INNEN-DEKORATION
29
josef berger. martin ziegler-wien
bank und lehnsessel in nussholz
DER WEG DER JUNGEN
DAS BEKENNTNIS ZUM HANDWERK
Nach den vergeblichen Versuchen in der Mitte des
19. Jahrhunderts, verschiedene Stile künstlich zu er-
neuern, verloren die schöpferischen Kräfte jener Zeit die
Gemeinsamkeit des Lebens und damit den Boden, auf dem
die Tradition sich lebendig bewahren, das Große sich ent-
wickeln kann. Die leidenschaftliche Reaktion auf diesen
trüben Zustand brachte uns der Reihe nach verschiedene
Programm- und Tendenz-Künste, die, ohne ein klares Ziel
zu erfassen, in kurzer Zeit wieder »unmodern« wurden.
Wir Jungen suchen auf neuem Weg das »verlorene
Paradies«. Wir finden es überall dort, wo künstlerisches
Handwerk der natürliche, wahre Ausdruck der Zeit, Ar-
beit die geistige Freude der Menschen ist . . Was in
echten Kulturen die Liebe zum Handwerk zuwege brachte,
ging mit der fortschreitenden, übermäßig anwachsenden
Technik unter. Aus wahrer Intensität wurde »Origina-
lität«; die Kunst, die in meisterlichen Zeiten in der »Be-
grenzung« am größten war, geriet ins »Grenzenlose« . .
Wir Jungen wollen versuchen, den Glauben an die
schöpferische Menschenhand zu stärken und der
Maschine Grenzen zu setzen! Die Kräfte des Handwerks
müssen sich von den politischen und ökonomischen Prob-
lemen ab- und dem Schaffen zuwenden. In strenger
Selbstkritik, in der Erkenntnis der Minderwertigkeit der
meisten heutigen Erzeugnisse gegenüber denen vergan-
gener Kulturen, im Studium und lebendigen Verarbeiten
der Werke der Alten und im bewußten Willen, deren
Weg zu gehen, liegt vielleicht die Möglichkeit, den Boden
wieder zu gewinnen, auf dem jeder säen und ernten kann.
Die Aufgabe, den Weg zum Neuen zu bahnen, ist wohl
Sache der Bedeutenden, der Führer. In Wien ist es Pro-
fessor Oskar Strnad, der diesen Weg durch Jahrzehnte
unbeirrt geht und dessen Geist mit der Macht alles Wahr-
haften langsam und stetig an Einfluß gewinnt. Ob seine
Werke den »Stil der Zukunft« zeigen — ist uns unwesent-
lich. Sein Weg scheint uns der Richtige zu sein.
Wir Jungen gehen diesen Weg! .... josefberger.
DAS KLARE ZIEL
Wir wandeln uns: aus einer Zeit der wechselnden
»Moden« wandern wir frohgemut einer Zeit der be-
harrenden »Überzeugungen« entgegen. Die oberfläch-
lichen »Meinungen« müssen allgemach dem festen, klaren
»Bekenntnis« weichen. Nicht der kalte Verstand, — son-
dern das »Herz« beginnt die Führung zu übernehmen.
Es entscheidet über dieWeg-Richtung, es entscheidet sich
» für oder wider «; und fest und beharrlich vereint es in rhyth-
mischem Gleichklang die Schritte derer, die einen Weg,
ein Wesentliches als das »Rechte« erkannt und ein klares
Ziel vor Augen haben. . . So gewinnt das anfänglich
gegen übermächtige Gegner ankämpfende neue, »be-
seelte« Kunsthandwerk, — dessen Grundfesten hier
in dieser Zeitschrift in langen Jahren gebaut wurden, —
allgemach mehr und mehr an Zuwachs und lebendiger
Macht, der die Gegen-Gewalten werden weichen müssen:
1923. l 3'.
29
josef berger. martin ziegler-wien
bank und lehnsessel in nussholz
DER WEG DER JUNGEN
DAS BEKENNTNIS ZUM HANDWERK
Nach den vergeblichen Versuchen in der Mitte des
19. Jahrhunderts, verschiedene Stile künstlich zu er-
neuern, verloren die schöpferischen Kräfte jener Zeit die
Gemeinsamkeit des Lebens und damit den Boden, auf dem
die Tradition sich lebendig bewahren, das Große sich ent-
wickeln kann. Die leidenschaftliche Reaktion auf diesen
trüben Zustand brachte uns der Reihe nach verschiedene
Programm- und Tendenz-Künste, die, ohne ein klares Ziel
zu erfassen, in kurzer Zeit wieder »unmodern« wurden.
Wir Jungen suchen auf neuem Weg das »verlorene
Paradies«. Wir finden es überall dort, wo künstlerisches
Handwerk der natürliche, wahre Ausdruck der Zeit, Ar-
beit die geistige Freude der Menschen ist . . Was in
echten Kulturen die Liebe zum Handwerk zuwege brachte,
ging mit der fortschreitenden, übermäßig anwachsenden
Technik unter. Aus wahrer Intensität wurde »Origina-
lität«; die Kunst, die in meisterlichen Zeiten in der »Be-
grenzung« am größten war, geriet ins »Grenzenlose« . .
Wir Jungen wollen versuchen, den Glauben an die
schöpferische Menschenhand zu stärken und der
Maschine Grenzen zu setzen! Die Kräfte des Handwerks
müssen sich von den politischen und ökonomischen Prob-
lemen ab- und dem Schaffen zuwenden. In strenger
Selbstkritik, in der Erkenntnis der Minderwertigkeit der
meisten heutigen Erzeugnisse gegenüber denen vergan-
gener Kulturen, im Studium und lebendigen Verarbeiten
der Werke der Alten und im bewußten Willen, deren
Weg zu gehen, liegt vielleicht die Möglichkeit, den Boden
wieder zu gewinnen, auf dem jeder säen und ernten kann.
Die Aufgabe, den Weg zum Neuen zu bahnen, ist wohl
Sache der Bedeutenden, der Führer. In Wien ist es Pro-
fessor Oskar Strnad, der diesen Weg durch Jahrzehnte
unbeirrt geht und dessen Geist mit der Macht alles Wahr-
haften langsam und stetig an Einfluß gewinnt. Ob seine
Werke den »Stil der Zukunft« zeigen — ist uns unwesent-
lich. Sein Weg scheint uns der Richtige zu sein.
Wir Jungen gehen diesen Weg! .... josefberger.
DAS KLARE ZIEL
Wir wandeln uns: aus einer Zeit der wechselnden
»Moden« wandern wir frohgemut einer Zeit der be-
harrenden »Überzeugungen« entgegen. Die oberfläch-
lichen »Meinungen« müssen allgemach dem festen, klaren
»Bekenntnis« weichen. Nicht der kalte Verstand, — son-
dern das »Herz« beginnt die Führung zu übernehmen.
Es entscheidet über dieWeg-Richtung, es entscheidet sich
» für oder wider «; und fest und beharrlich vereint es in rhyth-
mischem Gleichklang die Schritte derer, die einen Weg,
ein Wesentliches als das »Rechte« erkannt und ein klares
Ziel vor Augen haben. . . So gewinnt das anfänglich
gegen übermächtige Gegner ankämpfende neue, »be-
seelte« Kunsthandwerk, — dessen Grundfesten hier
in dieser Zeitschrift in langen Jahren gebaut wurden, —
allgemach mehr und mehr an Zuwachs und lebendiger
Macht, der die Gegen-Gewalten werden weichen müssen:
1923. l 3'.