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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Goja, Hermann: Arbeiten von Kaym und Hetmanek
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0247

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKTEN KAVM UND HETMANEK — WIEN BORO DR. F.-V1LLACH. EICHENHOLZ

Gefährten die Phantasie, die bei ihm vom Verstand ge- abhalten. Dichter, warmer Boden-Belag nimmt auch dem
hemmt ist. Das Werk dieser beiden Künstler ist, soweit Schritt sein letztes Geräusch, sodaß der Mensch, der
es bis jetzt vorliegt, ganz aus ihren Charakteren er- einen solchen Raum betritt, tatsächlich in Stille versinkt,
klärbar. Sie sind die Meister der Frauen. Dies zeigt Architektonischer Mittelpunkt der Schlaf räume, for-
sich schon in einem Umstand, der obwohl ganz äußerlich, mal höchste Steigerung und im Material dessen letzte
doch sehr kennzeichnend ist: die überwiegende Zahl der Auswertung, ist das Lager. Schon die Aufstellung des
Auftraggeber sind Frauen. Tatsächlich gibt es nichts Bettes ist charakteristisch. So ist der Schlaf räum der
frauenhafteres als das Wohnzimmer der Frau E. mit Frau K. sechsseitig gelöst, an die eine Seite des Sechs-
seinem Arbeits-Erker und Blumenfenster. Ähnlich das eckes ist das Bett gestellt. Es ist dadurch in den Mittel-
schlichte Wohnzimmer der Frau K. Schon hier ist die punkt des Raumes gerückt, der einem Amphitheater
starke Verwendung von »Bildern« auffällig, während gleicht, dessen Bühne das Lager bildet. Verwandt ist die
»Plastik« wenig verwendet ist. Daß dieser Umstand Lösung bei Frau W. Dort wird die Raum-Bildung durch
auf den Kern ihres künstlerischen Schaffens hinweist, er- den wallenden Seidenbehang und das in kostbarstem
kennt man noch aus einem anderen, dessen Bedeutung Material gehaltene Lager zu einer Wirkung gesteigert,
für die Erkenntnis der psychologischen Quellen beider der gegenüber selbst die Vornehmheit der Gesellschafts-
Kunst schon daraus ersichtlich wird, daß er bestimmen- räume fast zurücktritt. Diese Ehrfurcht vor der Frau ist
den Einfluß auf den Grundriß ihrer Bauten nimmt: auch bei dem Jungmädchenzimmer im Hause der Frau
in allen ihren Häusern legen die beiden Künstler das W. zu spüren, obwohl es durch Verwendung anderen,
Hauptgewicht auf das Schlafzimmer der Frau. Auf helleren und heitereren Materiales und durch andere
ganz feine Art stellen sie damit die hohe Wertung fest, Rhythmik den Charakter des Tochterzimmers trägt. . .
welche sie der Frau zuteil werden lassen. Diese Die Wohn-und Gesellschaf ts-Räume offenbaren
Schlafzimmer der Frauen sind von der Außenwelt völlig wieder einen anderen Grundzug im Wesen dieser Archi-
abgeschieden. Ganz abseits von den Gesellschafts- tekten. Es ist der Konservatismus ihrer Schöpfer. Nir-
räumen ist im Hause W. das Schlafzimmer der Frau gends findet sich die Sucht nach »Modernität«. Uberall
durch Vorlagerung der Ankleideräume selbst für die geht das Streben nach Schlichtheit und Großzügigkeit,
nächste Umgebung abgetrennt, sogar durch einen Ver- Darum wirken auch diese Räume vornehm, da wahre
bindungsgang von dem Schlafzimmer des Gatten abge- Vornehmheit einzig auf der Bedeutendheit ihrer Träger
rückt. Diese Schlafzimmer werden nach außen noch beruht. Durch gutgeformtes, ganz edles Material errei-
weiter abgeschlossen durch Wandbehänge, die über chen die beiden die Wirkung ihrer Repräsentationsräume.
Türen und Fenster laufend, allen Lärm von dem Räume Die Wände der Halle in Frau W.'s Haus sind aus dunkler
 
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