Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923
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Bahr, Hermann: Farben und Linien im Raum
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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT PAUL LÄSZLÖ-KÖLN
SOFAWAND IN EINEM DAMENZIMMER
liehen und emotiven Bedeutung noch eine zweite haben,
einen realistischen Nebensinn nämlich, indem sie daneben
auch etwas »Wirkliches« darstellen. Künstler helfen
sich bisweilen damit aus, indem sie, wenn sie ihren Linien
und Farben an sich nicht zutrauen, uns froh oder traurig
zu machen, etwas »Frohes« oder »Trauriges« darstellen,
um so aus unserer nachhelfenden Erinnerung zu ergänzen,
was ihre Kraft versagt. . Immer aber wird die reale »Be-
deutung«, um die zuerst der Verstand fragt, sogleich
vom sinnlichen Reiz des Beschauers verdrängt. Im
ersten Augenblick sagt der Verstand, der alles auf
seine Welt beziehen muß: dies sind Dreiecke, und
Kreise oder Blumen und Bäume; aber sogleich fängt die
Farbe, die Linie dann unmittelbar auf das Gefühl zu
wirken an: wir fragen nichts mehr, wir wollen nichts
mehr »wissen«, — wir spüren nur noch eine Macht, von
der die Stimmung, die wir mitgebracht haben, aufgehoben,
und für die uns eine andere Stimmung eingegeben wird.
*
Es geschieht also, daß sich, was wir im Wohnraum
an frohen oder düsteren Farben und Linien sehen, unter
unseren Augen zu »verwandeln« beginnt: aus einem »logi-
schen« Reiz, der unseren Verstand trifft, in einen »sinn-
lichen« Reiz, der unser Gefühl bewegt. . Hermann bahr.
PAUL LÄSZLÖ-KÖLN. SOFAWAND IN EINEM EMPFANGSRAUM
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT PAUL LÄSZLÖ-KÖLN
SOFAWAND IN EINEM DAMENZIMMER
liehen und emotiven Bedeutung noch eine zweite haben,
einen realistischen Nebensinn nämlich, indem sie daneben
auch etwas »Wirkliches« darstellen. Künstler helfen
sich bisweilen damit aus, indem sie, wenn sie ihren Linien
und Farben an sich nicht zutrauen, uns froh oder traurig
zu machen, etwas »Frohes« oder »Trauriges« darstellen,
um so aus unserer nachhelfenden Erinnerung zu ergänzen,
was ihre Kraft versagt. . Immer aber wird die reale »Be-
deutung«, um die zuerst der Verstand fragt, sogleich
vom sinnlichen Reiz des Beschauers verdrängt. Im
ersten Augenblick sagt der Verstand, der alles auf
seine Welt beziehen muß: dies sind Dreiecke, und
Kreise oder Blumen und Bäume; aber sogleich fängt die
Farbe, die Linie dann unmittelbar auf das Gefühl zu
wirken an: wir fragen nichts mehr, wir wollen nichts
mehr »wissen«, — wir spüren nur noch eine Macht, von
der die Stimmung, die wir mitgebracht haben, aufgehoben,
und für die uns eine andere Stimmung eingegeben wird.
*
Es geschieht also, daß sich, was wir im Wohnraum
an frohen oder düsteren Farben und Linien sehen, unter
unseren Augen zu »verwandeln« beginnt: aus einem »logi-
schen« Reiz, der unseren Verstand trifft, in einen »sinn-
lichen« Reiz, der unser Gefühl bewegt. . Hermann bahr.
PAUL LÄSZLÖ-KÖLN. SOFAWAND IN EINEM EMPFANGSRAUM