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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Karow, Otto: Volkskunst und Kunsthandwerk: Zusammenarbeit von Künstler und Handwerker
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0363

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342

INNEN-DEKORATION

PROFESSOR DR. JOSEF FRANK. SPIEGELTISCH KLEINE KOMMODE MIT WANDSPIEGEL

VOLKSKUNST UND

ZUSAMMENARBEIT VON Kl

Für eine »Volkskunst« sind immer »typische«
Formen bezeichnend. Lehrlinge und Gehilfen lernten
sie von ihren Meistern, und wurden sie selbst Meister, so
variierten sie wohl gelegentlich die Formen, selten aber
entstanden wirklich neue Typen oder Konstruktionen.
Und wo Neues ersonnen wurde, da wurde es durch die
Zunft schnell wieder Gemeingut. Nach- und Mit-Empfin-
den ist also der Wesenszug solcher Volks-Kunst. Nichts
ist falscher, als die alten Handwerks-Meister als begnadete
Künstler hinzustellen. Hätten sie ganz Neues Schaffen
sollen oder wollen, so hätten sie dieser Aufgabe genau
so hilflos gegenübergestanden wie unsere heutigen
Meister. Man kann dies häufig an alten Stücken, für die
»Neues« ersonnen werden mußte, gut beobachten. Da
ist so manchesmal daneben getappt worden, und gewöhn-
lich brauchte es eine geraume Zeit, vielfacher Wieder-
holungen und Verbesserungen, bis sich endlich aus dieser
neuen Aufgabe ein neuer geklärter Typ herauskristalli-
sieren konnte . . Die völkische Kunst-Übung ist durch-
aus ein Produkt des Allgemein-Empfindens, — so wie
das Volkslied. Damit soll das persönliche Erleben und
Streben keineswegs geleugnet werden, — aber »be-

KUNSTHANDWERK

OSTLER UND HANDWERKER

grenzt« war es, und begrenzt kann es nur innerhalb einer
Kultur-Gemeinschaft, einer Volkskunst gedacht werden.
Das Besondere, Fremde oder Individuell-Gerichtete war
innerhalb dieser Volkskunst nie stark genug, die breite
Volkskultur ernstlich zu gefährden, es wurde immer
wieder von jener zurückgeführt auf die ortsüblichen Pfade.
Hatte die Volkskunst einerseits etwas Begrenztes, so ist
allerdings anderseits das Schaffens-Gebiet des alten
Meisters ein viel umfangreicheres gewesen als das des
heutigen. Und hatte schon die Beschränkung auf typische
Formen eine gewisse »Sicherheit« zur Folge, so mußte
diese durch die einheitliche Zusammenfassung aller Arbei-
ten einer Aufgabe in einer Hand vollends erhöht werden.

*

Die gewaltige Entwicklung rein persönlicher Kunst-
Anschauung und Kunsttätigkeit in der neuesten Zeit hat
den Blick abgelenkt von der Bedeutung des »Gemein-
samen«. An seine Stelle traten die wechselnden An-
schauungen und Launen Einzelner. Da der einfache
Handwerks-MeisterraschwechselndenMode-Strömungen
schwer folgen kann, wurde er bald von vielen Gebieten
verdrängt. Und alle Mittel seine Fähigkeit zu heben,
 
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