Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0193
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Morris, William: Dreierlei Arten der Arbeit: mechanische, verständige, beseelte Arbeit
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INNEN-DEKORATION
DREIERLEI ARTEN DER ARBEIT
MECHANISCHE — VERSTÄNDIGE — BESEELTE ARBEIT
Von allem, was ich zu sagen habe, scheint mir dies
das Wichtigste zu sein: daß unsere Arbeit, — der
wir uns nicht entziehen könnten, selbst wenn wir wollten,
auf die wir nicht verzichten würden, selbst wenn wir
könnten, — eine menschenwürdige, werthafte, Freude
bereitende Arbeit sein soll, — nicht aber eine mecha-
nische, unwertige, Weh verursachende. Denn edle Ar-
beit ist die Ursache des Glückes in allen Lebenslagen!
*
Am Schluß einer Rede an seine Arbeiter sagte ein
Fabrik-Leiter: »Kein Mensch würde arbeiten, wenn er
nicht hoffte, dadurch, daß er arbeitet, »Muße« zu ge-
winnen« .. Dieser Satz, — der scheinbar als eine selbst-
verständliche Wahrheit angesehen wird, — gab mir zu
denken! . . Für mich selbst ist unumstößliche Wahrheit:
Keine Arbeit, an der man nicht, indem man sie tut, Ver-
gnügen zu empfinden vermag, ist im Grunde wert, ge-
tan zu werden! . Wäre es anders, — so wäre die Hölle
der Theologen nicht vonnöten, sie wäre hier schon vor-
handen . . Ich dachte über mich selbst nach und empfand
deutlich: wenn man mir untersagte, meine tägliche Arbeit
zu verrichten, so würde ich vor Verzweiflung und Lang-
weile sterben, sofern ich nicht sofort etwas anderes zu
meiner täglichen Beschäftigung wählen könnte. Und was
ich in meiner freien Zeit tue, bereitet mir ebenso Ver-
gnügen wie die Arbeit, mit der ich mein Brot erwerbe. .
Ich dachte an meine Freunde, die Künstler sind: ich fand,
daß das eine, woran sie Freude hatten, ihre Arbeit war. .
Ich betrachtete das Leben bedeutender Männer und konnte
keine Anzeichen dafür entdecken, daß sie bloß arbeiteten,
um »Muße« zu gewinnen; sie arbeiteten um der Arbeit
und um der Tat willen. Alle Menschen tun mehr oder
weniger gerne das, was sie gut zu tun vermögen; auch
mechanische Arbeit macht manchem Menschen Ver-
gnügen, — sofern sie nämlich nicht zu mechanisch ist. .
*
Werden die Menschen zu reinen Maschinen, so macht
solche rein mechanische Arbeit den Handarbeiter zu
etwas Geringerem als einem Menschen; — dann wird
wohl die Wahrheit gelten, daß jener nur arbeitet, »um
freie Zeit dadurch zu gewinnen« . . Hat hingegen der
Handarbeiter eine Arbeit, die seine Arbeits-Stunden an-
genehm vergehen läßt, und aus der Erzeugnisse hervor-
gehen , die einen Gewinn für die Welt bedeuten, so ist
dies eine mit »Verständnis« ausgeführte Arbeit zu
nennen . . Die dritte Art Arbeit hat nur wenig — wenn
überhaupt — Mechanisches an sich, sie ist individuell,
d. h. was ein solcher Mann schafft, kann nicht durch einen
INNEN-DEKORATION
DREIERLEI ARTEN DER ARBEIT
MECHANISCHE — VERSTÄNDIGE — BESEELTE ARBEIT
Von allem, was ich zu sagen habe, scheint mir dies
das Wichtigste zu sein: daß unsere Arbeit, — der
wir uns nicht entziehen könnten, selbst wenn wir wollten,
auf die wir nicht verzichten würden, selbst wenn wir
könnten, — eine menschenwürdige, werthafte, Freude
bereitende Arbeit sein soll, — nicht aber eine mecha-
nische, unwertige, Weh verursachende. Denn edle Ar-
beit ist die Ursache des Glückes in allen Lebenslagen!
*
Am Schluß einer Rede an seine Arbeiter sagte ein
Fabrik-Leiter: »Kein Mensch würde arbeiten, wenn er
nicht hoffte, dadurch, daß er arbeitet, »Muße« zu ge-
winnen« .. Dieser Satz, — der scheinbar als eine selbst-
verständliche Wahrheit angesehen wird, — gab mir zu
denken! . . Für mich selbst ist unumstößliche Wahrheit:
Keine Arbeit, an der man nicht, indem man sie tut, Ver-
gnügen zu empfinden vermag, ist im Grunde wert, ge-
tan zu werden! . Wäre es anders, — so wäre die Hölle
der Theologen nicht vonnöten, sie wäre hier schon vor-
handen . . Ich dachte über mich selbst nach und empfand
deutlich: wenn man mir untersagte, meine tägliche Arbeit
zu verrichten, so würde ich vor Verzweiflung und Lang-
weile sterben, sofern ich nicht sofort etwas anderes zu
meiner täglichen Beschäftigung wählen könnte. Und was
ich in meiner freien Zeit tue, bereitet mir ebenso Ver-
gnügen wie die Arbeit, mit der ich mein Brot erwerbe. .
Ich dachte an meine Freunde, die Künstler sind: ich fand,
daß das eine, woran sie Freude hatten, ihre Arbeit war. .
Ich betrachtete das Leben bedeutender Männer und konnte
keine Anzeichen dafür entdecken, daß sie bloß arbeiteten,
um »Muße« zu gewinnen; sie arbeiteten um der Arbeit
und um der Tat willen. Alle Menschen tun mehr oder
weniger gerne das, was sie gut zu tun vermögen; auch
mechanische Arbeit macht manchem Menschen Ver-
gnügen, — sofern sie nämlich nicht zu mechanisch ist. .
*
Werden die Menschen zu reinen Maschinen, so macht
solche rein mechanische Arbeit den Handarbeiter zu
etwas Geringerem als einem Menschen; — dann wird
wohl die Wahrheit gelten, daß jener nur arbeitet, »um
freie Zeit dadurch zu gewinnen« . . Hat hingegen der
Handarbeiter eine Arbeit, die seine Arbeits-Stunden an-
genehm vergehen läßt, und aus der Erzeugnisse hervor-
gehen , die einen Gewinn für die Welt bedeuten, so ist
dies eine mit »Verständnis« ausgeführte Arbeit zu
nennen . . Die dritte Art Arbeit hat nur wenig — wenn
überhaupt — Mechanisches an sich, sie ist individuell,
d. h. was ein solcher Mann schafft, kann nicht durch einen