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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 34.1923

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Wulffen-Mahndorf, ... von: Baukünstler und Bauherr, [1]: "Rand-Bemerkungen" eines Bauherrn
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https://doi.org/10.11588/diglit.10459#0160

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INNEN-DEKORATION

139

ARCHITEKT MICHAEL RACHL1S-BERLIN BAUERNHAUS MIT NEUER DACH-WOHNUNG

BAUKÜNSTLER UND BAUHERR

»RAND-BEMERKUNGEN« EINES BAUHERRN

Mit größtem Interesse habe ich die verschiedenen Aus-
führungen über das Thema »Architekt, Bauherr,
Bauwerk« in den letzten Heften der »Innen-Dekoration«
gelesen . . Ist es auch einem Bauherrn, — der inmitten
der Provinz Sachsen auf zwei alt-ererbten Besitztümern
Erfahrungen gesammelt hat —, gestattet, einige »Rand-
bemerkungen«, zumal zu dem Artikel »Architekt und
Auftraggeber« im Novemberheft, hinzuzufügen, — damit
die »Gegenseite« ebenfalls zu Worte kommen kann? . .

Was die dort erwähnten »künstlerisch Halbgebil-
deten« betrifft, so ist dem wohl zuzustimmen. Es ist ja
das Charakteristische an der Erziehung in der vergangenen
Epoche unseres Landes gewesen, daß wir bestenfalls
Charakterköpfe, aber keine Charaktere entwickelt und
in unsere ganze Bildung und Kinderstube angeblich viel
Zivilisation hineingetragen, — aber keine echte Kultur
gehabt haben. Wie und woher sollte da die Achtung und
Ehrerbietung vor der Kunst überhaupt kommen? Man
nehme den gewöhnlichen Bildungsgang: — wo und wann
lernt der junge Mann — oder das Mädchen — überhaupt
»Achtung vor dem gutenHandwerk«, »Achtung undWert-
schätzung der Kunst«, wo lernt der heutige »Gebildete«
ermessen, welche seelischen Werte in einer wirklich ge-
diegenen Bildungs - Erziehung stecken! . . Er sieht das
Meiste garnicht, — er begreift es garnicht; er wird ein
nüchterner Zahlenmensch im Quadratmeter-Einheitssatz

mit fertiger Schlüsselabgabe, — und ahnungslos schneidet
wohl ein solcher Bauherr das »letzte Cachet« oder den
»finishing touch« im künstlerisch durchgeführten Woh-
nungs-Bau ab — und freut sich noch dieses seines scharf
rechnenden Blicks und seiner Heldentat . . Übrigens sei
eine kleine Zwischenbemerkung betreffs dieses »Pünkt-
chens auf dem i« gestattet: »II ne faut pas mettre les
points sur les ,i'!«, — hat einmal ein geistreicher Diplo-
mat — allerdings auf staatspolitischem Gebiete — gesagt!.

*

Nun sind aber auch die Architekten nicht gerade
leicht zu behandeln vom Bauherrn, und, um bei einer
größeren Bau-Aufgabe das Heft in der Hand zu behalten,
— dazu gehört schon eine sehr gesicherte Persönlichkeit..
Das, was mir eigentlich aufgefallen ist, möchte ich hier
vorbringen: daß wohl häufig der Auftraggeber ein bißchen
das »Ausbeute-Objekt« des Architekten wird! . Der
Architekt macht dem Bauherrn sehr gut plausibel, daß ihm
zur Seite der Baukünstler stehen muß und daß beide in
engem Vertrauens-Verhältnis stehen müssen. Er macht
ihm die ausgezeichneten Pläne, belehrt und erzieht ihn,
vergibt an die Unternehmer, die vor allem Interesse
haben, das »Verdienen mit großem F zu schreiben«, —
kurz: er leitet alles und muß dafür natürlich auch uran-
ständig bezahlt werden. Denn wie Begeisterung keine
Heringsware ist, die man einpökeln kann, so ist auch
 
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