Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

DOI Artikel:
Morris, Williams: Schlichtheit und Verfeinerung
DOI Artikel:
Soeder, Hans: Büro-Möbel
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0235

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
214

INNEN-DEKORATION

SCHLICHTHEIT UND VERFEINERUNG

Was die bewegliche Einrichtung der Räume an-
betrifft, so wäre vor allem das eine zu sagen: N i c h t
zu viele Möbel im Wohnraum!. Es ist fast allgemein üb-
lich, einige Zimmer so voll zu stopfen, daß man sich
kaum darin rühren kann, andere aber ganz leer zu lassen,
während man doch allen Räumen ansehen müßte, daß sie
»bewohnt« sind und den Eintretenden bewillkommnen.
Ein Empfangszimmer sollte so aussehen, als ob man
weniger Beschwerliches darin vornehmen könnte, als sich
langweilen, aber das sollte mehr oder weniger jedes
Zimmer im Hause .. Auch sollten alle Räume, — obwohl
sie ordentlich und sogar sehr ordentlich aussehen sollten,
nicht z u ordentlich aussehen! . Ein Wohnzimmer sollte
auch nie einen so großartigen Eindruck machen, daß ein
einfacher Mann sich darin beklommen fühlte, oder so
luxuriös ausgestattet sein, daß ein denkender Mensch
darin sich zu schämen bräuchte. Das wird nicht der Fall
sein, wenn in dem Raum echte Kunst heimisch ist: denn
ihre Feinde sind immer Anmaßung und Verschwendung.
Eine schlichte Umgebung ist kein Übel, sondern die
Grundlage zur Verfeinerung .. Wer nicht imstande
ist, echte Kunst lieben zu lernen, der sollte wenigstens
lernen, unechte Kunst im Heim von sich zu weisen.

Die Schlichtheit des Lebens wird dann das Verlangen
nach Schönheit wecken, nach Werken einer schöpfe-
rischen Arbeit, die alle Arbeiter zu Handwerkern, zu
Künstlern, zu Menschen umwandeln wird . . w. Morris.

BÜRO-MÖBEL. Diese Zeit gehört dem »männlichen«
Geist, der sich nicht fürchtet, alle Bedingtheiten zu
bejahen, der keine Kompromisse schließt. Die schöpfe-
rische Kraft vollbringt das Wunder, in unerhörter Be-
grenztheit selbst dort Schönheit zu finden, wo peinliche
Armut entblößt wird . . Die männliche Prägung, welche
Herbert Gerike seinen Arbeiten gibt, entspricht der
strengen und handwerklichen Schulung seines Wesens.
Seine Geräte für Arbeits-Räume sind praktisch, halt-
bar und wirtschaftlich zugleich; jedes Stück dient völlig
seinem Zweck, ist fest gebaut und auf größte Ordnung
und Reinlichkeit eingestellt, zugleich aber hat es anmutende
Haltung und gute Form . . Es ist zu begrüßen, daß in
den »Deutschen Werken«-Berlin derartig disziplinierte
Leistungen entwickelt werden . . Wichtiger noch scheint
es, daß das Preußische Kultusministerium Entwurf und
Ausführung dieser Möbel veranlaßt hat, um damit seine
neuen Arbeits-Räume auszugestalten .. dr. hans soeder.
 
Annotationen