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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0342

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INNEN-DEKORATION

tafelbau-abt. der christoph & unmack a.-g. einfamilien-hauser der siedelung oeder1tz

sein. Von Interesse wäre es jedenfalls, Äußerungen der I TIN ARCHITEKT: »In den Ausführungen: »An

Bauherren und der Hausfrauen über ihre Erfahrungen in l\» unsere Leser« im März-Heft wird nach den Erfah-

dieser Hinsicht zu hören, vor allem darüber, was sich rungen der Architekten im Verkehr mit dem Publikum

als praktisch und unpraktisch in ihrer Einrichtung er- gefragt. Meine wiederholte Erfahrung ist diese: die

wiesen hat . . Goethe sagt: »Die Alten scheuten nicht Menschen haben vor lauter Hasten und Arbeiten keine

so sehr das Häßliche als das Falsche«. Dieser einzige Zeit behalten, ihr Leben harmonisch zu gestalten und in

Satz enthält jedenfalls das Wesentliche der Baukunst. . der rechten Weise zu genießen. Sie haben vielleicht

* eine prunkvolle Möbel-Ausstellung zu Hause, aber kein
Eine Frage: Wie sieht das schöne, behagliche und »Zuhause«, in dem sie und ihre Freunde sich wirklich

solide Wohn- und Eßzimmer eines Angehörigen des wohl fühlen können, kein Heim für den inneren, besseren
Mittelstandes aus, der im Winter neben der Küche noch Menschen, wenn er den Arbeitsrock auszieht. Eben weil
einen Raum heizen kann und der in diesem Raum mit der Mensch sich keine Zeit nimmt, sich um das gute
einer Kinderschar im »gefährlichen Zerstörungsalter« Neue zu kümmern, das für ihn als Menschen der Gegen-
zusammenlebt und sich nicht täglich wegen der durch wart bestimmt, passend entworfen und gearbeitet wird,
die Kinder beschädigten Möbel ärgern will? Nach solchen verfällt er aus Trägheit auf die sogenannten »Stilmöbel«,
schlichten, gebrauchstüchtigen Einrichtungen suchen viele. oder was ihm als solches angepriesen wird . . Das ist so,

★ als wenn ein moderner Mensch, anstatt sich beim Schnei-
In der Kleinstadt, in der sich oft so behaglich und der den modernen Anzug zu bestellen, beim Theater-
beschaulich leben läßt, bekommt man fast niemals etwas Requisiten-Lieferanten ein historisches Kostüm bezieht,
künstlerisch-wertvolles Neues zu sehen und zu kaufen. Das Schlimmste aber ist, wenn solche Auftraggeber vom
»Der Bedarf hierfür liegt nicht vor«, — so sagt man. Ist Architekten verlangen, er soll ihnen solche Stilmöbel
dies das tragisch-komische Geschick der Kleinstadt: »Wer liefern! Ein lebendig Schaffender, der etwas kann und
da hat, dem wird gegeben werden« . . usf.? Wie viele selbst Ideen hat, kann sich nicht dazu mißbrauchen lassen,
aber sehnen sich doch in den Kleinstädten nach wert- zu kopieren . . Was hätten wohl Bramante und Michel-
beständiger Kunst. Gibt es keine gangbare Brücke aus Angelo gesagt, — man verzeihe den Vergleich, — wenn
der Großstadt, — wo oft viele künstlerische Kräfte kein ihre Päpste von ihnen verlangt hätten, vatikanische Paläste
richtiges Feld der Betätigung finden, das ihrer würdig oder die Peterskirche in »echt griechischem« oder
ist, — zu den Kleinstädten? bauamtmann eitel-eichstAtt. »echt ägyptischem« Stil zu bauen und einzurichten? Ich
 
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