Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0355
DOI article:
Lang, Hugo: Klassisch und romantisch: der zentrale und der peripherische Mensch
DOI article:Ritter, Heinrich: Verstand und Schöpfertum
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INNEN-DEKORATION
DieseDarlegung, — die
in sichtlicher Sympathie
dem Typus des Klassi-
schen zuneigt, — ver-
anschaulicht deutlich
das Wesen des dem Un-
endlichen zugewandten
Romantikers wie des
Klassikers, der sein
Eigen - Zentrum um-
kreist. Nicht aber wird
hier geschieden derEgo-
zentriker und Prome-
thide von dem Typ, der
in Verbundenheit mit
dem All-Zentrum die
wahre Harmonie er-
reicht, von der jener im
Einzel-Ich isolierte und
verhärtete Egozentriker
weiter entfernt ist, als
der Romantiker, der die
starren Schalen des Ich
gesprengt hat und auf
seiner Bahn ruhelos
suchend die letzte Ein-
heit wohl finden mag.
Beide Typen des gei-
stigen Wesens und Wir-
kens, die hier geschie-
den betrachtet werden,
prägen sich in Zeiten
und Völkern, im Ein-
zelmenschen oft in ver-
schiedenen Lebensperi-
oden wechselnd aus.
Ihre Polarität bedingt
die Notwendigkeit ih-
rer ständigen sinnvollen
Wechselwirkung zur
Herstellung des orga-
nischen Ausgleichs.
Verfestigung wechselt
mit Lösung, Formstre-
ben mit Entwerdung, —
als Ausdruck der ewig
lebendigenKraft, die
von der »Mitte« ein-
und ausströmt und sie
exzentrisch und kon-
zentrisch umkreist in
stetem Werden und
stetem Sein . . h.lang.
¥
VERSTAND U. SCHÖPFERTUM. Der Künstler
muß wie jeder andere Mensch an seine Arbeit genau
so viel Überlegung und Verstandes-Tätigkeit knüpfen,
als ihm möglich oder ersprießlich scheint. Durch zu vieles
Denken ist noch kein Künstler zugrunde gegangen.
Überall, wo der Intellekt in der Kunst als störende
Sonderqualität hervortritt, liegt ein Versagen der schaf-
fenden Kraft, nicht ein zuviel an Bewußtheit zugrunde.
Wirkliches, echtes Schöpfertum kann durch kein Denken
zerfasert, sondern nur gestärkt und verdichtet werden.
F. A. BREUHAUS. AUSF: G. KRÜGER—BERLIN. HALLEN-LAMPE
Der Glaube, daß in sol-
chen Fällen der Intellekt
zum Mörder des Schöp-
ferischen werde, beruht
auf einer Täuschung.
Nämlich überall im gei-
stigen Leben nimmt die
Erschlaffung oder das
Versagen der schöp-
ferischen Kraft die
Maske einer überwu-
chernden Bewußtheit
an. Was als störender
Intellekt erscheint, ist
in Wahrheit gestörte
Kraft. Lebens-Schwä-
che maskiert sich als
Verstandes-Stärke. In
Wahrheit ist das Ver-
hältnis so, daß jedes
starke Schöpfertum mit
jedem starken Intellekt
mühelos fertig wird.
Geschieht dies nicht, so
ist allemal die Schwä-
che des Schöpfertums
schuld, nicht die Über-
legenheit des Verstan-
des. Wie Wasser über-
all da eindringt, wo
keine haltende Wand
ist, so dringt Reflexion,
Bewußtheit ganz von
selbst da ein, wo kein
Leben ist. Besserung
bringt da nicht die Ein-
schränkung der Refle-
xion, sondern nur die
Erstarkung des Le-
bens. . . Im Geist eines
Menschen und in seiner
geistigen Arbeit wird
allemal nur der Teil
vom Bewußtsein ausge-
füllt, den das Unbe-
wußte, — also eben das
zutiefst Lebendige und
Schöpferische, — nicht
auszufüllen vermag. Je-
de andereBetrachtungs-
weise dieses Verhält-
nisses ist schief. Denn
dieses Verhältnis ist
kein mechanisches Ver-
hältnis zwischen zwei gleichgeordneten Faktoren, von
denen der eine um so mehr Übergewicht bekommt, je
mehr die andere verringert wird; sondern es ist ein
Lebens-Verhältnis, das bestimmt wird durch das
vorhandene Maß an Kraft des inneren Kerns. Es gerät
in Unordnung, wo diese innere Kraft versagt. Es ist
überall da in Ordnung, wo sie vorhanden ist und
funktioniert. Wo Können ist, da hält sich der Verstand
von selbst in dienender Schranke. Nur wo das Können
fehlt, gewinnt der Intellekt die Vorherrschaft, h. ritter.
INNEN-DEKORATION
DieseDarlegung, — die
in sichtlicher Sympathie
dem Typus des Klassi-
schen zuneigt, — ver-
anschaulicht deutlich
das Wesen des dem Un-
endlichen zugewandten
Romantikers wie des
Klassikers, der sein
Eigen - Zentrum um-
kreist. Nicht aber wird
hier geschieden derEgo-
zentriker und Prome-
thide von dem Typ, der
in Verbundenheit mit
dem All-Zentrum die
wahre Harmonie er-
reicht, von der jener im
Einzel-Ich isolierte und
verhärtete Egozentriker
weiter entfernt ist, als
der Romantiker, der die
starren Schalen des Ich
gesprengt hat und auf
seiner Bahn ruhelos
suchend die letzte Ein-
heit wohl finden mag.
Beide Typen des gei-
stigen Wesens und Wir-
kens, die hier geschie-
den betrachtet werden,
prägen sich in Zeiten
und Völkern, im Ein-
zelmenschen oft in ver-
schiedenen Lebensperi-
oden wechselnd aus.
Ihre Polarität bedingt
die Notwendigkeit ih-
rer ständigen sinnvollen
Wechselwirkung zur
Herstellung des orga-
nischen Ausgleichs.
Verfestigung wechselt
mit Lösung, Formstre-
ben mit Entwerdung, —
als Ausdruck der ewig
lebendigenKraft, die
von der »Mitte« ein-
und ausströmt und sie
exzentrisch und kon-
zentrisch umkreist in
stetem Werden und
stetem Sein . . h.lang.
¥
VERSTAND U. SCHÖPFERTUM. Der Künstler
muß wie jeder andere Mensch an seine Arbeit genau
so viel Überlegung und Verstandes-Tätigkeit knüpfen,
als ihm möglich oder ersprießlich scheint. Durch zu vieles
Denken ist noch kein Künstler zugrunde gegangen.
Überall, wo der Intellekt in der Kunst als störende
Sonderqualität hervortritt, liegt ein Versagen der schaf-
fenden Kraft, nicht ein zuviel an Bewußtheit zugrunde.
Wirkliches, echtes Schöpfertum kann durch kein Denken
zerfasert, sondern nur gestärkt und verdichtet werden.
F. A. BREUHAUS. AUSF: G. KRÜGER—BERLIN. HALLEN-LAMPE
Der Glaube, daß in sol-
chen Fällen der Intellekt
zum Mörder des Schöp-
ferischen werde, beruht
auf einer Täuschung.
Nämlich überall im gei-
stigen Leben nimmt die
Erschlaffung oder das
Versagen der schöp-
ferischen Kraft die
Maske einer überwu-
chernden Bewußtheit
an. Was als störender
Intellekt erscheint, ist
in Wahrheit gestörte
Kraft. Lebens-Schwä-
che maskiert sich als
Verstandes-Stärke. In
Wahrheit ist das Ver-
hältnis so, daß jedes
starke Schöpfertum mit
jedem starken Intellekt
mühelos fertig wird.
Geschieht dies nicht, so
ist allemal die Schwä-
che des Schöpfertums
schuld, nicht die Über-
legenheit des Verstan-
des. Wie Wasser über-
all da eindringt, wo
keine haltende Wand
ist, so dringt Reflexion,
Bewußtheit ganz von
selbst da ein, wo kein
Leben ist. Besserung
bringt da nicht die Ein-
schränkung der Refle-
xion, sondern nur die
Erstarkung des Le-
bens. . . Im Geist eines
Menschen und in seiner
geistigen Arbeit wird
allemal nur der Teil
vom Bewußtsein ausge-
füllt, den das Unbe-
wußte, — also eben das
zutiefst Lebendige und
Schöpferische, — nicht
auszufüllen vermag. Je-
de andereBetrachtungs-
weise dieses Verhält-
nisses ist schief. Denn
dieses Verhältnis ist
kein mechanisches Ver-
hältnis zwischen zwei gleichgeordneten Faktoren, von
denen der eine um so mehr Übergewicht bekommt, je
mehr die andere verringert wird; sondern es ist ein
Lebens-Verhältnis, das bestimmt wird durch das
vorhandene Maß an Kraft des inneren Kerns. Es gerät
in Unordnung, wo diese innere Kraft versagt. Es ist
überall da in Ordnung, wo sie vorhanden ist und
funktioniert. Wo Können ist, da hält sich der Verstand
von selbst in dienender Schranke. Nur wo das Können
fehlt, gewinnt der Intellekt die Vorherrschaft, h. ritter.