Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0128
DOI Artikel:
Plato: Vom ewigen Schönen: aus Platos "Gastmahl"
DOI Artikel:Gogh, Vincent van: Leben und Schaffen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0128
INNEN-DEKORATION
57
professor adolf o. schneck—stuttgart herren-zimmer. sofa. schwarzes leder
Maß und Gerechtigkeit zeugen in den Seelen jene, so »LEBEN UND SCHAFFEN«
den Staat zu ordnen und die Familie zu erhalten wissen.
Wer zur Liebe erzogen wurde und das Schöne in seiner TT\a nichts gegen die Vermutung spricht, daß es auf
Ordnung erkennt, der wird als letzte Weihe seiner Liebe \_J unzähligen anderen Planeten und Sonnen ebenso
ein Wunderbares erblicken und die große Schönheit »Linien, Farben und Formen« gibt, so bleibt es uns un-
der Schöpfung erschauen; er wird das erschauen, benommen, eine gewisse Heiterkeit in Bezug auf die
um dessentwillen alle Wege und Mühen waren; er wird Möglichkeit zu bewahren, unter höheren Bedingungen,
das Schöne schauen, das ewig da ist und niemals wird in einer veränderten Existenz zu schaffen, — etwa
und niemals vergeht, das Schöne das nicht hier schön und durch ein Phänomen, das vielleicht nicht unbegreiflicher
heute schön und da und für diesen schön — und hier und überraschender ist, als die Umwandlung der Raupe
häßlich und morgen häßlich und dort und für jenen häß- in den Schmetterling . . Denn die Wissenschaft scheint
lieh ist; er wird das Schöne schauen, das in sich schön mir ein Instrument zu sein, das sich in der Folgezeit noch
ist, in sich selbst ewig sich spiegelt; und, was sonst ungeahnt entwickeln wird. Man hat z. B. die Erde als
schön ist, wird nur sein Abglanz und ein Teil dessen sein. eine »Ebene« angenommen. Das war auch ganz richtig.
* Sie ist es noch heute: — auf kurzen Strecken. Das ver-
Wer die Bahn der Liebe geht, der wird zur ewigen hinderte aber nicht die Wissenschaft, zu beweisen, daß
Schönheit auf Stufen kommen; auf der ersten sieht er die Erde »rund« ist, —was heute niemand bestreitet . .
die Schönheit eines Körpers, auf der zweiten die Schön- In ähnlicher Weise nimmt man jetzt an, daß das Leben
heit zweier, und dann sieht er die Schönheit aller als gerade Strecke von der Geburt bis zum Tode führe.
Körper und wird nunmehr die Schönheit aller Körper Wahrscheinlich ist das Leben aber auch rund und weit
lieben und von diesen steigt er weiter zu den schönen höher an Ausdehnung und Fähigkeiten, als die Sphäre,
Sitten, von diesen zu den schönen Lehren, von diesen die uns bisher allein bekannt ist . . Wie dem aber auch
zur Erkenntnis, welche die ewige Schönheit begreift. sei: Tatsache ist, daß wir in diesem Erdenleben die
Und hier, — wenn irgendwo, ■— ist das Leben lebens- eine Aufgabe haben: unserem Schaffen unseren Lebens-
wert, hier, wo du die ewige Schönheit schaust, plato. hauch einzugeben, solange wir selbst atmen . . van gogh.
57
professor adolf o. schneck—stuttgart herren-zimmer. sofa. schwarzes leder
Maß und Gerechtigkeit zeugen in den Seelen jene, so »LEBEN UND SCHAFFEN«
den Staat zu ordnen und die Familie zu erhalten wissen.
Wer zur Liebe erzogen wurde und das Schöne in seiner TT\a nichts gegen die Vermutung spricht, daß es auf
Ordnung erkennt, der wird als letzte Weihe seiner Liebe \_J unzähligen anderen Planeten und Sonnen ebenso
ein Wunderbares erblicken und die große Schönheit »Linien, Farben und Formen« gibt, so bleibt es uns un-
der Schöpfung erschauen; er wird das erschauen, benommen, eine gewisse Heiterkeit in Bezug auf die
um dessentwillen alle Wege und Mühen waren; er wird Möglichkeit zu bewahren, unter höheren Bedingungen,
das Schöne schauen, das ewig da ist und niemals wird in einer veränderten Existenz zu schaffen, — etwa
und niemals vergeht, das Schöne das nicht hier schön und durch ein Phänomen, das vielleicht nicht unbegreiflicher
heute schön und da und für diesen schön — und hier und überraschender ist, als die Umwandlung der Raupe
häßlich und morgen häßlich und dort und für jenen häß- in den Schmetterling . . Denn die Wissenschaft scheint
lieh ist; er wird das Schöne schauen, das in sich schön mir ein Instrument zu sein, das sich in der Folgezeit noch
ist, in sich selbst ewig sich spiegelt; und, was sonst ungeahnt entwickeln wird. Man hat z. B. die Erde als
schön ist, wird nur sein Abglanz und ein Teil dessen sein. eine »Ebene« angenommen. Das war auch ganz richtig.
* Sie ist es noch heute: — auf kurzen Strecken. Das ver-
Wer die Bahn der Liebe geht, der wird zur ewigen hinderte aber nicht die Wissenschaft, zu beweisen, daß
Schönheit auf Stufen kommen; auf der ersten sieht er die Erde »rund« ist, —was heute niemand bestreitet . .
die Schönheit eines Körpers, auf der zweiten die Schön- In ähnlicher Weise nimmt man jetzt an, daß das Leben
heit zweier, und dann sieht er die Schönheit aller als gerade Strecke von der Geburt bis zum Tode führe.
Körper und wird nunmehr die Schönheit aller Körper Wahrscheinlich ist das Leben aber auch rund und weit
lieben und von diesen steigt er weiter zu den schönen höher an Ausdehnung und Fähigkeiten, als die Sphäre,
Sitten, von diesen zu den schönen Lehren, von diesen die uns bisher allein bekannt ist . . Wie dem aber auch
zur Erkenntnis, welche die ewige Schönheit begreift. sei: Tatsache ist, daß wir in diesem Erdenleben die
Und hier, — wenn irgendwo, ■— ist das Leben lebens- eine Aufgabe haben: unserem Schaffen unseren Lebens-
wert, hier, wo du die ewige Schönheit schaust, plato. hauch einzugeben, solange wir selbst atmen . . van gogh.