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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Upanishad: Alt-indische Weisheit: der Ausweg aus dem Übel
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0385

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INNEN-DEKORATION

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ALT-INDISCHE WEISHEIT

der ausweg aus dem übel

Der König Brhadratha nahte sich dem ehrwürdigen
Sakayanya, berührte mit seinem Haupt dessen Füße
in Verehrung und sprach: »Ehrwürdiger, in diesem elen-
den und wertlosen Leibe, diesem Gemisch von Knochen,
Haut, Sehnen, Mark, Fleisch, Galle, Schleim, Blut,
Tränen, wer kann darin Freude genießen? In diesem
Leibe, den Gier, Zorn, Habsucht, Verwirrung, Furcht,
Kleinmut, Trennung von Liebem, Vereinigung mit Un-
liebem, Hunger, Durst, Alter, Kummer, Tod peinigen,
wer kann darin Freude genießen? . . Und alles ist ver-
gänglich: Fliegen, Gräser, Bäume entstehen und vergehen.

*

Aber was besagen die ? Da ist anderes: Kämpfer,
Eroberer, Fürsten müssen ihre Würde aufgeben und aus
dieser in jene Welt gehen. Doch was besagen die ? Da
ist anderes: wir sehen den Aufstieg und die gegenseitige
Vernichtung von bösen Geistern und von Dämonen. Doch
was besagen die? Große Meere und Länder vertrocknen,
Berge stürzen, der Polarstern wankt, die Erde ver-
sinkt, die Götter gleiten von ihrer Höhe. Wer vermag
in einem solchen Weltlauf Freude zu empfinden? Und
ist man davon gesättigt, so kehrt man doch immer-
wieder dahin zurück. Darum mußt Du mich retten.
Wie ein Frosch im leeren Brunnen bin ich in diesem Welt-
lauf. Ehrwürdiger, du bist mein Heil, du bist mein Heil!«
Da antwortete der ehrwürdige Sakayanya: »Maharaja

Brhadratha, Du wirst bald der Erkenntnis und des Zieles
teilhaftig sein. . . Wie inderSchmiedeunterdemHammer
ein Stück Eisen, so wird die Einzel-Seele überwältigt,
weil sie in die Elemente verstrickt ist. Verwirrung,
Furcht, Verzweiflung, Hunger, Durst, Mitleidlosigkeit,
Zorn, Hochmut, das sind Einwirkungen der Finsternis.
Gier, Habsucht, Bosheit, Gewinnsucht, Neid, Prahlerei,
harte Rede, Haß, das sind Einwirkungen der Leiden-
schaften. Von diesen ist die Einzel-Seele übermannt.

*

Darum nimmt sie verschiedene Gestalten an. Von den
Fesseln der Folgen ihrer Werke übermannt, ist sie ge-
hemmt wie ein Lahmer. Indem sie wähnt: »Das bin ich,
das ist mein« bindet sie sich durch sich selbst wie durch
das Fangnetz der Vogel. Sie lebt von Leidenschaften
verdunkelt in tiefster Finsternis, inmitten großer Furcht,
irrt umher, wie von einer großen Schlange gebissen . .

*

Zur wahren Erkenntnis kann man nicht gelangen, ohne
Büßer zu sein. Durch Buße gelangt man zu Güte, aus der
Güte zur Reinheit, aus der Reinheit zum ewigen Selbst.
Dieses ewige Selbst ist rein, fest, unbewegt, unbefleck-
bar, unbeirrbar; ohne Begehren ruht es ewig in sich.
Wer solchermaßen überwindet, der geht im ewigen Selbst
in die Gemeinschaft ein . . aus »maitrayani upanishad«.

(CA. 400 V. CHR.") (AUS »BRAHMANAS U. UPANISADHN€ . BVG. DIEUHR1CHS VKRLAß.)
 
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