Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0156
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Schnackenberg, R.: Das Haus und der Garten: ein wohnliches Haus, ein wohnlicher Garten!
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XXXIV. JAHRGANG.
DARMSTADT.
MAI 1923.
DAS HAUS UND DER GARTEN
ein wohnliches haus — ein wohnlicher garten 1
Jeder echte Gestalter verfolgt ein doppeltes Ziel:
neben der rein technisch erreichbaren Zweck-
Erfüllung erstrebt er immer eine künstlerische
Lösung. Sie besteht, wenn man sich ganz schlicht
ausdrücken darf, darin, dem Zweckgebilde eine
»wohltätige Wirkung« auf den Beschauer zu
sichern . . So erfordert, wie das Haus und der
Wohnraum, auch der Garten, ja selbst der Park,
eine zweckentsprechende und gute Raumgestal-
tung; auch er soll nicht nur seine spezielle Funk-
tion erfüllen, sondern einen »wohnlichen« Ein-
druck erwecken, durch die Suggestion des Um-
schließenden, Abgeschlossenen eine »beruhigen-
de« Wirkung ausüben.. Das wird heute noch nicht
genügend beachtet; — daher die vielen Gärten,
die in keiner Hinsicht »in Beziehung zum Hause«
stehen und schwer in eine solche zu bringen sind,
weil Haus und Garten als zwei selbständige Teile
beim Schaffen betrachtet wurden. Wie selten ge-
schieht noch, — selbst in unserer Zeit des Ver-
ständnisses für »Einheit« in der Raumkunst, ein
enges Zusammen-Arbeiten zwischen Wohn-
haus- und Garten-Gestalter, — zum Schaden
des Bauherrn und der Schaffenden selbst . . Haus
und Garten dürfen sich nicht fremd gegenüber-
stehen! Großzügig geschaffene Raum-Wirkung
durch Verwertung vorhandenen alten oder aufzu-
bauenden Baum-Bestandes, harmonische Gliede-
rung des Geländes unter günstiger Ausnutzung der
verschiedenen Höhenlagen werden eine beruhi-
gende Wirkung sichern und selbst den großen Park
»wohnlich« machen. Aus den gegebenen Grund-
lagen heraus den Garten erstehen lassen, nichts
»Ungewöhnliches«, sondern das Natürliche wol-
len, — das sind die Grund-Prinzipien,. Großzügig-
keit und künstlerische Raum-Aufteilung allein ge-
nügen jedoch nicht: Gesträuch, Blume und Pflanze
müssen von ihrem Garten-Reich »Besitz ergreifen«,
damit jene natürliche Einheit und ruhevolle Stim-
mung entstehen kann, die allein die echte Garten-
kunst hervorzuzaubern vermag. . Oft wird ein
hochragender, alter Baum das »Leitmotiv«, an das
sich in malerischer Gruppierung die vielfältigen
Sträucher und Blumen-Geschöpfe harmonisch an-
gliedern. In der weisen Ausnutzung des Gegebenen
lassen sich die schönsten Garten-Einheiten erzie-
len.. Ein organisches Ganzes aus Bestehen-
dem und aus Neuem, aus »Haus« und »Garten«,
aus Menschenwerk und Natur-Leben zu schaffen,
das erstrebt der feinfühlige Garten-Architekt, r. s.
1928. v. 1.
DARMSTADT.
MAI 1923.
DAS HAUS UND DER GARTEN
ein wohnliches haus — ein wohnlicher garten 1
Jeder echte Gestalter verfolgt ein doppeltes Ziel:
neben der rein technisch erreichbaren Zweck-
Erfüllung erstrebt er immer eine künstlerische
Lösung. Sie besteht, wenn man sich ganz schlicht
ausdrücken darf, darin, dem Zweckgebilde eine
»wohltätige Wirkung« auf den Beschauer zu
sichern . . So erfordert, wie das Haus und der
Wohnraum, auch der Garten, ja selbst der Park,
eine zweckentsprechende und gute Raumgestal-
tung; auch er soll nicht nur seine spezielle Funk-
tion erfüllen, sondern einen »wohnlichen« Ein-
druck erwecken, durch die Suggestion des Um-
schließenden, Abgeschlossenen eine »beruhigen-
de« Wirkung ausüben.. Das wird heute noch nicht
genügend beachtet; — daher die vielen Gärten,
die in keiner Hinsicht »in Beziehung zum Hause«
stehen und schwer in eine solche zu bringen sind,
weil Haus und Garten als zwei selbständige Teile
beim Schaffen betrachtet wurden. Wie selten ge-
schieht noch, — selbst in unserer Zeit des Ver-
ständnisses für »Einheit« in der Raumkunst, ein
enges Zusammen-Arbeiten zwischen Wohn-
haus- und Garten-Gestalter, — zum Schaden
des Bauherrn und der Schaffenden selbst . . Haus
und Garten dürfen sich nicht fremd gegenüber-
stehen! Großzügig geschaffene Raum-Wirkung
durch Verwertung vorhandenen alten oder aufzu-
bauenden Baum-Bestandes, harmonische Gliede-
rung des Geländes unter günstiger Ausnutzung der
verschiedenen Höhenlagen werden eine beruhi-
gende Wirkung sichern und selbst den großen Park
»wohnlich« machen. Aus den gegebenen Grund-
lagen heraus den Garten erstehen lassen, nichts
»Ungewöhnliches«, sondern das Natürliche wol-
len, — das sind die Grund-Prinzipien,. Großzügig-
keit und künstlerische Raum-Aufteilung allein ge-
nügen jedoch nicht: Gesträuch, Blume und Pflanze
müssen von ihrem Garten-Reich »Besitz ergreifen«,
damit jene natürliche Einheit und ruhevolle Stim-
mung entstehen kann, die allein die echte Garten-
kunst hervorzuzaubern vermag. . Oft wird ein
hochragender, alter Baum das »Leitmotiv«, an das
sich in malerischer Gruppierung die vielfältigen
Sträucher und Blumen-Geschöpfe harmonisch an-
gliedern. In der weisen Ausnutzung des Gegebenen
lassen sich die schönsten Garten-Einheiten erzie-
len.. Ein organisches Ganzes aus Bestehen-
dem und aus Neuem, aus »Haus« und »Garten«,
aus Menschenwerk und Natur-Leben zu schaffen,
das erstrebt der feinfühlige Garten-Architekt, r. s.
1928. v. 1.