Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923
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Von edler Arbeits-Gesinnung
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VON EDLER ARBEITS-GESINNUNG.
ie Frage der guten Form ift in erfter Linie eine Frage der Arbeits-Ge-
\—J finnung. . . Die Urfache des kunftgewerblichen Niederganges im 19. Jahr-
hundert war der Niedergang der Arbeits-Gefinnung. Die Mafchine und ihre
Methoden brachen allzu gewaltfam auf uns ein. Jahrzehnte haben wir gebraucht,
um das Bedrohliche diefes Angriffs und der daraus fich ergebenen Mafien-Pro-
duktion klar zu fehen und Mittel zu finden, die »feelifchen« Werte in dem, was
Menfchenhand fchafft, gegen die übermächtige Konkurrenz des »mechanifch« Er-
zeugten zu verteidigen. Heute können wir fagen: eine neue Arbeits-Gefinnung
beginnt fich im Kunfthandwerk durchzulesen, und immer klarer zeichnet (ie fich in
der Formenwelt der Gebrauchs-Dinge ab. . . Sie ift in der Entwicklung, fie dringt
vor, — nicht etwa als eine Feindin der Mafchine, fondern als ihre Helferin, gleich-
fam als ärztlicher Beiftand, die Auswucherungen der mehr auf das Quantitative
als auf das Qualitative eingeftellten Mafchinen-Produktion zu befeitigen, — fo-
weit fie die Dinge des täglichen Gebrauchs und die Dinge, die uns in Haus und
Heim umgeben, betrifft, — und dem Ziel entgegen zu ftreben: alle Arbeit —
auch die der Mafchine — wirklich in den Dienft des Menfchen zu ftellen.
Was in der jüngften Bewegung unferes »Deutfchen und Öfterreichifchen
Kunfthandwerks« zum Licht drängt, ift keineswegs bloß ein neuer Formenkreis.
Es ift vornehmlich wieder befeelte Arbeit. Es ift eine Arbeits-Gefinnung, in
der fich Treue und Pflichtgefühl, äußerfte Befonnenheit und echte feelifche An-
teilnahme in feiner Harmonie vereinigen. Auf diefen Zufammenklang zielt die
Entwicklung unferes gefamten neuen Kunfthandwerkes hin! . . Freude ander Arbeit
und perfönlichftes Verhältnis zu ihr, wirkliches »Menfchentum« im Schaffen, Ab-
weifung jeder pathetifchen Phrafe, fchlichtefte und edelfte Befinnung auf das Wohl-
verhältnis zwifchen Schein und Sein: darin liegt Würde und Größe der Arbeit,
darin liegt die Gewähr für haltbare und lebensvolle Form. . .
Man darf in diefem Zufammenhang an das ftarke, geiftige Erneuerungs-Streben
unferer Zeit überhaupt denken. Es führt eben alle gewifTenhafte Menfchen dazu,
fich auf das Kernhafte ihres Wefens zu befinnen, lieber zu karg im Ausdruck
zu fein, als das Gegenteil, und vor allem das Gefinnungsmäßige in allem Handeln
und Schaffen fauber und bei Kraft zu erhalten.
Dies ift auch der Weg unferer kunfthandwerklichen Arbeit auf allen Gebieten
der Wohnungskunft. Auf ihm wird fie immer fähiger, das eigentlich Werthafte
des deutfchen Wefens in deutfcher Arbeit auszudrücken.. . Wir erleben hier wieder
die Wahrheit: daß alle Dinge, Staaten, Organifationen, Bewegungen nur erhalten
ie Frage der guten Form ift in erfter Linie eine Frage der Arbeits-Ge-
\—J finnung. . . Die Urfache des kunftgewerblichen Niederganges im 19. Jahr-
hundert war der Niedergang der Arbeits-Gefinnung. Die Mafchine und ihre
Methoden brachen allzu gewaltfam auf uns ein. Jahrzehnte haben wir gebraucht,
um das Bedrohliche diefes Angriffs und der daraus fich ergebenen Mafien-Pro-
duktion klar zu fehen und Mittel zu finden, die »feelifchen« Werte in dem, was
Menfchenhand fchafft, gegen die übermächtige Konkurrenz des »mechanifch« Er-
zeugten zu verteidigen. Heute können wir fagen: eine neue Arbeits-Gefinnung
beginnt fich im Kunfthandwerk durchzulesen, und immer klarer zeichnet (ie fich in
der Formenwelt der Gebrauchs-Dinge ab. . . Sie ift in der Entwicklung, fie dringt
vor, — nicht etwa als eine Feindin der Mafchine, fondern als ihre Helferin, gleich-
fam als ärztlicher Beiftand, die Auswucherungen der mehr auf das Quantitative
als auf das Qualitative eingeftellten Mafchinen-Produktion zu befeitigen, — fo-
weit fie die Dinge des täglichen Gebrauchs und die Dinge, die uns in Haus und
Heim umgeben, betrifft, — und dem Ziel entgegen zu ftreben: alle Arbeit —
auch die der Mafchine — wirklich in den Dienft des Menfchen zu ftellen.
Was in der jüngften Bewegung unferes »Deutfchen und Öfterreichifchen
Kunfthandwerks« zum Licht drängt, ift keineswegs bloß ein neuer Formenkreis.
Es ift vornehmlich wieder befeelte Arbeit. Es ift eine Arbeits-Gefinnung, in
der fich Treue und Pflichtgefühl, äußerfte Befonnenheit und echte feelifche An-
teilnahme in feiner Harmonie vereinigen. Auf diefen Zufammenklang zielt die
Entwicklung unferes gefamten neuen Kunfthandwerkes hin! . . Freude ander Arbeit
und perfönlichftes Verhältnis zu ihr, wirkliches »Menfchentum« im Schaffen, Ab-
weifung jeder pathetifchen Phrafe, fchlichtefte und edelfte Befinnung auf das Wohl-
verhältnis zwifchen Schein und Sein: darin liegt Würde und Größe der Arbeit,
darin liegt die Gewähr für haltbare und lebensvolle Form. . .
Man darf in diefem Zufammenhang an das ftarke, geiftige Erneuerungs-Streben
unferer Zeit überhaupt denken. Es führt eben alle gewifTenhafte Menfchen dazu,
fich auf das Kernhafte ihres Wefens zu befinnen, lieber zu karg im Ausdruck
zu fein, als das Gegenteil, und vor allem das Gefinnungsmäßige in allem Handeln
und Schaffen fauber und bei Kraft zu erhalten.
Dies ift auch der Weg unferer kunfthandwerklichen Arbeit auf allen Gebieten
der Wohnungskunft. Auf ihm wird fie immer fähiger, das eigentlich Werthafte
des deutfchen Wefens in deutfcher Arbeit auszudrücken.. . Wir erleben hier wieder
die Wahrheit: daß alle Dinge, Staaten, Organifationen, Bewegungen nur erhalten