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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Lang, Hugo: Vom Farben-Empfinden: das Erleben der natürlichen Farben
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Vom Wesen des Edlen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0378

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architekt leo nachtlicht—berlin-wilmersdorf. frühstocks-z1mmer. haus w. möbel gelb u. grqn

fühlige Könner, sonst gibt es dementsprechend »unge-
dämpfte Mißklänge«, — wie dies in der Zeit der exzes-
siven Farben - Freude sich genugsam beobachten ließ.
Noch subtileres Farben-Empfinden aber zeigt, wer mit
den zartesten Farben-Abstufungen die höchste »Far-
bigkeit« zu erzielen weiß. »Wenn man die schwarze
Tusche geschickt behandelt«, — lehrt Chang Yen-Yüan,
ein alter Meister der hohen, östlichen Malkunst, — »so
ergeben sich die fünf Farben von selbst.« Das heißt mit
anderen Worten: »nicht die Verwendung der grellsten
Farben-Kontraste beweist die hohe Meisterschaft, viel-
mehr das Vermögen, in der subtilsten Äußerung die
höchste Intensität des Ausdrucks zu offenbaren«.

*

Diese Erkenntnis hat am vollkommensten Laotse in
Worte gefaßt, wenn er lehrt: »Große Vollendung muß
wie unzulänglich erscheinen, so wird sie unendlich in
ihrer Wirkung . . Große Fülle muß wie leer erscheinen,
so wird sie unerschöpflich in ihrer Wirkung.« hugo lang.

VOM WESEN DES EDLEN

Tse-Kung fragte Konfutse, welcher von seinen Schü-
lern Shih und Shang der bessere sei. Der Meister
antwortete: »Shih geht zu weit, Shang geht nicht weit ge-
nug.« »Also ist Shih der Vorzüglichere?« fragte da Tse-
Kung. Konfutse sprach: »Zu weit ist so falsch wie nicht
weit genug.« .. »Der Edle«, sprach Konfutse, »ist würde-
voll, aber nicht hochmütig; der Mensch gemeinen Schlages
ist hochmütig, ohne würdevoll zu sein . . Der Edle hält
durch in Not; der Unedle, wenn er in Not kommt, ge-
rät außer Rand und Band. . Gegen dreierlei ist der Edle
auf seiner Hut: in der Zeit der Jugend, da Blut und Atem
noch nicht gefestigt sind, hütet er sich gegen Sinnlich-
keit ; im Mannes- Alter, wenn Blut und Adern erstarkt
sind, hütet er sich gegen Streitsucht; im Greisen-Alter,
wenn Blut und Adern verfallen, hütet er sich gegen Geiz.«
»Wer wahrhaft menschlich ist, der macht, wie er selbst
festzustehen wünscht, die anderen feststehend; und wie er
selbst klar zu sein wünscht, klärt er die anderen auf.« k.

1923 XII. 2.
 
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