Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0353
DOI article:
Schmitz, Oscar A. H.: Entzweiung und Einheit: Polarität und Gleichgewicht
DOI article:Lang, Hugo: Die stete Erneuerung
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0353
332
INNEN-DEKORATION
gastlich gesinnt, — so würde das Gerede über ihren
Eigennutz sofort verstummen, — ohne daß dieser an sich
geopfert worden wäre . . Nur die Liebes-Komponente
macht jede Tätigkeit zu einer » p r o d u k t iv e n «, das Opfer
ist nur scheinbar, in Wahrheit ist es eine Bereicherung. .
Der »Gegner« ist dazu da, damit man sich selbst
in der Unterscheidung von ihm erkenne. Etwas wird er-
kannt, indem es sich »unterscheidet« . . Aber warum
haßt man eigentlich den Gegner, — ohne den man ja
selber nicht wäre? Wegen dessen, was man in sich selber
unterdrückt oder nur mühsam geordnet hat. Dieses System
glaubt man nun durch die Art des Feindes gefährdet.
Man will ihn vernichten, — anstatt die innere Ordnung
zu einem in sich selbst beruhenden Organon zu machen.
Der einseitige »Plus-Mensch«, der nichts als Selbst-
Behauptung kennt, wird sein Zerstörer; sein ungewolltes
Ziel ist: Minus . . Der passive Schwärmer, der die Ge-
walt des Bösen nicht sehen will, ermutigt gerade durch
seine Schwäche dieses zur Macht. . Goethe sagt: »Stirb
und werde«, d. h. nur im Gleichgewicht der beiden
Triebe: des bis zur Selbst-Aufhebung — im tiefsten mit
dem Todeswunsch identischen—»Liebes-Triebes«, und
des bis zur Welt-Unterwerfung — im Tiefsten mit Welt-
vernichtung identischen — »Behauptungs-Triebes« liegt
die Möglichkeit, daß ein jenseits der Erscheinungswelt
liegendes »Selbst« in ihr Gestalt als »Ich« werden kann.
Gut ist nicht die Verneinung, sondern die »Bändigung«
des Teufels, d. h. der — wenn allein gelassen — »rich-
tungslosen«, darum zerstörerischen und dann freilich
bösen Kraft . . Der »Teufel« muß wie in der Legende
dem »Heiligen« die Steine zum Kirchenbau herbeischlep-
pen. . Schlecht und verfehlt ist stets die einseitige Ge-
walt wie die einseitige Schwäche, denn sie verleugnen
den Gegenpol. Entwickelt werden muß der im »Be-
jahen« und »Sich-Enthalten«, im Sich-Gehen-
Lassen und Sich-Beherrschen gleich starke Mensch.
OSKAR A. H.SCHMITZ. (aüs»brhvier für einsamh«. verlag ghorgMüller.)
DIE STETE ERNEUERUNG
Drei Grundlehren enthält das »Ta-Hio« des Konfutse:
Herstellung der himmlischen Tugend in sich selbst,
umfassende Menschenliebe, Beharren im höchsten Gut. .
Wer im höchsten Gut zu behairen weiß, der hat Charak-
terfestigkeit erlangt, der besitzt geistige Klarheit, Her-
zensreinheit und Seelenfrieden. Wer Seelenfrieden er-
langt hat, der ist befähigt, klar zu denken, und sein Ziel,
die Vollkommenheit, zu erreichen.. Als wenn zehn Augen
auf uns gerichtet wären, — lehrt das »Ta-Hio«, — als
wenn zehn Hände auf uns wiesen, so würdevoll, so ehr-
bar, so selbstachtungsvoll sollen wir sein. Daher ist der
Weise wahr in seinen innersten Gedanken, er veredelt
sein Selbst, indem er seinem Geist Geradheit und Festig-
keit gibt und sich stetig vervollkommnet . . Werde mit
jedem Tage ein neuer Mensch, — lehrt das »Ta-Hio«,
— werde alle Tage besser und neu, werde den ganzen
Tag hindurch anders und neu. Ermuntere auch das
Volk, mahnt das »Ta-Hio«, daß es sich erneuere!« l.
ARCHITEKT BARRY PARKER. WOHNRAUM MIT KAMINPLATZ. HAUS »LANESlDE«-LETCHWORTH
INNEN-DEKORATION
gastlich gesinnt, — so würde das Gerede über ihren
Eigennutz sofort verstummen, — ohne daß dieser an sich
geopfert worden wäre . . Nur die Liebes-Komponente
macht jede Tätigkeit zu einer » p r o d u k t iv e n «, das Opfer
ist nur scheinbar, in Wahrheit ist es eine Bereicherung. .
Der »Gegner« ist dazu da, damit man sich selbst
in der Unterscheidung von ihm erkenne. Etwas wird er-
kannt, indem es sich »unterscheidet« . . Aber warum
haßt man eigentlich den Gegner, — ohne den man ja
selber nicht wäre? Wegen dessen, was man in sich selber
unterdrückt oder nur mühsam geordnet hat. Dieses System
glaubt man nun durch die Art des Feindes gefährdet.
Man will ihn vernichten, — anstatt die innere Ordnung
zu einem in sich selbst beruhenden Organon zu machen.
Der einseitige »Plus-Mensch«, der nichts als Selbst-
Behauptung kennt, wird sein Zerstörer; sein ungewolltes
Ziel ist: Minus . . Der passive Schwärmer, der die Ge-
walt des Bösen nicht sehen will, ermutigt gerade durch
seine Schwäche dieses zur Macht. . Goethe sagt: »Stirb
und werde«, d. h. nur im Gleichgewicht der beiden
Triebe: des bis zur Selbst-Aufhebung — im tiefsten mit
dem Todeswunsch identischen—»Liebes-Triebes«, und
des bis zur Welt-Unterwerfung — im Tiefsten mit Welt-
vernichtung identischen — »Behauptungs-Triebes« liegt
die Möglichkeit, daß ein jenseits der Erscheinungswelt
liegendes »Selbst« in ihr Gestalt als »Ich« werden kann.
Gut ist nicht die Verneinung, sondern die »Bändigung«
des Teufels, d. h. der — wenn allein gelassen — »rich-
tungslosen«, darum zerstörerischen und dann freilich
bösen Kraft . . Der »Teufel« muß wie in der Legende
dem »Heiligen« die Steine zum Kirchenbau herbeischlep-
pen. . Schlecht und verfehlt ist stets die einseitige Ge-
walt wie die einseitige Schwäche, denn sie verleugnen
den Gegenpol. Entwickelt werden muß der im »Be-
jahen« und »Sich-Enthalten«, im Sich-Gehen-
Lassen und Sich-Beherrschen gleich starke Mensch.
OSKAR A. H.SCHMITZ. (aüs»brhvier für einsamh«. verlag ghorgMüller.)
DIE STETE ERNEUERUNG
Drei Grundlehren enthält das »Ta-Hio« des Konfutse:
Herstellung der himmlischen Tugend in sich selbst,
umfassende Menschenliebe, Beharren im höchsten Gut. .
Wer im höchsten Gut zu behairen weiß, der hat Charak-
terfestigkeit erlangt, der besitzt geistige Klarheit, Her-
zensreinheit und Seelenfrieden. Wer Seelenfrieden er-
langt hat, der ist befähigt, klar zu denken, und sein Ziel,
die Vollkommenheit, zu erreichen.. Als wenn zehn Augen
auf uns gerichtet wären, — lehrt das »Ta-Hio«, — als
wenn zehn Hände auf uns wiesen, so würdevoll, so ehr-
bar, so selbstachtungsvoll sollen wir sein. Daher ist der
Weise wahr in seinen innersten Gedanken, er veredelt
sein Selbst, indem er seinem Geist Geradheit und Festig-
keit gibt und sich stetig vervollkommnet . . Werde mit
jedem Tage ein neuer Mensch, — lehrt das »Ta-Hio«,
— werde alle Tage besser und neu, werde den ganzen
Tag hindurch anders und neu. Ermuntere auch das
Volk, mahnt das »Ta-Hio«, daß es sich erneuere!« l.
ARCHITEKT BARRY PARKER. WOHNRAUM MIT KAMINPLATZ. HAUS »LANESlDE«-LETCHWORTH