Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0124
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Lang, Hugo: Die Wohnung der Zukunft: ein weiterer Beitrag zu dem Thema
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INNEN-DEKORATION
53
streng und starrköpfig eine Tyrannei des Intellektes her- schaffen. Aber sind simple Aufeinander-Reihungen von
aufgeführt. Sie hat Zucht wieder hergestellt. Sie war Kuben und stereometrischen Gebilden geeignet, jenes Ge-
ein Versuch, — aber keine Verwirklichung! Sie hat fühl zu wecken, welches dasDasein der Kunst offenbart?
uns immerhin große Dienste geleistet, indem sie uns zu Zu sehr in Theorien befangen scheint die junge Gene-
den Grundprinzipien wieder hinführte. Sagen wir also: ration, geblendet von ihren Formeln, ein »technisches
»Schönen Dank! «und suchen wir weiter nach dem Wahren! Mittel« für das plastische End-Ergebnis gehalten und
Zweifellos wird eine neuzeitliche Baukunst, welche statt gesunder Vernunft sich einem trügerischen Kult
für Menschen einer Zeit schafft, die hastig und in Anspan- hingegeben zu haben. Denn die Kunst wohnt nicht dem
nung lebt und als einzigen Komfort die nötige »Entspan- »Notwendigen« inne, sondern dem »nutzlos Schönen«,
nung« sucht, sich vergebens mit minutiöser Detail-Ar- das jenes begleitet; sie veredelt es und gibt ihm erst
beit befassen, die einst zu bewundern man mehr Muße Wert! Begabte Menschen werden übrigens sich nicht
hatte. Heute ist es die »große Linie«, die wirkt, das lange täuschen lassen. Mögen die Jungen also mit Energie
Großzügige, die Gesamt-Komposition, der Umriß, die ihre Versuche fortsetzen: es ist am besten, wenn sie
das Gefühl wecken und die Empfindung des Schönen selbst ihren Irrtum einsehen lernen! Unserer Zeit er-
AUSF: SCHILD-
KNECHT & CIE.
STUTTGART
PROFESSOR ADOLF G. SCHNECK—STUTTGART. WANDTISCH MIT VERGOLDETEM SPIEGEL
1924. II. 2.
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streng und starrköpfig eine Tyrannei des Intellektes her- schaffen. Aber sind simple Aufeinander-Reihungen von
aufgeführt. Sie hat Zucht wieder hergestellt. Sie war Kuben und stereometrischen Gebilden geeignet, jenes Ge-
ein Versuch, — aber keine Verwirklichung! Sie hat fühl zu wecken, welches dasDasein der Kunst offenbart?
uns immerhin große Dienste geleistet, indem sie uns zu Zu sehr in Theorien befangen scheint die junge Gene-
den Grundprinzipien wieder hinführte. Sagen wir also: ration, geblendet von ihren Formeln, ein »technisches
»Schönen Dank! «und suchen wir weiter nach dem Wahren! Mittel« für das plastische End-Ergebnis gehalten und
Zweifellos wird eine neuzeitliche Baukunst, welche statt gesunder Vernunft sich einem trügerischen Kult
für Menschen einer Zeit schafft, die hastig und in Anspan- hingegeben zu haben. Denn die Kunst wohnt nicht dem
nung lebt und als einzigen Komfort die nötige »Entspan- »Notwendigen« inne, sondern dem »nutzlos Schönen«,
nung« sucht, sich vergebens mit minutiöser Detail-Ar- das jenes begleitet; sie veredelt es und gibt ihm erst
beit befassen, die einst zu bewundern man mehr Muße Wert! Begabte Menschen werden übrigens sich nicht
hatte. Heute ist es die »große Linie«, die wirkt, das lange täuschen lassen. Mögen die Jungen also mit Energie
Großzügige, die Gesamt-Komposition, der Umriß, die ihre Versuche fortsetzen: es ist am besten, wenn sie
das Gefühl wecken und die Empfindung des Schönen selbst ihren Irrtum einsehen lernen! Unserer Zeit er-
AUSF: SCHILD-
KNECHT & CIE.
STUTTGART
PROFESSOR ADOLF G. SCHNECK—STUTTGART. WANDTISCH MIT VERGOLDETEM SPIEGEL
1924. II. 2.