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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Lewy, Paul: Die Wohnung eines Architekten: "Suche die Freude des Daseins zunächst zuhause!"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0165

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144

INNEN-DEKORATION

III111H

ARCHITEKT PAUL LEWY —BERLIN

ALKOVEN IN EINEM SCHLAFZIMMER

DIE WOHNUNG EINES ARCHITEKTEN

»SUCHE DIE FREUDE DES DASEINS ZUNÄCHST ZUHAUSEI«

Eine helle Wohnung im alten Berlin, am Landwehr-
kanal; Wasser, Bäume, Tiergarten-Nähe. Das Haus
ist noch aus guter Zeit, — Schinkel-Dämmerung . . Das
Schlafzimmer meiner Wohnung (Seite 144—145) hat
himmelblaue Wände, heitere Lackmöbel (Elfenbein mit
etwas gelb und korallenrot), dazwischen ernstere aus
schönem Mahagoni . . Ein Schlafzimmer sei nicht nur
»Einschlaf«-Zimmer, sondern auch »Aufwach«-Zimmer:
es ist angenehm, in heiter gestimmter Umgebung den
neuen Tag kennen zu lernen, und an ihm zunächst nette
Dinge zu sehen. Da steht ein Kamin aus alten Berliner
Rokoko-Kacheln aufgebaut; die sprechen von einer
liebenswürdigeren Zeit, als es das Morgen- und Abend-
blatt jetzt leider tun. Die Bettstellen haben vorne und
hinten nur leichte Gitter, damit die Masse des Holzes
nicht die Hauptsache, Kissen und Plumeaux, dem Blick
entziehe. Der Alkoven ist wie ein Zelt aus hellgeblümten
Stoff. Die Lampen lassen sich drehen, sie sind befestigt
an vergoldeten, geschnitzten Konsölchen. Der Wäsche-
schrank der Dame ist nicht zu hoch, um bequem benutzt
werden zu können. Die Intimität seiner Schätze birgt er
hinter der ernsteren Form seines Äußeren. Die schweren
Garderoben-Schränke stehen in einem Nebenzimmer.
Der im Bett Liegende soll nach Möglichkeit keine großen
Schränke vor Augen haben. Das Schlafzimmer sei kein

Magazin; — der Raum, in dem man längere Zeit seines
Lebens verbringt als in einem anderen Raum, sei das
schönste Zimmer der Wohnung! . . An den Wänden
sind nur wenige kleine Bilder. Hier und da ein farbiges
Ornament. Größere würden leicht den Eindruck des
»Luftigen« fortnehmen, während Spiegel diesen Ein-
druck unterstützen. Die Spiegel sind meistens antik,
— ohne Furcht vor einem Durcheinander der Stile. . .

Ein Zimmer, das streng »stilgerecht« mit echten
Möbeln einer bestimmten Epoche eingerichtet ist, paßt
nur in Sammlungen oder Museen. Meistens stimmen die
Häuser nicht dazu — und nie die Kostüme und das Ge-
haben der Bewohner. Man kann schließlich von dem
strenggläubigsten Antiquitäten-Verehrer doch kaum ver-
langen, daß er auf der Schwelle zwischen seinem süd-
deutschen Barock- und seinem französischen Empire-
Zimmer sein und seiner Gäste Kostüm, — der Umgebung
entsprechend, wechsle? . Die Haupt-Möbel seien modern,
geformt nach unseren heutigen Bedürfnissen, — aber da-
zwischen mögen getrost einige alte Stücke stehen, die zum
Behagen und zur Wohnlichkeit beitragen, — sofern sie
nicht nur alt, sondern vor allen Dingen auch schön sind!
So habe ich im Musikzimmer (Seite 146) einen Pa-
ravent, der mit einer alten, gemalten Tapete bespannt
ist, — die ich einst bei einem Abbruch im Bauschutt fand.
 
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