Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0185
DOI Artikel:
Wolf, Georg Jacob.: Das vornehm Schlichte: Arbeiten von Professor Adelbert Niemeyer
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0185
164
INN EN-DEKORATION
■
PROFESSOR ADELBERT NIEMEYER-MÜNCHEN
HERRENZIMMER. ECKE MIT SOFA UND BÜCHEREI
DAS VORNEHM-SCHLICHTE
ARBEITEN VON PROFESSOR ADELBERT NIEMEYER.
Nicht die Anerkennung, die von außen kommt, macht
den Künstler, sondern vom inneren Wert einer
Leistung wird das Künstlertum bestimmt.. Betritt man
die Werkstätte Adelbert Niemeyers in der Münchner
Kunstgewerbeschule, so fühlt man und erkennt man dies:
dieser Künstler umschlingt mit der gleichen Liebe den
Kunstbezirk, von dem er ausging: die Malerei, wie die
Baukunst, der er sich zuwandte, er gestaltet mit sicherer
Hand wohnliche Räume und gediegene Einzelmöbel, er
widmet sich mit gleicher Anteilnahme der flächigen Ge-
staltung, die Textilien und Tapeten fordern, wie der kubi-
schen, die der Keramik gemäß ist; er lebt sich in alle Tech-
niken ein, erkennt die ihnen gemäßen Gesetze, ist ein
»Handwerker«, auch wenn er nicht selbst den Hammer
führt und ist befähigt, dank seinem zielbewußten Ge-
schmack auf die kunsthandwerkliche Produktion läuternd
einzuwirken. Im Rahmen der Gesamt-Arbeit der »Deut-
schenWerkstätten«, denen Niemeyer seit ihrer Grün-
dung als der wichtigste und vielseitigste Mitarbeiter an-
gehört, wird diese Tätigkeit besonders schaubar; sind
dort auch Persönlichkeiten wie Riemerschmid und Karl
Bertsch mit ihren Gestaltungen am Werke, so bestimmt,
wenigstens nach außen hin und im Urteil der Konsu-
menten, Niemeyeramstärksten den »Stil« derWerkstätten;
was nach seinen Entwürfen ausgeführt wird, das ist
recht eigentlich Deutsche Werkstätten-Kunst zu nennen.
Die Grund-Einstellung Adelbert Niemeyers ist die des
Malers; das prägt sich durchgehends so sehr aus, daß sich
in seinem Werk das gleiche Grund-Empfinden, der gleiche
»Stil«, vom Gemälde zum Möbel, vom Bild und der Zeich-
nung zur Teekanne und Suppenschüssel verfolgen läßt.
Ein ganz frühes Bild Niemeyers, das er, der als junger
Adept aus Düsseldorf an die Münchner Akademie der
bildenden Künste gekommen war, in einer Ausstellung
der damals gleichfalls noch jungen Münchner Sezession
zeigte, ist gefaßt in lyrisch-zarte, silberduftige Malerei
INN EN-DEKORATION
■
PROFESSOR ADELBERT NIEMEYER-MÜNCHEN
HERRENZIMMER. ECKE MIT SOFA UND BÜCHEREI
DAS VORNEHM-SCHLICHTE
ARBEITEN VON PROFESSOR ADELBERT NIEMEYER.
Nicht die Anerkennung, die von außen kommt, macht
den Künstler, sondern vom inneren Wert einer
Leistung wird das Künstlertum bestimmt.. Betritt man
die Werkstätte Adelbert Niemeyers in der Münchner
Kunstgewerbeschule, so fühlt man und erkennt man dies:
dieser Künstler umschlingt mit der gleichen Liebe den
Kunstbezirk, von dem er ausging: die Malerei, wie die
Baukunst, der er sich zuwandte, er gestaltet mit sicherer
Hand wohnliche Räume und gediegene Einzelmöbel, er
widmet sich mit gleicher Anteilnahme der flächigen Ge-
staltung, die Textilien und Tapeten fordern, wie der kubi-
schen, die der Keramik gemäß ist; er lebt sich in alle Tech-
niken ein, erkennt die ihnen gemäßen Gesetze, ist ein
»Handwerker«, auch wenn er nicht selbst den Hammer
führt und ist befähigt, dank seinem zielbewußten Ge-
schmack auf die kunsthandwerkliche Produktion läuternd
einzuwirken. Im Rahmen der Gesamt-Arbeit der »Deut-
schenWerkstätten«, denen Niemeyer seit ihrer Grün-
dung als der wichtigste und vielseitigste Mitarbeiter an-
gehört, wird diese Tätigkeit besonders schaubar; sind
dort auch Persönlichkeiten wie Riemerschmid und Karl
Bertsch mit ihren Gestaltungen am Werke, so bestimmt,
wenigstens nach außen hin und im Urteil der Konsu-
menten, Niemeyeramstärksten den »Stil« derWerkstätten;
was nach seinen Entwürfen ausgeführt wird, das ist
recht eigentlich Deutsche Werkstätten-Kunst zu nennen.
Die Grund-Einstellung Adelbert Niemeyers ist die des
Malers; das prägt sich durchgehends so sehr aus, daß sich
in seinem Werk das gleiche Grund-Empfinden, der gleiche
»Stil«, vom Gemälde zum Möbel, vom Bild und der Zeich-
nung zur Teekanne und Suppenschüssel verfolgen läßt.
Ein ganz frühes Bild Niemeyers, das er, der als junger
Adept aus Düsseldorf an die Münchner Akademie der
bildenden Künste gekommen war, in einer Ausstellung
der damals gleichfalls noch jungen Münchner Sezession
zeigte, ist gefaßt in lyrisch-zarte, silberduftige Malerei