Der Reichsbankdiskont ſteht genau wie nach
den Fnflattonsjahren auf 15 %. Die
öinjen ſtellen ſich junıtt nadh Sinrednuna
aller Spejen auf etwa 21 %. Dabei iſt Geld
überhaupt nicht zu haben und die Girozen-
trale ſoll ſogar erſttlaſſige Hypotheken ge-
kündigt und auf Beſchwerden kaltſchnäuzis
erklärt baben, der Schuldner müße ehen
ſehen, wo er einen anderen Hypothekengläu-
biger finde. Das Reichsfinanzminiſterium
verorduet einen Zuſchlag von 5 % per Halb-
monat auf alle rückſtändigen Steuerbeträge.
Das ſind im Jahr 120 %.
Dieſe Zuſtände laſſen es angezeigt erſchei-
nen, eine Rede abaudrucken, die unſer ba-
diſcher Landtagsabgeoroͤneter Prof. Xraft
vor über einem Zahre am 12. März 1930, im
Landtag Hielt, Es mar bei der Behandlung
eines nationalſozialiſtiſchen Antrages gegen
den Zinswudger der Banken und
des Großkapitals! Hier heißt es:
Eine Landtagoͤrede
Wir haben unſerm Antras Druckſ. * 64
bereits eine eingehende Begründung mitge-
geben, ſo daß wir uns kucz faſſen können,
wenigſtens was den erſten Teil anbelangt
Lier bat ja der Herr Miniiter Dezw. Die
Regterung gefagt, daß ſie mit uns einver-
ſtanden iſt, daß ſie zugeſteht, daß die Zins
jäße heute unverhältnismäßig hoch ſind, und
ſie hat die Berechtigung unſerer Klagen und
unſerer Forderungen nicht beſtritten. Im
zweiten Teil unſeres Antrags verlaugen wir
eine teilweiſe Enteignung der Banken, weil
dieſe in der Nachinflationszeit — genauer
ausgedrückt: in der Zeit von Mitte Novem-
bex 1923 bis gesen Ende 1925 — einen un
geheueren Raub an der deutſchen Wirtſchaft
ausgeführt haben. Die Regierung hat er-
klärt, daß ſie mit uns in dieſer Beziehung
nicht einverſtanden ſein könne, wenn ſie auch
zugeben müſſe, daß das Kreditweſen damals
geradezu groteske Formen angenommen ha-
be, Sie aber durch die Verhältniſſe entſchul-
digt werden konnten! Wir laſſen den letzten
Einwand nicht zu:
mir meinen, daß eine tüchtige Regierung
ſich nicht durch die Verhältniſſe meiſtern
laßt/ ſondern felbit die Verhältuiſſe mei-
ern muß. beſonders in dieſem Falle, wo
die Meiſterung ziemlich einfach war.
Aus der Fülle des Matertals, das uns zur
Verfügung ſteht, möchten wir nur drei Fälle
herausgreifen, die dieje krotesken Formen
des damaligen Zinsweſens charakteriſieren,
drei Fälle, die ſich alle in einer Stadt
* ungefähr zur ſelben Zeit zugetragen
aben.
Der erſte Fall betrifft den Bürſtenfabri-
kanten Kunzelmann in Mannuheim. Dieſer
Herr hatte am 20. November 1923 bei der
Gewerbebank in Manuheim, ohne daß er es
wußte, eine Schuld, die in 29,44 Goldmark
umgerechnet wurde.
Am 31. Dezember desſelben Jahres, alſo
nach ungefähr 40 Tagen. betrug dieſe
Schuld ſchon 503 NM,
Sie können ſich ſelbſt ausrechnen, welches der
Prozentſatz dabei war! Herr Kunzelmann
erfuhr von der Schuld erſt viel ſpäter, und
zwar im März oder April 1924, durch einen
Koutpauszug. Inzwiſchen Hatte er aber den
Kredit der Bank weiter in Anſpruch nehmen
müſſen und er hat in den nächſten zwei Jah-
ren von der Bank einen Durchſchuittskredit
von ungefähr 3500 bis 4000 RM angenoui-
men, und für dieſen Durchſchnittskredit muß-
te er der Bauk an Zinſen 18 629 NM, bezah-
le. (Hört! Hört! bei den Nationaljozialiften).
Der zweite Fall betrifſt den Weinhändler
Meſſerſchmied in Mannheim. Dieſer Herr
hatte im Jahre 19238, und zwar im Mai, das
nnglück daß ſein Laſtwagen von den Franzo-
ſen beſchlagnahmt wurde! Er brauchte nun
unbedingt einen neuen Laſtwagen, da er
jeine Weine aus dem badiſchen Hinterlande,
aus Wüxttembera und aus Franken beziehen
mußte, die Pfalz aber geſchloſſen mwar.. Er
beſtellte ſich alſo einen neuen Laſtwagen.
Dieſer wurde im November 1923 geliefert
und koſtete 26 000 M. Zur Bezahlung ſeiner
Schuld brauchte aber Herr Meſſerſchmied
einen Kredit von 12300 M. Er ging zur
Gewerbebank, der Kredit wurde ihm bewil-
. Jigt, und die Gewerbebank zahlte ihm am
1. Dezember die Summe von 6300 M, und
am 10. Dezember die Summe von 6000 M.,
zuſammen 12300 M, in Dollarihabanmwei:
‚fungen. Einen Baukauszug erhielt Herr
Mefferſchmied erſt im Janızar 1924, Obmwohl
ein 3insfuß von 4 bis 5 Prozent monatlich
auSgemacht worden war, rechuete ihin aber
‚bie Bank folgende Zinsfätze an: anfangs 12
Proz., päter 6 Proz. und ſchließrich „nur“
2% Pros. pro Tag. Am April 1924 mar die
Schuld zurücbhezahlt worden, und Herr Mei-
jerjdhmted wollte an Zinfen freimillig. 4000
M, bezahlen. Damit mar aber die Bantk
nicht zufrieden, jondern verlangte außer die-
ſen 4000 M, vertretbaren Zins noch weitere
48 000 M., ; ; ;
D da alfo die Bank für ein
* 300 M, in 5 Monaten 52 000 M, Si‚nigä
verlangte, ; V
‚(Aif Zwiſchenruf: Das war wiederum die
— ; wie ich ſchon vorhin agte.
Schließlidh ging aber die Bank mit ihren
Forderungen Herunter, ſie jaH ein, daß es
Eine zeitgemäße Erinnerune
doch zu viel war, ſie war ſehr „Aroßslgtg“,
ſie ging auf die Hälfte beruntex und wollte
ſich mit 26500 M. Zinfen, etnſchliezzlich der
hereits besahlten 4000 M, Ziuſen, begnügen.
Latürlich wurde das Gejdhäft des DGerın
Meſſerichmied durch Ddieje Machinationen
ruiniert, und die Arbeiter mußlen enttaßen
werden.
danatbanlgeſthüjte
Der dritte Fall betrifft den Fabrikanten
Johannes Heißler, ebeufalls in Mannheim,
Dieſer mußie vom 20. Novembex 1923 bis 31,
Dezember 1924 der Danatbank (Darmitädter-
und Nationalbank) einen Zurchſchnittkredit
von 26276 Mi. annehmen, Er bezahlte dafitr
vertretbare Zinſen in Höhe von 60000 M.
Hber wiederum mar die Bank mit dieſen
50000 3, die fie freiwillig bekam, nicht zu-
feieden fondern fie verlangte außerdem
anmmöglichjten Verſchleierungsnamen! — in
Höhe vun 226 139 M. Das bedeutet alfo einen
weiteren Zinsſatz von rund 300 Proz. Herr
Feihler hat daun von dieſen geforderten
226 185 2, in bar 152659 M. bezahlt, ſo daß
die Baut heute uoch eine HForderung von
74 000 5DE an ihn ftellt, Auch hier wollen
wir uur die Zatſache Konftatieren, datz 76 000
HM, in 13 Monaten ungefähr 280000 RM
Zinſen einbriugen folten!
3weieriei Maß
Wir haben Ihnen dieje Zahlen ſachlich und
nüchtern voxgetragen, ohne unſererfeits ein
Werturteil daran anzuknüpfen; mir möchten
Ihnen aber nur folgendes zu bedenken ge-
zen: Zu derſelben Zeit, da die deutſchen Be-
unten ſich mit der Hälfte ihres Friedens-
zehalts, ja jogar mit noch weniger begnügen
wußten, zu derſelben Zeit, da — da unten in
Ladenburg war es, glaube ich — ein armer
Bauer zu — wenn ich nicht irre — 6 Wochen
) weil er für
einen Zentner Kartoffeln 4,50 RM. verlangte
ſtatt der vorgeſchriebenen 4 RIN.; zu derfel-
ben Zeit wagen fremdraſſige Elemente — und
das ſind die BHankdirektoren zum größten
Teil! —, in ſolchex Weiſe das deutſche Volt
und die deutſche Wirtſchaft auszuplündern!
(Burufe linfs). Wenn vor dem Krieg ein
verlanal hat/
dann kam ſofort die Staatsanwaltſchaͤft und
erhob Anklage, und ein deutſches Gericht
ſchickte ihn ins Gefängnis. Und wir haben
es ja vor ein paar Tagen erlebt, daß ein
nationalgeſinnter Mann, weil er einem an-
dern, einem ausgeſprochenen Ausländer-
freund eine Ohrfeige geseben hat dazu
noch in Wahrung berechttater Intereffen,
weil er ſich bedroht fühlte von einem
deutſchen Gericht zu der ungeheueren Strafe
non 100 RM. verurteilt wurde (Zurufe —
Glocke des Präfidenten). Aber das war ja
„nur“ ein national geſinnter Mann, deſſen
ganzes Sinnen und Trachten nur darauf
ausgeht, wie man Deutſchland aus der Not
und aus dem Elend herausgiehen könne.
Außerdem war es „nur“ ein Kriegsteilneh-
mer, ein Frontſoldat! — kurz geſaͤgt: eben
Y
das, was man ſich heutzutage unter einem
Staatshurger zweiter vder dritter Klaffe
vorſtellt! Auf der anderen Seite aber ſind
die Baukdirekioren zum größten Teil Juden,
alſs Staatsbitrger erſter Klaſſel Uud wenn
ſie dagu noch, wie es häufig der Fall iſt, das
rote oder roſarote Parteibuch haben, dann
ſiud es Staatsbürger allererſter Klaſſe!
Ein neuer Gtaut muf kommen
Sie werfen uns ja hei allen vaſſenden und
unpaſſenden Gelegenheiten vor, daß wir
ſtaatsfeindlich, ſtaatszerſtörend jeien, und ge-
rade neulich hat Herr Minijter Remmele
wieder behauptet, daß wir dasſelbe ſeien wie
die Kommuniſten, daß wir auf dieſelbe Stufe
geſtellt werden müßten wie die Kommuniſten,
weil mir das Beſtehende zerſtören wollten.
Wir haben Ihnen immer und immer wieder
geſagt, daß das nicht richtig jei. Wir ſind
nicht ſtaatsaerſto rend. Denn in einem nationa-
en Staat und in einem ſauberen Staat, in
dem ſolche Mißſtände nicht vorkommen,
ſchmeicheln mir uns, die ſtärkſten Stützen
dieſes Staates zu ſein.
Wir ſind zerſtöxend nur gegen Mißſtau;
de, nur gegen Eiterbeulen, aber niemals
gegen geſunde Organismen.
Und dann wundern Sie ſich, daß in den letz-
ten Monaten oder Jahren eine ſo große
antiſemitiſche Welle über Deutſchland herein-
gebrochen iſt. Ich glaube nach dieſen Tat-
ſachen dürfen Sie ſich nicht wundern, wenn
dem Volke die Augen aufgehen und es er-
fennt, mo die wahren Feinde des Deutſchen
ſitzen, und wenn das Volk gegen die inneren
Feinde radikal vorgehen will. Sie ſelbſt
haben aber die Mittel in der Hand, dieſer
antiſemitiſchen Bewegung den Boden zu ent-
ziehen, indem Sie dieſe Mißſtände beſei-
tigen dadurch, daß Sie für unjern Antrag
ſtimmen. Aber dazu reicht weder Ihr guter
Wille, noch reichen Ihre Kräfte aus.
Ueber dem heutigen Syſtem ſteht eben
als unſichtbare Macht das Großkapital,
das unbaruiherzig ſeine Peitſche über
ſeine Stlaven ſchwingt.
(guruf bei den Kommiuniften). Anders wird
es erſt werden, wenn dieſes Syſtem einem
andern Platz gemacht hat, einem Syſtem,
nen iſt 4
Könnten dieſe Worte nicht erſt geſtern ge-
ſprochen worden ſein? Will jemand wiſſen
wie ſich dieſe Verhältniſſe auswirken, ſo jer
ihm ein kleines Beiſpiel aus dem Karlsruher
Vorort Darlanden erzählt. Dort ver-
ſuchte die Frau eines Neuhausbeſitzers ſich
und ihre Kinder mit Gas zu vergiften, weit
die Beamtenbank den bisherigen Zinsfuß
für ein aufgenommenes Kapital von RM.
24 000.— von 7% % auf 13% zu erhöhen
verſuchte. Die Familie hätte monatlich RM.
120.— mehr Zinſen bezahlen müſſen als bis-
her. Mit anderen Worten, ſie hätte nichts
mehr zum Leben verbrauchen dürfen und
verhungern müſſen. Dann ſchon lieber Gas!
Wir leben in herrlichen Zeiten. Aber die
Adam
Es herrſchte eitel Jubel und Freude unter
den wenigen noch vorhandenen Nachläufern
des gegenwärtigen Reichskabinetts. „Die
Kriſe iſt übermunden,“ „Rückkehr zum nor-
malen Sparkaſſenverkehr,“ „Das Vertrauen
kehrt zurück,“ ſo und ähnlich verkündigten
Rieſenſchlaszeilen dem ſtaunenden Volke die
Notverordnung vom 6. Auguſt deren Inhalt
war, daß die Auszahlungen der Spar-
kaſſenguthaben mit Wirkung vom Sams-
taq, 8 Auguſt wieder aufgenommen wer-
den. € heißt hier klipp und klar:
Paragraph eius
Bis zum Höchſtbetrage von 300 RNM, wer-
den Zahlungen ¶Barzahlungen und Ueber-
weijungen) ohue vorherige Kündiaung ge-
leiſtet. Sagyungsbejitimmungen, die den Au-
ſpruch auf eine Zahlung ohne vorherige Künz
digung auf einen niedrigeren Betras be-
ſchräuken bleiben unberührt.
Freudig erregt 644 ſich natürlich eine gro-
ße Mengẽ von Geſchäftsleuten und Landwir-
ten am Samstag zu den Sparkaſſen, um die
für den Betrieb ſchon längſt nötigen Gelder
— „big zum Hochſtbetrage von 300 RM ohne
vorherige Kündigung“ — abzuholen. Sie er-
ſtaunten nicht wenig, als der Schalterbeamte
die Erklärung abaab, an die Auszahlung die:
ſer Summe wäre nidht zu denken, ſondern
gegeben werde nur bis zum Höchſtbetrage
von 30 RM. Alle Hinweiſe auf die amtlichen
habe der Berwaltungsrat noch keine dement-
gründen, Wir erfahren nun daß dieſe Zah-
lungen — „bis zum GHöchftbetrage von 300
Reichsmarl ohne vorherige Kündigung“ —
feinesmweas auf einmal wgeleiftet
werden, jondern ſich auf einen Zeitraum von
4 WochHen erſtrecken jolen. In Karl8-=
ruhe beabſichtigt man, in den erften beiden
Wochen je 50 RM und in den folgenden bei-
den Wochen je 100 RM. pro Kunden auszu-
bezahlen das mären nach Nblaufeines
Monats die „Zahlungen vis zum Hoͤchſi-
betrage von 300 RM ohne vorherige Kiin-
diguna“. 4
So ſieht alſo die Wiederaufnahme des nor-
malen Sparkaſſenverkehrs in der Praxis
aus. Die Sparkaſſenkunden fühlen ſich nun
ſelbſtverſtändlich genasführt. Man fann es
ihnen auch nicht verdenken. Warum gibt man
in Berlin Notverordnungen mit einem Wort-
laut heraus, der falſche Vorſtellungen und
man keine Beruhtgung. Man ſchafft im Ge-
genteil Beunruhigung, wenn der klaͤre
Wortlaut einer Verordnung nachher eine
ganz andere Deutung findet. Wenn die
Kaſſen leer ſind, können ſie nicht auszahlen.
Das begreift jeder. Aber niemand beareift
den Sinn und den Wert amtlicher Bekannt-
macdhungen, deren Wortlaut von den Spar-
kaffen felbſt als falfch und irrefübh-
rend bezeichnet wird Die Notverordnung
zur Wiederaufnahme des normalen Sparkaf-
Praxis, wurde dret Tage vor dem preußt-
ſchen Voltsentſcheid verkündigt. Kombinatio-
erboten.
— ——
—
Vale Diesmal in nichtöffentlidher Sitzuns
Es handelt ſich um die Beſprechung eines
Aufwertungsvertrages zwiſchen Stadt und
ſchweizeriſcher Eidgenoſffenfchaft! Die Pflicht
zur Auſwertung ift nach den geſetzlichen Be-
ſtimmungen nicht zu unigehen und der mate-
rielle Inhalt des Bertrages iſt für die Stadt
19 günitig, daß über diejes Thema wohl keine
großen Streitigkeiten entſtehen werden.
Weſentlicher als die formelle Annahme des
Vertrages iſt die Frage? Wo nimmt man die
Mittel ber, um feinen finanziellen Ver-
pflichtungen nachzukommen? Es iſt ja jo,
daß im zwanssfeſtgefetzten Vorauſchlas noch
keine Gelder für die Erfüllung dieſer Auf-
wertungsverpflichtungen ausgeſetzt waren.
Kechnen wir noch dazıt, daß das ſchwarzrote
Machwerk der badiſchen Rötverordnung auch
Baden⸗Baden außerordentlich ſtark trifft, daß
die Stenermaßnahmen eine erhebliche Min-
derung aufweiſen ſo iſt ohne weiteres klar,
daß die ſeinexzeit den Stadtverordneten uN-
terbreiteten Zahlen des Voranſchlags 1931/32
längit über9oit ſind Wir halten die
Frage: Woher die Mittel? deshalb far die
Wichtigſte und miüjfen unbedingt der Erwar-
tuns Ausdruck geben, daß die Stadtvermal-
tuns die Gelegenheit benützt, dem am Mon-
tas verſammelten Bürgerausſchuß ein-
gehenden Aufſchluß über die Entwick-
lung der finanziellen Lage der Stadt zu ge-
ben! Eine ſolche Darſtellung iſt ein Gebot
der Ehrlichkeit. Die Bürgerſchaft will und
muß klar ſehen.
Infolge der finanztellen Zwangslage iſt
man endlich dazu übergegangen, einen Abbau
entbehrlicher und überflüſſiger Beamten in
die Wege zu leiten. Der Chef des B au -
amtes, Herr MoldenhHau er zeigt aller-
dings noch keine Luſt, von jeinem Seſſel zu
weichen, trotzdem ihm dies der Bürgeraus-
ſchuß dringend nahe legte. Mit dem Gene -
ralmujifdirektor find zur Zeit Ver-
handlungen im Gang megen Neuregelung
ſeines Bertragsverhältnijfjes. Wir National-
ſozialiſten müfßen rund heraus erklären, daß
die Stelle mindeſtens ausgeſchrieben werden
en kann, ſie ganz aufzuheben. Ein Gehalt
in der Höhe des bisherigen kann überhaupt
nicht mehr in Frage kommen Das müßte als
Hohn auf die finauziellen Verhältniſſe der
Stadt empfunden werden. Wir würden uns
freuen, wenn die Finanzlage auch zum Ge-
genſtand der Feſtrede am darauffblgenden
Berfaſfunastasge gemacht wird. Es iit
ſicher die paſſende Gelegenheit, zu demonſtrie-
reu, was von dieſer Verfaſſung geblieben iſt.
Ein Grund zur Beleuchtung der Sos und
des Kurgartens laa beſtimmt nicht vor. Das
ſahen ſogar die Sozis ein und erktärten ſich
ſtillſchweigend mit einer beſcheidenen Ver-
anſtaltung einverſtanden Unſeres Erachtens
iſt auch dieje noch zuviel, weshalb die natio-
nalſozialiſtiſchen Bertreter den Feſtausſchußz
als ſyſtemtreues Gremium tagen ließ.
Wie wäxe eS, wenn man die in Deutich-
land herrſchende Ruhe und Ordnung durch
die Vorführung polizeilicher Panzekwagen
erneut untex Beweis ſtellen würde? Ihe Er-
ſcheinen gäbe einen geſchmackvollen Rahmen
zu der Feier am Dienstag. Außerdem wür-
den ſie ſicherlich die xoten Bonzen von der
Furcht befreien daß die Hochzeit des Marf-
grafen Berthold die Grundfeſten der Repu-
blik Baden erſchüttern könnte! Es muß doch
armſelig im Hirnkaſten dieſer Menſchen aus-
ſehen, daß ſie heute noch jeden Angehörigen
eines der alten Fürſtengeſchlechter mit Un-
flat bewerfen. Wie man hört ſoll die Folge
diejer deplacterten marriſtiſchen Hetze jein,
daß die in der evangeliſchen Stadtkirche ge-
plante öffentliche Trauung ausfällt und der
wärtiger Zuſchauex deshalb zunichte gemacht
wird. Die Baden⸗Badener Geſchäftswelt und
die Angeſtellten werden den Herren Weber
und Genoſſen ſicher dankbar ſein. fab.
——
Lörrach/ 8. Auguſt. Die nationalſozialiſtiſche
Fraktion hat an den Bürgermeiſter folgen-
des Schreiben gerichtet:
„Ueber ein Jahr ſchon regiert das Kabinett
Brüning in Deutſchlaud unter Ausſchaltung
der Verfaſſung mit dem $ 48. Wir ſind der
Auffaffung/ daß kein Grund beſteht, unter
ſolchen Verhältniſſen eine Verfaſſungsfeier
abzuhalten. es uınk im Gegenteil fejtgeftellt
werden, daß dieſe Berfjaffung von den eige:
nen GHeritellern zum Schaden des deutſchen
Bolkes mikbraucht wird und eigentlich praks
Iſch außgeichaltet iſt. Wir beantragen Ddes-
hHalb, daß jeiiens der Stadt Lorrach keine Berz
jafiungsfeier ſtattfiudet: es iſt den fogenannz
ten „verantwortungsbewußten und ftaatserz
hHaltenden“ Parteien übertaffen auf ihre KXo-
ſten und unter ihrem Namen eine Berfaf:
fung 3u feiern, die ſich Hente nur noͤch auf
einen Diktaturparagraphen (tgt!“
Wir fönnen das erfreuliche Ergebnis feſt-
ſtellen daß der Stadtrat die Abhaltung der
‚Verfallungsfeter auf Gemeindekoften mit
Mehrheit ablehnte. Recht ſol a
K