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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Geron, Heinrich: Bibliothek und Arbeitszimmer: der persönlichste Raum im Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0111

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INNEN-DEKORATION

gebrüder botzenhardt

wiege. bildhauer: g. gerber

beiten zu können. Über dem Divan hängt ein Wand-
teppich, ein schlichtes, kaum arabeskes Gerank. Gewebe
stimmen fleißig. Der Boden ist mit weichem Wollteppich
belegt, er bringt einen warmen goldbraunen Ton ins
Zimmer. Die Decke ist weiß und hält das Licht. Die
Tapete ist von einem saftigen, ganz beruhigenden Mittel-
grün. Neben dem Divan habe ich eine alte einfache
Truhe stehen, die mir zur Aufbewahrung dient für Papier.
Der Deckel der Truhe dient mir als Hilfs-Tisch. In der
andern Zimmerecke habe ich meinen Stehpult, er ist zu-
gleich Hilfsschrank und bewahrt vieles leicht Greifbare
auf. Über dem Pult hängt der einzige Bildschmuck des
Zimmers, ein schöner alter Kupferstich, eine Landschaft
darstellend. Die vielen bunten, musizierenden Bücher-
rücken mit den tanzenden Goldbuchstaben bringen eine

schöne Farben-Fröhlichkeit in das Zimmer. An Schmuck
ist noch eine kleine Holzplastik, eine gotische Pieta, da,
sie hat auf der Truhe ihren Platz. Auf dem Schreibpult
steht ein Blumenglas. Lebende Wesen im Arbeitszimmer
dulde ich außer mir ungern. Ich habe trotzdem ein kleines
Aquarium mit zwei winzigen Stichlingen und überalgtem
Löffelkraut am Fenstersims stehen. Mindestens eine
Pflanze, finde ich, gehört ins Arbeitszimmer, ihr stilles,
geheimes Wachstum ist ein gutes Symbol. Ich habe mir
eine Mamillaria, meine Lieblingskaktee, dazu erwählt . .

Kurz: persönliches Gepräge ist das Wesentliche
für solch einen Raum. Stimmung und Atmosphäre muß er
als erste Eigenschaft haben: denn er ist in meiner Wohnung
mein eigenstes, persönlichstes Reich, der Raum meiner
Arbeitsseligkeiten und der Inspiration .. Heinrich geron.
 
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