Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0118
DOI Artikel:
Keyserling, Hermann: Selbst-Verwirklichung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0118
INNEN-DEKORATION 47
professor adolf g. schneck—stuttgart bücherschrank. kirschholz mit intarsia
SELBST-VERWIRKLICHUNG der werde eben dadurch selbstlos, zu einem Borne reinen
Gemeinschaft bedeutet innere, nicht äußere Ein- Gebenwollens, reiner Liebe. Demgegenüber hat kein
heit. Wie entsteht innere Gemeinschaft ? Allein Tiefer je die Meinung vertreten, daß Vergesellschaftung
dadurch, daß die Tiefen sich finden. An der Oberfläche als solche vertiefe. So gelangen wir denn zu einer Ein-
tobt unabänderlich der Daseinskampf; dort ist Konkurrenz sieht, die zunächst paradox klingen mag. Allerdings ist
Gesetz, lebt ein Wesen notwendig auf anderer Kosten. das Fehlen jeder Gemeinschaft unter den Menschen das
Folglich kann Gemeinschaft allein von innen nach außen Grund gebrechen dieser Zeit; es ist der eigentliche Ex-
erwachsen. . Kann nun solche überhaupt erwachsen, wo ponent ihrer Oberflächlichkeit. Aber um zur Gemein-
dasinnere dem Bewußtsein unerschlossen blieb ? Sie kann schaft zu gelangen, dürfen wir, sofern wir oberflächlich
es nicht. Wer wahre Gemeinschaft will, muß zuerst nach geworden, nicht unmittelbar nach ihr streben; wir müssen
Selbstverwirklichung streben, nicht unmittelbar vielmehr Fühlung gewinnen mit unserem Selbst; wir
nach jener: denn nur im Innersten hängt die Menschheit müssen uns auf uns selbst besinnen. . . Nie auf ein
wesentlich zusammen. Weshalb denn die Weisheit aller »Wohin«, allein auf ein »Woher« hin ist Gemeinschaft
Zeiten und Völker lehrt, wer sein Selbst gefunden habe, möglich, graf Hermann Keyserling, (aus »weg z. Vollendung«.)
professor adolf g. schneck—stuttgart bücherschrank. kirschholz mit intarsia
SELBST-VERWIRKLICHUNG der werde eben dadurch selbstlos, zu einem Borne reinen
Gemeinschaft bedeutet innere, nicht äußere Ein- Gebenwollens, reiner Liebe. Demgegenüber hat kein
heit. Wie entsteht innere Gemeinschaft ? Allein Tiefer je die Meinung vertreten, daß Vergesellschaftung
dadurch, daß die Tiefen sich finden. An der Oberfläche als solche vertiefe. So gelangen wir denn zu einer Ein-
tobt unabänderlich der Daseinskampf; dort ist Konkurrenz sieht, die zunächst paradox klingen mag. Allerdings ist
Gesetz, lebt ein Wesen notwendig auf anderer Kosten. das Fehlen jeder Gemeinschaft unter den Menschen das
Folglich kann Gemeinschaft allein von innen nach außen Grund gebrechen dieser Zeit; es ist der eigentliche Ex-
erwachsen. . Kann nun solche überhaupt erwachsen, wo ponent ihrer Oberflächlichkeit. Aber um zur Gemein-
dasinnere dem Bewußtsein unerschlossen blieb ? Sie kann schaft zu gelangen, dürfen wir, sofern wir oberflächlich
es nicht. Wer wahre Gemeinschaft will, muß zuerst nach geworden, nicht unmittelbar nach ihr streben; wir müssen
Selbstverwirklichung streben, nicht unmittelbar vielmehr Fühlung gewinnen mit unserem Selbst; wir
nach jener: denn nur im Innersten hängt die Menschheit müssen uns auf uns selbst besinnen. . . Nie auf ein
wesentlich zusammen. Weshalb denn die Weisheit aller »Wohin«, allein auf ein »Woher« hin ist Gemeinschaft
Zeiten und Völker lehrt, wer sein Selbst gefunden habe, möglich, graf Hermann Keyserling, (aus »weg z. Vollendung«.)