Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0198
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Lang, Hugo: Formen des Schrankes
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INNEN-DEKORATION
91
PROFESSOR BRUNO PAUL —BERLIN SCHRANK IM ANPROBE-RAUM NAUMANN
»FORMEN DES SCHRANKES«
Aus jedem ausgeprägten Gebilde des Kunsthandwerkes
ZV wird es ohne Schwierigkeit dem Physiognomiker
und Charakterologen gelingen, die Besonderheiten und
Charakter-Eigenschaften im Leben und Schaffen der Zeit,
des Volkes und des Künstler-Individuums zu erkennen;
in besonderem Maße aber aus Gebilden und Geräten, in
deren Formung der »Kollektiv«-Wille mit dem »Indivi-
dual«-Willen des bildenden Künstlers sich eng verbün-
det . . Der Schrank ist ein Gebilde dieser Art. Ein
deutlicher Spiegel des »Zeit«-Geistes ebenso wie des
jeweiligen »Künstler«-Geistes sind die Schrank-Formen
der verschiedenen Zeit-Epochen: der festungsartige,
trutzig verschließende, vieltürige Schrank der Gotik, mit
schwerem Eisenbeschlag, Flachschnitzerei und Faltwerk;
die prunkende Miniatur-Palazzo-Fassade desRenaissance-
Schrankes; die heitere Gebärde der Einlege-Arbeiten
und bunten Malereien in volkstümlichen Gestaltungen;
die sinnlichen Rundungen gewundener Säulen und der
Hoch-Reliefs der Barockzeit; die tänzerischen Kurven
des Rokoko-Schrankes; die gemessene Haltung klassi-
zistischer Glas-Schränke und der Gitterfüllungen feinge-
gliederter Mahagoni-Schränke, die mehr zeigen als ver-
bergen; die bürgerlichen Zweckformungen einer bürger-
lichen Zeit; die nüchterne Sachlichkeit »fabrizierter«
Spiegel-Schränke: — immer sehen wir die entsprechen-
den Menschen, die sich solchen Gebrauchsgerätes be-
dienten . . Und tauchen neue Formen auf: gespannter,
eleganter, rhythmisch bewegter als bisher, so wird sich
notwendig das Bild eines »neuen Menschentyps« damit
verbinden, der solches Gerät schafft und sucht, h. lang.
91
PROFESSOR BRUNO PAUL —BERLIN SCHRANK IM ANPROBE-RAUM NAUMANN
»FORMEN DES SCHRANKES«
Aus jedem ausgeprägten Gebilde des Kunsthandwerkes
ZV wird es ohne Schwierigkeit dem Physiognomiker
und Charakterologen gelingen, die Besonderheiten und
Charakter-Eigenschaften im Leben und Schaffen der Zeit,
des Volkes und des Künstler-Individuums zu erkennen;
in besonderem Maße aber aus Gebilden und Geräten, in
deren Formung der »Kollektiv«-Wille mit dem »Indivi-
dual«-Willen des bildenden Künstlers sich eng verbün-
det . . Der Schrank ist ein Gebilde dieser Art. Ein
deutlicher Spiegel des »Zeit«-Geistes ebenso wie des
jeweiligen »Künstler«-Geistes sind die Schrank-Formen
der verschiedenen Zeit-Epochen: der festungsartige,
trutzig verschließende, vieltürige Schrank der Gotik, mit
schwerem Eisenbeschlag, Flachschnitzerei und Faltwerk;
die prunkende Miniatur-Palazzo-Fassade desRenaissance-
Schrankes; die heitere Gebärde der Einlege-Arbeiten
und bunten Malereien in volkstümlichen Gestaltungen;
die sinnlichen Rundungen gewundener Säulen und der
Hoch-Reliefs der Barockzeit; die tänzerischen Kurven
des Rokoko-Schrankes; die gemessene Haltung klassi-
zistischer Glas-Schränke und der Gitterfüllungen feinge-
gliederter Mahagoni-Schränke, die mehr zeigen als ver-
bergen; die bürgerlichen Zweckformungen einer bürger-
lichen Zeit; die nüchterne Sachlichkeit »fabrizierter«
Spiegel-Schränke: — immer sehen wir die entsprechen-
den Menschen, die sich solchen Gebrauchsgerätes be-
dienten . . Und tauchen neue Formen auf: gespannter,
eleganter, rhythmisch bewegter als bisher, so wird sich
notwendig das Bild eines »neuen Menschentyps« damit
verbinden, der solches Gerät schafft und sucht, h. lang.