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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 15 - Nr. 22 (4. März - 28. März)
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1, Jahrg. / Mr. 21

dere find momentan nicht mehr in Er-
innerung. ; ;

RNaͤhere Angaben über Zeit und

Ort des Beſuches der Genannten

von Hitler-Berjammlungen, können

infolge der zaͤhlreichen Berfamm-

Iungsüberwachungen von den Beam-

len der Außenſtelle Abilg. N. unmög-

lich gemachi werden.“

Dieſes Schreiben haben Sie doch er-
halten, Zert Remmele? Da Sie aber
bielleicht Ihre Erinnerung im Stkich laf-
fen könnte, ſo wollen wir gleich einige
Angaben machen, die Ihnen die
Durchſicht der Ahten erleichtern mögen.

Obiges Schreiben iſt datiert vom 39.
Juni 1930, ſtammk von der Außenſtelle
des Landespolizeiamts bei der Polizei-
direktion Heideiberg, Abklg. N. und iſt
unterzeichnet naͤtürlich von unſe-
rem lieben Freunde Polizei-Injpektor
Walther.

Erteilten Sie nicht darauf dem ſattſam
bekannten Herrn Walther einen kräftigen
Anpfiff u. machten ihm klar, daß es nicht
feines Amtes fei, einige höhere Iuftizbe-
amte in ihrem außerdienftlichen Lebens-
wandel zu beſpihelu? Schrieben Sie nicht
in entrüſteten Worten, daß eine ſolche
Beſpitzelung unbedingk zu einer Unter-
grabung jeder Autorität führen müßte,
die Sie als verantwortlicher Miniſter
nicht dulden könnken. Legken Sie Herrn
Walther nicht klar, daß ſich ſeine Tätig-
keit nicht mit Ihren demohkrakiſchen
Grundſätzen der Wahrung dperſönlicher
Freiheit vertrage?

Rein, alles dies taten Sie nicht, Herr
Remmele! Sie fanden es ganz in der
Ordnung, daß Freund Waliher die ihm
vorgeſehien Landgerichtsräte beſpihelte,
ja 8 felbft beteiligken ſich ſogar ſehr in-
tenſiv an dieſer heuͤte üblich gewordenen
Geſinnungsſchnüffelei.

Oder ſchrieben Sie etwa nichk folgen-
den, für den Kurswerk der verfaſſungs-
mäßig garankierten Freiheik in Jhrem
Miniſtetium aufſchlußteichen Brief?

Rr. 45505. Karlsruhe, den 5. Juli 1980
Das außerdienſtliche Verhalten der
Beamten.

„..ch erſuche die Landgerichts-
räie Or. B. und Dr. E. darüber zu
hören, ob der Inhalt der Meldung.
Gericht Wallher d. Red.) ſoweil es
jie angehl, zukreffend iſt und gegebe-
nenfalls, wie ſie eine Unterſtühung
einer ſtaalsfeindlichen Partei wie der
nationalſozialiſtiſchen deulſchen Ar-
beilerparlei, deren Ziel auf den ge-
wallſaͤmen Amſturz der Staalsord-
nung gerichlel iſt, mit der ſich aus
ihrein Beamkenverhällnis ergebenden
Treueverpflichtung gegenüber dem
Staat vereinbaren wollen. Ihre Aeu

erungen wollen mit gulachtlicher

tellungnahme hierher vorgelegt wer-
den. gez. Remmele.

Wie konnken Sie nur ſo einen Brief
ſchreiben, Herr Remmele? Ein Staats-
mann von Ihrem Format ſollte ſich doch
nicht ſolch kieinlicher Duodez-Kampfmik-
telchen bedienen.

Die Liebe des „freien“ badiſchen Vol-
kes, die Ihnen in den letzten Jahren ſo


Zahlreiche Verbote
und Verfolgungen.

nſpd. Die tſchechiſche Regierung
wird bei dem immer deuklicher in Erſchei
nung tretenden mächtigen Anwachſen
der Nakionalſozialiſten auch in den ſude-
tendeukſchen Gebieten, offenkundig ner-
vös. So hat ſie vor einigen Tagen eine
Kundgebung der Naͤkionalſozialiſten in
Karlsbad, bei der Abg. Krebs ſpre-
chen ſollte, verboten. Verſammlun-
gen des nakionalſozialiſtiſchen Senakors
Teſchner im Saazer Gebiet wurden un-
kerſagt. Im Böhmerwald ſind die Ber-
ſammlungen der Nakionalſozialiſten eben-
falls verboten worden. Tagtäglich wer-
den die 4 4 4 4—
beſchlagnahmk und erſcheinen mit gro-
ßen weißen Flecken. Dennoch waͤren
die Kundgebungen für die ſudelendeukſche
Autonomie, die am vergangenen Sonn-
tag ſtaltfanden, von vielen Zehnkauſen-
den beſucht, und die Bewegung mar-
ſchierk mächtig weiker, nicht nur in den
Induſtriegebieten, ſondern auch in den
Landgemeinden, wo bisher der regie-
rungsfromme Landbund die Alleinherr-
mit den Marxiſten keilte.

Allgemeines Nedeverbot
gegen Nationalſozialiſten
aus deutſchen Staaten.

nſpd. Die ſudekendeukſchen Natio-
nalſozialiſten hatten den bekannten Vor-
kämpfer der öſterreichiſchen Nationalſo-
24 den Wiener Rechksanwalt Or.
alter Riehl, der vor dem Kriege
lange Jahre im ſudetendeukſchen Gebiel
elebt hat, zu einer Vortragsreihe einge-
aden, bei der er über die politiſche Ent-
wicklung Deutſchöſterreichs ſeit der Re-
volte von 1918 und über die öſterreichi-
ſche nakionalſozialiſtiſche Bewegung ſpre-
chen ſollle. Alle dieſe Vorträge in Rei-

chenberg, Auſſig. Eger, Karlsbad, Komo-
kau, Tetkſchen Bodenbach, Teplih· Schö
nau und Gablonz wurden von der Fjche-
chiſchen Regierung verbolen. Wie wir
erfahren, iſt von der Prager Regierung
ein allgemeines Rednerverbot erlaſſen
worden. Die Sozialdemokraten dürfen
nakürlich in den ſudetendeutſchen Gebie-
ken ſprechen. Sie ſind ja ebenſo treue
Diener der Tſchechoſlowakei, wie ſie es
Frankreich und dem Finanzkapital ge-
genüber ſind. Und ſolchen Herrſchaften
iſt nakürlich die kſchechoſlowakiſche Re-
publik außerordenklich zuvorkommend.
Man hat von ihnen ja gar nichts zu
fürchten — im SGegenteil ......

Die ſelbſtherrliche
Saar⸗Regierungskommiſſion.

Gdz. Das der Regierungskommiſ-
ſion unterſtellte Hochbauamt für Militär-
und Wohnungsbauten hat eine Anzeige
veröffenklicht, wonach es einen großen
Holzſchuppen der Dragonerkaſerne und
in Saarlouis eine Reithalle und Stallun-
gen der Jägerkaſerne vermieken will.
Und zwar vermieten „auf beliebige Zeit
jedoch nicht über den 31. Dezember 1935
hinaus.“ Hierzu bemerkte die „Saar-
brücker Zeitung“: Dieſer Termin ift —

elinde geſagt ſehr voreilig feſtgeſetzt.
ach dem Verſailler Verkrag findet
Mitte 1935 die Volksabſtimmung ſtalt
und die Regierungskommiſſion kann von
dieſem Zeikpunkk ab nur mehr als Ueber
gangsregime betrachtet werden. Selbſt
wenn der Uebergang etwas längere 7
beanſpruchen ſollte, — könnte die Re-
gierungskommiſſion aus einer ſolchen
Möglichkeit nlemals das Recht herleiten,
Verkräge bis 31. 12. 1935 abzuſchließen.
Es würde uns intereſſieren, was ſich die
Regierungskommiſſion bei der Feſtſet-
zung jenes Termins gedacht hat.


ſollte Ihnen doch genügend Stütze Ihres
„Herrſcherthrons ſein.

Oder ſollte das unterirdiſche Grollen

* bis zu den lichten Höhen Ihres

oſtens gedrungen ſein, ſollle Sie viel-
leicht die Sorge um die Erhaltung Ihrer
werlen Perſon für das badiſche Volk zu
einer ſolch kleinlichen Geſinnungsſchnüf-
felei gefrieben haben?

Es bekrübt uns tief, Herr Remmele,
daß wir Sie als 4 dem doch
als vornehmſte Aufgabe die Wahrung
der Reichsverfaſſung und der badiſchen
Verfaſſung obliegen ſollte, darauf auf-
merkſam machen müſſen, daß jenes
Schreiben von Ihnen, das wir oben
wiedergaben, geeignet iſt, die Rechte
eines Staatsbürgers, wie ſie in Art. 118
und 130 der — und in
Paragraph 17 der badiſchen Verfaſſung



II. Briet.

Meine beste Freundin!

Ich bitte im Voraus um Verzeihung,
wenn ich Ihnen heute von etwas Trocke-
nem, das ihrer exotisehen Gedankenwelt
ferniiegen muß, berichte, jedoch es muß
sein, weil es hier eine gewaltige Rolle
spieit und mir zu einem eindrucksvollen
Erlebnis verhalt.

— Lrankenversicherung. —

Unser Hausbursche hatte sich mit
angina zu Bett gelegt — angina ist kein
weibliches Wesen, sondern eine Mandel-
entzündung — und sein erster Schrei war
merkwürdigerweise nicht nach einem Arzt,
sondern nach dem Krankenschein, ohne
den man offenbar nicht gesund werden
kann.

Da mein Medizinstudium schon Jahre
zurückliegt, ließ ich mich belehren, daß
dies eine neuzeitliche Erfindung der Kran-


den könne.

leh ging also für unseren Hausburschen
an den Wredeplatz, wo sich in der Nähe
der monumental wirkenden Ruhmeshalle
mit ihren nach Geschlechtern getrennten
Eingangen zur Untergrundbahn, der Tä-
tigkeitsort der Kasse befinden sollte. Ich
suchte sehr lange, da ich — unwissend wie
ich bin — nach einem bescheidenen Häus-
chen, wie es der Verwaltung allgemeiner,
sozial anzuwendender Gelder angemessen
wäre, Ausschau hielt.

Endlich nach Rückfragen fand ich das
Haus gegenüber der Städtischen Spar-
kasse, die mit ihrem Bau einen lebendigen
Beweis, wieweit man es durch Sparsam-
keit (vor allem in der Verwertung und
Auszahlung von Inflationsgeldern) brin-
gen kann, darstellt.


kasse überwältigte mich durch seine Auf-
machung und Größe, allerdings soll letz-
tere ihren Grund allein darin haben, daß
derzeit in Heidelberg kein groperer Bau
zu. haben war und der Übersiedlung der
Ortskrankenkasse in die Stadthalle doch

garankiert ſind, verfaſſungswidrig ein-
zuſchränken.

Wie beſchämend iſt es doch, Herr
Remmele, daß wir, kleine ſtaubgeborene
Staalsbürger, die wir ſind, Sie erſt dar-
auf aufmerkſam machen müſſen, daß Sie
Ihr Handeln in Gefahr bringt, die be-
ſchworenen Verfaſſungen zu biegen oder
zu brechen.

Einem Mann wie Ihnen — was ſage
ich, einem Univerſalgenie, wie Ihnen,
Herr Remmele, das je nach Bedarf In-
nenminiſter, Juſtiz oder gar Kultusmi-
niſter ſein hann, einem Mann alſo von
ſcheinbar ſo überragenden Fähigkeiten,
* doch ſo ein Fehler nicht unterlau-
en!

Und ſehen Sie, Sie glauben doch
wohl ſelbſt kaum, daß Sie auf dem von
Ihnen eingeſchlagenen Weg der legalen
Abrechnung enkgehen werden.

gewisse Bedenben entgegengestanden hät-
ten.

Objektiv betrachtet, wäre natürlich
die Stadthalle die einzig mögliche Unter-
kunft für ein solehes Unternehmen, denn
wenn auch die bescheidenen Anfange der
Soꝛialversicherung auf Bismarek zurück-
gehen, so kann man doch noch lange nicht
verlangen, daß sich die Beamtenbatail-
lone in Erinnerung Bismareks wie nach
ihm benannte Heringe aufeinander pressen
lassen. *

Der starke Andrang gab mir genügend
Zeit, mieh in das vornehme Milieu dieses
Saftladens einzuleben, doch konnte ich
selbst bei kritischster Beurteilung, nichts
an der Ausstattung, die vielfach unbe-
rechtigterweise angegriffen wird, ausset-
zen; unberechtigterweise, sage ich, denn
ich finde es edel und sozial gedacht, daß
dem armen, auf seinen Schein wartenden,
Arbeitslosen wenigstens für Stunden durch
eine Umgebung, die satten Wohlstand
und gediegene Vornehmheit atmet, der
Aufenthalt in einer schöneren, mit seinem
Geld geschaffenen, Welt geboten wird,

Hieser Gesichtspunkt wurde auch
von allen Wartenden dureh temperament-


Es ſcheint, Sie werden nervös, guiet |
Landesbater! Wie wär’s mit einem klei- |
nen Erholungsurlaub, damit Sie gekräf
tigt ſind, wenn wir uns dereinſt vol!
einem deutſchen Staatsgerichtshof wie |
dertreffen?

Bedenken Sie nur eins, Herr Rem
mele: Wer die Autorität eines Bolkes |
untergraben hilfk, wer die verfaſſungs
mäßig gewährleiſtete Freiheit * Be |
amftfen, ja des gejamten Bolkes nichl
ſchützt, der wird Rechenſchaft ablegen
müſfen! Und wir werden dann dafüt
jorgen, daßz Iuftitia ihr Urteil fällen wird |
ohne die Binde über den Augen, kalt!
und erbarmungslos: Auge um YAuge!

Zahn um Zahn!

Zwei Seelen wohnen ach..

Es gibt gewiſſe Demokraten, die alle-
kun, um den groͤßen politiſchen Gedar |
ken der Gleichberechtigung und Gleich
ſtellung immer wieder zu diffamieren,
Sie das am beften gemacht wird, leht!
uns eine @egenübet{teflung der beidel!
Ullftein-Blätter „Bojfijche Zeitung“ und
„Berliner Morgenpoſt“
Tage:

Das Blatt für das Volk, „Berlinet
Morgenpoff“ Nr. 294 jchreibt am Schluß
einer Betrachkung über die Wetteraus
ſichten: Froſt und Schnee kann Enro
pa in diejem Winker nichl gebrauche
Denn die Not ift überall groß, und Kälte
vermehrt ſie.“

So ſchteibt alſo das Blatt für da-
Volk

In der „Voſſiſchen Zeitung“ Rrs 581
— fie iſt die Zeilung für das beſſer!
Publikum, gewiffermaßen für die atl
{tokratijchen Demokraten — leſen wif
aber in einer Mitteilung über Fahrpreif
ermäßigung auf der Reichsbahn aus An
laß des Weihnachtsfeſtes:

„Wir hoffen, daß nun auch das Wel
ter den Taufjenden, die für diejes Weih
nachksgeſchenk verbilligler Fahrien
den Winter dankbar ſind, auch den nol
wendigen Schnee beſchert, ohne
der Weihnachksreiſeverkehr den erfet-
derlichen Umfang nicht annehmen wird. |

Da foll fich einer auskennen. F
das Volk ſind Froſt und Schnee nicht
brauchen, aber man hofft trotzdem al
anſtändigen Schnee, damit einige Ial
fend nicht um ihr Vergnügen kommel'
Ein kleiner Spiegel der gefellfchaftliche!
Doppelmoral.

Dies nette kleine Beiſpiel ii
Gejchäftstüchtigkeit der Zeitungsfabt!
Ullſtein ſteht nicht etwa in einem nafi?
nalfozialiftijchen * fondern

vom gieichen

dem gut republikaniſch orientierten 7
feilungsblatt des Zentraͤlverbandes d“}
Angeſtellten.

— — — 24

die Verwaltungsdirektion, daß sie in weisell
Voraussicht der schlechten Zeiten
rastlos fürsorgerisch fur die breite Ma$|
tätig — durch ihren Verwaltungsb%
einen beachtenswerten Hort wahrer so?
aler Betätigung erworben hätte. /
Wie gesagt, es warteten hier ?'”r
Menge Menschen, die mehr oder wenlgä‚
willens waren, durch Zahlung eines 5
Pfennigbetrags etwas zur Erhaltung W,
Ausschmückung des Heimes der O1f
krankenkasse beizutragen, und da Klefi;‚
vieh auch Mist macht, gedenkt man 4
Hilfe dieses 50-Pfennigbeitrages einers% /}
die Leistungen der Kasse weiter he!%g|
zusetzen bis ein jeder ausgesteuert W
Selbstversorger ist, andererseits dem 4
rektor bei seinem in nicht allzu w&
Ferne liegenden Ausscheiden in der v

halle ein Marmordenkmal zu errich‘el?e

Dieses soll die Worte erhalten: 2
dankbaren Versicherten ihrem unbe?
baren Krankenkassenvorstand.““ P
Fur heute genug! Meine weiteren 4y
lebnisse bei meinem Ausflug in die Sozc'lep'
versicherung bebommen Sie kommen
Mittwoch berichtet. *

— —

primul-
 
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