Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (34.1923)

DAS SPIEGELBILD DER SEELE

das kunstwerk als objekt der meditation

Was blickt uns an aus jedem Gebild der Menschen-
hand? Das »Spiegelbild« der Seele des Schaffen-
den, die ausströmen will, was an Kräften in ihr vom »Ich
zum Du« drängt. Das Gleichgewicht der Seele offenbart
sich im Kunstwerk und auch ihr Ringen, ihr Sieg oder
ihr Versagen, Aufstieg und Abstieg der Menschenseele
auf ihrer Bahn. Mittler zwischen dem geistig-seelischen,
das in uns ist und der mütterlichen Materie, die um uns
ist, bietet das Kunstgebilde dem meditierenden Geist ein

Bild der lebendigen Wechselwirkung von Geist und Ma-
terie, Künder der ewigen Erneuerung ist es uns, die der
lebendige Geist wirkend vollzieht, und stiller Genosse
im Wohnraum auch, der uns das Gefühl des Daheimseins,
Geborgenseins und wohligen Daseins vermittelt. Dem
Aufstieg Unzähliger dient das leuchtende Werk, wenn
es das Ringen um die reine Form als Vorbild bietet;
abwärts aber ins Dunkel führt es auch andere, wenn es,
ohne Liebe geschaffen, dem Bösen dient. . . hugo lang.

HUGO OORGE-WIEN. WOHNRAUM-SCHRANKCHEN. AUSFÜHRUNG: R. LORENZ