Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0196
DOI Artikel:
Humboldt, Wilhelm von: Von der Bildung des Menschen: Entwicklung der Individualität
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0196
INNEN-DEKORATION 89
PROFESSOR BRUNO PAUL —BERLIN ANPROBE-RAUM. PELZ-HAUS NAUMANN
VON DER BILDUNG DES MENSCHEN
ENTWICKLUNG DER INDIVIDUALITÄT
Der wahre Zweck des Menschen ist die höchste Innigkeit der Verbindung erhält. . Denn wenn ohne
und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte diese Liebe der eine den anderen nicht genug aufzufassen
zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit vermag, so ist andererseits die Selbständigkeit notwendig,
die erste, Mannigfaltigkeit der Situationen die um das Aufgefaßte gleichsam in das eigene Wesen zu
zweite Bedingung. . . Jeder Mensch vermag auf einmal verwandeln. . Beides aber erfordert Kraft der Indi-
nur mit einer Kraft zu wirken, oder vielmehr sein ganzes viduen und eine Verschiedenheit, die nicht zu
Wesen wird auf einmal nur zu einer Tätigkeit gestimmt, groß, — damit einer den anderen aufzufassen vermag, —
Daher scheint der Mensch zur »Einseitigkeit« bestimmt, aber auch nicht zu klein ist, um einige Bewunderung
indem er seine Energie schwächt, sobald er sich auf dessen, was der andere besitzt, und den Wunsch rege zu
mehrere Gegenstände verbreitet. Allein dieser Ein- machen, dieses Wertvolle auch in sich überzutragen . .
seitigkeit entgeht er, wenn er die einzelnen, oft einzeln *
geübten Kräfte zu vereinen und statt der Gegenstände, Diese Kraft nun und diese mannigfaltige Verschieden-
auf die er wirkt, die Kräfte, womit er wirkt, durch heit vereinen sich in der Originalität. Und das also,
eine fruchtbare Verbindung zu vervielfältigen strebt. . . worauf die ganze Größe des Menschen zuletzt beruht,
★ wonach der einzelne Mensch ewig ringen muß, ist Ei-
Was hier gleichsam die Verknüpfung der Vergangen- gentümlichkeit der Kraft und der Bildung,
heit und der Zukunft mit der Gegenwart wirkt, das Wie diese Eigentümlichkeit durch Freiheit des Handelns
wirkt in der Gesellschaft die Verbindung mit anderen, und Mannigfaltigkeit des Handelnden gewirkt wird, so
Durch Verbindungen also, die aus dem Innern der bringt sie beides wiederum hervor .. Jeder nimmt in eben
Wesen entspringen, muß einer den Reichtum des anderen dem Grade Fülle und Schönheit außer sich wahr, in
sich zu eigen machen. Der bildende Nutzen solcher Ver- welchem er beide in sich bewahrt. Wieviel größer
bindungen beruht immer auf dem Grade, in welchem sich aber noch ist die Wirkung, wo der Mensch nicht bloß
die Selbständigkeit der Verbundenen zugleich mit der äußere Eindrücke auffaßt, sondern selbst tätig wirdl .
PROFESSOR BRUNO PAUL —BERLIN ANPROBE-RAUM. PELZ-HAUS NAUMANN
VON DER BILDUNG DES MENSCHEN
ENTWICKLUNG DER INDIVIDUALITÄT
Der wahre Zweck des Menschen ist die höchste Innigkeit der Verbindung erhält. . Denn wenn ohne
und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte diese Liebe der eine den anderen nicht genug aufzufassen
zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit vermag, so ist andererseits die Selbständigkeit notwendig,
die erste, Mannigfaltigkeit der Situationen die um das Aufgefaßte gleichsam in das eigene Wesen zu
zweite Bedingung. . . Jeder Mensch vermag auf einmal verwandeln. . Beides aber erfordert Kraft der Indi-
nur mit einer Kraft zu wirken, oder vielmehr sein ganzes viduen und eine Verschiedenheit, die nicht zu
Wesen wird auf einmal nur zu einer Tätigkeit gestimmt, groß, — damit einer den anderen aufzufassen vermag, —
Daher scheint der Mensch zur »Einseitigkeit« bestimmt, aber auch nicht zu klein ist, um einige Bewunderung
indem er seine Energie schwächt, sobald er sich auf dessen, was der andere besitzt, und den Wunsch rege zu
mehrere Gegenstände verbreitet. Allein dieser Ein- machen, dieses Wertvolle auch in sich überzutragen . .
seitigkeit entgeht er, wenn er die einzelnen, oft einzeln *
geübten Kräfte zu vereinen und statt der Gegenstände, Diese Kraft nun und diese mannigfaltige Verschieden-
auf die er wirkt, die Kräfte, womit er wirkt, durch heit vereinen sich in der Originalität. Und das also,
eine fruchtbare Verbindung zu vervielfältigen strebt. . . worauf die ganze Größe des Menschen zuletzt beruht,
★ wonach der einzelne Mensch ewig ringen muß, ist Ei-
Was hier gleichsam die Verknüpfung der Vergangen- gentümlichkeit der Kraft und der Bildung,
heit und der Zukunft mit der Gegenwart wirkt, das Wie diese Eigentümlichkeit durch Freiheit des Handelns
wirkt in der Gesellschaft die Verbindung mit anderen, und Mannigfaltigkeit des Handelnden gewirkt wird, so
Durch Verbindungen also, die aus dem Innern der bringt sie beides wiederum hervor .. Jeder nimmt in eben
Wesen entspringen, muß einer den Reichtum des anderen dem Grade Fülle und Schönheit außer sich wahr, in
sich zu eigen machen. Der bildende Nutzen solcher Ver- welchem er beide in sich bewahrt. Wieviel größer
bindungen beruht immer auf dem Grade, in welchem sich aber noch ist die Wirkung, wo der Mensch nicht bloß
die Selbständigkeit der Verbundenen zugleich mit der äußere Eindrücke auffaßt, sondern selbst tätig wirdl .