durch Kampf zum Sieg.
Karlchen aus dem Kapplertal.
Im Kampf gegen das
Volkoelend
Säckingen. Die Bürgerausſchußmitalieder
der Ortsgruppe Säckingen der NSDAX,
reichten beim Stadtrat und der Finanzkom-
miſſion folgende Anträge ein:
1. Der Gemeinderat ſoll bei dex Hadı Hte-
gierung mit allem Nachoͤruck die Auf-
hebung der bad. Notverorönung bean-
fragen, da dieſe der Reichsverfaſſung
widerſpricht und alle davon Betroffenen
in noch größeres Elend zwingt.
Q, Die bereits vorgeſehene Bürgerſteuer
jowie die beabſichtigte Einfühxung der
Bierſteuer ſind abzulehnen weil dadurch
die Verbältniſſe von Induſtrie, Handel
und Privatperſonen weiter weſentlich
verſchlechtert werden.
3, Wenn es nicht möglich iſt, den Ge-
meindevoranſchlag auf normale Art zu
Balancieren, ſo ijt derſelbe abzulehnen.
Den Gemeinden iſt durch Reich und
Länder bald jede ſelbſtändige Handluna
genommen. Immer größere Laſten wer-
den auf diejelben abgewälzt. Nun ſollen
jene, die ſich als Staatsführer fühlen,
die erforderlichen Grundlagen ſchaffen,
daß die Gemeinden lebensfäͤhig bleiben!
4, Der Gemeinderat wolle beim Verwal-
tungsxat der ſtädtiſchen Sparkaſſe mit
allen Mitteln darauf hinwirken, daß die
Spanne zwiſchen Soll- und Habenzins
unbedingt geſenkt wird. Der Großteil
des deutſchen Volkes betrachtet die heu-
tige Zinsmacheret als Wucher, wodurch
die Verhältniſſe der Wirtſchaft ſowie des
Einzelmenſchen zertrümmert werden.
Die im Bad Landtag auf Antrag der
NSDAP. - Fraktion angenommene
Warenhaus und Filialitener ſoll fobald
ſte Heſetzeskraft erhalten hat, auch in
Sädingen zur Einführung fommen.
S
*
RE —
Sally entdetkt eine ſichere
Quelle
Bretten. Man muß es als wahres Glück
betrachten daß die Volksfreunde“ noch nicht
ausgeſtorben ſind. Wo käme ſonſt der Hü-
mor auf dieſex traurigen Welt her? Diejer
iſt zwar bei Sally nicht ganz freimillig, be⸗—
reitet aber trotzdem manche hettere Stunde,
Wieder einmal hat er eine ſichere Quelle
entdeckt, welche die tägliche Zeitungsente für
den „Volksfreund liefert. Ein Nazi in
Bretten hat 500 RM. Monatsgehalt, dazu
noch freie Koſt und Logis, ſtöhnt Sally. Lei-
der war die Anſtrengung vergeblich, decun
der Maßſtab der Sostaldemokratie frimmit!
eben bei den Nazis nicht. Wenn man i
von der Karlsruher Waldſtraße einmal zum
Arbeitsamt nach Bretten bemüßhen wollte,
würden ihm dort nicht die nationalſosialiiti-
ſchen Stallinedhte, fondern die ſozialdeme-
kratiſchen Arbeiter das Gehirn ausmiſten
Diefe bisherigen Marrijten wiſen daß der
Nazi-Propagandaleiter Willi Aberle ſein?
Tätigłeit ehrenamtiich ausubt und ſich mit
dem Sammeln von Reparaturarbeiten auf
dem Lande, für einen Parteigenofjen, beden
tend kümmerlicher durchs Leben ſchlagen
muß, ais der Proletarier Grünebaum, IN
jeiner jüdiſchen Saſt hat ſich Sally mit jei-
nen Lügen vor jeinen bisherigen Släubigen
ploßgeſtelli und ihnen die Augen geöffnet,
ſo daß ſie jetzt auf den Wege zu Hitter ſind.
Gemeinde-
politischer
eitspiege!
Schafft Eigenheime
In Harburg⸗Wilhelmsburg will
der Magijtrat den Verſuch machen,
arbeitslofje Bauaxbeiter zum Bau von
Eigenheimen in Gemeinſchaften zuſam-
men zuſchließen. Das Material foll von der
Stadt geliefert werden und auf das fertige
Haus als Hypothek eingetragen werden.
Ihre bisherigen Wohlfahrtsunterſtützungen
erhalten die Arbeiter weiter, dasegen keinen
Barlohn, da ſie an deſſen Stelle naͤch Fertig-
ſtellung der geplanten 128 Wohnungen, als
Eigenbeſrs die Häufer haben. Man darl
geſpannt ſein, ob dieſes Notſtandsprojekt
glücklich zu Ende geführt werden fann. . n
dieſem Falle
Nachahmung finden.
Volk der Dichter und Denker
Nichts kann den kulturellen Tiefſtand, auf
den mir dank der zentrümlichen umd aayıl-
ſchen Volkes, d. H, vielmehr der Banfz umd
Börfjenfürjten, der Parlamentarier, Der
roten und ſchwarzen Bonzen, (denn das Bolk
hat überhaupt kein Einkommen mehr), das
70 Milliarden beträgt, aus öffentlichen Mitz
teln ſage und ſchretbe nur 30 Millionen für
Torſchungsausgaben aufgewendet werden.
Das iſt ungefähr ſo viel, wie wenn eine Za-
milie mit jährlich 3600.— M. Sinkommen,
fährlich 150 ReigGspfennia für kul-
turelle Dinge ausgeben mürde. Die Pa-
rallele dazu bildet die Feſtſtellung, daß nach
allgemeinen Berechnungen im Fahre 1934
etwa 130000 Akademiker ohne Ausſicht
auf Erlangung eines Wirkungsgebietes den
Arbeitsmartt belaſten merden. Das ſo ver-
ausgabte, vielfach vom Mund abgeſparte, un-
ter Hungern und Darben nußlos aufge-
en
Weingarten. Am 13. Zuli war in Bein-
garten die erſte Bitrgerausſchußſitzung.! Man
hatte ſchon geglaubt unſer Bürgetmeiſter
würde auch mit Notverordnungen regieren,
was ja einem nicht wunder nehmen würde.
Im Grunde genommen iſt ja eigentlich in
dem heutigen Syſtem der Gemeinderat und
Bürgerausſchuß ein Scheinparlameut, um
dem Volke vorzutäuſchen, daß ſich die Ge-
meinde noch ſelbſtverwaltet, was ein Betrug
ohnegleichen iſt. Wenn das Selbſtverwal-
meinde finanziell beſſer daſtehen, als es
heute durch den Druck der ſchwarz-roten
Herrſchaft der Fall iſt.
Hauptpunkt der Tagesordnung mar der
Voranſchlag für das Rechnungsfahr 1931/32,
Der Vorſitzende, Bürgermeilter Gaß,
glaubte ſagen zu miüijlen, daß der Bürger-
ausſchuß ſich das Recht, den Voranſchlag zu
genehmigen, nicht nehmen laſſen dürfe, da
der Voranſchlag bei Ablehnung doch von der
Behörde genehmigt wird. Hiermit iſt wie-
derum erwieſen, daß das Selbſtvermaltungs-
recht der Gemeinden nur eine leere Phraſe iſt.
Zur Diskuſſian welzete ſich als erſter der
Sprecher der SPD, Genoſſe Reichert. Er
ſchimpfte in ausgiebigſter Weiſe über die
Nationalſozialiſten und hielt eine politiſche
Hetzrede, die mit dem Voranſchlag rein gar
nichts zu tun hatte und von UnwahHrheiten
gerade ſo ſtrotzte. Er warf den National-
ſoztaltſten vor, fie miürden Parteibeamte na-
chen und hier aljo Korruption treiben. Wir
glauben, das Reichert in ſeiner Nede erzählt
hat was in ſeiner Partet getrieben wird.
Beſonders lHiegen dem Genoffen unſere Ge-
meinderäte in dem Magen, ganz beſonders
unſer Gemeinderat Balduf, was uns ſehr
freut. Dadurch wird beſtätigt, daß die Hit-
Ter-@Gemeinderäte auf dem rechten Wege
find. Zum Schluß übte er noch ganz kurze
Kritik an dem Voͤrauſchlag.
Unjer Pg. Martin gab kurz Kenntnis, daß
wir den Boranſchlag aͤblehnen, da wir grund-
fätzlich Gegner der in oͤemfelben enthalte-
nen Bier und Bürgerſteuer find. Inshe-
jondere find die Gehälter verſchiedener Ge-
meindebeamten, um ein Drittel zu hoch und
noch manches könnte erſpart merden, um die
Bier⸗ und Bitrgerſteuer zu {treichen,
Sämtliche anderen Parteien übten Kritik
an den hohen Gehältern und ſonſttgen Sa-
chen. Bet der Abſtimmung ſtiminten aber
ſämtliche Varteien füur den Borauſchlag, nur
die NSDAP. und KND. dagegen. Hier er-
fannte man am beſten die Parteten Zuerſt
großes Geſchret und unfachliche Kritik und
nachher geben ſie doch ihre Zuſtimmung.! So
wie es hier im Kleinen, ſo iſt es auch im
Großen. *
Unſere Fraktion iſt ſich bewußt, oaß bei
der heutigen Kataſtrophenpolitik und dem
weiteren Anwachſen der Fürſorge und Wohl-
fahrtsempfänger bald ein Nachtrag folgen
muß. Aus dieſem Grunde haben wir davon
abgeſehen/ den aus den Borjabren vorhan-
denen Betrag der Rückſtände von ca 135 000
RKRM. in Rechnung zu ſtellen. Dies foll die
Sinbringung eines Lachtragsetat erübrigen-
Denn wir find der Ueberzeugung, daß von
dieſen 135000 mindeſtens 50000 RM Leuten
geſtundet wurden, die e3 zahlen kfönnten. 63
Hoffentlidh wird dies in Zukunift nachge-
zelt Wir müſſen aber hetonen, daß gegen
Leute, die ſich wirklihH in Not hefinden, von
Jeiten der Gemeinde bei Eintreibung der
Rückſtände nicht rückficht8los vorgegangen
Werden — — 4
Vann heim, 28. Zuli. Anläßlich
des Vortrags von Pater Muckermann
im Ballhaus in Mannheim am 27, ds.
vor den katholiſchen Akademikern führte
Muckermann über die Nationalſoziali-
ſten folgendes wörtlich aus:
„Dieſe Millionen Nationalſoziali-
ſten laufen Hitler blind nach, wie ein
Schwarm Schwalben bei einem Gewit-
ter. Wir können uns mit ihrem Na-
tionalismus nicht identifigieren, da
uns weltanſchauliche Gegenſätze tren-
nen, doch ſind dieſe Millionen die
Menſchen, die den Eintritt des Bol-
ſchewismus in Deutſchland das große
Halt zurufen.“
Wie Schwalben einem Gewitter nach-
laufen kann ſicher nur ein Zentrums-
mann ſehen, der nicht ſo blind iſt, wie
die Nationalſozialiſten. Der große
Dienſt, den uns P. Muckermann gelei-
ſtet hat, iſt aber ſein notgedrungenes
Zugeſtändnis, daß wir Nationalſoziali-
ſten es ſind, die dem Bolſchewismus ei-
nen unüberwindlichen Damm entgegen-
ſtellen. Damit ſind wir es aber auch,
Herr %. Muckermaun, welche dte chriſtli-
chen Kirchen und unſere deutſche Kultur
ſchützen und retten. Wir ſehen, daß Sie
im Begriff ſind, aus einem Saulus zu
einem Paulus zu werden. Das Zentrum
wird Sie wohl bald wegen Häreſie ver-
dammen.
— — — — — An
Doch mit des Geſchickes
Mächten...
Notverordnung gegen Zeutrum in Au-
wendung.
Lan dau, 29. Juli. Der Bezirksvor-
ſitzende der Zentrumspartei für den Be-
zirk Landau⸗Edenkoben, Hauptlehrer Gu-
ſtav Wolff aus Laudau wurde vom Ein-
zelrichter wegen eines Vergehens gegen
die Notverordnung vom 28. März 1931
zur Mindeſtſtrafe on drei Monaten Ge-
fängnis verurteilt. Das Schöffengericht
gewährte ihm heute für dieſe Strafe Be-
währungsfriſt bis 31. Dezember 1936
unter der Bedingung, daß er bis 1, No-
veniber 1931 an die pfälziſchen Kriegs-
blinden eine Buße von 100 RM. eutrich-
tet.
herzlich gelacht, wie über dieſes herein-
gefallene Zentrumsſchaf. Möge er noch
viele Nachfolger finden. 4—
—
Kappelrodeck. Unſeren Stadtvätern kann
man nicht den Varwurf übertriebener Soar-
ſamkeit machen So wurde letzter Tage einem
jungen Mann, gegen die Stimmen der Na-
tionaljozialiiten, 25 RM bemwilligt. Und
zwar für Herunterholen einer Ha-
„Ffenfkreuzflagge von einem Baum.
Dies hätte man billiger machen konnen.
Wir haben hier verſchiedene Herren, fiir die
ſolch eine Kletterpartie wegen übermäßigem
Jettanſatz von großem geſundheitlichem Nut-
zen wäre, Es hätte ſich doch ſicher einer be-
reit erflärt, überhaupt da man nicht weiß,
wie ſolch ein rundes Bäuchlein bei unſerer
etwas ſchmalen Hauptverkehrsſtraße zu
einem Verkehrshindernis auswachſen kann.
Etwas Abwechflung in die Flut der Not-
verordnungen brachte der letzte Sonntag mit
ciner Sigung des Birgeranusfjchuf-
es, zwecks Genehmigung des Voranſchlags.
Unjer Gemeindeoberhaupt begrüßte die Au-
wefenden und ſetzte ihnen in ſalbungsvoller
Rede auseinander, daß es durch Sparſamkeit
gelungen fei, die Umlage zu ſenken.
Daß dafür die Cinführung der Bier-
ſte uer geſchah, verſchwieg er natürlich ſei-
nen andächtig, zuhörenden Schäflein Daß
wir im Laufe des Jahres, wenn die badiſche
Notverordnung mit dem Lehrerbeitras durch-
geführt wird, auch noch die ver doppelte
— BÜLGELNMCNEL bekom-
men werden, iſt jetzt ſchon ſicher.
In der anſchließenden Diskuſſion erkläxte
unjer Pg. Mater, daß von ſeiten der Na-
tionalſozialiſten der Boranſchhag ab⸗—
gelehnt mürde; da der Antrag der Par-
tet auf Streichung der Wohnungs und der
Kindexzulage für Beamte und Angeſtellte,
die über 2500 RM. Grundgehalt bheziehen,
nicht angenommen worden jei. Es geht bei
der heutigen Volksnot einfach nicht daß Ge-
hälter bezahlt werden, die trotz Abbau zum
Teil noch das Vierfadhe der Vorx-
friegSzeit betragen. Man ſucht aus un-
ſern Anträgen eine Beamtenhetze zu kon-
ſtruieren; aber wo iſt der untere Staats-
oder Landesbeamte wo iſt der Handarbeiter,
Bauer oder Handwerker, der das Vierfache
gegenüber 1914 verdient?
Der Ex-Bezirksrat, ausrangierte Land-
bündler und doͤurchgerutſchte Landtagskandi-
dat, Gemeinderat Zeferer, mit ſeinem
Wahlſpruch: „Wer nicht mit den großen Her-
ren geht, der bringt's zu nichts“, ließ auch
wieder ſeine auswendig gelernte Zammer-
tirade los, die bei uns Nationalſozialiſten
nır ein mitleidiges Lächeln auslöſte Seine
warme Stellungnahme für die oberen Be-
amten muß man dem ſogenannten Bauern-
vertreter ſeine AnhHänger aus der Land-
wirtſchaft fann er auf einen Schubkarren
laden — verzeihen, €3 gelang ihm ja nur
mit GHilfe einiger BZentrumsweiber beider
GejchlechtS, einen Gemeinderatspofjten zu er-
gattern. Auf ſein Gefafel näher einzugehen,
erübrigt ſich.
Gemeindexat B ogel glaubte, den Natio-
nalſozialiſten den Borwurf macdhen zıu dür-
fen, ſie würden in der Beamtenfrage nicht
einheitlid) vorgehen. Von einem Vertreter
der Banzerkreuzgerpartei, die in einer Woche
‘mindeitens 14mal den Kurs wechfeit, kann
man gefcheitere Reden nicht erwarten,
Gemeinderat Walch, als Vertreter einer
Bürgerbreigruppe, wollte nun ſeine Suppe
— — *
— —
auch noch an dem entfachten Feuer wärmen
und erklärte mit großem Pathos, daß er
bei der letzten Bürgermeiſterwahl bereit ge-
weſen wäre, das Amt für 3000 NM, zu über-
nehmen; und gerade die Kreiſe, die heute die
hohen Gehälter bekämpfen, hätten ihn nicht
gewählt. War's ſo gemeint?
_ Po. Gemeinderat Sutterer erwiderte
ihm dann auch prompt, daß es bei einem
Büxgermeiſter nicht bloß auf den Gehalt,
ſondern auch auf die Kenntniffe an-
fomme, Diejer Hieb faß. Wir ſind der Au-
ſicht, daß Walchs großes Mundwerk minde-
ſtens das doppelte Gehalt gebraucht hätte.
Den Kenutniſſen entſprechend wären aber
1000 RM. ſchon zu viel.
Da die Natianalſostaliſten auch von dem
Gemeindezuſchuß für die Mufikkaypelle
etwas geſtrichen haben wollten, war auch
Srund für dieſen Herrn, über uns Io3Szıt-
ziehen Wir achten eine gut geſchulte Muſik,
aber in heutiger Not muß eingeſchräukt wer-
den. Auch bei dem jh öniten Kon-
zert wird fein CEriwerhslojer
Jatt, und Hauptjache iſt, zunächſt, für ſeine
Mitmenſchen zıu forgen, Als Balch den
abſurden Vorſchlag madte, die Gemeinde-
peryiwnen zu fürzen, die übrigens von der
Sürforgekalfe bezahlt werden, alfo
die Gemeinde gar nicht3 angegen, entfyann
ſich ein lebhaftes Wourtgefecht, in das fich
vollkommen unnötigerweiſe auch der Bür?
germeiſter miſchte Dieſer Herr glaubt
ſich rein waſchen zu können indem er dem
ſchon ſeit Jahren toten Bürgermeifter Hund
vormwarf, jener hätte gerade ſoviel Lohn ge:
habt wie er. Auf einen Zmwifhenruf, vb er
in den letzten ſechs Jahren nicht gerade
10viel verdient hHätte, wie fein Vorgänager
in 20 Jahren, blieb er die Antmwort {Hıfl-
big_. Das wäre ja noch ſchöner wenn ein
Bitrgermeiſter nicht auch foviel verdienen
jollte, wie ein Grundbuchbeamter Einen
Toten verleumden der ſich nicht zuchr ver-
teidigen kann iſt eine Chaxakterlöfigkeit.
Von einem Herrn, der mit RKvmm un i=
ſten pakftiert, um ſeine Stellung zu hal⸗—
fen, der ſich erſt wieder an ſeine Chriften-
pflicht erinnert, nachdem er Bürgermeifter
wurde kann man nicht mehr verlangen. So
was NHennt man in der Zenirums-:
ſprache Patentchriſtentumrſit
Wirklich nobel zeigte ſich die KDoͤiein
allen Spraͤchen ſchwieg und nur Ja und
Amen fagte. Dabei ſchluckte fie die in dem
Qßoranflb[ag enthaltene Bierfteuner, Ddie
ſie vor einigen Wochen ablehnte! Alles um
um einen buntbefrackten Varteifreund auf
dem RKRathaus zu halten! Wenn der betref-
fende Herr aber alaubt, mährend des Dien-
ſtes Propaganda für die KRD. machen, Heil
Moskau rufen zu diürfen, ſo werden wir ihm
auf die Finger klopfen. Oder ſollen wir
vtelleicht mal die dunklen Schwarzwaldtan-
nen reden laſſen?
Dem Nazi⸗Farrenwärter wurde ja auch
das Politifieren im Farrenſtall verboten.
Hat man vielleicht Angſt, die Polttik würde
fich auf die Farren übertragen, daß dieſelben
ſchließlich vor den Zentrumskühen kehrt
machen?
Der Voranſchlag wurde, wie nicht anders
zu erwarten, mit 26 Stimmen der KPD. bis
einſchlienlich Burgerbret gegen Stimmen
der NSDAP, und drei ſonſtiger aufrichtiger
Männer angenommen.
Wir wünſchen gute Verdauung!
Wenn man auf dem Rathaus glaubt, uns
durch kleinliche Schikanen und Paktieren von
der KPD. bis hinüber zu den Bürgerbrei-
gruppen tot zu machen, ſo wird uns dies zu
noch ſchärferem Kampf anſpornen.
Durch Kampf zum Sieg.
Karlchen aus dem Kapplertal.
Im Kampf gegen das
Volkoelend
Säckingen. Die Bürgerausſchußmitalieder
der Ortsgruppe Säckingen der NSDAX,
reichten beim Stadtrat und der Finanzkom-
miſſion folgende Anträge ein:
1. Der Gemeinderat ſoll bei dex Hadı Hte-
gierung mit allem Nachoͤruck die Auf-
hebung der bad. Notverorönung bean-
fragen, da dieſe der Reichsverfaſſung
widerſpricht und alle davon Betroffenen
in noch größeres Elend zwingt.
Q, Die bereits vorgeſehene Bürgerſteuer
jowie die beabſichtigte Einfühxung der
Bierſteuer ſind abzulehnen weil dadurch
die Verbältniſſe von Induſtrie, Handel
und Privatperſonen weiter weſentlich
verſchlechtert werden.
3, Wenn es nicht möglich iſt, den Ge-
meindevoranſchlag auf normale Art zu
Balancieren, ſo ijt derſelbe abzulehnen.
Den Gemeinden iſt durch Reich und
Länder bald jede ſelbſtändige Handluna
genommen. Immer größere Laſten wer-
den auf diejelben abgewälzt. Nun ſollen
jene, die ſich als Staatsführer fühlen,
die erforderlichen Grundlagen ſchaffen,
daß die Gemeinden lebensfäͤhig bleiben!
4, Der Gemeinderat wolle beim Verwal-
tungsxat der ſtädtiſchen Sparkaſſe mit
allen Mitteln darauf hinwirken, daß die
Spanne zwiſchen Soll- und Habenzins
unbedingt geſenkt wird. Der Großteil
des deutſchen Volkes betrachtet die heu-
tige Zinsmacheret als Wucher, wodurch
die Verhältniſſe der Wirtſchaft ſowie des
Einzelmenſchen zertrümmert werden.
Die im Bad Landtag auf Antrag der
NSDAP. - Fraktion angenommene
Warenhaus und Filialitener ſoll fobald
ſte Heſetzeskraft erhalten hat, auch in
Sädingen zur Einführung fommen.
S
*
RE —
Sally entdetkt eine ſichere
Quelle
Bretten. Man muß es als wahres Glück
betrachten daß die Volksfreunde“ noch nicht
ausgeſtorben ſind. Wo käme ſonſt der Hü-
mor auf dieſex traurigen Welt her? Diejer
iſt zwar bei Sally nicht ganz freimillig, be⸗—
reitet aber trotzdem manche hettere Stunde,
Wieder einmal hat er eine ſichere Quelle
entdeckt, welche die tägliche Zeitungsente für
den „Volksfreund liefert. Ein Nazi in
Bretten hat 500 RM. Monatsgehalt, dazu
noch freie Koſt und Logis, ſtöhnt Sally. Lei-
der war die Anſtrengung vergeblich, decun
der Maßſtab der Sostaldemokratie frimmit!
eben bei den Nazis nicht. Wenn man i
von der Karlsruher Waldſtraße einmal zum
Arbeitsamt nach Bretten bemüßhen wollte,
würden ihm dort nicht die nationalſosialiiti-
ſchen Stallinedhte, fondern die ſozialdeme-
kratiſchen Arbeiter das Gehirn ausmiſten
Diefe bisherigen Marrijten wiſen daß der
Nazi-Propagandaleiter Willi Aberle ſein?
Tätigłeit ehrenamtiich ausubt und ſich mit
dem Sammeln von Reparaturarbeiten auf
dem Lande, für einen Parteigenofjen, beden
tend kümmerlicher durchs Leben ſchlagen
muß, ais der Proletarier Grünebaum, IN
jeiner jüdiſchen Saſt hat ſich Sally mit jei-
nen Lügen vor jeinen bisherigen Släubigen
ploßgeſtelli und ihnen die Augen geöffnet,
ſo daß ſie jetzt auf den Wege zu Hitter ſind.
Gemeinde-
politischer
eitspiege!
Schafft Eigenheime
In Harburg⸗Wilhelmsburg will
der Magijtrat den Verſuch machen,
arbeitslofje Bauaxbeiter zum Bau von
Eigenheimen in Gemeinſchaften zuſam-
men zuſchließen. Das Material foll von der
Stadt geliefert werden und auf das fertige
Haus als Hypothek eingetragen werden.
Ihre bisherigen Wohlfahrtsunterſtützungen
erhalten die Arbeiter weiter, dasegen keinen
Barlohn, da ſie an deſſen Stelle naͤch Fertig-
ſtellung der geplanten 128 Wohnungen, als
Eigenbeſrs die Häufer haben. Man darl
geſpannt ſein, ob dieſes Notſtandsprojekt
glücklich zu Ende geführt werden fann. . n
dieſem Falle
Nachahmung finden.
Volk der Dichter und Denker
Nichts kann den kulturellen Tiefſtand, auf
den mir dank der zentrümlichen umd aayıl-
ſchen Volkes, d. H, vielmehr der Banfz umd
Börfjenfürjten, der Parlamentarier, Der
roten und ſchwarzen Bonzen, (denn das Bolk
hat überhaupt kein Einkommen mehr), das
70 Milliarden beträgt, aus öffentlichen Mitz
teln ſage und ſchretbe nur 30 Millionen für
Torſchungsausgaben aufgewendet werden.
Das iſt ungefähr ſo viel, wie wenn eine Za-
milie mit jährlich 3600.— M. Sinkommen,
fährlich 150 ReigGspfennia für kul-
turelle Dinge ausgeben mürde. Die Pa-
rallele dazu bildet die Feſtſtellung, daß nach
allgemeinen Berechnungen im Fahre 1934
etwa 130000 Akademiker ohne Ausſicht
auf Erlangung eines Wirkungsgebietes den
Arbeitsmartt belaſten merden. Das ſo ver-
ausgabte, vielfach vom Mund abgeſparte, un-
ter Hungern und Darben nußlos aufge-
en
Weingarten. Am 13. Zuli war in Bein-
garten die erſte Bitrgerausſchußſitzung.! Man
hatte ſchon geglaubt unſer Bürgetmeiſter
würde auch mit Notverordnungen regieren,
was ja einem nicht wunder nehmen würde.
Im Grunde genommen iſt ja eigentlich in
dem heutigen Syſtem der Gemeinderat und
Bürgerausſchuß ein Scheinparlameut, um
dem Volke vorzutäuſchen, daß ſich die Ge-
meinde noch ſelbſtverwaltet, was ein Betrug
ohnegleichen iſt. Wenn das Selbſtverwal-
meinde finanziell beſſer daſtehen, als es
heute durch den Druck der ſchwarz-roten
Herrſchaft der Fall iſt.
Hauptpunkt der Tagesordnung mar der
Voranſchlag für das Rechnungsfahr 1931/32,
Der Vorſitzende, Bürgermeilter Gaß,
glaubte ſagen zu miüijlen, daß der Bürger-
ausſchuß ſich das Recht, den Voranſchlag zu
genehmigen, nicht nehmen laſſen dürfe, da
der Voranſchlag bei Ablehnung doch von der
Behörde genehmigt wird. Hiermit iſt wie-
derum erwieſen, daß das Selbſtvermaltungs-
recht der Gemeinden nur eine leere Phraſe iſt.
Zur Diskuſſian welzete ſich als erſter der
Sprecher der SPD, Genoſſe Reichert. Er
ſchimpfte in ausgiebigſter Weiſe über die
Nationalſozialiſten und hielt eine politiſche
Hetzrede, die mit dem Voranſchlag rein gar
nichts zu tun hatte und von UnwahHrheiten
gerade ſo ſtrotzte. Er warf den National-
ſoztaltſten vor, fie miürden Parteibeamte na-
chen und hier aljo Korruption treiben. Wir
glauben, das Reichert in ſeiner Nede erzählt
hat was in ſeiner Partet getrieben wird.
Beſonders lHiegen dem Genoffen unſere Ge-
meinderäte in dem Magen, ganz beſonders
unſer Gemeinderat Balduf, was uns ſehr
freut. Dadurch wird beſtätigt, daß die Hit-
Ter-@Gemeinderäte auf dem rechten Wege
find. Zum Schluß übte er noch ganz kurze
Kritik an dem Voͤrauſchlag.
Unjer Pg. Martin gab kurz Kenntnis, daß
wir den Boranſchlag aͤblehnen, da wir grund-
fätzlich Gegner der in oͤemfelben enthalte-
nen Bier und Bürgerſteuer find. Inshe-
jondere find die Gehälter verſchiedener Ge-
meindebeamten, um ein Drittel zu hoch und
noch manches könnte erſpart merden, um die
Bier⸗ und Bitrgerſteuer zu {treichen,
Sämtliche anderen Parteien übten Kritik
an den hohen Gehältern und ſonſttgen Sa-
chen. Bet der Abſtimmung ſtiminten aber
ſämtliche Varteien füur den Borauſchlag, nur
die NSDAP. und KND. dagegen. Hier er-
fannte man am beſten die Parteten Zuerſt
großes Geſchret und unfachliche Kritik und
nachher geben ſie doch ihre Zuſtimmung.! So
wie es hier im Kleinen, ſo iſt es auch im
Großen. *
Unſere Fraktion iſt ſich bewußt, oaß bei
der heutigen Kataſtrophenpolitik und dem
weiteren Anwachſen der Fürſorge und Wohl-
fahrtsempfänger bald ein Nachtrag folgen
muß. Aus dieſem Grunde haben wir davon
abgeſehen/ den aus den Borjabren vorhan-
denen Betrag der Rückſtände von ca 135 000
RKRM. in Rechnung zu ſtellen. Dies foll die
Sinbringung eines Lachtragsetat erübrigen-
Denn wir find der Ueberzeugung, daß von
dieſen 135000 mindeſtens 50000 RM Leuten
geſtundet wurden, die e3 zahlen kfönnten. 63
Hoffentlidh wird dies in Zukunift nachge-
zelt Wir müſſen aber hetonen, daß gegen
Leute, die ſich wirklihH in Not hefinden, von
Jeiten der Gemeinde bei Eintreibung der
Rückſtände nicht rückficht8los vorgegangen
Werden — — 4