Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0153
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Morris, William: "Der neue Tag"
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INN EN-DEKORATION
PROFESSOR EMIL FAHFENKAMP
LÜSTER IM ESSZIMMER. HAUS SCHW.
»DER NEUE TAG«
Alles Kunst-Schaffen setzt sich zusammen: aus einem
1\. steten Wechsel von Anstrengung, Freude über Er-
reichtes, Mißmut über Nichterreichtes und immer neuer
Hoffnung. Wir können nicht anders, als glauben, daß das
Vollkommene vor uns liegt, indem wir eifrig nach dem
Besseren, — das aus dem Guten kommen soll, — Aus-
schau halten.. Wir dürfen uns nicht verhehlen, daß es,
selbst unter Aufwendung all unserer Kraft, uns schwer
werden wird, die neue Kunst herbeizuführen. Denn
zwischen uns und dem, was sein wird, befindet sich etwas,
das uns zu verschlingen droht: etwas, das einem Feuer-
strom gleicht, der alle, die hindurch schwimmen wollen,
— in der Gewißheit, daß jenseits glücklichere Tage zu
erwarten sind, — auf eine sehr harte Probe stellen wird.
Dieser Feuerstrom ist das gierige Leben unserer Zeit, voll
Hast und Übereilung, dessen zerstörende Kraft wir noch
keineswegs voll erkannt haben. Eines Tages aber wird
es uns möglich sein, jenes Feuer — vielleicht nicht zu ver-
löschen — aber zu zwingen, von selbst auszubrennen!
Die neue Kunst, die wir erhoffen, wird eine Gabe
des Volkes an das Volk sein, etwas, das jeder verstehen
und jeder mit Liebe umgeben kann: ein TeildesLebens
eines jeden im Volke, eine Kunst, in der die Seele des
Volkes zum Ausdruck kommt . . Sicherlich wird dieser
neue Tag einmal anbrechen, — wenn auch die Zivili-
sation bis dahin durch eine Nacht gehen muß, die dunkel
genug ist, — der Tag, an dem es für würdiger ange-
sehen werden wird, zu schaffen, — statt zu zerstören.
Ist das wirklich eine zu kühne Hoffnung? . Zuerst achten
immer nur wenige auf das Neue; dann verachten es die
meisten; schließlich lassen es aber alle gelten,
und die Sache ist gewonnen! . . William morbis.
INN EN-DEKORATION
PROFESSOR EMIL FAHFENKAMP
LÜSTER IM ESSZIMMER. HAUS SCHW.
»DER NEUE TAG«
Alles Kunst-Schaffen setzt sich zusammen: aus einem
1\. steten Wechsel von Anstrengung, Freude über Er-
reichtes, Mißmut über Nichterreichtes und immer neuer
Hoffnung. Wir können nicht anders, als glauben, daß das
Vollkommene vor uns liegt, indem wir eifrig nach dem
Besseren, — das aus dem Guten kommen soll, — Aus-
schau halten.. Wir dürfen uns nicht verhehlen, daß es,
selbst unter Aufwendung all unserer Kraft, uns schwer
werden wird, die neue Kunst herbeizuführen. Denn
zwischen uns und dem, was sein wird, befindet sich etwas,
das uns zu verschlingen droht: etwas, das einem Feuer-
strom gleicht, der alle, die hindurch schwimmen wollen,
— in der Gewißheit, daß jenseits glücklichere Tage zu
erwarten sind, — auf eine sehr harte Probe stellen wird.
Dieser Feuerstrom ist das gierige Leben unserer Zeit, voll
Hast und Übereilung, dessen zerstörende Kraft wir noch
keineswegs voll erkannt haben. Eines Tages aber wird
es uns möglich sein, jenes Feuer — vielleicht nicht zu ver-
löschen — aber zu zwingen, von selbst auszubrennen!
Die neue Kunst, die wir erhoffen, wird eine Gabe
des Volkes an das Volk sein, etwas, das jeder verstehen
und jeder mit Liebe umgeben kann: ein TeildesLebens
eines jeden im Volke, eine Kunst, in der die Seele des
Volkes zum Ausdruck kommt . . Sicherlich wird dieser
neue Tag einmal anbrechen, — wenn auch die Zivili-
sation bis dahin durch eine Nacht gehen muß, die dunkel
genug ist, — der Tag, an dem es für würdiger ange-
sehen werden wird, zu schaffen, — statt zu zerstören.
Ist das wirklich eine zu kühne Hoffnung? . Zuerst achten
immer nur wenige auf das Neue; dann verachten es die
meisten; schließlich lassen es aber alle gelten,
und die Sache ist gewonnen! . . William morbis.