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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Boveri, Marie: Die muntere Hausfrau
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Morgenstern, Christian: "Ordnung und Symmetrie"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0080

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INNEN-DEKOR ATION

PROFESSOR HEINRICH STRAUMER-BERLIN BLICK IN DIE KOCHE. LANDHAUS DE VR1ESS

DIE MUNTERE HAUSFRAU

Bei der »Depression« so vieler Hausfrauen, die durch
die Zeitverhältnisse gezwungen sind, alle Arbeit
im Hause heute allein zu tun, ist ein aufmunterndes
Wort notwendig. Möge sich jede glücklich preisen, deren
Gesundheit es ihr erlaubt! . Zu den nötigen seelischen
Kräften kann und muß sie sich »trainieren«. Es kommt nur
auf die persönliche Einstellung zu allen Lebensfragen an
und die Umstellung von dem »Müssen« in das »Wollen«.
Die körperliche Arbeit trägt bei zur Gesundung und
Verschönerung der Frau (für letzteres fehlt allerdings das
Beweismaterial) —, auf jedenfall werden aber bei der
Arbeit allerlei sehr nützliche Erfahrungen gesammelt. . .

Es sei zuzugeben, daß es Zeiten gibt, wo das Thermo-
meter der Begeisterung unter Null sinkt, — so zum Bei-
spiel beim Ausräumen der Öfen im Dämmergrau, — aber
es steigt sehr schnell wieder, wenn das mit neuem Mut
und alten Zeitungen angefachte Feuer endlich brennt
und Licht und rosige Wärme bringt ins traute Heim . .

*

Man genieße bewußt die modernen Errungenschaften
der Technik, als da sind Wasserleitung, Gasofen und
elektrisches Licht, und stelle sich ständig vor, wie man
erst jammerte, wenn man, wie unsere Vorfahren, täglich
Wasser tragen und verrußte Ollampen putzen müßte.
Das Kochen bereitet wohl jeder Hausfrau Vergnügen.
Darüber sind weitere Worte nicht vonnöten . . Und das
verpönte Spülen? Man nehme heißes Wasser, eine ge-
stielte Bürste statt eines fragwürdigen Lumpens, eine

Portion Vorurteilslosigkeit und etwas Soda. Zuviel da-
von läßt das Geschirr den Händen entgleiten, was um so
fataler ist, wenn man selbst schuld ist und das Objekt
für den gewohnten Schwall der Vorwürfe wegfällt. . . .

*

Der Erfolg der geleisteten Arbeit erfüllt die Haus-
frau mit innerer Harmonie und Zufriedenheit, die auf
ihre Mitmenschen übergeht, — denn wie der Bazillus der
schlechten Laune die Stimmung der ganzen Umgebung
vergiftet, so wirkt umgekehrt die Fröhlichkeit an-
steckend auf die Mitwelt . . Das Beispiel der Arbeits-
lust wirkt immer anregend und mitreißend! marie boveri.



»ORDNUNG UND SYMMETRIE«

Das erste, des Cäcilie beflissen, ist dies: Sie nimmt
vom Tisch und Stuhl die Bücher und legt sie Stück
auf Stück, wie Taschentücher, jeweils nach bestem Wissen
und Gewissen. Desgleichen ordnet sie die Schreibereien,
die Hefte, Mappen, Blei's und Gänsekiele, — vor Augen
nur das eine Ziel der Ziele: dem Genius Ordnung das
Gemach zu weihen. Denn Sauberkeit ist nicht zwar ihre
Stärke, doch Ordnung, Ordnung ist ihr eingeboren. Ein
Scheuerweib ist nicht an ihr verloren, . . — dafür ist
Symmetrie in ihrem Werke. . Christian Morgenstern.



Jenes ist »gemacht«, dieses »getan«. Etwas anderes ist es
um das Machen, etwas anderes um das Tun. klabund.
 
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