Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924
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Lang, Hugo: Die Wohnung der Zukunft: ein weiterer Beitrag zu dem Thema
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INNEN-DEKORATION
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PROFESSOR ADOLF O. SCHNECK —STUTTGART HERRENZIMMER. STOFFE: RIEDEL &. ROTHER
wächst in der Tat eine ungewöhnlich schwere Aufgabe, wenn man nur klar sehen will. Die »Einheit der An-
Es handelt sich nicht darum, Stilformen zu verändern schauungen« zeigt sich darin, daß der durch die neuzeit-
und anzupassen, sondern es geht um die Grundlage, das liehe Technik erreichbare »Komfort« begreiflicherweise
Wesen einer neuen Kunst, die sie verwirklichen muß. allgemein geschätzt wird, daß alles gut, klar und sach-
Man findet ihre Bestrebungen »zusammenhanglos«, — lieh Organisierte, Gebaute und Gestaltete bejaht wird,
aber wie sollte es anders sein? Sie hat noch keinen ein- daß jede wertlose Zierform verneint wird, daß als »häß-
heitlichen Stil, — wird es überhaupt jemals einen geben? lieh« alles schlechte Material, alle schlechte Arbeit, alle
Jedenfalls ist sehr deutlich erkennbar eine Einheit schlechte Form empfunden wird, und daß das Suchen
der Richtung und der Anschauungen! . Der Archi- nachdem »Schönen«, — trotzdem dies Wort eine zeit-
tekt geht zurzeit, — wie alle seine Kunstgenossen, — lang fast als verpönt galt, — immer deutlicher sich aus-
auf Entdeckung aus. Er wird, zur gegebenen Zeit, seine prägt. Und schön ist eben die vollkommene tech-
nalürliche und vernunftgemäße Autorität als »Dirigent nische Form, — des Autos, der Flugzeug-Strebe, des
des Orchesters« wiedergewinnen. Er wartet nur solange Stromlinienkörpers, — in ihrer Art ebenso wie das voll-
darauf, den Taktstock zu ergreifen, — bis die Instru- kommene künstlerische und kunsthandwerkliche Ge-
mente des Orchesters »zusammengestimmt« sind«, bilde. Es gilt nur klar auseinander zu halten: die tech-
in diesen Ausführungen läßt sich, — wie so oft in nisch-sachliche Form, der »neutrale Rahmen«, die »Kol-
unserer Zeit, — das Ineinanderspielen der beiden Welten lektiv-Form«, die der Allgemeinheit sich anpaßt, sie gilt
des »technischen« und des »künstlerischen« Ideals als Norm für die Mietwohnung, das Siedlungshaus, das
im Bereich der Raumkunst deutlich beobachten. Das Typenmöbel . . Die künstlerische Eigenform hingegen
Problem ist im Grunde garnicht so sehr kompliziert, als Zugabe zu dieser Grundlage behält für alle Zeiten
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PROFESSOR ADOLF O. SCHNECK —STUTTGART HERRENZIMMER. STOFFE: RIEDEL &. ROTHER
wächst in der Tat eine ungewöhnlich schwere Aufgabe, wenn man nur klar sehen will. Die »Einheit der An-
Es handelt sich nicht darum, Stilformen zu verändern schauungen« zeigt sich darin, daß der durch die neuzeit-
und anzupassen, sondern es geht um die Grundlage, das liehe Technik erreichbare »Komfort« begreiflicherweise
Wesen einer neuen Kunst, die sie verwirklichen muß. allgemein geschätzt wird, daß alles gut, klar und sach-
Man findet ihre Bestrebungen »zusammenhanglos«, — lieh Organisierte, Gebaute und Gestaltete bejaht wird,
aber wie sollte es anders sein? Sie hat noch keinen ein- daß jede wertlose Zierform verneint wird, daß als »häß-
heitlichen Stil, — wird es überhaupt jemals einen geben? lieh« alles schlechte Material, alle schlechte Arbeit, alle
Jedenfalls ist sehr deutlich erkennbar eine Einheit schlechte Form empfunden wird, und daß das Suchen
der Richtung und der Anschauungen! . Der Archi- nachdem »Schönen«, — trotzdem dies Wort eine zeit-
tekt geht zurzeit, — wie alle seine Kunstgenossen, — lang fast als verpönt galt, — immer deutlicher sich aus-
auf Entdeckung aus. Er wird, zur gegebenen Zeit, seine prägt. Und schön ist eben die vollkommene tech-
nalürliche und vernunftgemäße Autorität als »Dirigent nische Form, — des Autos, der Flugzeug-Strebe, des
des Orchesters« wiedergewinnen. Er wartet nur solange Stromlinienkörpers, — in ihrer Art ebenso wie das voll-
darauf, den Taktstock zu ergreifen, — bis die Instru- kommene künstlerische und kunsthandwerkliche Ge-
mente des Orchesters »zusammengestimmt« sind«, bilde. Es gilt nur klar auseinander zu halten: die tech-
in diesen Ausführungen läßt sich, — wie so oft in nisch-sachliche Form, der »neutrale Rahmen«, die »Kol-
unserer Zeit, — das Ineinanderspielen der beiden Welten lektiv-Form«, die der Allgemeinheit sich anpaßt, sie gilt
des »technischen« und des »künstlerischen« Ideals als Norm für die Mietwohnung, das Siedlungshaus, das
im Bereich der Raumkunst deutlich beobachten. Das Typenmöbel . . Die künstlerische Eigenform hingegen
Problem ist im Grunde garnicht so sehr kompliziert, als Zugabe zu dieser Grundlage behält für alle Zeiten