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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Schiebelhuth, Hans: Raumzauber und Stimmung
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L.: Der wesentliche Mensch
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0034

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INNEN-DEKORATION

architekt michael rachl1s —berlin

wohnzimmer der villa im grunewald

gerade diesen Raumzauber sollte eine Wohnung immer
haben! Gewöhnlich stellt er sich da ein, wenn bei der
Innenraum-Gestaltung das Moment der praktischen Nutz-
nießlichkeit mit dem ästhetischen Moment gleichberechtigt
und ausgleichend, ja zusammenfallend mitgeredet haben.
Ob man es lernen kann, seiner Wohnung einen Hauch
von Raumzauber zu geben? Ja, gewiß, — soweit die
Kunst des Zimmer-Einrichtens und die Kultur des Woh-
nens überhaupt lehrbar ist . . Das Wichtigste wäre zu-
nächst, daß man auf den Raumzauber achtet, daß man
seinen Organen eine Fühlfähigkeit für sein Wesen ein-
schult. Und dann: daß man die Lehre vom »Takt gegen
die Dinge«, und die von der »Taktik« ihrer kühnsten
und erlesensten Verwendung beherzigt . . Und zum
Dritten: daß man sich praktisch versucht, daß man aus-
probt, daß man Dinge, Möbel und Bilder so stellt und
richtet, daß sie gleichzeitig ihre stärkste und ihre dis-
kreteste Wirkung haben, daß ihr Einbezogensein ins
Ganze — und das Ganze selbst — etwas von beabsichtig-
tem Zufall, von tänzerisch-spielerischer Grazie, vonbewuß-
terWollungund unbewußtem Schick.vonHeiterkeit.Laune
und von leiser, unaufdringlicher Gesetzmäßigkeit hat . .

Sobald man wirklich mit seiner Umgebung, in seiner
Welt lebt — anstatt zwischen den Dingen achtlos zu
existieren, — dann erfährt man bald, wie tief die letzte
geheimste Schönheit ist, wie fremd und gleichzeitig wie

vertraut eine gestaltete Umwelt sich gibt, dann fühlt man
bald, was das heißt: Raumzauber . . Der Raumzauber
ist ein kleiner, unsichtbarer Hauswicht, der gern eine
Tarnkappe trägt, — der sich immer und überall einstellt,
wann und wo die Liebe zum Heim aufkommt! . h. sch.

DER WESENTLICHE MENSCH

Für das Kind, — sagt G. K. Chesterton, — »ist
der »Baum« und die »Maschine« so »künstlich« oder
so »natürlich« wie beide für einander, oder besser ge-
sagt: keins von beiden ist ihm natürlich, sondern beide
sind ihm »übernatürlich«: — denn beide sind sehr herr-
lich und unerklärlich! . Das Schlimme ist nicht, daß die
Maschinen Mechanismen sind, sondern: daß die Men-
schen »Mechanismen« geworden sind!« ..An wem liegt
es allein, wenn die Umwelt zur Unweit, der Mensch zum
Unmensch wird? An uns selbst. Was kann die Wand-
lung bringen? Nur wir selbst.. Und wie? .. »Der Zu-
fall muß hinweg« — mahnt Angelus Silesius — »und
aller falsche Schein, Du mußt ganz wesentlich und unge-
färbet sein. Mensch werde wesentlich: denn wann die
Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, das Wesen, das
besteht. Ach Bruder werde doch, was bleibst Du Dunst
und Schein? Wir müssen wesentlich ein Neues worden
sein!. Mensch, alles, was Du willst, ist schon zuvor in Dir.
Es lieget nur an dem, daß Du's nicht wirkst herfür! .« . l.
 
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